STADTBEFESTIGUNG WANGEN AN DER AARE
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Quelle: Schmid, Bernhard / Moser, Franz - Die Burgen und Schlösser des Kantons Bern: Mittelland, Emmental und Oberaargau, II. Teil | Basel, 1942 | S. 69
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Allgemeine Informationen
Schön gelegenes Städtchen, das vermutlich im 13. Jhdt. durch die Kyburger gegründet wurde. Markantester Bau ist noch heute die alte Stadtburg (Vogteischloss) gegenüber der malerischen Holzbrücke über die Aare. Von der Stadtbefestigung erhalten sind das Untertor beim Schloss, der Zeitglockenturm und in Wohnhäusern verbaute Überreste der Stadtmauer.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 14' 08.06" N, 07° 39' 17.34" E
Höhe: 420 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 616.370 / 231.650
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A1 bei der Ausfahrt Wangen an der Aare verlassen und anschliessend der Kantonsstrasse 22 in südostlicher Richtung über einen Seitenarm der Aare zum ersten Verkehrskreisel folgen. Hier in südlicher Richtung abbiegen, wo die Strasse direkt ins «Städtli» führt.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Olten mit dem Regionalzug in Richtung Biel bis zur Haltestelle Wangen an der Aare. Die befestigte Altstadt befindet sich unweit nördlich des Bahnhofs.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Nur Aussenbesichtigung möglich, die meisten Gebäude mit Resten der Befestigungsanlagen befinden sich in Privatbesitz.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Stadt Wangen an der Aare
Quelle: Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2a: Nachträge zu Band 2 | Zürich, 1999 | S. 10 | überarbeitet von O. Steimann, 2006
Historie
Zur Entstehung des Städtchens Wangen liegen keine schriftlichen Quellen vor. Bei den Gründern dürfte es sich um die Grafen von Kyburg gehandelt haben. So wird die hochmittelalterliche Bauphase der Kirche von Wangen, immerhin ein 40 Meter langer Saalbau, auf die Zeit zwischen dem späten 12. und der Mitte des 13. Jhdts. datiert. Sie liegt allerdings östlich ausserhalb der Stadtbefestigung. Schriftliche Hinweise über Wangen fehlen bis 1257, als ein «Cherra prepositus de Wangen» als Zeuge in einer Urkunde des Grafen Hartmann des Jüngeren von Kyburg aufgeführt wird. 1267 taucht schliesslich ein Wangener Schultheiss namens Heinrich auf.
Die nahezu quadratische Stadtanlage war mit Mauer und Graben umgeben. Das Untertor gegen die Aare hin befand sich direkt neben der Stadtburg, dem Sitz der kyburgischen Vögte. Auf der Aussenseite war ihm ein schmaler, 11 Meter langer Zwinger vorgelagert. Den südlichen Ausgang der Stadt (Bernertor) bildete der Zeitglockenturm. Er war ursprünglich gegen die Stadt hin offen und verfügte über Durchgänge, durch die man beidseits direkt auf den Wehrgang der Stadtmauer gelangen konnte. Die Mauer selbst, deren im Gemeindehaus in der Südostecke der Stadt verbaute Reste untersucht worden sind, war 1,5 Meter dick und mindestens 9 Meter hoch.

1313 werden «Stadt und Feste Wangen» in den Schriftquellen erstmals ausdrücklich erwähnt. Damals mussten die Stadtherren, die Grafen von Neu-Kyburg, die mit ihnen verwandten Habsburger als Oberlehnsherren für ihre Güter im Oberaargau anerkennen. Und durch den fortschreitenden Zerfall ihrer Herrschaft waren sie schon bald zur Verpfändung des Ortes genötigt. So kam Wangen 1356 an die Grafen von Neuenburg-Nidau, 1372 an die Freiherren von Grünenberg.
1375 fiel die Stadt durch Erbschaft wieder Neu-Kyburg zu, und die Grafen verlegten 1384 ihre Residenz und auch ihre Münzstätte hierher. Doch bereits 1385 wurde das Städtchen wieder an Henmann von Grünenberg verpfändet, Lehnsherr war ab 1387 erneut Habsburg-Österreich. Die Einwohner waren über diese Entwicklung wenig glücklich, wurden sie dadurch doch in die Kämpfe zwischen Habsburg und den Eidgenossen hineingezogen. 1389/90 unterstützten sie deshalb ihren Vogt Ulrich Richli, der gegen den Lehnsherrn aufbegehrte.

Die letzten Grafen von Neu-Kyburg, Berchtold und Egon, nahmen 1406 in Bern Burgrecht und überliessen der Stadt ihre verbliebenen Besitzungen und Pfandrechte, darunter auch jenes für Wangen. Im Folgejahr gelang es Bern, von Henmann und Wilhelm von Grünenberg die verpfändete Herrschaft Wangen für 2000 Gulden auszulösen. Spätestens 1408 war das Städtchen Sitz eines Bernischen Landvogts. Dieser erhielt in jenem Jahr den Auftrag, die Stadt mit Mauern und Graben, Türmen und Toren und einer neuen Brücke über die Aare zu versehen. Darunter ist wohl eine Erneuerung und Verstärkung der bereits vorhandenen Befestigungswerke zu verstehen. Auf das 15. Jhdt. geht auch die Anlage eines gegen die Aare hin ausgerichteten äusseren Torzwingers zurück, der eine Länge von 23 Metern aufwies. Der bestehende innere Zwinger wurde damals ins Tor integriert.

Die Übernahme der Herrschaft durch Bern wurde endgültig besiegelt, als König Sigismund dies 1414 auf Ersuchen der Stadt schriftlich bestätigte. 1501 wurden die Rechte der Wangener schliesslich in einer so genannten Handfeste niedergeschrieben. Im 16. Jhdt. erfolgte auch eine erneute Umgestaltung der nördlichen Toranlage: Der äussere Zwinger wurde erneuert, auf seiner Ostseite das Zollhaus angebaut. Er schloss nun direkt ans Widerlager der 1553 neu gebauten Aarebrücke an. 1761 wurde die Brücke wieder umgebaut und 1844 bis auf die heutige Länge abgebrochen. Die Spuren der einstigen Torzwinger wurden erst bei einer Sanierung der Strasse zwischen Brücke und Stadt im Jahr 1994 wiederentdeckt.
Auch das Bernertor war über die Jahrhunderte verschiedenen Veränderungen unterworfen. Der Zeitglockenturm wird erstmals 1580 in einem Urbar der Probstei Wangen als solcher bezeichnet. Seit dem Übergang des Städtchens an die Berner verfügte er über ein Ziegeldach, Dachstuhlerneuerungen sind aus den Jahren 1661 und 1811 bekannt. Kleinere bauliche Veränderungen wurden bis ins 20. Jhdt. hinein vorgenommen.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Eggenberger, Peter et alt. - Wangen an der Aare: Reformiertes Pfarrhaus, ehemaliges Benediktinerpriorat | Bern, 1991
  • Flatt, Karl Heinrich / Mühlethaler, Hans - 700 Jahre Wangen an der Aare | Wangen a. A., 1957
  • Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 94-95
  • Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2a: Nachträge zu Band 2 | Zürich, 1999 | S. 9-10
  • Mühlethaler, Hans - Der Zeitglockenturm von Wangen an der Aare | In: Jahrbuch des Oberaargaus 1969: Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde | Bern, 1969 | S. 69-82
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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