BURGSTELLE MÜLENEN
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Quelle: Von Fischer, Rudolf - Die Burgen und Schlösser des Kantons Bern: Berner Oberland, I. Teil | Basel, 1938 | S. 61
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Allgemeine Informationen
An der Letzi von Mülenen entstand um 1200 ein gleichnamiger Adelssitz. Als Erbauer gelten die Freiherren von Kien, die damit den Zugang zum Kandertal sicherten. Die Burg gehörte im Spätmittelalter wechselnden Besitzern und wurde mehrfach umgebaut. 1352 gelangte sie an die Stadt Bern, die hier einen Kastellan einsetzte, die Anlage um 1400 aber aufgab. Die archäologisch nachgewiesenen Mauerreste sind heute zugedeckt oder in die Fundamente neuzeitlicher Gebäude integriert.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 38’ 16.30“ N, 07° 41’ 38.00“ E
Höhe: 705 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 619.540 / 165.210
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Auf der Autobahn A6 via Spiez ins Kandertal fahren und der Hauptstrasse 223 in südlicher Richtung bis zum Bahnhof Mülenen folgen (Parkplatz). Der Stationsstrasse in östlicher Richtung ins Dorf hinauf folgen. Die Burgstelle befindet sich auf Privatgelände, ist aber von verschiedenen Seiten her einsehbar.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Mit der Bahn ab Spiez nach Mülenen. Weitere Wegbeschreibung: siehe oben.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Das ehem. Burgareal befindet sich auf einem Privatgrundstück und ist nicht zugänglich.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Mülenen (BE)
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2025 | auf Basis von: Gutscher, Daniel / Wild, Werner - Die Letzimauer von Mülenen | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 1. Jhg./Nr. 4 | Basel, 1996 | S. 83
Historie
Eine frühe Burg der Freiherren von Kien
Der Zugang zum Kandertal, das sowohl im Mittelalter wie heute eine bedeutende Verkehrsverbindung nach Süden darstellt, ist zwischen den Orten Aeschi und Reichenbach am engsten. Hier, wo von Osten her der Suldbach in die Kander mündet, entstanden um 1200 eine Burg mit zugehöriger Siedlung und eine Talsperre (Letzi). Als Erbauer gelten die Freiherren von Kien, die in den folgenden Jahrzehnten das Kandertal beherrschten. Ob Mülenen oder die weiter südlich gelegene Burg Aris ihr frühester Wohnsitz war, ist umstritten, denn sie besassen damals auch zahlreiche Güter im Oberaargau sowie Burg und Herrschaft Worb.

Die Wehranlage der ersten Bauphase
Dass in Mülenen bereits vor 1200 eine Wehranlage stand, kann nicht vollständig ausgeschlossen werden, gilt aufgrund der Grabungsergebnisse aber als unwahrscheinlich. In der ersten gesicherten Bauphase wurde der zentrale Wohntrakt mit rechteckigem Grundriss errichtet, der vermutlich auf drei Seiten von einer Ringmauer umgeben war. Der Zugang befand sich auf deren Südseite. Um diese Kernburg wurde ein Ringgraben samt Kontermauer gezogen. Ebenfalls dieser ersten Phase zuzurechnen ist ein lediglich 3,5 Meter tiefer Sodbrunnen in der südwestlichen Ecke des Burghofs. Nicht eindeutig geklärt ist die Situation in der nordöstlichen Ecke der Burg: Möglicherweise stand hier ein Turm.

Übergang an die Freiherren von Wädenswil
Nachdem die Kiener ihre Herrschaft über das Kandertal mit dem Bau der Felsenburg und der Tellenburg weiter abgesichert hatten, bekundeten sie im Laufe des 13. Jhdts. zunehmend Mühe, ihren Besitzstand zu wahren. Bereits 1232 begab sich Werner von Kien in Lehnsabhängigkeit vom Bischof von Sion, und bald darauf nahm die Familie in der Stadt Bern Wohnsitz. Um 1290 vererbte sie die Herrschaft über das Kandertal an die Freiherren von Wädenswil.

Die Umgestaltung der Burganlage um 1300
Unter den Wädenswilern dürfte um 1300 die zweite Bauphase der Burg erfolgt sein, denn ihr Oberländer Zweig verlagerte seinen Wohnsitz hierhin. Anlass für die Umbauten war vielleicht ein 1294 erfolgter Kriegszug der Berner ins Kandertal, bei dem nachweislich die Kirche und einige Häuser in Frutigen zu Schaden kamen. In dieser Phase 2 wurde die Ringmauer der Burg teilweise abgebrochen und der dahinterliegende Hof um bis zu zwei Meter aufgeschüttet. Entsprechend musste auch der Brunnenschacht weiter aufgemauert werden. Auf die Fundamente des alten Berings wurde eine neue, etwas weniger starke Mauer gestellt. In der nordwestlichen Ecke des Burghofs entstand zudem ein neues Gebäude.

Besitzerwechsel und Umbauten im Spätmittelalter
1326 starb mit Arnold der letzte Wädenswiler. Er hatte sich oft in Mülenen aufgehalten und hier eine Reihe von Urkunden ausgestellt. Auf ihn folgten dank Heiratsverbindungen die Freiherren von Turn als Besitzer, die Mülenen um 1330 aber an den Berner Bürger Otto Lampart verpfändeten. 1331 sollen sie versucht haben, sich das Pfand im Verbund mit anderen Adligen gewaltsam zurückzuholen, was Bern jedoch verhindern konnte. Peter V. von Turn muss das Pfand anschliessend aber trotzdem ausgelöst haben, denn 1339 übergab er Mülenen zusammen mit der Felsenburg dem Bischof von Sion. Beides erhielt er umgehend als Lehen zugesprochen, verkaufte dieses aber bereits im Folgejahr an die Freiherren von Weissenburg. Letztere stiessen die Burg bereits 1341 wieder ab, neuer Herr zu Mülenen wurde nun Thüring von Brandis. Von ihm konnte 1352 die Stadt Bern die Herrschaft übernehmen, die auf Mülenen einen Kastellan einsetzte.
Zwei letzte Baupasen fallen in das 14. Jhdt.: Zunächst wurde am Mauerwerk des alten Wohntrakts gearbeitet und ein kleines Gebäude in der Ecke zwischen diesem und dem Haus aus Phase 2 errichtet. In einem weiteren Schritt wurde das Burgtor von der Süd- auf die Westseite verlegt und mit einem kleinen Abwasserkanal ausgestattet, der hier unter dem Bering hindurch in den Burggraben führte.

Brand der Burg und Aufgabe um 1400
Gerötete Mauern und eine deutliche Brandschicht im Innern zeigen, dass die Burg Mülenen irgendwann im 14. Jhdt. gebrannt haben muss. Daraufhin wurde der Sodbrunnen aufgegeben und mit Brandschutt gefüllt. Genau datieren lässt sich dieses Ereignis bisher nicht. Klar ist hingegen, dass die Burg um 1400 aufgegeben worden sein muss. In jenem Jahr konnte Bern auch den oberen Teil des Kandertals erwerben und legte die Herrschaften Mülenen und Frutigen zusammen. Sitz des Kastellans war fortan die Tellenburg – für die Burg Mülenen hatte man keine Verwendung mehr.

Die Erforschung der Ruine Mülenen
Burg und Letzi wurden in späteren Jahrhunderten zur Steingewinnung ausgebeutet. Noch gegen Ende des 17. Jhdts. überragte die Ruine die Häuser von Mülenen, verschwand später aber nahezu vollständig. Im frühen 20. Jhdt. dauerte die Steinbruchtätigkeit immer noch an. Damals scheiterten mehrere Versuche, die Wehranlage unter Schutz zu stellen.
Erst als die Schweizer Armee 1941 im südwestlichen Teil des Burgareals eine Bunkeranlage errichtete, wurden die Mauerreste erstmals dokumentiert. Dennoch wurde über dem östlichen Teil der Kernburg 1965 ein Chalet errichtet. Erst in den Jahren 1990/91 wurde der Burghügel wegen weiterer Bauprojekte archäologisch untersucht. Bei den Grabungen wurden zahlreiche Fragmente von Ziegeln, Geschirr- und Ofenkeramik geborgen, dazu Eisenfunde wie Geschossspitzen, ein Dolch, Schlüssel und ein Radsporn aus Bronze.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 156
  • Dubler, Anne-Marie - Mülenen | In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Stand vom 20.09.2025: hls-dhs-dss.ch
  • Gutscher, Daniel / Nielsen, Ebbe - Reichenbach-Mülenen: Burg und Letzi | In: Archäologie der Schweiz: Mitteilungsblatt der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, Bd. 16/Heft 2 | Bern, 1993 | S. 105-106
  • Gutscher, Daniel / Wild, Werner - Die Letzimauer von Mülenen | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 1. Jhg./Nr. 4 | Basel, 1996 | S. 83-87
  • Moll, Heinz J. - Ruinen von Burgen und Sakralbauten im Kanton Bern | Norderstedt, 2019 | S. 160-165
  • Schaetzle, A. - Burg und Städtchen Mülenen im Berner Oberland | In: Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte, Bd. 4/Heft 1 | Basel, 1942 | S. 21-27
  • Von Fischer, Rudolf - Die Burgen und Schlösser des Kantons Bern: Berner Oberland, I. Teil | Basel, 1938 | S. 58-61
  • Wild, Werner - Reichenbach: Burg und Letzi Mülenen | Bern, 1997
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