FELSENBURG
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Allgemeine Informationen
Sehenswerte Burgruine mit begehbarem Wohnturm auf einem Felskopf über dem Kandertal. Die 1339 erstmals erwähnte Felsenburg wurde um 1200 vermutlich durch die Herren von Kien gegründet. Im Spätmittelalter gehörte sie der Familie von Turn aus dem Wallis, die sie im Jahr 1400 an Bern verkaufte. Anschliessend wurde sie dem Zerfall überlassen.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 31’ 55.10" N, 07° 40’ 23.80“ E
Höhe: 1071 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 618.000 / 153.430
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Auf der Autobahn A6 via Spiez ins Kandertal fahren und der Hauptstrasse 223 in südlicher Richtung über Frutigen und Kandergrund bis nach Mitholz folgen. Im Ort links in die Stationsstrasse einbiegen und dieser bergauf bis zum stillgelegten Bahnhof Blausee-Mitholz folgen. Parkmöglichkeiten vor Ort. Von hier führt ein ausgeschilderter Bergwanderweg in ca. 15 Min. in nördlicher Richtung hinauf zur Burg.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Mit der Bahn ab Spiez nach Frutigen. Von hier weiter mit der Buslinie 230 (in Richtung Kandersteg) bis zur Haltestelle Mitholz, Balmhorn (unterhalb des stillgelegten Bahnhofs). Weitere Wegbeschreibung: siehe oben.
Wanderung zur Burg
Der Lötschberg-Panoramaweg führt unweit östlich an der Ruine vorbei.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Felsenburg
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2025
Historie
Vermutete Anfänge unter den Herren von Kien
Über die Anfänge der Felsenburg, die baulich in der Zeit um 1200 zu verorten sind, ist in der älteren Literatur viel spekuliert worden. Manche Autoren gehen von einer Gründung der Herzöge von Zähringen aus, andere schreiben sie den Herren von Kien zu. Letzteres ist deutlich wahrscheinlicher, denn Kander- und Frutigtal bildeten im 12. und 13. Jhdt. bis hinunter zur Letzi von Mülenen den Kernbereich der Kiener Herrschaft.
In den Schriftquellen taucht die Burg als «castrum de Petra» aber erst 1339 auf – damals im Besitz der Herren von Turn. Wie andere Geschlechter vor ihnen hatten die Turn ein grosses Interesse daran, die Alpenübergänge via Gemmi oder Lötschenpass ins Wallis zu kontrollieren. Sie hatten die Herrschaft über das Kandertal 1312 durch Einheirat von den Freiherren von Wädenswil erhalten, die davor die Herren von Kien beerbt hatten.

Mehrteilige Anlage auf einem Felskopf
Die Felsenburg zählt zweifelsohne zu den malerischsten Burgruinen des Berner Oberlands. Sie steht von weither sichtbar auf einem Felskopf am östlichen Talhang, in einer Schlaufe der alten Bergstrecke der Lötschberg-Bahn. Der Zugang befindet sich auf der Ostseite am Fuss einer hohen Felswand und führt steil bergauf durch einen Zwinger in die Unterburg. Diese war mit einer Ringmauer und zwei runden Ecktürmen bewehrt, die in einer späteren Bauphase angelegt worden sein müssen.
Den Kern der Anlage bildet ein massiver Wohnturm auf dem höchsten Punkt, mit leicht trapezförmigem Grundriss und bis zu 2 Meter starken Mauern. Der Bau ragt heute noch 12 Meter hoch auf und weist einige Besonderheiten auf. Sein Hocheingang, durch den man ihn heute wieder betreten kann, liegt auf der Nordwestseite im 2. Stockwerk. Diese Etage diente offenbar als Wohnraum und verfügte über Sitznischen und aussergewöhnlich grosszügig angelegte Fensteröffnungen zum Tal hin. Nordseitig an den Turm angefügt war ein teiweise aus dem Fels gehauener, mit einem Gewölbe überdeckter Raum, der als Zisterne gedeutet wird. Das kleine Plateau nördlich davon bildete einen ummauerten Burghof.

Niedergang der Herren von Turn und Verkauf der Burg
1339 übergab Peter V. von Turn die Felsenburg zusammen mit Burg und Letzi Mülenen dem Bischof von Sion, um diese Besitzungen als Lehen zurückzuerhalten. Dieses Lehnsrecht scheint später aber keine Rolle mehr gespielt zu haben, denn Peters Sohn Anton überwarf sich ab 1349 völlig mit dem Bischof. Der Konflikt eskalierte in den folgenden Jahrzehnten immer mehr, bis Bischof Witschard Tavelli 1375 auf der Burg la Soie von Gefolgsleuten Antons von Turn ermordet wurde. Daraufhin kam es im Wallis zum Aufstand gegen die Adelsfamilie, der sie zum Abzug und Verkauf ihrer Besitzungen zwang.
Anton von Turn veräusserte die Herrschaft Frutigen im Jahr 1400 für 6200 Florentiner Gulden an die Stadt Bern und starb fünf Jahre später als letzter seines Geschlechts. Bern entschied sich für die Tellenburg bei Frutigen als Amtssitz und hatte für die abgelegene Felsenburg keine Verwendung mehr.

Sicherungsarbeiten seit 1948
Die verschiedentlich kolportierte Behauptung, die Burg sei 1401 gewaltsam zerstört worden, beruht auf sagenhaften Erzählungen ohne historische Grundlage. Stattdessen wurde sie dem Zerfall überlassen, offenbar aber kaum zur Steingewinnung ausgebeutet. Gemäss einer Beschreibung aus dem Jahr 1850 waren damals neben dem Turm noch beträchtliche Reste des Mauerwerks erhalten. Sanierungen wurden lange Zeit nur sehr zurückhaltend vorgenommen. 1948 säuberte man die Mauern, 1988 fanden umfassende Sicherungsarbeiten statt, und 2019 wurden schliesslich auch die Mauerzüge des Zugangs und der Unterburg konserviert.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 130
  • Dubler, Anne-Marie - Felsenburg | In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Stand vom 25.08.2025: hls-dhs-dss.ch
  • Farnum, Jerome H. - 20 Ausflüge zu romantischen Burgruinen in der Schweiz | Bern/Stuttgart, 1976 | S. 56-58
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 10: Bern 1 | Kreuzlingen, 1974 | S. 36-37
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 243
  • Moll, Heinz J. - Ruinen von Burgen und Sakralbauten im Kanton Bern | Norderstedt, 2019 | S. 75-79
  • Von Fischer, Rudolf - Die Burgen und Schlösser des Kantons Bern: Berner Oberland, I. Teil | Basel, 1938 | S. 35-40
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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