BURG HALLWYL
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Allgemeine Informationen
Eine der schönsten Wasserburgen der Schweiz, verteilt auf zwei Inseln, mit zahlreichen Türmen, Toren und Wohngebäuden. Das Innere der sehr sehenswerten Anlage beherbergt eine Ausstellung zur Geschichte der Familie von Hallwyl, in deren Besitz sich die Burg von der Gründung im 12. Jhdt. bis 1993 befand. Die Schlossscheune und der Burghof können auch für private Anlässe gemietet werden.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 19' 23.37" N, 08° 11' 39.67" E
Höhe: 452 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 657.130 / 241.640
Kontaktdaten
Schloss Hallwyl | Museum Aargau | CH-5707 Seengen
Tel: +41 (0)62 767 60 10 | E-Mail: schlosshallwyl@ag.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A1 bei der Ausfahrt Lenzburg verlassen. Ab Lenzburg der Kantonsstrasse 26 südwärts bis nach Boniswil folgen. Hier links abbiegen in Richtung Seengen. Die Strasse führt direkt an der Burg vorbei. Gebührenpflichtige Parkplätze vor Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Lenzburg ist ab Aarau oder Zürich gut per Bahn erreichbar. Vom Bahnhof weiter mit der Buslinie 395 (Richtung Teufenthal) bis zur Haltestelle, Seengen, Schloss Hallwyl.
Wanderung zur Burg
Die Burg liegt am Seeuferweg Hallwilersee.
Öffnungszeiten
Die Burg ist jeweils vom 1. April bis zum 31. Oktober von Dienstag bis Sonntag täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
Montags geschlossen (Ausnahmen: Ostermontag und Pfingstmontag).
Eintrittspreise
Mit Museumsbesuch:
Erwachsene 12 CHF / Kinder (6-16 J.) 6 CHF (Familien vergünstigt)
Ohne Museum:
Erwachsene 3 CHF / Kinder (bis 16 J.) gratis
(Stand 2014)
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
in den Aussenräumen ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
Café im Burghof
Öffentlicher Rastplatz
mehrere Rastplätze in unmittelbarer Umgebung der Burg
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
Das Museum bietet Erlebnisnachmittage und Ferienprogramme für Kinder an. Für den Rundgang ist ein spezieller Kinder-Audioguide erhältlich.
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
teilweise möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Hallwyl
Quelle: Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 8: Kantone Luzern und Aargau | Zürich, 1982 | S. 73 | überarbeitet von O. Steimann, 2005
Historie
Die Herren von Hallwyl tauchen mit «Waltherus de Allewilare» 1167 erstmals in den Schriftquellen auf. Sie waren ein edelfreies Geschlecht im Gefolge der Grafen von Lenzburg und errichteten ihre Stammburg am linken Ufer des Aabaches, nahe einem älteren Gehöft. Der Zeitpunkt der Gründung ist unbekannt. Die Burg wird erst 1256 erwähnt, doch die ältesten erhaltenen Bauteile können auf das späte 12. Jhdt. datiert werden. Ob davor an derselben Stelle bereits eine Anlage aus Holz bestanden hat, ist ungewiss.
In der ersten bekannten Bauphase wurde ein mächtiger Wohnturm mit einem Grundriss von 15,7 x 18,5 Metern errichtet und mit einem hufeisenförmigen Graben umgeben. Er sicherte den vermutlich schon bestehenden Weg von Seengen nach Boniswil, der den Aabach wohl auf einer Holzbrücke überquerte.

Nach dem Aussterben der Lenzburger (1173) traten die Herren von Hallwyl zunächst wohl in den Dienst von Otto II. von Hohenstaufen, dem neuen Herrn auf der Lenzburg. Nach seinem Tod um 1200 dienten die Hallwyler den Grafen von Kyburg. Sie waren oft in deren Gefolge anzutreffen und brachten es in jener Zeit zu Ansehen und Reichtum. Walter II. von Hallwyl konnte 1223 gar als Bürge für seinen Lehnsherrn auftreten. Ihre hohe Stellung konnte die Familie auch halten, als das Erbe der Kyburger 1264 an die Grafen von Habsburg fiel. Um diese Zeit wurde die Burg um einen Palas östlich des Wohnturms erweitert.

Die Grundstruktur der heute sichtbaren Wasserburg schuf Johannes I. von Hallwyl im frühen 14. Jhdt. Wohnturm und Palas wurden mit einer Ringmauer und einem Wassergraben umgeben. In der sumpfigen Niederung des Aabaches wurde zudem eine zweite Insel aufgeschüttet, auf der die vordere Burg entstand. Sie wurde ebenfalls mit Mauer und Wassergraben umgeben, erhielt neben dem Torturm auch einen Wohntrakt, ein Backhaus, die Burgkapelle und in der nordöstlichen Ecke einen Rundturm. Eine Brücke verband die beiden Teile der Burg, und ein Stück weiter nördlich entstand auf einer dritten Insel die Schlossmühle.
Johannes I. hatte es in habsburgischen Diensten zum Landvogt im Sundgau, Hauptmann in den Vorlanden und schliesslich zum Hofmeister von Herzog Friedrich II. gebracht. Seine vier Söhne schlossen 1369 einen Ganerbenvertrag ab, der den Zusammenhalt des mittlerweile ausgedehnten Familienbesitzes für sehr lange Zeit sichern sollte. Doch um 1380 zerstörte ein Brand Teile der Burg und sämtliche Urkunden, welche die Hallwyler von den Habsburgern ausgestellt bekommen hatten. Herzog Leopold III. stellte die Dokumente neu aus, doch mussten die Herren von Hallwyl für ihre enge Beziehung zu den Habsburgern im nachfolgenden Sempacherkrieg teuer bezahlen. Und als die Eidgenossen 1415 zur Eroberung des Aargaus ansetzten, zerstörten sie nicht nur die den Hallwylern gehörende Neu- und Alt-Wartburg, sondern zogen auch vor deren Stammburg. Rudolf III. von Hallwyl versuchte vergeblich, seine Burg zu verteidigen - sie ging in Flammen auf.

Gleich nach der Zerstörung begannen die Hallwyler mit dem Wiederaufbau. Der Palas erhielt nun einen winkelförmigen Anbau, das Backhaus wurde neu errichtet und südlich des Tors ein neuer Wohntrakt erbaut. Das Verhältnis zu den Eidgenossen verbesserte sich in den nachfolgenden Jahrzehnten deutlich. In den Burgunderkriegen führte Johannes VII. von Hallwyl 1476 in der Schlacht von Murten sogar die Vorhut der eidgenössischen Truppen an.
Um 1500 wurde die Burg unter Dietrich von Hallwyl ein weiteres Mal umgebaut. Die hintere Insel wurde durch zwei Geschütztürme, den Archivturm und den Verliesturm, zusätzlich befestigt. Auf der vorderen Insel wurde das ältere Wohngebäude abgebrochen und durch ein Kornhaus ersetzt. Gegen Ende des 16. Jhdts. wurde Hallwyl schlossartig umgebaut, indem die Wohngebäude Treppentürme erhielten. Das Backhaus wurde damals abgebrochen.

Ein langer Streit um die weibliche Erbberechtigung schwächte im 17. Jhdt. den Familienbesitz und brachte die Hallwyler zweimal an den Rand des Ruins. Die vordere Burg gelangte zeitweise in die Hände der Herren von Breitenlandenberg, erst 1742 war die gesamte Stammburg wieder im Besitz der mittlerweile weit verzweigten Familie. Zwischen 1803 und 1816 wurden auf der hinteren Insel einzelne Anbauten des Palas abgebrochen. Auch der gesamte Oberbau des alten Wohnturms musste wegen Rissen im Mauerwerk bald darauf abgetragen werden.

Ab 1861 liess Hans Theodor von Hallwyl die Anlage in historisierendem Stil umbauen und die Ringmauer mit neuen Zinnen versehen. Mitten in diesen Arbeiten ging der Bauherr 1874 Konkurs, worauf sein Bruder Graf Walther von Hallwyl die Burg übernahm. Weil er in Stockholm wohnte, blieb der alte Familiensitz aber unbenutzt und war bald in einem schlechten baulichen Zustand. Ab 1905 setzte sich jedoch Walthers Frau Wilhelmina tatkräftig für die Erforschung und Instandstellung der Anlage ein. Im Zuge dieser Arbeiten machte der schwedische Archäologe Nils Lithberg 1910 bis 1916 Ausgrabungen und Bauuntersuchungen, die in ihrer Ausführlichkeit für die damalige Zeit äusserst fortschrittlich waren. Die neugotischen Umbauten aus dem vorhergehenden Jahrhundert wurden rückgängig gemacht, Pläne zur Wiederherstellung des grossen Wohnturms allerdings verworfen.

1925 wurde für die Erhaltung der Burg eine Familienstiftung geschaffen, welche die Anlage auch der Öffentlichkeit zugänglich machte. Nachdem sie rund 800 Jahre lang im Besitz der Gründerfamilie gewesen war, wurde die Burg 1993 dem Kanton Aargau mit der Auflage übergeben, diese umfassend zu restaurieren. Diese Arbeiten, begleitet von archäologischen Untersuchungen, wurden 1998 in Angriff genommen. Im Frühjahr 2005 konnte die Burg für die Besucher wieder geöffnet werden. Vertreter der Familie von Hallwyl leben heute noch in der Schweiz, aber auch in Deutschland und Schweden.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafeln auf der Burg
Literatur
  • Baudepartement des Kantons Aargau (Hg.) - Schloss Hallwyl: Bauliche Sanierung und Restaurierung 1998-2004 | Baden, 2005
  • Berger, Ric - Burgen und Schlösser in der Schweiz, Bd. II | Neuenburg, 1966 | S. 97-98
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin 1995 | Nr. 38
  • Bosch, Reinhold - Die Burgen und Schlösser des Kantons Aargau | Aarau, 1949 | S. 58-63
  • Frey, Peter - Das Stammhaus der Herren von Hallwyl: Die archäologischen Untersuchungen auf dem Wasserschloss Hallwyl 1995-2003 | Baden, 2007
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 3: Aargau | Kreuzlingen, 1967 | S. 62-65
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 177-178
  • Lithberg, Nils - Schloss Hallwil | 2. Aufl. | Basel, 1926
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 8: Kantone Luzern und Aargau | Zürich, 1982 | S. 73-74
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 266-270
  • Motschi, Andreas - Eine Pioniergrabung auf Schloss Hallwyl (1910-1916) | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins. 5. Jhg./Nr. 3 | Basel, 2000 | S. 84-90
  • Reicke, Daniel - «von starken und grossen flüejen»: Eine Untersuchung zu Megalith- und Buckelquader-Mauerwerk an Burgtürmen im Gebiet zwischen Alpen und Rhein [Schweizerische Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 22] | Basel, 1995 | S. 86-87
  • Stettler, Michael / Maurer, Emil - Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. II: Die Bezirke Lenzburg und Brugg | Basel, 1953 | S. 196-207
Webseiten mit weiterführenden Informationen
  • www.schlosshallwyl.ch
    Offizielle Website des Museums Schloss Hallwyl mit Besucherinformationen und aktuellen Hinweisen zu Veranstaltungen
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