BURG MURTEN
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Allgemeine Informationen
Murten verfügte bereits im 11. Jhdt. über eine Burg, die 1033 durch Kaiser Konrad II. erfolglos belagert, im folgenden Jahr aber erobert und zerstört wurde. Die heutige Anlage entstand ab 1255 unter den Grafen von Savoyen und gelangte 1475 an die Eidgenossen, die sie 1476 zusammen mit dem befestigten Städtchen erfolgreich gegen ein grosses burgundisches Heer unter Herzog Karl dem Kühnen verteidigten. Anschliessend diente die Burg, die über die Jahrhunderte zahlreiche Umbauten erfuhr, bis 1798 als Vogteisitz.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 55’ 40.90“ N, 07° 06’ 54.70“ E
Höhe: 457 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 575.370 / 197.490
Kontaktdaten
Murten Tourismus | Französische Kirchgasse 6 | CH-3280 Murten
Tel: +41 (0)26 670 51 12 | E-Mail: info@regionmurtensee.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von Fribourg (Freiburg) auf der Route de Morat in nördlicher Richtung über Courtepin und Courlevon bis nach Murten fahren. Burg und befestigte Altstadt liegen im Zentrum nördlich des Bahnhofs. Kostenpflichtige Parkplätze unmittelbar vor der Burg.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Fribourg mit der S-Bahn (Linie 20 in Richtung Neuchâtel oder Linie 21 in Richtung Ins) bis nach Murten fahren. Burg und Stadtbefestigung liegen 300 Meter nördlich des Bahnhofs.
Wanderung zur Burg
Der Trans Swiss Trail, der Chemin des Trois-Lacs und der Murtensee-Weg führen alle durch das Städtchen und an der Burg vorbei.
Öffnungszeiten
Der Burghof ist tagsüber frei zugänglich, der Hauptturm kann bestiegen werden.
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
teilweise möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Murten
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2020 | auf Basis von: Schöpfer, Hermann - Die Kunstdenkmäler des Kantons Freiburg, Bd. V: Der Seebezirk II | Basel, 2000 | S. 72
Historie
Erste Burganlage im Hochmittelalter:
Dank seiner verkehrstechnisch guten Lage dürfte der Uferplatz von Murten schon im Frühmittelalter besiedelt gewesen sein. Erstmals erwähnt wird der Ort im Juni 1013, als König Rudolf III. von Hochburgund hier eine Urkunde ausstellte. Die Rudolfinger müssen in Murten bereits eine Wehranlage besessen haben, die nach dem Tod des Königs (1032) von Parteigängern des Thronanwärters Graf Odo von der Champagne besetzt wurde. Sein Konkurrent, Kaiser Konrad II., belagerte deshalb das «castellum Murat» im Februar 1033. Wie der zeitgenössische Chronist Wipo berichtet, blieb dieser Angriff aber erfolglos – ein brutaler Wintereinbruch zwang den Kaiser zum Rückzug. Im Sommer 1034 zog er mit einem starken Heer nochmals nach Murten und konnte die Burg erobern und zerstören.
Als Rektoren des Reiches über Hochburgund verfügten im 12. Jhdt. die Herzöge von Zähringen über den Ort. Sie erhoben ihn um 1180 zur Stadt, was vermuten lässt, dass sie hier eine Burg oder zumindest einen Wohnturm besassen. Ein solcher liess sich bisher aber nicht nachweisen. Nach dem Tod des letzten Zähringers (1218) wurde Murten wieder direkt der Krone unterstellt und erhielt 1238 von König Konrad IV. den Befehl, eine neue Stadtmauer anzulegen.

Bau der heutigen Burg im 13. Jhdt.:
Im Interregnum gab Murten seine Reichsfreiheit preis und unterstellte sich im Juni 1255 dem Schutz des mächtigen Grafen Peter II. von Savoyen. Dieser erwarb nur einen Monat später für 110 Pfund Silber von den Herren von Oleyres ein Grundstück neben dem Obertor, um darauf eine Burg zu errichten. Es ist nicht eindeutig, welche Teile der heutigen Anlage auf diese Gründungsphase zurückgehen. Als sicher gilt dies für die beiden übereinanderliegenden Säle im Westflügel. Die weiteren Bauten der Kernburg mit zwei halbrunden Ecktürmen, dem grossen Hauptturm und dem Zwinger mit weiteren Schalentürmen könnten aber auch erst nach Peters Tod (1268) entstanden sein. Der Hauptturm («magna turris» genannt) hatte die Funktion eines Bergfrieds. Er misst im Grundriss 9,6 x 10,5 Meter und verfügt über eine maximale Mauerstärke von 3,5 Metern.
1283 machte König Rudolf von Habsburg die alten Rechte der Krone geltend und eroberte Burg und Stadt Murten. Doch nach seine Tod (1291) kehrten die Savoyer umgehend zurück. Die erhaltenen Bauabrechnungen aus der Mitte des 14. Jhdts. belegen, dass die Wehranlage damals zu ihrer vollen Grösse erweitert wurde und über zwei Zugbrücken verfügte. Auf der Burg residierte jeweils ein savoyischer Vogt, der die Instandhaltung der Befestigungsanlagen überwachen musste. Auch im 15. Jhdt. sind viele Ausbesserungsarbeiten belegt: mehrfach wurden die Mauern verstärkt, Dachstühle ersetzt und mit frischen Schindeln gedeckt. Im Januar 1445 erteilte Herzog Ludwig I. von Savoyen den Auftrag zur Gesamtsanierung der Burg, die gleichzeitig verstärkt und mit moderner Artillerie ausgerüstet wurde.

Die Burg als Vogteisitz im 15. und 16. Jhdt.:
1475 geriet Murten während der Burgunderkriege zwischen die Fronten. Zunächst wurde von den Savoyern, die mit Herzog Karl dem Kühnen verbündet waren, die erneute Verstärkung von Burg und Stadt angeordnet. Doch im Herbst zogen die Truppen der Städte Freiburg und Bern vor die Mauern, worauf Murten sich der eidgenössischen Seite anschloss. Die neuen Verbündeten stationierten vor Ort eine Besatzung. Am 9. Juni 1476 zog Herzog Karl mit einem rund 20'000 Mann starken Heer vor Burg und Stadt, die von etwa 2000 Bernern unter Adrian I. von Bubenberg verteidigt wurden. Die Belagerung dauerte knapp zwei Wochen: Am 22. Juni wurde das Burgunderheer von den herbeigeeilten Truppen der Eidgenossen vernichtend geschlagen.
Die Burg wurde nun zum Vogteisitz, auf dem abwechslungweise für jeweils fünf Jahre ein Vertreter Berns oder Freiburgs residierte. Bei der Belagerung scheint sie keinen grossen Schaden genommen zu haben. Dennoch wurden nun erhebliche Summen in den Unterhalt investiert, vor allem in die Innenausstattung. Diese Arbeiten wurden auch im 16. Jhdt. fortgesetzt. Trotzdem stürzte 1530 der obere Teil des westlichen Zwingerturms ein, worauf das Bauwerk bis auf die Höhe des Burghofs abgetragen wurde. Ab 1539 wurde dieser Hof zudem massiv umgestaltet: Damals errichtete man den Treppenturm und das angrenzende Amtshaus.

Umbau im 18. Jhdt.:
Den stärksten Eingriff in die Bausubstanz erlebte die Burg in den Jahren 1752 bis 1760. Der Burghof wurde auf der Westseite geöffnet und der davorliegende Zwinger aufgefüllt, um eine ebene Fläche mit freiem Blick auf den See zu erhalten. Die Zwingertürme erhielten neue Aufbauten, der Burggraben wurde ausplaniert und die Wohnräume in der Kernburg wurden in barockem Stil umgestaltet.
1798 wurde Murten kampflos der einmarschierenden französischen Revolutionsarmee überlassen, das alte Regime brach zusammen. In diesen chaotischen Jahren diente die Burg zeitweise als Spital, Kaserne und Zuchthaus. Erst ab 1803 nutzte man sie wieder als Verwaltungssitz, als Murten eine freiburgische Präfektur und 1848 schliesslich Bezirkshauptort wurde. Zusammen mit der noch weitgehend intakten Stadtmauer stellt sie ein beeindruckendes Beispiel mittelalterlicher Festungsbaukunst dar.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Berger, Ric - Burgen und Schlösser in der Schweiz, Bd. 2 | Neuenburg, o.J. | S. 65-67
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 208
  • De Raemy, Daniel - Châteaux, donjons et grandes tours dans les Etats de Savoie (1230-1330), Vol. 1 [Cahiers d'archéologie romande 98] | Lausanne, 2004 | S. 251-257
  • De Raemy, Daniel - Châteaux, donjons et grandes tours dans les Etats de Savoie (1230-1330), Vol. 2 [Cahiers d'archéologie romande 99] | Lausanne, 2004 | S. 547-550
  • De Vevey, Bernard - Châteaux et maisons fortes du Canton de Fribourg [Archives de la société d'histoire du Canton de Fribourg, Tome XXIV] | Freiburg i.Ü., 1978 | S. 250-256
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 11: Bern 2, Neuenburg, Freiburg | Kreuzlingen, 1975 | S. 145-148
  • Kündig, Christian - Das Schloss Murten: von Klebedächern, Fake-Scharten und falschen Fugen | In: Freiburger Hefte für Archäologie, Bd. 20 | Fribourg, 2018 | S. 24-25
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 112
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 9: Kantone Bern und Freiburg | Zürich, 1983 | S. 75-85
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 142-143
  • Reiners, Heribert - Die Burgen und Schlösser des Kantons Freiburg, II. Teil | Basel, 1937 | S. 26-32
  • Schöpfer, Hermann - Die Kunstdenkmäler des Kantons Freiburg, Bd. V: Der Seebezirk II | Basel, 2000 | S. 68-88
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