CHÂTEAU DE COLOMBIER
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Allgemeine Informationen
Umfangreiche ehemalige Burganlage, die durch neuzeitliche Umbauten ihren wehrhaften Charakter aber weitgehend verloren hat. Das Château de Colombier steht auf den Grundmauern einer grossen römischen Villa, die im Hochmittelater zum Königshof umgebaut wurde. Spätestens im 12. Jhdt. wurde die Burg errichtet, die den Herren von Colombier bis 1488 als Wohnsitz diente. Heute beherbergt das Château eine Infanterieschule.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 57’ 57.50“ N, 06° 51’ 48.10“ E
Höhe: 456 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 556.220 / 201.820
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von Neuchâtel auf der A5 in südwestlicher Richtung fahren und die Autobahn bei der Ausfahrt Auvernier verlassen. Im Kreisverkehr die dritte Ausfahrt nehmen und der Allée du Port 750 Meter in südwestlicher Richtung bis zum Château folgen. Kostenpflichtige Parkplätze ostseitig der Allée du Port.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Direkte Verbindungen ab Neuchâtel (Place Pury) mit der Regionalbahn (Littorail) nach Colombier. Das Château befindet sich wenige Schritte westlich der Station.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Das Château dient der Schweizer Armee als Infanterie-Kaderschule, der innere und der äussere Hof sind jedoch frei zugänglich.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
Die «Taverne du Château» befindet sich im inneren Hof:
lataverneduchateau.ch
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Colombier
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2023 | auf Basis diverser Pläne in: De Reynier, Christian et al. - Colombier, de la villa romaine au château: 2000 ans d’histoire monumentale [Nouvelle Revue neuchâteloise, Nr. 147] | La Chaux-de-Fonds, 2020
Historie
Eine grosse Villa der Römerzeit
Bereits in römischer Zeit verlief entlang dem nördlichen Ufer des Neuenburgersees eine gepflästerte Strasse, von der nahe bei Colombier eine Route über den Jura nach Pontarlier abzweigte. An diesem verkehrstechnisch günstigen Platz entstand im 1. und 2. Jhdt. n. Chr. eine grosse, mit Fresken und Mosaiken ausgeschmückte römische Villa, die mit den zugehörigen Nebengebäuden und Terrassengärten mehr als 40’000 Quadratmeter umfasste. Es handelte sich um eine der grössten Anlagen dieser Art im Gebiet der heutigen Schweiz. In ihrem Zentrum befand sich ein Innenhof, um den sich die wichtigsten Gebäude gruppierten.
Ab dem späten 3. Jhdt. wurden manche Teile des Baukomplexes aufgegeben, bevor die ganze Anlage im 4. Jhdt. eine Neuorganisation erfuhr. Diese stand möglicherweise im Zusammenhang mit der Neubefestigung des Rhein-Limes unter Kaiser Valentinian I. († 375).

Königshof der Rudolfinger
Auch nachdem im 6. Jhdt. das merowingische Frankenreich die Oberherrschaft über das Gebiet errungen hatte, behielt die mittlerweile von einer Mauer umgebene Villa von Colombier gewisse Zentrumsfunktionen. Grössere bauliche Veränderungen ergaben sich aber erst wieder, als die Region zum Königreich Hochburgund (888-1032) gehörte. Unter den Rudolfingern wurde Colombier zu einer «curtis» (Königshof). Hier fand im Dezember 937 eine Doppelhochzeit statt: König Hugo von Italien heiratete die verwitwete Königin Berta von Hochburgund, sein Sohn Lothar wurde mit Bertas Tochter Adelheid (der späteren Kaiserin) vermählt.
Vieles deutet darauf hin, dass der Königshof von Colombier im frühen 11. Jhdt. vom «Kastvogt» Rudolf aus der Familie der Sigiboldiden verwaltet wurde. Diese Adelssippe stammte ursprünglich aus der Gegend von Vienne und war eine wichtige Machtstütze für König Rudolf III. Dessen Frau Irmengard entstammte möglicherweise derselbe Familie. Ihr schenkte der König 1011 als Brautgabe die Pfalz Neuenburg. Die jüngere Forschung vermutet, dass Neuenburg Colombier damals als königlichen Stützpunkt abgelöst haben könnte.

Die Umgestaltung zur Burganlage
Wer nach dem Erbfolgekrieg (1033/34) und dem Übergang Burgunds ans Kaiserreich über Colombier herrschte, ist unklar. Die Sigiboldiden blieben aber in der Gegend präsent, direkte Nachfahren von Rudolf lassen sich noch bis zum Ende des 11. Jhdts. nachweisen. Es wird vermutet, dass aus ihnen einige der wichtigsten Adelsfamilien dieser Region hervorgingen, die ab dem 13. Jhdt. fassbar werden – darunter die Herren von Estavayer und die 1268 erstmals genannten Jacques und Renaud de Colombier.
Damals war der einstige Königshof bereits zu einer Burg umgestaltet worden. Spätestens seit dem 12. Jhdt. verfügte die Anlage über einen Turm in der südöstlichen Ecke der früheren Römervilla. Reste dieses romanischen Bauwerks, das bisher nicht genauer datiert werden konnte, bilden bis heute einen Teil des Château. Dieser Turm, der im Grundriss 7,6 x 10,2 Meter mass, wurde im späten 12. oder frühen 13. Jhdt. zu einem grossen Wohntrakt ausgebaut. Um die gleiche Zeit entstand auf der Nordost- und Nordseite des Ensembles eine neue, etwa 6 Meter hohe Umfassungsmauer.

Um- und Ausbau im Spätmittelalter
Die Herren von Colombier waren stets enge Verbündete der Grafen von Neuenburg. Sie dienten ihnen als Gesandte oder als Kastlane in Valangin. Trotzdem gelang es der Familie, sich ihre Eigenständigkeit zu erhalten. Dieses Selbstbewusstsein spiegelte sich auch in der baulichen Entwicklung der Burg, die um 1340 auf der Ostseite um ein neues Gebäude ergänzt wurde, während der ältere Wohntrakt um 1380 nochmals deutlich vergrössert wurde. Auch nordseitig entstand in jenen Jahrzehnten ein neuer Trakt. Möglicherweise beanspruchten Henry, Perrin und Vauthier de Colombier, die damals die Burg gemeinsam besassen, jeder eine eigene Residenz innerhalb der Umfassungsmauer.
Im 15. Jhdt. wurde das Château erneut stark umgebaut. Der alte Wohntrakt erfuhr seine nächste Erweiterung und wurde zu einem festen Haus mit einer Grundfläche von 15 x 34 Metern ausgebaut. Es wurde ein neuer Flügel mit Burgkapelle errichtet und die Umfassungsmauer im Norden und Nordosten mit drei runden bzw. halbrunden Türmen verstärkt. Mit Antoine de Colombier starb die Besitzerfamilie 1488 in der männlichen Linie aus. Durch Heirat fiel das Erbe an die aus dem Burgund stammenden Herren von Chauvirey. Unter ihnen entstand kurz nach 1500 das eindrucksvolle, von Türmen flankierte äussere Tor.

Patriziersitz der Familie von Wattenwyl
Sein heutiges Aussehen verdankt das Château de Colombier hauptsächlich den Um- und Ausbauschritten des 16. Jhdts. Die meisten davon erfolgten ab 1520 und der Heirat von Rose de Chauvirey mit dem Berner Patrizier und späteren Schultheissen Hans Jakob von Wattenwyl. Er liess Colombier zu einem repräsentativen Landsitz umgestalten. Neue, grössere Fenster wurden durch die alten Mauern gebrochen, die Raumaufteilung im Innern der Gebäude verändert und dem alten Wohntrakt auf der Südseite ein Latrinenturm hinzugefügt. Auf der Westseite des Innenhofs wurde eine grosse Zehntscheune errichtet, nördlich der alten Kernburg ein Gebäude mit einer Weinpresse. Der wichtigste Eingriff war jedoch der Bau des grossen Torturms um 1545, der bis heute die ganze Anlage überragt.

Unter den Herzögen d’Orléans-Longueville
1564 verkauften die Söhne von Hans Jakob von Wattenwyl die Herrschaften Colombier und Bevaix für 60’000 Gulden an Herzog Léonor d’Orléans-Longueville, der damals auch Graf von Neuenburg war. Unter dem neuen Herrn wurde Colombier zum Landvogteisitz und weiter umgebaut. So entstand um 1617 in der Nordostecke ein neuer Küchentrakt. Um dieselbe Zeit wurde das lange Gebäude auf der Ostseite des Innenhofs weitgehend neu errichtet. 1657 liess Herzog Henri II. d’Orléans-Longueville die Zufahrt neu gestalten und drei Baumalleen zum See hin anlegen, die teilweise noch erhalten sind.

Militärspital, Waisenhaus, Kaserne
Bis ins späte 18. Jhdt. wurde das Château immer wieder den Erfordernissen der Zeit angepasst – insbesondere unter Lord George Keith, der ab 1754 für Preussen das Fürstentum Neuenburg verwaltete. In den kriegerischen Jahren von 1794 bis 1802 wurde Colombier als Militärspital genutzt, anschliessend wurden Mietwohnungen eingerichtet, und vorübergehend diente die Anlage auch als Waisenhaus. Nach dem Übergang an den Kanton Neuenburg wurde sie ab 1850 zur Militärkaserne ausgebaut. Die bestehenden Gebäude wurden teilweise verändert, andere hinzugefügt. Bis heute dient die ehemalige Burg als Infanterieschule. Die komplexe Entwicklungsgeschichte des Schlosses und seiner Vorgängerbauten wurde durch zahlreiche Grabungskampagnen und bauhistorische Untersuchungen seit dem 19. Jhdt. gründlich erforscht.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel im inneren Hof
Literatur
  • Berger, Ric - Burgen und Schlösser in der Schweiz, Bd. 1 | Neuenburg, o.J. | S. 58-59
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 430
  • Bujard, Jacques / De Reynier, Christian - Les châteaux et les villes du Pays de Neuchâtel au Moyen Age: Apports récents de l'archéologie | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins | 11. Jhg., Nr. 2 | Basel, 2006 | S. 69-102
  • Courvoisier, Jean - Contribution à l’histoire du château de Colombier | In: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte, 21. Jhg., Heft 3/4 | Basel, 1961 | S. 180-205
  • Courvoisier, Jean - Les monuments d'art et d'histoire du canton de Neuchâtel, Tome II: Les districts de Neuchâtel et de Boudry | Basel, 1963 | S. 286-309
  • De Reynier, Christian et al. - Colombier, de la villa romaine au château: 2000 ans d’histoire monumentale [Nouvelle Revue neuchâteloise, Nr. 147] | La Chaux-de-Fonds, 2020
  • De Reynier, Christian - Colombier, la villa romaine redécouverte | In: as.: Mitteilungsblatt von Archäologie Schweiz, 41. Jhg., Heft 2 | Basel, 2018 | S. 46-50
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 11: Bern 2, Neuenburg, Freiburg | Kreuzlingen, 1975 | S. 92-96
  • Jeanneret, Maurice - Le Château de Colombier: Son histore, ses embellissements [Villes et régions d’art de la Suisse, Bd. 15] | Neuenburg, o.J.
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 75-76
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 7: Kantone Basel-Stadt, Basel-Land, Solothurn, Neuenburg, Jura und Laufental | Zürich, 1981 | S. 74-75
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 174-175
  • Pajor, Ferdinand - Schloss Colombier NE | In: Baeriswyl, Armand / Niederhäuser, Peter - Zeugen vergangener Macht und Herrschaft: Schweizer Burgen und Schlösser vom Mittelalter bis heute [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 45] | Basel, 2017 | S. 67-81
  • Ribaux, Philippe / De Boe, Guy - La villa romaine de Colombier: Fouilles récentes et nouvelle évaluation | In: Archäologie der Schweiz: Mittelungsblatt der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, 7. Jhg., Heft 2 | Basel, 1984 | S. 79-87
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