CHÂTEAU DE VALANGIN
 Weltweit | Europa | Schweiz | Kanton Neuenburg | Région Littoral | Neuchâtel

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Allgemeine Informationen
Grosse Burganlage mit befestigtem Städtchen am südlichen Zugang zum Val de Ruz. Nach der Gründung durch die Herren von Valangin im frühen 12. Jhdt. wurde die Herrschaft im 13. Jhdt. durch die Herren von Aarberg übernommen, die sich später Grafen von Aarberg-Valangin nannten. In mehreren Schritten wurde die Anlage ausgebaut und im späten 15. Jhdt. durch einen äusseren Bering mit elf Halbrundtürmen ergänzt. Ab dem 18. Jhdt. wurden grosse Teile der Burg nicht mehr benötigt und abgebrochen. Im Innern des Haupttrakts befindet sich heute ein Museum.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 00’ 52.20“ N, 06° 54’ 23.80“ E
Höhe: 664 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 559.550 / 207.190
Kontaktdaten
Château et musée de Valangin | Bourg 24 | CH-2042 Valangin
Tel: +41 (0)32 857 23 83 | E-Mail: info@chateau-de-valangin.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von Neuchâtel auf der A20 in nördlicher Richtung fahren und die Autobahn bei der ersten Ausfahrt (Valangin) verlassen. Die Burg befindet sich gleich bei der Ausfahrt am Ortseingang. Kostenpflichtige Parkplätze vor Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Neuchâtel (Place Pury) mit der Buslinie 422 (in Richtung Villiers) bis zur Haltestelle Valangin, centre.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Anfang März bis Ende Oktober:
Mittwoch bis Samstag: 13:30 - 17:00 Uhr
Sonntag: 11:00 - 17:00 Uhr
Eintrittspreise
Erwachsene: 8 CHF
Jugendliche bis 16 Jahre, Studierende, Rentner/innen: 6 CHF
Kinder bis 8 Jahre: 3 CHF
Die äusseren Teile der Burg sind kostenlos zugänglich.
(Stand 2023)
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
Spezialangebote für Kinder (Workshops, Kindergeburtstage) unter:
chateau-de-valangin.ch/visites_et_ateliers
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
teilweise möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Valangin
Quelle: weitgehend neu gezeichnet von O. Steimann, 2023 | u.a. auf Basis von: Courvoisier, Jean - Les monuments d'art et d'histoire du canton de Neuchâtel, Tome III: Les districts du Val.de-Travers, du Val-de-Ruz, du Locle et de la Chaux-de-Fonds | Basel, 1968 | S. 161
Historie
Die Anfänge der Herrschaft Valangin im 12. Jhdt.
Die Burg Valangin bewacht am Zugang zur Seyon-Schlucht den Weg von Neuchâtel in die weite Ebene des Val de Ruz. Bereits im frühen 12. Jhdt. muss hier der Mittelpunkt einer Herrschaft entstanden sein, denn mit Renaud de Valangin und seinem Sohn Guillaume taucht in den 1140er-Jahren eine Adelsfamilie in den Quellen auf, die sich nach dem Ort benannte. Von Bauwerken aus jener Zeit ist heute nichts mehr sichtbar, doch konnte der Grundriss eines grossen Turms aus dem 12. Jhdt. archäologisch nachgewiesen werden. Er stand am östlichen Rand der späteren Kernburg und war von einem Bering umgeben.

Übergang an die Aarberger, Ausbau der Burg
Über das weitere Schicksal der Herren von Valangin ist nichts bekannt. Im frühen 13. Jhdt. gelangte die Herrschaft in den Besitz der Grafen von Aarberg, einer Nebenlinie der Grafen von Neuenburg (Neuchâtel). Der ab 1270 erwähnte Johann von Aarberg wurde zum Begründer der Linie von Aarberg-Valangin und machte die Burg am Zugang zum Jura zur Hauptresidenz seiner Familie.
Valangin wurde nun bedeutend ausgebaut. Das neue Burgtor befand sich neben dem alten Turm auf der Nordseite, während man im südlichen Teil des Areals einen grosszügigen neuen Wohnturm (Tour Maîtresse) errichtete. Entlang der Westseite entstanden weitere Gebäude mit grossen Kellerräumen.

1295 bis 1301: Streit um die Lehnshoheit
Die Grafen von Neuenburg beanspruchten die Lehnshoheit über die Herrschaft Valangin, doch die Herren von Aarberg-Valangin verfolgten andere Pläne. Einerseits führten sie selbst den Grafentitel. Andererseits übergaben sie 1295 Besitzungen im Val de Ruz und Anfang 1296 auch Valangin selbst an den Bischof von Basel, um es von diesem als Lehen zu empfangen. Als Reaktion darauf fiel Graf Rudolf IV. von Neuenburg ins Val de Ruz ein und besiegte am 28. Februar 1296 die Truppen der Aarberg-Valangin und des Bischofs in der Schlacht bei Coffrane.
Johann und Dietrich von Aarberg-Valangin wurden gefangengenommen. Sie mussten die Lehnshoheit des Hauses Neuenburg anerkennen und ein hohes Lösegeld bezahlen – darunter zwei symbolische Köpfe aus Silber. Doch schon bald nach ihrer Freilassung flammte der Konflikt erneut auf, denn im Jahr 1300 unterstellten sich die Brüder neu der Lehnshoheit der Grafen von Montbéliard (Mömpelgard). Aber auch das Fürstbistum Basel wollte auf seine Ansprüche nicht verzichten und führte den Krieg weiter. Er endete erst, als Graf Rudolf IV. im April 1301 das zwei Kilometer nördlich von Valangin gelegene Städtchen La Bonneville zerstörte. Fortan teilten sich die Grafen von Neuenburg und von Montbéliard die Lehnshoheit über Valangin.

Ausbau der Burg im 14. Jhdt.
Die Burg hatte während dieser kriegerischen Ereignisse immer wieder Schaden genommen. Im 14. Jhdt. wurde sie deshalb verstärkt und erweitert. So entstand gegen Norden hin eine Unterburg, in der 1334 mit dem Tour Prisonnière ein starker neuer Turm errichtet wurde. 1378 wurde die Erweiterung mit einem Bering umgeben, ausserdem entstand auf der Westseite ein neues Burgtor. Zur Verwaltung der Wehranlage setzten die Grafen von Aarberg-Valangin einen Kastellan ein (1346 erstmals erwähnt).
Obwohl die Familie weiterhin nach mehr Unabhängigkeit strebte, war der Konflikt mit den Grafen von Neuenburg nun beigelegt. Man erschloss sich neue Einnahmequellen durch Söldnerdienste, die Söhne des Hauses kämpften unter wechselnden Herren in Italien, Frankreich und auch in der Schweiz. Ausserdem entwickelte sich im 14. Jhdt. die ummauerte Handwerkersiedlung nördlich der Burg zu einem kleinen Städtchen, das mit bescheidenen Rechten ausgestattet wurde.

15. Jhdt.: eine neue Ringmauer mit elf Türmen
Sein heutiges Aussehen erhielt das Château de Valangin im 15. Jhdt., als es an die Erfordernisse der modernen Wehrtechnik angepasst wurde. Zwischen 1489 und 1497 entstand rund um die Burg eine neue Ringmauer, die mit elf Halbrundtürmen verstärkt wurde. Gegen Norden hin entstand ein neues äusseres Tor, durch das man direkt ins Städtchen gelangen konnte. Ausserdem wurde ein weiteres Tor mit vorgelagertem Graben und Zugbrücke auf der Südwestseite angelegt. Aber auch an der Kernburg wurde wieder gebaut: Der Wohnturm aus dem 13. Jhdt. wurde nach Süden hin zu einem eigentlichen Wohntrakt erweitert.

16. Jhdt.: letzter Ausbau unter René de Challant
Mit Claudius von Aarberg-Valangin starb die Grafenfamilie 1517 oder 1518 in männlicher Linie aus. Das Erbe fiel seinem Enkel René de Challant zu, der auf der Burg für die letzte grosse Bauetappe verantwortlich war. Unter ihm wurden auf der Nordseite des Burghofs über den alten Kellerräumen neue Gebäudeflügel hochgezogen und im Hof selbst ein Backofen gebaut. Insgesamt liess er 24 Räume neu bauen oder umgestalten. Auf René folgte dessen Tochter Philiberte als Herrin über Valangin. Nach ihrem Tod (1589) kam es zu langwierigen Erbstreitigkeiten, bis Valangin drei Jahre später und einer Zahlung von 70’000 Gulden der Grafschaft Neuenburg zugeschlagen wurde, damals im Besitz des Hauses Orléans.
Fortan teilte Valangin die Geschicke von Neuenburg, die Burg wurde zum reinen Verwaltungssitz degradiert. Wohl um Unterhaltskosten zu sparen, wurden die Halbrundtürme des äusseren Berings geschleift. In den folgenden Jahrzehnten wird der schlechte Zustand der Mauern immer wieder erwähnt, stellenweise stürzten grössere Teile in benachbarte Gärten ab. Als Gerichtsort behielt die Burg aber noch eine gewisse Bedeutung – allein im 17. Jhdt. wurden hier 48 Hexenprozesse durchgeführt.

Niedergang der Burg, Umwandlung in ein Museum
Im Juni 1747 brach auf Valangin ein Feuer aus und zerstörte alle Bauten im nordöstlichen Teil der Kernburg. Der preussische König Friedrich II. als amtierender Graf von Neuenburg wollte die Anlage daraufhin abbrechen lassen, liess sich von der lokalen Bevölkerung aber umstimmen. Letztere beteiligte sich finanziell an den Reparaturarbeiten. Dennoch wurden zwischen 1769 und 1772 die Neubauten aus dem 16. Jhdt. abgerissen und durch eine Terrasse mit Bäumen ersetzt. Zuletzt wurde 1789 der Tour Prisonnière bis auf die Grundmauern abgebrochen.
Der Haupttrakt der Burg wurde noch längere Zeit als Gefängnis genutzt, auch nachdem Neuenburg 1815 als neuer Kanton der Schweiz angegliedert worden war. 1894 stellte die Regierung die Anlage der kantonalen Gesellschaft für Geschichte und Altertumsforschung zur Verfügung, damit diese nach einer umfassenden Sanierung darin ein Museum einrichten konnte. Entgegen dem Zeitgeist wollte die Gesellschaft der Öffentlichkeit keine romantisierte Ritterburg präsentieren, sondern ein Bauwerk als Abbild seiner jahrhundertelangen Geschichte. Zu Beginn des 20. Jhdts. wurden Teile der äusseren Ringmauer wieder aufgebaut und in der Kernburg Ausgrabungen durchgeführt. Dabei wurden zahlreiche Fragmente reich verzierter Ofenkacheln aus dem 14. bis 17. Jhdt. gefunden.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafeln auf der Burg
Literatur
  • Berger, Ric - Burgen und Schlösser in der Schweiz, Bd. 1 | Neuenburg, o.J. | S. 56-57
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 435
  • Bujard, Jacques / De Reynier, Christian - Les châteaux et les villes du Pays de Neuchâtel au Moyen Age: Apports récents de l'archéologie | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins | 11. Jhg., Nr. 2 | Basel, 2006 | S. 69-102
  • Courvoisier, Jean - Les monuments d'art et d'histoire du canton de Neuchâtel, Tome III: Les districts du Val-de-Travers, du Val-de-Ruz, du Locle et de la Chaux-de-Fonds | Basel, 1968 | S. 157-168
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 11: Bern 2, Neuenburg, Freiburg | Kreuzlingen, 1975 | S. 107-109
  • Heiligmann-Huber, Béatrive - Les catelles à relief du château de Valangin [Cahiers d’archéologie romande, Nr. 27] | Lausanne, 1983
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 81-82
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 7: Kantone Basel-Stadt, Basel-Land, Solothurn, Neuenburg, Jura und Laufental | Zürich, 1981 | S. 86-87
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 192-194
  • Piguet, Claire - Valangin, une societé pour châtelain | Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins | 18. Jhg., Nr. 4 | Basel, 2013 | S. 123-134
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