MEIERTURM SILENEN
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Allgemeine Informationen
Gut erhaltene Turmburg aus der Mitte des 13. Jhdts. an der alten Gotthardstrasse. Das Bauwerk diente den einflussreichen Meiern von Silenen als Wohnsitz und wurde nach deren Aussterben um 1564 wahrscheinlich aufgegeben. Bei der letzten Gesamtsanierung wurde der Turm 1989 mit einer Innentreppe und einem neuen hölzernen Obergaden versehen.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 46’ 45.00“ N, 08° 40’ 20.80“ E
Höhe: 529 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 694.200 / 181.630
Kontaktdaten
Gemeindeverwaltung Silenen | Gotthardstrasse 217 | CH-6473 Silenen
Tel: +41 (0)41 884 81 10 | E-Mail: gemeindeverwaltung@silenen.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A2 bei der Ausfahrt Erstfeld verlassen und dann auf der Niederhofenstrasse nach Osten bis zur Gotthardstrasse (Hauptstrasse 2). Dieser nun in südlicher Richtung über Erstfeld nach Silenen folgen. Der Turm befindet sich im oberen (südlichen) Teil der Ortschaft zwischen Bahnlinie und Gotthardstrasse. Wenige Parkplätze im Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Altdorf (Telldenkmal) mit der Buslinie 401 in Richtung Göschenen bis zur Haltestelle Silenen, Dörfli.
Wanderung zur Burg
Der Turm liegt an der ViaGottardo, der ViaSuworow und am Trans Swiss Trail.
Öffnungszeiten
Das Innere des Turms ist nur zeitweise zugänglich und kann für Privatanlässe gemietet werden. Auskünfte erteilt die Gemeinde Silenen.
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
für Aussenbesichtigung möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Meierturm Silenen
Quelle: gemäss einer Infotafel beim Turm neu gezeichnet von O. Steimann, 2003
Historie
Die Ursprünge des Turms und der Herren von Silenen
Die Vorfahren der Herren von Silenen sind im Walliser Adel zu suchen. Vermutlich noch im 12. Jhdt. wanderten sie zunächst ins Urserental ein, wo sie als Dienstleute des Klosters Disentis (GR) tätig waren. Der 1203 erwähnte «Olricus de Prato» (Ulrich von der Matte, bzw. von Andermatt) gilt als Ahnherr der Geschlechts. Von hier zog die Familie um die Mitte des 13. Jhdts. weiter nach Silenen im Urner Reusstal – «Wernerus miles de Silenon» nannte sich ab 1243 nach dem neuen Wohnort.
In diesem Etappenort an der Gotthardroute errichtete das Geschlecht den noch gut erhaltenen, fünfgeschossigen Wohnturm. Er misst im Grundriss 9,6 x 10,8 Meter und wurde sehr sorgfältig gemauert, mit Eckverbänden aus hellen Kalksteinquadern. Der Hocheingang befindet sich im ersten Obergeschoss auf der Nordseite. Ein Stockwerk höher ist in der Ostwand noch der Überrest eines Aborterkers erkennbar. Küche und Wohnräume befanden sich in der dritten Etage. Das oberste Geschoss hingegen scheint neben seiner Wehrfunktion vor allem als Dachboden und Trocknungsraum für Vorräte benutzt worden zu sein. Im 13. Jhdt. war der Turm sehr wahrscheinlich von einer Ringmauer und einem Graben umgeben, von denen heute aber nichts mehr zu erkennen ist.

Die von Silenen als Meier der Zürcher Fraumünsterabtei
Die Herren von Silenen gelangten nach der Verlegung ihres Wohnsitzes bald zu Amt und Würden, denn die Fraumünsterabtei zu Zürich errichtete zur Verwaltung ihrer Güter in Uri drei neue Meierämter, die an lokale Familien vergeben wurden. 1256 tritt Ritter Werner von Silenen erstmals als Meier in den Urkunden auf. Im Jahr darauf wachte er in Uri über die Einhaltung des Friedens, den Graf Rudolf von Habsburg nach einer blutigen lokalen Fehde verordnet hatte. Auch die Sust in Silenen, wo die Waren für den Transport in Richtung Gotthardpass umgeladen werden mussten, wurde durch die Familie kontrolliert. Arnold von Silenen stieg sogar zum Landamman auf und war als solcher wohl Mitinitiant des berühmten Bündnisses von 1291 mit den anderen Waldstätten. In der Folge nahm sein politischer Einfluss durch den raschen Machtzuwachs der Ritter von Attinghausen aber etwas ab.

Machtverlagerung und Ende des Geschlechts
Im 14. Jhdt. verlegte ein Familienzweig seinen Wohnsitz zurück ins Wallis, wo sich die Herren von Silenen mit dem lokalen Adel verschwägerten. Die engen Beziehungen zu Uri wurden aber aufrecht erhalten. Das Meieramt der Fraumünsterabtei behielt das Geschlecht bis 1426, als es beim Verkauf des Zehntens an die Kirchleute aufgelöst wurde. Die spätmittelalterlichen Vertreter der Familie wurden Bürger von Luzern und erbten 1418 die Burg Küssnacht. Hier wurde 1435 Jost von Silenen geboren, der später als Probst von Beromünster und Bischof von Sion der mächtigste Vertreter dieser Adelssippe werden sollte. Sein Neffe Kaspar von Silenen war der erste Hauptmann der päpstlichen Schweizergarde. Die letzten Generationen der Herren von Silenen lebten ihn Italien, wo die Familie um 1564 erlosch.

Auflassung und Wiederherstellung des Turms
Der Stammsitz im Urnerland blieb ziemlich sicher bis zu ihrem Aussterben im Besitz derer von Silenen. Wer danach den Turm bewohnte, ist unklar. Die lokale Überlieferung sieht ihn im Besitz der Familie Troger, doch fehlen hierzu schriftliche Belege. Es ist gut möglich, dass das Bauwerk bereits im 16. Jhdt. verlassen worden ist. Trotzdem sind die Mauern des Turms bis heute in originaler Höhe (19 Meter) erhalten geblieben. 1897 renovierte der Kanton Uri die Ruine. 1987 wurde der Turm erneut in Stand gestellt und 1989 mit einem neuen hölzernen Obergaden versehen. Dabei orientierte man sich an den Erkenntnissen aus der Erforschung der Burg Cagliatscha (GR). Der alte Hocheingang wurde wieder erschlossen und im Innern des Gebäudes eine Stahltreppe eingebaut.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel beim Turm
Literatur
  • Birchler, Linus - Die Burgen und Schlösser der Urschweiz: Kantone Uri, Schwyz und Unterwalden | Basel, 1929 | S. 30-32
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin 1995 | Nr. 661
  • Brunner, Thomas - Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Bd. IV: Oberes Reustal und Ursern | Bern, 2008 | S. 83-85
  • Hälg-Steffen, Franziska - Meier von Silenen | In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Stand vom 05.03.2024: hls-dhs-dss.ch
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 6: Urschweiz (Uri, Schwyz, Ob- und Nidwalden) und Glarus | Kreuzlingen, 1970 | S. 37-39
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 207
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 1: Kantone Uri, Schwyz, Unterwalden, Glarus, Zug | Zürich, 1981 | S. 28-38
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 104
  • Müller, Eduard / Obrecht, Jakob / Stadler, Hans - Turm und Dörfli Silenen [Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 735] | Bern, 2003
  • Obrecht, Jakob - Die Rekonstruktion des Obergadens auf dem Meierturm von Silenen | In: Der Geschichtsfreund: Mitteilungen des Historischen Vereins Zentralschweiz, Nr. 148 | Stans, 1995 | S. 175-186
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