BURG RUDENZ
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Allgemeine Informationen
Mächtiger mittelalterlicher Turmsockel mit neuzeitlichem Aufbau, direkt an der Gotthardstrasse am südlichen Ende des Urnersees gelegen. Die zum Schutz von Hafen und Zollstation in der ersten Hälfte des 13. Jhdts. errichtete Anlage gehörte zeitweise den Freiherren von Attinghausen und kam nach deren Aussterben an die Herren von Rudenz. Nach zahlreichen Umbauten und Besitzerwechseln ist die Burg heute Eigentum der Gemeinde Flüelen.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 54’ 06.66“ N, 08° 37’ 29.90“ E
Höhe: 435 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 690.390 / 195.210
Kontaktdaten
Gemeindekanzlei Flüelen | Dorfstrasse 1 | CH-6456 Flüelen
Tel: +41 (0)41 874 10 00 | E-Mail: gemeindekanzlei@flueelen.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Brunnen oder Altdorf auf der Axenstrasse (Hauptstrasse 2) bis nach Flüelen. Kostenpflichtige Parkplätze nahe der Burg beim Bahnhof oder der Schiffanlegestelle.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Flüelen liegt an der Gotthardstrecke und ist per Bahn sehr gut erreichbar. Der Turm steht unmittelbar neben dem Bahnhof.
Wanderung zur Burg
Der Weg der Schweiz führt nahe an der Burg vorbei.
Öffnungszeiten
Der zur Anlage gehörende Rudenzpark ist öffentlich zugänglich. Der Rittersaal im Turm kann für Privatanlässe gemietet werden. Hier führt das Zivilstandsamt Uri auch Trauungen durch.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
Kinderspielplatz auf dem Burgareal
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Rudenz
Quelle: Gasser, Helmi - Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Bd. II: Die Seegemeinden | Basel, 1986 | S. 107
Historie
Mit der Öffnung des Gotthardpasses als neuem Alpenübergang um 1230 wurde das bis dahin sehr abgelegene Urnerland zu einem strategisch wichtigen Gebiet. Kaiser Friedrich II. machte sehr rasch seinen Einfluss geltend, zog die Vogtei über das Urserental an sich und liess in Flüelen, dem Warenumschlagplatz am Urnersee und Ausgangspunkt der Passroute, einen Reichszoll einrichten. Gleichzeitig entstanden eine Hafenanlage und eine Burg, mit welcher der Zoll verbunden war. Der mächtige Wohnturm mit bis zu 2,6 Meter dicken Mauern war ursprünglich von Gräben geschützt und von einem ummauerten Areal umgeben, das bis an den See reichte.

Wer zunächst in der Burg wohnte und den Zoll einzog, ist unklar. 1313 lag das Zollrecht in den Händen des Reichsvogts Graf Werner II. von Homberg (†1320). Johann von Attinghausen, damals der mächtigste Vertreter des lokalen Adels, erhielt 1337 die Hälfte des Zolls durch die Grafen von Habsburg-Laufenburg verliehen. Kurz darauf wurde ihm der Reichszoll auch durch Kaiser Ludwig den Bayer und später noch durch dessen Nachfolger Karl IV. bestätigt.
Als Johann von Attinghausen und sein Sohn Jakob 1358/59 verstarben, fiel ein Grossteil des Erbes zunächst an die Herren von Simpeln und bald darauf an Johann II. von Rudenz. Doch war die Übernahme für den in Uri nicht einheimischen Adligen an harte Bedingungen geknüpft: Die Hälfte des Reichszolls zu Flüelen musste er an die Urner abtreten, ausserdem waren hohe Schulden abzuzahlen. Johann II. nahm Wohnsitz in der Burg zu Flüelen, die 1369 erstmals direkt in den Schriftquellen erwähnt wird. Der Familienname des neuen Besitzers wurde nun auf die Wehranlage übertragen und blieb bis heute an ihr haften. In den 1370er Jahren konnte Johann II. von Rudenz schliesslich das Landrecht von Uri erwerben und stieg in der Folge in den Kreis der einflussreichsten Männer der Talschaft auf. Um 1382 starb er als vermutlich letzter Vertreter seiner Familie.

Die nachfolgenden Besitzer der Burg sind weitgehend unbekannt. Ihre Bedeutung schwand im 15. Jhdt. erheblich, weil Zoll und Sustrecht zu Flüelen ans Land Uri übergingen. Die Anlage verlor zu jener Zeit auch ihre Wehrhaftigkeit. Auf frühesten Landkarten erscheint der Turm um 1500 bereits mit verjüngtem Oberbau. Als erster nachmittelalterlicher Besitzer ist Landammann Johann Heinrich von Brunnen in der ersten Hälfte des 17. Jhdts. nachgewiesen. In dieser Zeit wurden im zweiten Obergeschoss neue Fenster ausgebrochen. 1727 erwarb Johann Joachim Epp die heruntergekommene Anlage, liess sie für viel Geld wieder instand stellen und nannte sich fortan «von Rudenz». Auch die Umfassungsmauer, die damals immer noch bis zum See hin reichte, wurde ausgebessert und der Oberbau des Turms erhielt das heute noch bestehende Dach mit Kreuzgiebeln.

Als 1815 die Familie Z'Graggen den Turm für 1900 Gulden erwarb, befand sich dieser aber bereits wieder in sehr schlechtem Zustand. Die Z'Graggen liessen in den folgenden Jahrzehnten Dach und Innenausbau komplett erneuern und den bis dahin bestehenden Burggraben zuschütten. Eine erste umfassende Sanierung erfolgte 1931, wobei der Verputz am Gebäudesockel entfernt wurde, um das mittelalterliche Mauerwerk wieder sichtbar zu machen.
Heute gehört die Turmburg der Gemeinde Flüelen, die sie umfassend restaurieren und den ehemaligen Burghof 2005 zu einem öffentlichen Park umgestalten liess. Die letzte Sanierung der Innenräume erfolgte 2015.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Birchler, Linus - Die Burgen und Schlösser der Urschweiz: Kantone Uri, Schwyz und Unterwalden | Basel, 1929 | S. 24-26
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin 1995 | Nr. 657
  • Gasser, Helmi - Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Bd. II: Die Seegemeinden | Basel, 1986 | S. 104-110
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 6: Urschweiz (Uri, Schwyz, Ob- und Nidwalden) und Glarus | Kreuzlingen, 1970 | S. 27-29
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 1: Kantone Uri, Schwyz, Unterwalden, Glarus, Zug | Zürich, 1981 | S. 25-27
Webseiten mit weiterführenden Informationen
Sonstiges
  • Burgsage: Die Kreise in der Schlosswiese
    Die Kreise in der Schlosswiese

    «In der zum Schlösslein Rudenz in Flüelen gehörigen kleinen Wiese sah man drei kreisrunde, zu einem Dreieck geordnete, gänzlich kahle Flecken, auf denen nie Gras wachsen wollte. Öfters hat man sie ausgegraben und mit anderer Erde ausgefüllt; aber es fruchtete nichts. Endlich soll sie Pfarrer Dittli (1872–1912) benediziert haben, nachdem man sie vorher nochmals mit frischer Erde erneuert hatte. Von da an überwucherten die geheimnisvollen Kreise, und heute sieht man keine Spur mehr von ihnen. Es ging die Sage, es habe einmal an dieser Stelle einer der Herren von Rudenz seinen Vetter getötet.»

    Quelle: Müller, Josef - Sagen aus Uri, Bd. 1 | Basel, 1926 | S. 68
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