CHÂTEAU DE CHILLON
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Allgemeine Informationen
Das auf einer Felseninsel im Genfersee stehende Château de Chillon zählt zu den bekanntesten Tourismuszielen der Schweiz. Der Standort wurde bereits in der Bronzezeit und unter römischer Herrschaft genutzt, doch die Anfänge der Burg liegen im Dunkeln. Die ältesten Teile des Hauptturms reichen ins 11. Jhdt. zurück, ab 1150 ist Chillon als Besitz der Grafen von Savoyen belegt. Als eine ihrer Hauptresidenzen wurde die Anlage vor allem im 13. Jhdt. massiv ausgebaut. Nach der Eroberung durch die Berner 1536 diente Chillon als Landvogteisitz. Ein Besuch der gut erhaltenen Burg mit ihren zahlreichen Höfen, Wehrgängen, Wohnräumen, Kerkern und Türmen ist absolut empfehlenswert.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 24’ 51.06“ N, 06° 55’ 39.14“ E
Höhe: 372 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 560.700 / 140.440
Kontaktdaten
Château de Chillon | Avenue de Chillon 21 | CH-1820 Veytaux
Tel: +41 (0)21 966 89 10 | E-Mail: info@chillon.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A9 bei Villeneuve verlassen, anschliessend der Hauptstrasse 9 in nördlicher Richtung dem Seeufer entlang bis zur Burg folgen. Kostenpflichte Parkplätze im Vorgelände.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Lausanne mit der S-Bahn (Linie 2) in Richtung Villeneuve bis nach Veytaux-Chillon fahren. Von der Bahnstation sind es nur wenige Schritte zur Burg. In der Sommersaison verkehren auch Kursschiffe ab Lausanne, Vevey und Montreux nach Chillon.
Wanderung zur Burg
Die Burg liegt direkt an der Promenade de Montreux Riviera und an der ViaFrancigena.
Öffnungszeiten
täglich geöffnet ausser 1. Januar und 25. Dezember
April bis September: 09:00 - 19:00 Uhr
Oktober: 09:30 - 18:00 Uhr
November bis Februar: 10:00 - 17:00 Uhr
März: 09:30 - 18:00 Uhr
(letzter Einlass jeweils eine Stunde vor Schliessung)
Eintrittspreise
Erwachsene: 12.50 CHF
Kinder (6 bis 15 Jahre): 6 CHF
(Stand 2018)
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
Cafeteria mit Getränkeautomat in der Burg, Kiosk und Restaurants im Vorgelände
Öffentlicher Rastplatz
Picknickplatz beim Kiosk vor dem Eingang, Feuerstellen am Strand nördlich der Burg
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
zahlreiche Spezialangebote, aktuelle Informationen unter:
www.chillon.ch/de/Z5067/kinder
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
teilweise möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Chillon
Quelle: Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 4: Kantone Genf, Waadt, Wallis | Zürich, 1981 | S. 25 | überarbeitet und Bauphasen eingefügt von O. Steimann, 2006/2018
Historie
Die längliche Insel von Chillon erhebt sich genau dort aus dem Genfersee, wo der Steilabhang der Rochers de Naye bis nahezu ans Ufer reicht und nur einen schmalen Durchgang für den Verkehr frei lässt. Bereits in römischer Zeit wurde dieser für eine Befestigung nahezu ideale Platz genutzt, wie verschiedene Funde zeigen. Möglicherweise gehörte Chillon damals zusammen mit Genf und Chancy zu einer zweiten Verteidigungslinie hinter dem Rhein-Limes.

Über die Anfänge der mittelalterlichen Burganlage herrscht Unklarheit. Die ältere Forschung hat die frühesten Fundamente in karolingische Zeit zu datieren versucht, doch kommen als Erbauer eher die Könige von Hochburgund aus der Dynastie der Rudolfinger (888 bis 1032) in Frage. Von den heute sichtbaren Teilen der Festung reichen die ältesten ins 11. Jhdt. zurück, darunter vor allem die Grundmauern des mächtigen Donjons.
Es ist möglich, dass Chillon an den Bischof von Sion überging, als diesem von König Rudolf III. von Hochburgund 999 die Grafschaftsrechte im Wallis übertragen wurden. Als Erbauer der ersten steinernen Anlage kommt daher der Bischof in Frage. Als seine Dienstleute sassen damals vermutlich die Herren von Alinges auf der Burg. Spätestens in der zweiten Hälfte des 11. Jhdts. griffen die aufstrebenden Grafen von Savoyen nach dem strategisch wichtigen Platz. Sie hatten nach dem Tod von Rudolf III. zu den wenigen burgundischen Adligen gehört, welche die Erbansprüche von Kaiser Konrad II. unterstützten und ihm im Krieg gegen den Thronanwärter Odo II. von Blois zur Seite standen. Dies ermöglichte ihnen nach dem Sieg des Kaisers eine grosse Machtentfaltung im burgundischen Raum.

Bei der ersten schriftlichen Erwähnung der Burg im Jahr 1150 befand sie sich bereits im Besitz der Savoyer. In dieser Zeit wurde das Areal der Anlage nahezu verdreifacht, indem man landseitig eine neue Mauer errichtete und die Burg so über die ganze Insel ausdehnte. Ausserdem entstand mit dem Alinge-Turm, auch «camera domini» genannt, ein stattlicher Wohntrakt mit angrenzender Kapelle. Als sich um 1200 der Einfluss der Herzöge von Zähringen als Rektoren über Burgund bis an den Genfersee auszudehnen drohte, lehnte sich Graf Thomas I. von Savoyen zusammen mit anderen waadtländischen Adligen dagegen auf. Die Truppen von Herzog Berchtold V. stiessen 1207 bis nach Chillon vor und belagerten die Burg. Nach einer Niederlage gegen die Savoyer mussten sie sich aber ein für allemal aus dem Genferseegebiet zurückziehen.

Die zahlreichen Söhne von Thomas I. bauten Chillon in den folgenden Jahrzehnten zur prachtvollen Fürstenresidenz aus. Unter Amadeus IV. wurde die landseitige Mauer um 1233 mit drei mächtigen Schalentürmen bewehrt. Sein jüngerer Bruder Peter II., der die Zeit des Interregnums geschickt zur Mehrung seiner Macht nutzte, liess die Burg durch seinen Architekten Peter Meinier weiter ausbauen. Es entstanden neue Wohntrakte auf der Südseite mit darunterliegenden Gewölben, die als Gefängnis dienten. Peter II. war mit dem englischen König verschwägert und pflegte enge Verbindungen zum Hof in London. In Chillon entfaltete sich damals nach englischem Vorbild eine prachtvolle ritterliche Hofkultur.

Zu Beginn des 15. Jhdts. bekamen die Savoyer durch König Sigismund den Rang eines Herzogs zugesprochen. Ihre alte Residenz am Genfersee spielte für sie damals aber keine wichtige Rolle mehr, Chillon wurde durch einen Kastellan verwaltet. Die erhaltenen Baurechnungen aus jener Zeit zeigen hingegen, dass der Unterhalt der exponierten Burg die Savoyer dennoch grosse Summen kostete. Auf eine Anpassung der Befestigungsanlagen an die moderne Waffentechnik wurde aber verzichtet. Als sich in den Burgunderkriegen die Savoyer 1475 gegen die benachbarten Eidgenossen auf die Seite von Herzog Karl dem Kühnen stellten, kamen Berner Truppen der Burg bereits einmal gefährlich nahe. 1532 kerkerten die Savoyer François Bonivard, Prior von St. Viktor zu Genf, in Chillon ein, weil er seine eigenössische Gesinnung offenbart hatte. Er wurde befreit, als Bern 1536 in einem raschen Feldzug das gesamte Waadtland und alle savoyischen Burgen in diesem Gebiet besetzte. Chillon war den Angreifern Ende März kampflos in die Hände gefallen, nachdem der Kastellan auf dem Seeweg geflohen war. Bis Ende des 16. Jhdts. forderten die Savoyer Chillon mehrfach zurück, bleiben dabei aber erfolglos.

Die Burg wurde nun Sitz eines Landvogts, doch liess man ihre bauliche Erscheinung nahezu unverändert. Als der Unterhalt immer teurer wurde, verlegte man den Vogteisitz 1733 nach Vevey, Chillon wurde vorübergehend als Invalidenspital genutzt. Nach der Zeit der französischen Besetzung richtete der Kanton Waadt in der Burg ein Artilleriedepot ein, doch war die Anlage damals schon in einem sehr schlechten Zustand.
Ein privater Verein begann 1887 mit der Restaurierung der Burg, wobei auch der inzwischen verlandete Wassergraben zwischen Insel und Seeufer wieder ausgehoben wurde. Vor allem Albert Naef, erster Kantonsarchäologe der Waadt, mächste ich um die Erhaltung der prachtviollen Burg verdient. Neben Ausgrabungen und bauhistorischen Untersuchungen sorgte er für eine sorgfältige Instandstellung der gesamten Anlage. Diese Arbeiten werden fortlaufend weitergeführt. Heute zählt Chillon zu den bekanntesten Burgen der Welt und wird jährlich von rund 400’000 Menschen besucht.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Berger, Ric - Burgen und Schlösser in der Schweiz, Bd. 2 | Neuenburg, 1966 | S. 41-43
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 711
  • Bourgeois, Victor H. - Die Burgen und Schlösser des Kantons Waadt, I. Teil | Basel, 1935 | S. 61-67
  • Chapuisat, Jean-Pierre - Schloss Chillon [Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 113] | Neuausgabe | Bern, 1989
  • De Raemy, Daniel - Châteaux, donjons et grandes tours dans les Etats de Savoie (1230-1330), Vol. 1 [Cahiers d'archéologie romande 98] | Lausanne, 2004 | S. 171-172
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 12: Waadt, Wallis, Genf | Kreuzlingen, 1976 | S. 38-43
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 31-32
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 4: Kantone Genf, Waadt, Wallis | Zürich, 1981 | S. 25-27
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 154-157
  • Naef, Albert - Château de Chillon, Tome 1: La chapelle, le donjon, le bâtiment du trésor | Lausanne, 1929
  • Pradervand, Brigitte - Châteaux en pays de Vaud: Du château médiéval à la maison de campagne du XVIIIè siècle | Lausanne, 2010 | S. 20-25
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