SCHLOSS WIL
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Allgemeine Informationen
Um einen gut erhaltenen Burgturm aus dem frühen 13. Jhdt. erbaute Schlossanlage über dem Dorf Schlosswil, 12 km südöstlich von Bern. Wahrscheinlich stand hier bereits im 12. Jhdt. der Wohnsitz der Freiherren von Wiler. Später gehörte die Anlage verschiedenen Adelsgeschlechtern, Berner Patrizierfamilien und ab 1812 dem Kanton Bern. Seit 2010 befindet sich Schloss Wil im Besitz einer privaten Stiftung und ist öfffentlich zugänglich.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 54’ 29.00“ N, 07° 36’ 28.80“ E
Höhe: 762 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 612.900 / 195.230
Kontaktdaten
Steinmann-Stiftung Schloss Wyl | Schlossweg 10 | CH-3082 Schlosswil
Tel: +41 (0)31 381 75 40
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A6 bei der Ausfahrt Muri verlassen und dem Zubringer in nordöstlicher Richtung bis nach Rüfenacht folgen. Im Kreisverkehr abbiegen und auf der Worbstrasse (Hauptstrasse 10) in östlicher Richtung über Worb und Richigen bis nach Ried fahren. Im Ort rechts abbiegen und der Reidstrasse in südlicher Richtung bis nach Schlosswil folgen. Parkmöglichkeiten im Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Bern mit der S-Bahn (Linie 7) bis zur Endhaltestelle Worb Dorf fahren. Ab hier weiter mit der Buslinie 793 (in Richtung Grosshöchstetten) bis nach Schlosswil, Kreuz. Das Schloss befindet sich 120 Meter südlich der Haltestelle.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Die Räumlichkeiten im Schloss beherbergen Ausstellungen, werden aber auch für Privatanlässe vermietet und für zivile Trauungen genutzt.
Aktuelle Informationen unter: www.schloss-wyl.ch/oeffnungszeiten
Eintrittspreise
Erwachsene: 10 CHF
Pensionierte / Studierende: 8 CHF
Kinder (ab 7 bis 16 Jahre): 5 CHF
(Stand 2025)
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
Während den Öffnungszeiten der Ausstellungen hat auch das Café im Schloss geöffnet.
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Wil
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2025 | auf Basis von: Schmid, Bernhard / Moser, Franz - Die Burgen und Schlösser des Kantons Bern: Mittelland, Emmental und Oberaargau, II. Teil | Basel, 1942 | S. 21
Historie
Die Freiherren von Wiler im 12. und 13. Jhdt.
Die Burg Wil entstand vermutlich im 12. Jhdt. auf einem von weither sichtbaren Moränenhügel südöstlich von Bern. Zwar geht kein Bestandteil der heutigen Anlage auf diese Frühzeit zurück, doch dürfte hier der Wohnsitz des 1146 erwähnten Rudolf «de Wilare» gestanden haben. Die Freiherren von Wiler waren wie ihre Nachbarn in Worb Gefolgsleute der Herzöge von Zähringen. 1259 werden die Brüder Heinrich und Rudolf von Wiler im Zusammenhang mit einem Güterverkauf erwähnt, 1303 ein Johannes, der im Oberland Lehnsrechte veräusserte. Bald danach muss das Freiherrengeschlecht erloschen sein.

Der mittelalterliche Baubestand
Der eindrückliche Hauptturm zu Wil verfügt in seinen unteren Geschossen über Findlingsmauerwerk und wird deshalb in die erste Hälfte des 13. Jhdts. datiert. Er misst im Grundriss 11,5 x 11,5 Meter und weist bis zu 3,4 Meter starke Mauern auf. Vom ursprünglichen Baubestand sind noch einige Schartenfenster erhalten, während die grösseren Maueröffnungen in späteren Jahrhunderten entstanden sind. Im obersten Stockwerk sollen noch die Spuren eines Rauchabzugs zu sehen sein.
Zum mittelalterlichen Baubestand scheinen auch einige Grundmauern des um den Turm errichteten Schlosses zu gehören. Dies gilt insbesondere für dessen Ostseite, wo unter dem Mauerverputz noch Findlingsblöcke erkennbar sind.

Komplexe Besitzverhältnisse im Spätmittelalter
Die Besitzverhältnisse nach dem Aussterben der Freiherren von Wiler sind nicht restlos geklärt. Mit der einen Hälfte der Herrschaft belehnten die Grafen von Neu-Kyburg als Landesherren die Minsterialenfamilie der Senn von Münsingen. Die andere Hälfte scheint zunächst in den Besitz der Freiherren von Signau gelangt zu sein, danach gehörten kleinere Anteile den Familien von Rüssegg, von Rinach und von Hünenberg.
Ab der zweiten Hälfte des 14. Jhdts. waren es Berner Patrizierfamilien, die sich auf Burg Wil festsetzten. Die Signauer Hälfte der Herrschaft konnte bis 1365 der Berner Schultheiss Konrad von Holtz von den verschiedenen Teilbesitzern zusammenkaufen, sie gelangte 1404 an die Familie vom Stein. Die andere Hälfte besassen ab 1387 die Herren von Erlach und ab 1459 die Herren von Wyssenwegen. Erst 1514 gelang es Burkhard von Erlach, alle Güter und Rechte der Herrschaft Wil wieder in einer Hand zu vereinen.

Neugestaltung unter der Familie von Wattenwyl
Von 1527 bis 1634 gehörte Wil der Familie von Wattenwyl. Sie musste die Anlage nach einem Brand im Jahr 1546 weitgehend neu aufbauen und gestaltete sie dabei zum Schloss um. Der erhalten gebliebene Hauptturm wurde auf drei Seiten mit neuen Wohngebäuden umschlossen, während auf der Nordseite ein Hof frei blieb. Im Torbogen zum Korridor neben dem Turm befindet sich ein Allianzwappen von Wattenwyl-May mit der Jahreszahl 1546 – der Wiederaufbau scheint also unmittelbar nach dem Brand erfolgt zu sein.

Weitere Umbauten im 17. und 18. Jhdt.
1634 gelangte Wil an die Familie von Diesbach, die das Schloss gegen Ende des 17. Jhdts. wiederum dem aktuellen Architekturstil anpassen liess. Nächste Besitzer waren ab 1717 die Frisching. Sie liessen um 1780 den auf älteren Abbildungen noch erkennbaren, mit zwei Ecktürmen und einer Mauer umgebenen Hof auf der Nordseite abbrechen, um Platz zu schaffen für einen neuen, spätbarock ausgestalteten Eingangsbereich. Auf der Südseite wurde eine weitläufige Parkanlage im französischen Stil angelegt, mit grossem Wasserbecken und einer Lindenallee.
Im Revolutionsjahr 1798 veräusserte Gabriel Friedrich Frisching Schloss Wil und die zugehörige Domäne für 66’000 Pfund Silber an die Familie Kirchberger. Von dieser erwarb sie 1812 der Kanton Bern. Ab 1814 diente Schloss Wil als Sitz eines Oberamtmanns, ab 1831 als Verwaltungszentrum für den Amtsbezirk Konolfingen.

Die heutige Nutzung des Schlosses
Das Schloss wurde in den Jahren 1936/37 gründlich renoviert. Auch die Innenräume wurden im 20. Jhdt. immer wieder den Bedürfnissen der darin untergebrachten Amtsstellen angepasst. 2010 verlor das Schloss im Zuge einer Neueinteilung der Bezirke seine Bedeutung für den Kanton. Er verkaufte es im Folgejahr an Matthias Steinmann, der es in die «Steinmann Stiftung Schloss Wyl» einbrachte. Der neue Burgherr liess die Anlage sanft renovieren und stattete die Innenräume mit einer Sammlung alter Waffen und vielen Kunstwerken aus. Heute ist Schloss Wil wieder öffentlich zugänglich.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 163
  • Dubler, Anne-Marie - Schlosswil (Herrschaft) | In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Stand vom 19.04.2025: hls-dhs-dss.ch
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 10: Bern 1 | Kreuzlingen, 1974 | S. 112-114
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 149
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 9: Kantone Bern und Freiburg | Zürich, 1983 | S. 55-56
  • Reicke, Daniel - «von starken und grossen flüejen»: Eine Untersuchung zu Megalith- und Buckelquader-Mauerwerk an Burgtürmen im Gebiet zwischen Alpen und Rhein [Schweizerische Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 22] | Basel, 1995 | S. 83-84
  • Schmid, Bernhard / Moser, Franz - Die Burgen und Schlösser des Kantons Bern: Mittelland, Emmental und Oberaargau, II. Teil | Basel, 1942 | S. 17-21
Webseiten mit weiterführenden Informationen
Sonstiges
  • Burgsage: Der Teufel im Schlossturm
    Der Teufel im Schlossturm

    «Nach der Volkssage soll einst im imposanten Turm allnächtlich der Teufel seine Schlafstätte genommen haben, und jeden Abend musste ihm ein Bett bereitet werden, das jeden Morgen zerlegen war, aber auch immer einige ungerade Kreuzer Schlafgeld zwischen den Kissen enthielt. Wurde einmal die Herrichtung des Bettes vergessen, so tobte nachts ein wilder Lärm um den Turm.»

    Quelle: Schmid, Bernhard / Moser, Franz - Die Burgen und Schlösser des Kantons Bern: Mittelland, Emmental und Oberaargau, II. Teil | Basel, 1942 | S. 20
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