BURG OBERGÖSGEN
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Allgemeine Informationen
Der Rest eines Turmsockels ist alles, was von der Stammburg der Freiherren von Gösgen erhalten geblieben ist. Sichtbar sind die durch Erosion freigelegten Fundamentmauern sowie das zur Tankzisterne ausgebaute Kellergeschoss. Die hochmittelalterliche Wall- und Grabenanlage, welche den Turm einst umgab, ist beim Bau des Aarekanals 1914/15 vollständig zerstört worden. Nach den Freiherren von Gösgen gehörte die Burg im 14. Jhdt. nacheinander den Familien von Rupperswil, von Stoffeln und von Hallwyl. 1471 wurde der Turm abgebrochen.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 22’ 00.79“ N, 07° 57’ 38.65“ E
Höhe: 395 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 639.440 / 246.360
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von Olten auf der Hauptstrasse 5 in nordöstlicher Richtung über Starrkirch-Wil nach Dulliken fahren. Unmittelbar nach dem Bahnhof die Bahnlinie auf der Gösgerstrasse unterqueren und dieser über die Aare zum Weiler Sandacker folgen. Auf der Schachenstrasse weiter nach Norden fahren, bis diese kurz vor Obergösgen den Aarekanal überquert. Hier zweigt rechts der Uferweg ab, der nach 800 Metern zur Burgruine führt. Parkmöglichkeiten in Obergösgen.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Olten mit der Buslinie 572 in Richtung Schönenwerd fahren bis zur Haltestelle Obergösgen, Dorf. In südlicher Richtung auf der Strasse in Richtung Dulliken den Aarekanal überqueren und umittelbar danach links in den Uferweg einbiegen. Dieser führt nach 800 Metern an der Burg vorbei.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
Feuerstelle auf dem Burggelände
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Obergösgen
Quelle: Furrer, Alex - Refugium und Schloss Obergösgen | In: Anzeiger für schweizerische Altertumskunde, Neue Folge, Bd. 12/Heft 4 | Zürich, 1910 | S. 267 | überarbeitet von O. Steimann, 2017
Historie
Die Turmruine von Obergösgen steht heute etwas verloren auf einem ausplanierten Gelände, 500 Meter westlich des Kernkraftwerks Gösgen. Der noch erhaltene Steinsockel umfasst die 8,9 Meter lange Nordwand und Teile der West- und Ostmauer, die bis zu 2,9 Meter dick sind. Wahrscheinlich war dieser Steinturm einst zwei oder drei Stockwerke hoch und trug einen hölzernen Obergaden. Sein Kellergeschoss war mit Tuffsteinen ausgekleidet und mit einem Gewölbe überdacht, um als Tankzisterne dienen zu können. Hierhin wurde wohl das Regenwasser vom mit Hohlziegeln gedeckten Dach abgeleitet. Bei den Ausgrabungen wurden zahlreiche Ziegelfragmente entdeckt.
Weitere Teile der Burg sind heute nicht mehr vorhanden. Das liegt daran, dass das Gelände beim Bau des Aarekanals 1914/15 völlig umgestaltet wurde. Der Kanal kam nördlich der Burg zu liegen, während das Gelände südlich und östlich davon mit Aushubmaterial aufgeschüttet wurde. Beinahe wäre dabei auch die Turmruine abgebrochen worden: Die ursprünglichen Pläne sahen vor, das Maschinenhaus des Laufkraftwerks Gösgen genau an dieser Stelle zu bauen. Man entschied sich dann aber, dieses 1,5 km weiter flussabwärts zu errichten, um die Ruine nicht gänzlich zu zerstören.

Ältere Planaufnahmen zeigen, dass sich das Burggelände vor dem Kraftwerkbau völlig anders präsentiert hat (siehe Grundrissplan). Die Wehranlage stand auf einem Geländesporn etwa 10 Meter über einem Seitenarm der Aare, der im Mittelalter deren Hauptlauf gewesen sein muss. Gegen Norden hin war sie durch ein umfangreiches Erdwerk geschützt – eine Abfolge von drei Wällen und drei Gräben, die heute gänzlich verschwunden sind. Die frühe Forschung hat diese Befestigungen zunächst in die prähistorische, dann in die frühmittelalterliche Zeit datiert. Ein Vergleich mit ähnlichen Anlagen in der Region und der bezeugte Fund eines kleinen Hufeisens in der Anlage zeigen jedoch, dass das Erdwerk im 10. oder 11. Jhdt. entstanden sein muss.
Wer diese frühe Burg bewohnte, ist mangels Schriftquellen unbekannt. Sehr wahrscheinlich waren es die Vorfahren jenes «Bernerus de Gozequouon», der 1161 als Zeuge in einer Urkunde des Bischofs von Basel aufgeführt wird. Spätestens zu seiner Zeiten dürften auf Obergösgen erste Steinbauten entstanden sein. Auf dem Turmhügel konnten die Fundamente einer 0,9 Meter dicken Mauer aus Bollensteinen nachgewiesen werden, die erst nach dem Erdwerk, aber früher als der Turm errichtet worden sein muss.

1224 tauchen die Freiherren von «Göschon» mit Erhardt und seinen Söhnen G(erhard) und H. erneut in den Quellen auf. Gerhard I. erhielt 1230 vom Stift Schönenwerd die Erlaubnis, auf dessen Boden die neue Burg Niedergösgen zu errichten. Die Vermutung liegt nahe, dass sein Bruder die väterliche Burg erbte und dort ebenfalls mit Bautätigkeiten begann. Der Burgturm von Obergösgen passt typologisch ins frühe 13. Jhdt.

 In der Folge wurde jedoch Niedergösgen zum Hauptsitz der Familie. Die ältere Burg gelangte im 14. Jhdt. auf unbekannten Wegen in die Hände des Ritters Gilg von Rupperswil. Über seinen Sohn kam Obergösgen 1373 erbweise an Konrad von Stoffeln. Dieser vermachte die Burg «ze obern Gözkon» 1380 seiner Tochter und deren Ehemann Rudolf III. von Hallwyl.


Wie lange die Burg Obergösgen noch bewohnt wurde, lässt sich nicht mehr mit Sicherheit sagen. Als die Stadt Solothurn 1458 die Herrschaft Gösgen übernahm, hatte sie jedenfalls keine Verwendung mehr für den Wehrbau und schenkte ihn 1471 als Steinbruch der Stadt Aarau. Die Aarauer verwendeten die Steine für den Neubau ihrer Stadtkirche. Aber auch die Natur hatte ihren Anteil an der Zerstörung der Burg: Die Aare unterspülte den exponierten Burghügel immer stärker und riss wahrscheinlich noch im 15. Jhdt. ein grosses Stück davon weg, was den Turmsockel zum Einsturz brachte.
Eine erste Untersuchung der Anlage erfolgte 1903. Nach der Konzessionserteilung für den Kraftwerkbau wurde die Anlage 1909/10 genau vermessen und mittels Sondierschnitten untersucht. Weitere archäologische Forschungen wurden 1986/87 unternommen, als die Turmruine gesichert und konserviert wurde. Der Fundkomplex umfasst neben Hohlziegeln auch Bruchstücke einer Wendeltreppe, ein Vorlegeschloss, Geschirr- und Ofenkeramik, Pfeilspitzen, Nägel und wenige Tierknochen.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel bei der Burg
Literatur
  • Amiet, Bruno - Die Burgen und Schlösser des Kantons Solothurn | Basel, 1930 | S. 69
  • Bitterli, Thomas - Burg Obergösgen | In: Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Solothurn (Hg.) - Archäologie des Kantons Solothurn, Bd. 7 | Solothurn, 1991 | S. 77-102
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 540
  • Fischer, Eduard / Allemann, Otto - Solothurnische Burgen | Solothurn, 1962 | S. 56
  • Furrer, Alex - Refugium und Schloss Obergösgen | In: Anzeiger für schweizerische Altertumskunde, Neue Folge, Bd. 12/Heft 4 | Zürich, 1910 | S. 266-283
  • Meyer, Werner - Burgen von A bis Z: Burgenlexikon der Regio | Basel, 1981 | S. 218
  • Rahn, Johann Rudolf - Die mittelalterlichen Kunstdenkmäler des Cantons Solothurn | Zürich, 1893 | S. 87-88
Webseiten mit weiterführenden Informationen
Sonstiges
  • Burgsage: Der «Schlossgrüen»
    Der «Schlossgrüen»

    Auf einem weissen Ross, in grüner Jägertracht, durchreitet der «Schlossgrüen», Burgherr zu Obergösgen, des Nachts seinen ehemaligen Besitz. Hinauf bis zur Grenze von Lostorf, dann hinunter zur Fähre an der Aare, wo er ohne Bezahlung über den Fluss setzt nach Schachen. Auf seinem Ritt hat er schon manchen einsamen Wanderer erschreckt.

    Quelle: vereinfachte Fassung auf Basis von: Furrer, Alex - Refugium und Schloss Obergösgen | In: Anzeiger für schweizerische Altertumskunde, Neue Folge, Bd. 12/Heft 4 | Zürich, 1910 | S. 281
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