STADTBEFESTIGUNG MEIENBERG
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Allgemeine Informationen
Vermutlich am Ort einer älteren Fluchtburg liessen die Grafen von Habsburg um 1240 das befestigte Städtchen Meienberg anlegen. Im Ort nahmen mehrere adlige Familien aus ihrem Gefolge Wohnsitz. 1386 wurde das Städtchen im Sempacherkrieg durch die Eidgenossen zerstört – davon erholte es sich nie mehr. Heute sind noch zwei Stadtgräben sowie ein Abschnitt der Stadtmauer mit dem Rest eines Turmhauses zu sehen.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 11’ 51.40“ N, 08° 22’ 29.20“ E
Höhe: 471 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 670.940 / 227.830
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A4 bei Cham verlassen und der Kantonsstrasse 25 zunächst in nordwestlicher und dann in südwestlicher Richtung über die Reuss bis nach Sins folgen. Im ersten Verkehrskreisel in Sins in nördlicher, im zweiten Kreisel dann in westlicher Richtung abbiegen und der Aarauerstrasse bergauf folgen bis zum Abzweiger nach Meienberg. In Meienberg kurz nach dem Gasthof Kreuz links abbiegen und der Seitenstrasse hinauf zum Stadtplatz folgen. Parkmöglichkeiten vor Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Aarau mit der S-Bahn (Linie 26 in Richtung Rotkreuz) bis nach Sins fahren. Ab hier mit der Buslinie 347 (in Richtung Fenkrieden) bis zur Haltestelle Freudenberger Wegkreuz fahren. Nun in westlicher Richtung über den Weiler Wannen bis nach Meienberg gehen (Fussweg ca. 15 Min.).
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung, das alte Amthaus kann aber nur von aussen besichtigt werden
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Meienberg
Quelle: weitgehend neu gezeichnet von O. Steimann, 2023, auf Basis von: Frey, Peter - Die Burgen des Kantons Aargau: Mittelalterliche Adelssitze | Brugg, 2023 | S. 189
Historie
Früheste Befestigungsanlagen
Bevor das Städtchen Meienberg gegründet wurde, stand im Bereich der späteren Oberstadt möglicherweise eine Fluchtburg. Heutet deutet nur noch der Flurname «Altenburg» darauf hin, doch wurde bei archäologischen Untersuchungen 2019 nordöstlich des Amthauses ein verfülltes Grabensystem entdeckt. Wer diese erste Wehranlage errichtete, lässt sich mangels Schriftquellen nicht mehr feststellen. Bis zu ihrem Aussterben (1173) unterstand das Gebiet den Grafen von Lenzburg und gelangte anschliessend an die Habsburger. Gemäss den Befunden wurde die Fluchtburg um jene Zeit abgetragen und durch einen Herrenhof ersetzt.

Die habsburgische Stadtgründung
Um 1240 machten die Habsburger Meienberg zum Zentrum eines Hochgerichts und legten zu diesem Zweck ein befestigtes Städtchen an. Im Bereich der 0,8 Hektaren grossen Oberstadt wurde die Vorgängersiedlung abgebrochen. Das Plateau und die rund 1 Hektare grosse Unterstadt wurden auf der Nordwest- und auf der Ostseite mit breiten Gräben geschützt, die Oberstadt mit einer bis zu bis 1,3 Meter dicken Mauer umgeben. Im heute noch erhaltenen Abschnitt erreicht diese eine maximale Höhe von 5,5 Metern, doch muss sie ursprünglich 8 bis 9 Meter hoch gewesen sein. Gemäss Aufzeichnungen aus dem 17. Jhdt. verfügte die Anlage auch über einen Torturm.
Die ersten Steinhäuser wurden bereits im Zuge der Stadtgründung direkt an die Innenseite der Mauer gebaut. Erst in einer zweiten Phase entstand um die Mitte des 13. Jhdts. das heute als «Amthaus» bekannte Gebäude, das in seiner ursprünglichen Form ein mindestens dreistöckiges Turmhaus war. Nach 1300 wurde es gegen Südosten hin erweitert. Zahlreiche weitere Steinhäuser entlang der west- und südwestseitigen Stadtmauer konnten durch Grabungen nachgewiesen werden.

Wohnsitz adliger Familien
Der Ort «Meigenberch» wird in den Schriftquellen 1247 als «castrum» (Burg) und 1266 als «oppidum» (Städtchen) erwähnt. Tatsächlich handelte es sich wohl um eine Zwischenform. Meienberg verfügte nie über ein eigentliches Stadtrecht, hatte aber ein Marktrecht sowie Waldnutzungs- und Weiderechte in der weiteren Umgebung. Ausserdem mussten die Bauern der umliegenden Dörfer das Burgwerk leisten, also zum Bau und Unterhalt der Wehranlagen beitragen. Stadtbürger sind 1258 erstmals bezeugt, ein Schultheiss ab 1339.
Innerhalb des Städtchens liessen sich im 13. Jhdt. verschiedene Adelsfamilien aus dem Gefolge der Habsburger nieder. Dazu zählten die Freiherren von Rüssegg, die Ritter von Hünenberg und Baldegg sowie die Familie Gessler. Welcher von ihnen der Turmbau im Amthaus gehörte, ist nicht bekannt.

Zerstörung im Sempacherkrieg
Im Spätmittelalter wurde Meienberg zu einem habsburgischen Amt. 1359 verpfändete Herzog Rudolf IV. von Österreich die Vogtei an Ulrich Gessler. Diesem und seinem Sohn Heinrich wurden 1372 zusätzlich 300 Gulden an den Pfandwert angerechnet, um die Stadtbefestigung zu verstärken. Trotzdem folgte das Ende der Stadtsiedlung schon wenige Jahre später in den Wirren des Sempacherkriegs. Anfang Januar 1386 wurde der Ort von eidgenössischen Truppen erobert und besetzt. Ende des Monats scheiterte ein Gegenangriff habsburgischer Kontingente. Die Eidgenossen, die im Kampf hohe Verluste erlitten hatten, zerstörten daraufhin aus nicht restlos geklärten Gründen das Städtchen und zogen sich zurück.

Meienberg nach 1386
Heinrich Gessler blieb Vogt von Meienberg und strebte offenbar einen raschen Wiederaufbau an. Tatsächlich wurden mehrere Häuser entlang der Stadtmauer unmittelbar nach dem Krieg wieder hergestellt, schon kurz darauf aber endgültig verlassen. 1388 beschwerte sich Gessler in Luzern, dass die Eidgenossen die Bewohner von Meienberg zum Wegzug zwingen würden.
Das Städtchen erholte sich nie mehr von seiner Zerstörung und wurde zu einer unbefestigten ländlichen Siedlung. Die Wehranlagen blieben zerstört, und auch das Turmhaus wurde erst um 1448 wieder bewohnbar gemacht, nachdem die Eidgenossen den Aargau 1415 endgültig erobert hatten.

Erforschung der verlorenen Stadt
Die untergegangene Stadt interessierte die Forschung bereits im späten 19. Jhdt. – damals fertigte der Kunsthistoriker Johann Rudolf Rahn einen ersten Plan der Wehranlagen an. Das Amthaus mit seinem mittelalterlichen Mauerwerk wurde 1948 untersucht und 1953 restauriert. Der Plan, darin ein Museum einzurichten, wurde allerdings nie umgesetzt. Ab 1987 führte die Kantonsarchäologie Aargau verschiedene Bauuntersuchungen und Sondierungen durch. Schliesslich konnte 2005 im südwestlichen Teil der Oberstadt eine grosse Flächengrabung durchgeführt werden, um den Verlauf der Stadtmauer und zahlreiche mittelalterliche Gebäudegrundrisse zu dokumentieren.
Heute sind in Meienberg, das mittlerweile zur Gemeinde Sins zählt, nur noch wenige Spuren der städtischen Vergangenheit zu erkennen: neben den beiden Stadtgräben vor allem das Teilstück der Stadtmauer mit dem alten Amthaus.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bosch, Reinhold - Die Burgen und Schlösser des Kantons Aargau | Aarau, 1949 | S. 95-97
  • Frey, Peter - Die Burgen des Kantons Aargau: Mittelalterliche Adelssitze | Brugg, 2023 | S. 188-191
  • Frey, Peter - Meienberg: Eine mittelalterliche Stadtwüstung im oberen Freiamt | Baden, 2013
  • Germann, Georg - Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. V: Der Bezirk Muri | Basel, 1967 | S. 499-501
  • Germann, Georg - Sins [Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 140] | Basel, 1973 | S. 13-15
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 3: Aargau | Kreuzlingen, 1967 | S. 91-93
  • Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 23
  • Maier, Franz - Sichere Plätze: sichtbare Objekte | In: as. Archäologie Schweiz, 29. Jhg./Nr. 2 | Basel, 2006 | S. 68
  • Siegrist, Jean Jacques - Spätmittelalterliche Herrschaften im südlichen Freiamt | In: Argovia: Jahresschrift der Historischen Vereinigung des Kantons Aargau, Bd. 84 | Aarau, 1972 | S. 178-184
  • Wohler, Anton - Meienberg | In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Stand vom 25.11.2023: hls-dhs-dss.ch
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