WILDENBURG
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Allgemeine Informationen
Die Wildenburg wurde um 1200 durch die Freiherren von Sax errichtet. Die Anlage auf einem schroffen Felsklotz betand aus einem Hauptturm und einem weitläufigen Bering, später wurde sie durch einen Wohntrakt ergänzt. Ab 1313 gehörte sie den Grafen von Toggenburg und fiel 1436 den Freiherren von Raron zu, die sie 1468 dem Fürstabt von St. Gallen verkauften. Spätestens im 16. Jhdt. wurde die Burg aufgegeben. Die konservierte Turmruine trägt heute eine kleine Aussichtsplattform.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 12’ 18.30“ N, 09° 21’ 36.90“ E
Höhe: 1105 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 745.580 / 230.020
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A13 im Rheintal bei der Ausfahrt Haag verlassen und auf der Gamserstrasse in westlicher Richtung bis nach Gams fahren. Im Dorfzentrum geradeaus weiter und auf der Wildhauserstrasse bergauf über Gamserberg bis nach Wildhaus. Im Zentrum bei der Kirche rechts abbiegen in die Schönbodenstrasse und dieser bis zum Schönbodensee folgen. Bei der Badeanstalt parkieren. Wenige Schritte südlich des Sees zweigt der Fussweg zur Burg nach Westen ab und führt an zwei Bauernhöfen vorbei zur Ruine.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Mit der Bahn entweder bis Buchs im Rheintal oder nach Nesslau-Neu St. Johann im Toggenburg. Von beiden Seiten bestehen Busverbindungen nach Wildhaus, Dorf. Von der Haltestelle auf dem Rheintaler Höhenweg in östlicher Richtung bis hinunter zur Lochmühle wandern. Ein nicht markierter Weg führt vor dem Haus rechts den Berghang hinauf und zur Ruine. Alternativ ist diese von Osten her via Schönbodensee erreichbar (siehe oben).
Wanderung zur Burg
Der Rheintaler Höhenweg führt am Fuss des Burgfelsens vorbei.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
Rastplatz mit Feuerstelle in der Burg
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Wildenburg (SG)
Quelle: Infotafel auf der Burg | überarbeitet und Bauphasen eingefügt von O. Steimann, 2021
Historie
Die Wildenburg ist die höchstgelegene Burganlage des Kantons St. Gallen und steht auf einem felsigen Vorsprung über dem Simmitobel bei Wildhaus. Sie überblickt den flachen Passübergang vom obersten Toggenburg ins Rheintal. Die Gegend gehörte im Hochmittelalter zum Grundbesitz des Klosters Einsiedeln, das die Freiherren von Sax damit belehnte. Um 1200 errichteten diese als Verwaltungsmittelpunkt die Wildenburg.

Der Burgplatz, der nach drei Seiten durch steile Felsen geschützt ist, war gut gewählt – lediglich auf der Ostseite musste zusätzlich ein Halsgraben angelegt werden. Zu dieser Seite hin wurde auch der Hauptbau errichtet: Ein Turm mit bis zu 2,2 Meter starken Mauern. Im Grundriss misst er 9,2 x 9,2 Meter, die ursprüngliche Höhe lässt sich heute nicht mehr feststellen. Fünf identische Balkenlöcher an der nordöstlichen Ecke und entlang der Nordseite deuten darauf hin, dass hier einst ein Steg der Mauer entlang zum Burgtor führte, das bis heute nicht genau lokalisiert werden konnte. Das weite Gelände hinter dem Turm war von einer stellenweise noch erhaltenen Ringmauer umgeben, die der Felskante folgte. Aufgrund der Mauertechnik dürfte sie grösstenteils aus der gleichen Bauphase stammen wie der Turm.
Zu einem unbekannten Zeitpunkt wurde die Burg umgestaltet und möglicherweise verkleinert. Darauf deutet ein Binnengraben hin, der sich quer durch das Burggelände zieht. Jüngeren Datums ist auch ein langer Mauerwinkel westlich des Turms, der als Rest eines Wohntrakts gedeutet wird.

Die älteste schriftliche Erwähnung der Anlage geht auf das Jahr 1313 zurück. Damals verkaufte Ulrich von Sax «min hus, daz man da heisset dü Wildeburg» mit den zugehörigen Rechten an die Grafen von Toggenburg. In deren Besitz blieb die Anlage bis zu ihrem Aussterben 1436 und fiel dann erbweise den Freiherren von Raron zu. Die Brüder Hiltbrand und Petermann von Raron stellten den Leuten im Thurtal und «ze der Wildenburg» 1439 einen Freiheitsbrief aus. Nach Hiltbrands Tod verkaufte Petermann die Burg und seine Besitzungen im Toggenburg 1468 an Fürstabt Ulrich VII. von St. Gallen.
Es ist anzunehmen, dass die Wildenburg im Laufe des 15. Jhdts. ihre Bedeutung als Verwaltungssitz verlor und spätestens im 16. Jhdt. aufgegeben wurde. In älteren Abhandlungen zur Burg ist von einer Zerstörung durch einen Blitzeinschlag um 1600 die Rede, doch lässt sich in den Quellen kein Beleg dafür finden. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Ruine als Steinbruch ausgebeutet, nur der Turm stand noch lange Zeit aufrecht.

Im Zweiten Weltkrieg übernahm die Armee den Burgfelsen und legte darin ein Infanteriewerk zur Verteidigung der Passhöhe an. Der mittelalterlichen Wehranlage wurde kaum noch Beachtung geschenkt, sie überwucherte, wurde von Schatzgräbern heimgesucht und zerfiel zusehends. Erst 1973 wurde im Zuge eines Archäologiekurses für Jugendliche eine erste Grabung durchgeführt, die aber kaum neue Erkenntnisse brachte.
Nachdem die Ruine in den Besitz der Gemeinde übergegangen war, kamen aus der Region erste Anregungen zu ihrer Konservierung. 2010/11 wurden zunächst zahlreiche Bäume gefällt, deren Wurzeln das Mauerwerk schädigten. In den Jahren 2012/13 wurden schliesslich die Ruinen des Turms und des angrenzenden Wohntrakts teilweise freigelegt und saniert. Auch ein Abschnitt der Ringmauer bei der modernen Zugangstreppe wurde neu aufgemauert. Archäologisch untersucht wurde aber nur der Innenraum des Turms. Hier fand man neben Tierknochen und einem länglichen Eisenfragment auch einige Scherben von Gebrauchskeramik und Ofenkacheln.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Burgen im oberen Toggenburg | In: Toggenburger Annalen, 12. Jhg. | Bazenheid, 1985 | S. 77-80
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 507
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 141-142
  • Felder, Gottlieb - Die Burgen der Kantone St. Gallen und Appenzell, 2. Teil [51. Neujahrsblatt des Historischen Vereins des Kantons St. Gallen] | St. Gallen, 1911 | S. 23-24
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 2: St. Gallen, Appenzell, Fürstentum Liechtenstein | Kreuzlingen, o.J. | S. 131-132
  • Obrecht, Jakob - Wildhaus-Alt St. Johann SG, Burgruine Wildenburg: Bauliche Sanierung des Hauptturmes und Neuerschliessung der Ruine 2012/13 | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 18. Jhg./Nr. 3 | Basel, 2013 | S. 49-64
Webseiten mit weiterführenden Informationen
Sonstiges
  • Burgsage: Die Zwerge vom Wildhus
    Die Zwerge vom Wildhus

    In den Ruinen der Wildenburg waren einst ungeheure Schätze verborgen, und die Geister der früheren Zwingherren, zu hässlichen Zwergen verunstaltet, mussten diese Tag und Nacht bewachen, weil sie so viel Unrecht begangen hatten. In der Dunkelheit kamen sie aus ihren Höhlen hervor und klagten ihr Leid. Niemand getraute sich, zur Burg hinzugehen, bis auf einen alten, heimatlosen Soldaten, der in der nahen Herberge Schönenboden eine Kammer bezogen hatte. Da er ohne Furcht war, fragte er die Zwerge, wie er ihnen helfen könne. Sie trugen ihm auf, auf dem Berg Chäserrugg eine weisse Ziegerblume zu finden, denn dort habe einst einer der ihren ein hübsche Sennerin ermordet. Mit dieser Blume sei der Burgschatz zu heben – aber nur, wenn man beabsichtige, das Gold unter den armen Leuten im Tal zu verteilen.

    Der Alte machte sich sogleich auf den Weg und wurde am nächsten Morgen mit der Wunderblume in der Hand von einem jungen Alphirten gefunden. Der Soldat lag erschöpft vor seiner Tür. Er gab ihm eine Suppe und erzählte ihm, dass er ein Häusschen im Tal habe und gerne heiraten möchte, ihm in diesen schweren Zeiten aber das nötige Geld fehle. Da erzählte ihm der Alte die ganze Geschichte vom Schatz und den Geistern, und der Bursche bekam Angst. Trotzdem versprach der dem Soldaten, eine weitere Ziegerblume zu holen und in der Nähe der Ruine zu warten, um notfalls helfen zu können.

    Der alte Mann ging sodann mit seiner Blume zur Wildenburg, und alle Tore öffeneten sich bei Berührung durch die Blüte wie von Zauberhand. Der Weg führte ihn durch Kellerräume und unterirdische Gänge bis in die Schatzkammer. Dort stand eine schwere eiserne Truhe, die er mit der Blume ebenfalls öffnen konnte. Doch als er die Golddukaten durch seine Hände fliessen liess, fiel ihm die Blume zu Boden und wurde durch seine eigenen Steifel zertreten. Sofort trat ein ungemein hässliches Zwerglein hervor, lachte dröhnend und sagte, nun seien alle Tore wieder verschlossen. Der Krieger müsse hier sterben und zusammen mit den anderen den Schatz bewachen.

    Den Alten überfiel die Angst und er schrie um Hilfe, Tag und Nacht. Die Leute aus der Umgebung hörten ihn, doch niemand getraute sich, die Burg zu betreten. Doch dann kamen der Hirte und seine Braut mit der zweiten Ziegerblume vorbei. Auch diese öffnete alle Tore, und schliesslich fanden sie den alten Soldaten erschöpft und halb verdurstet in der Schatzkammer. Sie brachten ihn ins Freie und holten anschliessend auch die Truhe mit dem Gold. Niemand hinderte sie, obwohl ein fürchterliches Geheul um sie war. Sie trugen den alten Mann und den Schatz in ihre Hütte. Nun konnten sie endlich heiraten. Der Alte durfte bis zu seinem Tod bei ihnen wohnen, und mit den Dukaten halfen sie allen Leuten aus der weiten Umgebung aus ihrer Not. Seither hört man kein Gepolter und Lärmen der unerlösten Geister mehr.

    Quelle: gekürzte Fassung auf Basis von: Fabel-Egli, Clara - Toggenburger Sagen | Uzwil, 1977 | S. 72-76
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