BURG SOLAVERS
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Allgemeine Informationen
Eindrückliche Ruine eines frühmittelalterlichen rätischen Kirchenkastells, das später zur Feudalburg ausgebaut wurde. Sichtbar sind die Reste einer langen Schildmauer, der alten Talkirche und des Feudalbezirks, schön gelegen auf einem Hügel über Seewis-Schmitten und dem Dorf Grüsch.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 59' 00.51" N, 09° 38' 39.75" E
Höhe: 736 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 767.790 / 205.960
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Landquart auf der Hauptstrasse ins Prättigau bis zum Abzweiger Seewis fahren. Danach entweder weiter nach Grüsch oder der Bergstrasse hinauf nach Seewis bis zur dritten Kehre folgen. An beiden Orten sind Parkmöglichkeiten vorhanden. Von Grüsch her führt ein markierter Wanderweg sehr steil bergauf zur Burg. Von der Strassenkehre bei Seewis in östlicher Richtung zunächst hangabwärts gehen, dann kurze Gegensteigung zum Burghügel.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Regelmässige Bahnverbindungen ab Landquart nach Grüsch. Die Burgruine liegt oberhalb des Bahnhofs.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Solavers
Quelle: Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 339 | bearbeitet von O. Steimann, 2009
Historie
Die Burg Solavers gehört zum Typus der rätischen Kirchenkastelle, deren Anfänge teilweise bis ins 6. Jhdt. zurückreichen. Auf dem Burghügel, der auf drei Seiten senkrecht abfällt, stand wohl schon früh ein Vorläuferbau der Liebfrauenkirche: Dass dieser Sakralbau der Gottesmutter geweiht und Mutterkirche der Pfarreien von Seewis und Fanas war, weist auf eine frühe Gründung hin.
Um den Hügel gegen Angreifer zu schützen, reichte eine bergseitige Sperrmauer völlig aus. Benötigt wurde sie vielleicht in den Jahren um 950, als die Sarazenen die Bündner Täler heimsuchten. An der rund 60 Meter langen Schildmauer wurden über die Jahrhunderte immer wieder Änderungen vorgenommen. Die Mauerstärke schwankt zwischen 0.9 und 1,75 Metern. Ein älteres Burgtor, das direkt zur Kirche hin führte, wurde später zugemauert – ebenso wie zwei Öffnungen für Wehrerker auf beiden Seiten dieses Eingangs. Vom Wehrgang, der auf der Innenseite der Mauerkrone entlang führte, ist heute nichts mehr erkennbar.

Im 11. oder 12. Jhdt. wurde Solavers zur Feudalburg erweitert. Zu den Bauherren fehlen schriftliche Hinweise. Im südlichen Teil der Anlage entstand ein mächtiger Wohnturm mit Grundmassen von 12 x 12 Metern. Daran anschliessend wurde ein Wohntrakt errichtet, von dem heute noch zwei Fenster erhalten sind. Auch der Bering in diesem Teil der Burg ist deutlich jünger als die Schildmauer.
Vermutlich im 13. Jhdt. kam Solavers in den Besitz Herren von Aspermont. Die Burg war nun das Verwaltungszentrum für deren Besitzungen im unteren Prättigau und somit das Gegenstück zur Burg Castels im oberen Talabschnitt. Zu jener Zeit wurde wohl auch die Kirche neu gebaut – ein Spitzbogenfenster in deren Südwand wird ins 13. Jhdt. datiert.

1338 verkauften Eberhard und Ulrich von Aspermont ihre Prättigauer Besitzungen an Ulrich von Matsch und Graf Friedrich V. von Toggenburg. 1344 kam es zwischen den neuen Eigentümern zu einer Güterteilung: Solavers und die Herrschaft über das untere Prättigau fielen den Grafen von Toggenburg zu, die sich in den folgenden Jahren mehrmals persönlich auf der Burg aufhielten. Graf Friedrich stellte beispielsweise 1353 «ze Solavers» eine Urkunde aus.

Bei der toggenburgischen Hausteilung von 1394 fiel die «festi zu Solafers» Graf Friedrich VII. zu. Er, der 1436 als letzter männlicher Nachkomme seiner Familie starb, soll gemäss dem Bündner Chronisten Ulrich Campell gar auf Solvers zur Welt gekommen sein. Nach längeren Erbstreitigkeiten, in welche sich auch der Kaiser einschalten musste, gelangte die Burg zusammen mit der Herrschaft Belfort an Wilhelm IV. von Montfort und Heinrich von Sax-Misox. Der gesamte Güterkomplex wurde später an Herzog Sigmund von Österreich verkauft, dem die Talleute aber die Huldigung verweigerten. Die Burg Solavers dürfte bei diesen Ereignissen allerdings kaum noch eine Rolle gespielt haben, weil ihre Wohnbauten im Laufe des 15. Jhdts. aufgegeben worden waren.

Weiterhin genutzt wurde jedoch die Liebfrauenkirche in der Burg. Im 15. Jhdt. wurde das Kirchenschiff vergrössert, zudem wurde ihm ein polygonaler Chorraum angehängt. Noch 1487 vereinbarten die Gemeinden Seewis und Fanas, die kirchlichen Hauptfeste weiterhin auf Solavers zu begehen. Spätestens im 16. Jhdt., als das Prättigau zur Reformation übertrat, dürfte die Anlage aber endgültig aufgegeben worden sein.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 337
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 338-340
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 8: Graubünden 1 (Nordbünden) | 2. überarb. und erg. Aufl. | Kreuzlingen, 1981 | S. 135-137
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 3: Kanton Graubünden (deutschsprachiger und romanischer Teil) | Zürich, 1983 | S. 89-90
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 268-270
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. II: Herrschaft, Prätigau, Davos, Schanfigg, Churwalden, Albulatal | Basel, 1937 | S. 68-70
  • Von Castelmur, Anton - Die Burgen und Schlösser Graubündens, I. Teil: Herrschaft, Prätigau, V Dörfer, Chur und Umgebung, mit Schanfigg, Domleschg | Basel, 1940 | S. 32-35
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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