BURGSTELLE SCHOLLENBERG
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Quelle: Zürcher Denkmalpflege - 9. Bericht: 1977/78, I. Teil | Zürich, 1982 | S. 55
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Allgemeine Informationen
Die Burg Schollenberg, im Gegensatz zu Alt-Schollenberg auch «niedern Schollenberg» genannt, befand sich vom 13. bis ins frühe 14. Jhdt. als Lehen der Scholl in den Händen der Herren von Schollenberg. Die aus einem Turm mit angebautem Wohntrakt und einem Bering bestehende Burg wechselte in den nachfolgenden Jahrhunderten sehr oft den Besitzer. Nach einem Brand wurde sie 1838/39 vollständig abgebrochen – an ihrer Stelle steht heute ein Bauernhaus. Sichtbar sind noch Spuren der Burggräben sowie eine im 16. Jhdt. erbaute Tuffsteinbrücke neben der ehemaligen Vorburg.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 34’ 28.31“ N, 08° 35’ 15.94“ E
Höhe: 354 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 686.460 / 269.950
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A4 zwischen Winterthur und Schaffhausen bei der Ausfahrt Henggart verlassen und anschliessend der Flaachtalstrasse in westlicher Richtung über Henggart, Humlikon, Volken und Dorf bis nach Flaach folgen. Im Dorfzentrum geradeaus weiter in Richtung Rüdlingen fahren. Rund 800 Meter nach den letzten Häusern von Flaach führt die Strasse durch den Weiler Schollenberg. Parkmöglichkeiten vor Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Winterthur mit dem Bus 670 in Richtung Rafz bis zur Haltestelle Flaach, Ziegelhütte. Dann am Strassenrand oder auf dem etwas weiter nördlich verlaufenden Wanderweg rund 500 Meter zum Weiler Schollenberg zurückgehen. Die Bushaltestelle vor Ort wurde leider vor wenigen Jahren aufgehoben.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Nur Aussenbesichtigung möglich – auf dem Burgareal steht ein privates Wohnhaus.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Schollenberg
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2016
Historie
Wo der Höhenzug des Irchels ins Flachland des Thurtals übergeht, rund 600 Meter östlich des Rheins, stand vom 13. bis ins 19. Jhdt. die Burg Schollenberg. Die Besitzverhältnisse in der Gründungszeit sind verworren, denn ab 1243 taucht zunächst eine Familie Scholl, dann auch eine Familie von Schollenberg in den Schriftquellen auf. Gemäss der Dorsualnotiz in einer Urkunde von 1258 waren die vier darin genannten Vertreter der Familie Scholl «die Schollen von Schollinberh ze Berge». Ihr Wohnsitz war vermutlich die Burganlage auf dem weiter südwestlich gelegenen Schlossbuck (Alt-Schollenberg), denn bereits ein Jahr später erwähnt eine andere Schriftquelle einen Burkhard von Schollenberg als Lehnsmann der Scholl. Er dürfte auf der unteren Burg Schollenberg bei Flaach gewohnt haben.

Mittelpunkt dieser Burganlage war ein starker Turm mit rechteckigem Grundriss, dem – wahrscheinlich in einer zweiten Bauphase – westseitig ein Wohntrakt angefügt wurde. Östlich des Turms erstreckte sich der ummauerte Burghof, in welchem ein Ökonomiegebäude stand. Während das Burgareal nordseitig durch einen kleinen Abhang und gegen Osten durch den Einschnitt des Tobelbachs geschützt war, mussten gegen die anderen Seiten hin künstliche Annäherungshindernisse geschaffen werden. Der breite, noch schwach erkennbare Graben auf der Südseite soll einst mit Wasser gefüllt gewesen sein, jener auf der Westseite hingegen trocken. Die Vorburg lag weiter südlich, jenseits der heutigen Hauptstrasse.

Die Scholl und die Schollenberger sind im frühen 14. Jhdt. wahrscheinlich ausgestorben. Nächste bekannte Burgherren waren 1376 die Herren von Erzingen-Betmaringen. Von ihnen gelangte Schollenberg 1393 an die Herren von Tettingen. 1430 wurde die Burg zusammen mit der Gerichtsherrschaft über Berg am Irchel an die Herren von Gachnang veräussert, 1464 an die Familie zum Thor zu Teufen und 1476 an die Herren von Gugelberg.
Hans von Waldkirch aus Schaffhausen konnte Schollenberg 1519 erwerben. Dieses Geschlecht besass die Burg über mehr als zwei Jahrhunderte und liess sie um 1588 umfassend erneuern. In der Vorburg wurde damals eine grosse gemauerte Scheune mit Treppengiebeln errichtet, und auch die heute noch erhaltene Tuffsteinbrücke über den Tobelbach stammt aus jener Zeit.

Den Waldkirch gehörte Schollenberg bis 1734, später kam es an die Gemeinde Berg am Irchel, die es 1775 an Konrad Vaterlaus von Berg veräusserte. Der letzte Burgbesitzer war Junker Georg Escher von Berg. 1830 fiel der Wohntrakt einem Brand zum Opfer und wurde nicht mehr aufgebaut. Turm und Ringmauer liess Escher 1838/39 abbrechen, später entstand auf den mittelalterlichen Fundamenten das heutige Bauernhaus. Die Schlossscheune in der Vorburg, zuletzt als Wohnhaus genutzt, brannte 1921 ebenfalls aus und wurde abgerissen. Selbst die schöne Tuffsteinbrücke stand wegen Baufälligkeit kurz vor dem Abbruch, konnte aber 1977/78 in Zusammenarbeit mit der Zürcher Denkmalpflege umfassend saniert werden.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 159
  • Fietz, Hermann - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. I: Die Bezirke Affoltern und Andelfingen | Basel, 1938 | S. 193-194
  • Zeller-Werdmüller, Heinrich - Zürcherische Burgen | In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 48./49. Jhrg. | Zürich, 1894-1895 | S. 366-367
  • Zürcher Denkmalpflege - 9. Bericht: 1977/78, I. Teil | Zürich, 1982 | S. 54-55
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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