GROTTENBURG RIEDFLUH
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Allgemeine Informationen
Konservierte und teilweise rekonstruierte Grundmauern einer bedeutenden Grottenburg in der Riedfluh am steilen Südhang des Ränggen. Die um 1050 entstandene Anlage muss von der baulichen Ausstattung her einem bedeutenden Adelsgeschlecht gehört haben. Sie wurde mehrfach erweitert, fiel um 1200 aber einem Brand zum Opfer und wurde aufgegeben. Die völlig in Vergessenheit geratene Burg ist erst 1968 wieder entdeckt worden.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 23' 28.44" N, 07° 48' 34.14" E
Höhe: 630 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 628.000 / 249.000
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A2 auf der Ausfahrt Eptingen verlassen, dann der Hauptstrasse in nördlicher Richtung bis zur Mineralwasserfabrik folgen. Hier links in die Bölchenstrasse einbiegen und dieser ca. 300 Meter folgen, bis rechts eine Seitenstrasse abzweigt. Wenige Parkmöglichkeiten entlang der Strasse. Ab hier der Wegbeschreibung unten folgen.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Regelmässige Bahnverbindungen von Basel oder Liestal nach Sissach. Ab hier mit der Buslinie 107 bis zur Haltestelle Eptingen, Edelweiss.
Wanderung zur Burg
Ab der Eptinger Mineralwasserfabrik in westlicher Richtung der Bölchenstrasse folgen. Nach ca. 300 Metern rechts abbiegen und nun den braunen Wegweisern zur Grottenburg folgen. Der Weg führt über die Höfe Unter- und Ober-Hasel hinauf zum Waldrand, dann diesem entlang nach Osten und eine Treppe hinab zum Fuss der Felswand, in der sich die Grottenburg befindet.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
Grillstelle in der Ruine
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Riedfluh
Quelle: gemäss Infotafel auf der Burg | vollständig überarbeitet von O. Steimann, 2015
Historie
Obwohl sie sich mit ihren sanierten und teilweise rekonstruierten Grundmauern heute als sehenswerte Ruine präsentiert, war die Grottenburg Riedfluh bis 1968 gänzlich unbekannt. Damals stiess ein Hobbyarchäologe zufällig auf mittelalterliche Keramikscherben, die einige Jahre zuvor Kinder an die Oberfläche befördert hatten, als sie unter der Felswand ihre tote Katze begruben. Von 1981 bis 1983 wurde die Anlage vollständig freigelegt und wissenschaftlich untersucht. Dabei kam man zu einigen überraschenden Erkenntnissen.

Riedfluh – der eigentliche Name der Anlage ist mangels Schriftquellen unbekannt – war eine ungewöhnliche Grottenburg. Erbaut wurde sie bereits um 1050, und sie war mit kunstvollen Bauelementen ausgestattet, die sonst eher auf königlichen Pfalzen anzutreffen waren; darunter mit Refliefs verzierte Bundsandsteinquader. Auch viele Kleinfunde deuten auf einen gehobenen Lebensstil der Bewohner hin.
Bei den Erbauern muss es sich um ein angesehenes Adelsgeschlecht gehandelt haben. In Frage kämen die Vorfahren der Herren von Eptingen oder auch die Grafen von Rheinfelden. Letztere waren nicht in erster Linie am Rodungsgebiet im Basler Jura interessiert, sondern vor allem an einer starken Präsenz an der Passroute über die Chällhöchi. Um die Mitte des 11. Jhdts. waren sie bestrebt, ihre Güter im Berner Mittelland und ihre Stammburg am Rhein über diesen Pass besser miteinander zu verbinden. Sie dürften für den Bau mehrerer früher Burgen in dieser Region verantwortlich gewesen sein.

In dieser frühesten Phase bestand die Grottenburg nur aus dem grossen Haupttrakt, der unter der überhängenden Felswand errichtet wurde. Er war über einen Hocheingang zugänglich, während der Keller als Vorratsraum diente. Nach einem Brand wurde dieser Hauptbau schon bald neu eingerichtet. Das obere Stockwerk erhielt damals einen neuen Boden aus Kalksteinplättchen, im Erdgeschoss wurden neue Zwischenmauern eingezogen.

Im späten 11. Jhdt. wurde die Burg ein erstes Mal erweitert. Der Zugang wurde nun deutlich verbreitert und der Hauptbau erhielt ein ebenerdiges Tor, so dass einer der Kellerräume fortan als Perdestall genutzt werden konnte. Das Wohngeschoss wurde hingegen mit fein gegliederten, mit Kapitelen geschmückten Pfeilern ausgestattet.
Dieser Ausbau könnte auf einen Besitzerwechsel hinweisen. Als Rudolf von Rheinfelden, Gegenkönig zu Heinrich IV., 1080 starb, wurde der grosse Besitz seiner Familie unter seinen lokalen Gegnern aufgeteilt. Ein grosser Teil fiel dem Bischof von Basel zu. Es ist denkbar, dass die Burg Riedfluh in diesem Zusammenhang an die Herren von Eptingen überging. Sie tauchen ab 1189 als bischöfliche Gefolgsleute in den Schriftquellen auf.

Im 12. Jhdt. wurde die Burg nochmals deutlich vergrössert. Der ganze Hang vor dem Haupttrakt wurde nun terrassiert und grösstenteils überbaut. Südlich vor dem Eingang entstand ein neuer Pferdestall. Die Funktion der anderen Räume lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Um die Gesamtanlage besser zu schützen, wurde ihr auf der Nordostseite eine Mauer mit Zugangstor vorgelagert. Dieses Tor konnte zusätzlich von einem Ausguck überwacht werden, der sich 5 Meter höher in einer Felsnische befindet und nur vom Haupttrakt her zugänglich war.
Um das Jahr 1200 ereignete sich im Spätsommer auf der Burg eine Brandkatastrophe. Der Auslöser ist unbekannt, die Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass im östlichen Teil des Hauptbaus damals Heu eingelagert war. Die Anlage wurde daraufhin verlassen und vielleicht durch die auf dem gleichen Höhenzug gelegenen Burgen Ränggen I und/oder Ränggen II abgelöst. Die Grottenburg Riedfluh aber zerfiel und geriet völlig in Vergessenheit.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg
Literatur
  • Archäologie Baselland (Hg.) - Die Grottenburg Riedfluh bei Eptingen | Faltblatt | Liestal, o.J.
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 66
  • Degen, Peter, et alt. - Die Grottenburg Riedfluh, Eptingen BL: Bericht über die Ausgrabungen 1981-1983 [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Doppelbd. 14/15] | Zürich, 1988
  • Högl, Lukas - Burgen im Fels: Eine Untersuchung der mittelalterlichen Höhlen-, Grotten- und Balmburgen der Schweiz [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 12] | Basel, 1985 | S. 69-70
  • Meyer, Werner - Burgen von A bis Z: Burgenlexikon der Regio | Basel, 1981 | S. 124
  • Tauber, Jürg - Herd und Ofen im Mittelalter [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 7] | Olten/Freiburg i.Br., 1980 | S. 69
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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