STADTBEFESTIGUNG MELLINGEN
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Quelle: Hoegger, Peter - Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. VI: Der Bezirk Baden I | Basel, 1976 | S. 390
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Allgemeine Informationen
Mellingen ist eine gut erhaltene mittelalterliche Kleinstadt am Unterlauf der Reuss, die um 1230 durch die Grafen von Kyburg als befestigter Brückenzoll und Marktort angelegt wurde. Die Befestigungsanlagen wurden in spät- und nachmittelalterlicher Zeit mehrfach verändert. Erhalten geblieben sind das Lenzburgertor mit dem Zeitturm, das Brückentor, der runde Hexenturm und ein Stück der Stadtmauer neben dem Schloss Iberg.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 25’ 06.59“ N, 08° 16’ 23.63“ E
Höhe: 349 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 662.980 / 252.300
Kontaktdaten
Gemeindekanzlei Mellingen | Grosse Kirchgasse 23 | CH-5507 Mellingen
Tel: +41 (0)56 481 88 20 | E-Mail: gemeindekanzlei@mellingen.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A1 bei der Ausfahrt Baden-West verlassen und anschliessend auf der Mellingerstrasse in südlicher Richtung über Fislisbach bis nach Mellingen fahren. Parkplätze ausserhalb der Altstadt.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Baden mit der Buslinie 332 in Richtung Mellingen bis zur Haltestelle Lindenplatz fahren.
Wanderung zur Burg
Der Aargauer Weg führt an der Mellinger Altstadt vorbei.
Öffnungszeiten
nur Aussenbesichtigung möglich
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Mellingen
Quelle: auf Basis verschiedener Vorlagen neu gezeichnet von O. Steimann, 2016
Historie
Der im Jahr 1019 erstmals erwähnte Ort Mellingen am Unterlauf der Reuss gehörte im Hochmittelalter zum Eigengut der Grafen von Lenzburg und fiel nach deren Aussterben den Kyburgern zu. Vermutlich in den 1230er-Jahren liessen diese den Ort befestigten, statteten ihn mit einem Marktrecht aus und bauten eine erste Brücke. Dieser Flussübergang wird 1253 bezeugt. Bereits 1247 erwähnen die Schriftquellen einen Schultheissen, der von den Grafen eingesetzt wurde und für die Aufsicht über den Markt, das Erheben der Steuern und die niedere Gerichtsbarkeit zuständig war.
Mangels archäologischer Untersuchungen ist über die früheste Befestigung Mellingens nur wenig bekannt. In ihren Grundzügen ist die kyburgische Stadtanlage heute aber noch gut erkennbar. Sie bildet ein langgezogenes Oval am südlichen Reussufer, mit je einem Haupttor zur Brücke und einem zur Landseite hin. Heute verschwundene Nebentore befanden sich an den Schmalseiten: Flussabwärts stand das Bruggertor, das von zwei Rundtürmen flankiert wurde. Flussaufwärts befand sich das Hintere Tor, das an die Burg der kyburgischen Dienstleute von Iberg anschloss.

Nach dem Aussterben der Grafen von Kyburg im Jahr 1264 kam Mellingen unter habsburgische Herrschaft und erhielt 1296 durch Herzog Albrecht von Österreich ein Stadtrecht verliehen. Nun begann ein bescheidener Aufschwung: Die Stadt, die ihren Schultheissen nun selber wählen durfte, schloss ein Burgrecht mit dem benachbarten Kloster Gnadenthal ab und konnte 1364 das Niedergericht über das Gebiet am anderen Reussufer von den Herren von Trostberg erwerben. Diese Phase der Stadtgeschichte endete, als die eidgenössischen Orte 1415 mit königlicher Genehmigung den Aargau eroberten. Mellingen wurde von Truppen aus Zürich und Luzern besetzt und der Herrschaft Baden unterstellt. Immerhin durfte die Stadt ihre verbrieften Rechte behalten.
Auch das 16. Jhdt. brachte viele Umwälzungen mit sich: 1509 zerstörte ein Grossbrand nahezu alle Häuser. 1529 bekannte sich die Stadt zur Lehre des Zürcher Reformators Zwingli und wurde deshalb in die Wirren der Religionskriege hineingezogen. Nach der Niederlage der Reformierten im Zweiten Kappelerkrieg von 1531 wurde Mellingen von den innerschweizer Orten rekatholisiert. Manche der alten Stadtrechte wurden nun aberkannt, weil die Sieger die Kontrolle über die strategisch wichtige Reussbrücke nicht mehr aus den Händen geben wollten. So blieb es bis 1712, als die katholischen Orte den Zweiten Villmergerkrieg gegen Zürich und Bern verloren und Mellingen kampflos preisgaben. Während der Helvetik gehörte die Stadt zum kurzlebigen Kanton Baden, seit 1803 ist sie Teil des gleichnamigen aargauischen Bezirks.

Die Stadtbefestigung wurde seit dem Spätmittelalter verschiedentlich verändert. Die Wehranlagen beim landseitigen Lenzburgertor wurden um die Mitte des 15. Jhdts. ersetzt - es entstand der heute noch sichtbare Zeitturm, der seit 1544 über ein Uhrwerk verfügt. Auch das flussseitige Brückentor hat von seiner ursprünglichen Gestalt kaum etwas bewahrt. Es wurde mehrfach erneuert und verbreitert, zuletzt 1930, wobei die ehemalige Zollstube abgebrochen werden musste.
Von den beiden Rundtürmen im Nordwesten der Stadt hat sich nur der landseitige Hexenturm erhalten. Er brannte 1902 zusammen mit sechs Nachbarhäusern vollständig aus und wurde danach mit einem Zinnenkranz versehen. Der frühere Zustand mit dem spitzen Kegeldach wurde erst 1951 wieder hergestellt. Das Gebäude weist im Grundriss einen Durchmesser von rund 7,5 Metern auf, die Mauern sind bis zu 2 Meter dick. Der zweite Rundturm ist wahrscheinlich im frühen 18. Jhdt. verschwunden, das Bruggertor wurde 1836 abgebrochen. Im Südosten der Stadt steht neben dem Schloss Iberg noch ein längeres Stück der flussseitigen Stadtbefestigung aufrecht, während die Mauer an vielen anderen Stellen in die Häuserfronten integriert ist. Auch vom Stadtgraben, der Mellingen früher auf der Landseite umgab, ist nur südlich der Altstadt noch ein Stück erkennbar.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel am Zeitturm
Literatur
  • Fuchs, Adolf et alt. (Red.) - Mellingen | Mellingen, 1967
  • Hoegger, Peter - Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. VI: Der Bezirk Baden I | Basel, 1976 | S. 382-398
  • Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 23-24
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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