BURG MAMMERTSHOFEN
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Allgemeine Informationen
Mammertshofen ist eine kleine Ministerialenburg, die um 1230 wahrscheinlich auf Rodungsgebiet durch Marschalken der Reichsabtei St. Gallen errichtet wurde. Den Kern bildet ein markanter, aussergewöhnlich gut erhaltener Megalithwohnturm. Die Anlage, die ab 1352 über drei Jahrhunderte fast ununterbrochen den Schenken von Castell gehörte, befindet sich heute im Besitz der Familie von Planta.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 29’ 40.40“ N, 09° 23’ 53.42“ E
Höhe: 493 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 747.640 / 262.270
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von St. Gallen aus der Langgasse bzw. St. Gallerstrasse folgen. In Wittenbach rechts Richtung Arbon abbiegen. 500 Meter nach Dorfausfahrt Freidorf PKW auf dem Parkplatz rechts abstellen. Von hier führt ein Weg in rund 5 Minuten hinauf zur Burg.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab St. Gallen mit der S-Bahn (Linie 8) bis nach Wittenbach fahren. Nun mit der Buslinie 200 in Richtung Arbon bis zum Ochsen Roggwil fahren. Zu Fuss in östlicher Richtung, via alte St. Gallerstrasse zur Burg gehen (ca. 10 Minuten).
Wanderung zur Burg
Die Burg liegt am beschilderten Wanderweg von Freidorf nach Roggwil.
Öffnungszeiten
Die Anlage befindet sich in Privatbesitz. Tagüber ist der Burghof aber meistens zugänglich.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
für Aussenbesichtigung möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Mammertshofen
Quelle: Meyer von Knonau, Gerold - Burg Mammertshofen und zwei andere schweizerische megalithische Thürme | In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. 17/Heft 5 | Zürich, 1870-1872 | bearbeitet von U. Hitz, 2018
Historie
Die Burg Mammertshofen liegt südlich von Roggwil, an einem sanft ansteigenden Hang. Sie ist zum Teil von natürlichen Gräben umgeben, die von kleinen Gewässern geformt wurden. Ihr herausragendes Merkmal ist ein sehr gut erhaltener Wohnturm aus Megalithmauerwerk mit hölzernem Obergaden. Erbaut wurde er zwischen 1230 und 1240. Bis auf einige wenige Änderungen sind die Mauern aus teilweise über 2 Meter langen, unbearbeiteten Steinbrocken original erhalten. Im Grundriss misst das markante Bauwerk 13,5 Meter im Quadrat und hat eine maximale Mauerstärke von 2,8 Metern. Der Hocheingang liegt im dritten Stock auf der Nordost-Seite. Im Gegensatz zum groben Mauerwerk wurden Tür- und Fenstergewände sorgfältig aus Sandstein gearbeitet.

Um 1250 wird Mammertshofen erstmals in den Schriftquellen erwähnt als «Mainbrechtshoven» (Höfe des Mambrecht). Die Burg wurde bei einer älteren Siedlung wohl auf Rodungsland errichtet und war ein Lehen der Reichsabtei St. Gallen. Bewohnt wurde sie von den Marschalken von Mammertshofen, Ministerialen des Klosters. Diese wurden um die Mitte des 13. Jhdts. allerdings lehensbrüchig und schlugen sich in einer Fehde zwischen St. Gallen und dem Bistum Konstanz auf die Seite des Bischofs. Der Abt von St. Gallen, Berchtold von Falkenstein, belagerte die Burg mit Erfolg. Trotz ihrem Verhalten wurden die Marschalken später wieder mit Mammertshofen belehnt.
1362 erlosch das Geschlecht und das Lehen ging an die Schenken von Castell über. Allerdings wurden durch den Erbfall etliche weitere Familien Teilhaber an der Burg: die Herren von Bonstetten, von Hettlingen, von Ebersberg und von Rorschach. Erst um 1400 konnte Burkart Schenk von Castell alle Ansprüche abgelten und wurde alleiniger Inhaber.

Während der Appenzellerkriege lagerte im Juli 1405 der Harst der Stadt St. Gallen mit seiner grossen Büchse vor der Burg. Die Schenken mussten sich ergeben und Mammertshofen 1424 aus Geldnot verkaufen. Wohl unabhängig von diesen Ereignissen brannte um 1420 der Wohnturm vollständig aus. 1421/30 wurden im Innern neue Zwischenböden eingezogen. Auch am Obergaden mussten Renovation vorgenommen werden.
Die Anlage gehörte nun kurzzeitig Albrecht von Holzhausen und danach Ulrich Senn von St. Gallen. Doch schon wenige Jahre später konnten die Schenk von Castell das Lehen als Pfandschaft wieder übernehmen. Der Abt von St. Gallen verzichtete 1547 auf alle Rechte zur Wiedereinlösung des Pfands. Baulich wurde in jener Zeit offenbar nicht viel verändert. Nur am Obergaden des Wohnturms sind für das ausgehende 16. Jhdt. weitere Umbauten nachweisbar.

Nach fast drei Jahrhunderten im Besitz der Castell wurde Mammertshofen 1645 an Georg Joachim Studer von Winkelbach verkauft. Von nun an wechselten die Besitzer in regelmässigen Abständen. Darunter befanden sich die Schultheiss von Konstanz, die Mayr von Baldegg und ab 1792 die Zuckerbäckerfamilie Orlandi aus Bever. In jenen Jahrzehnten kam es zu tiefgreifenden baulichen Veränderungen. Der Palas, im Spätmittelalter östlich des Wohnturms errichtet, wurde um 1694 umgebaut. Es handelt sich um einen schönen Riegelbau auf steinernem Sockel. Im angeführten Vorbau war einst die Kapelle untergebracht.
Die hölzerne Brücke vor dem Burgtor wurde 1802 durch die heutige Steinbrücke ersetzt. Ungefähr zeitgleich wurde der südseitige Graben teilweise aufgefüllt. Die neuzeitlichen Anbauten, das sogenannte Pächterhaus im Westen und die burgenromantischen Zinnenmauern, wurden erst 1852 durch den Architekten Johann Christoph Kunkler errichtet. Zuvor war die Ringmauer deutlich höher gewesen. Seit 1922 befidet sich Mammertshofen im Besitz der Familie von Planta.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Archäologie Thurgau - Mittelalter: Roggwil TG, Schloss Mammertshofen | In: Jahrbuch Archäologie Schweiz, Bd. 93 | Basel, 2010 | S. 280
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 581
  • Giezendanner, Heini - Burgen und Schlösser im Thurgau | Frauenfeld, 1997 | S. 138-139
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser im Thurgau | Kreuzlingen, o.J. | S. 85-86
  • Komission des historischen Vereins des Kantons Thurgau - Die Burgen und Schlösser des Kantons Thurgau, II. Teil | Basel, 1932 | S. 27-32
  • Leisi Ernst - Mammertshofen | In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees u. seiner Umgebung, 1941-42/Heft 68 | Konstanz, 1943 | S. 51-60
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 254
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 6: Kantone St. Gallen, Thurgau, Appenzell-Innerrhoden, Appenzell-Ausserrhoden | Zürich, 1983 | S. 87-88
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 298-299
  • Reicke, Daniel - «von starken und grossen flüejen»: Eine Untersuchung zu Megalith- und Buckelquader-Mauerwerk an Burgtürmen im Gebiet zwischen Alpen und Rhein [Schweizerische Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 22] | Basel, 1995 | S. 61-62
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