STADTBEFESTIGUNG LICHTENSTEIG
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Allgemeine Informationen
Durch die Grafen von Toggenburg um 1200 gegründetes Städtchen auf einem Geländevorsprung östlich über der Thur. Obwohl die kompakte mittelalterliche Grundform erhalten geblieben ist und die Häuserzeilen mehrheitlich der alten Stadtmauer folgen, ist äusserlich kaum noch mittelalterliche Bausubstanz erkennbar. Die beiden Stadttore sind 1828 abgebrochen worden.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 19' 23.53" N, 09° 05' 14.90" E
Höhe: 640 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 724.640 / 242.680
Kontaktdaten
Verkehrsbüro Liechtensteig | Tel: +41 (0)71 988 61 11
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Wil (SG) in südlicher Richtung der Hauptstrasse 16 das Toggenburg aufwärts bis nach Lichtensteig folgen. Kostenplichtige Parkplätze im Stadtkern.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Wil (SG) oder Wattwil halbstündliche Bahnverbindungen nach Lichtensteig. Die Altstadt ist vom Bahnhof aus in wenigen Minuten erreichbar.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Lichtensteig
Quelle: Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 209 | bearbeitet von O. Steimann, 2009
Historie
Über die Gründung Lichtensteigs, der einzigen mittelalterlichen Stadt im Toggenburg, liegen keine schriftlichen Angaben vor. Erstmals ist in einer Urkunde der Grafen von Toggenburg von 1228 von «burgenses de Liechtungsteige» (Burgsassen von Lichtensteig) die Rede. Weil die Namen der benachbarten Ortschaften bereits in viel älteren Quellen genannt werden, ist anzunehmen, dass das Städtchen auf dem Geländevorsprung östlich über der Thur erst um 1200 entstanden ist. Zusammen mit der benachbarten Neu-Toggenburg sollte es fortan ein neues Zentrum der Grafschaft bilden, nachdem die Alt-Toggenburg 1226 dem Kloster St. Gallen übertragen worden war. Ab 1232 tritt auch ein Adelsgeschlecht in den Schriftquellen auf, das sich von Lichtensteig nennt. Es dürfte sich dabei um toggenburgische Ministerialen gehandelt haben.

1271 verpfändeten Diethelm und Friedrich von Toggenburg das «oppidum seu munitionem de Lichtunsteige» für 60 Mark Silber an den St. Galler Abt Berchtold von Falkenstein. Die Bezeichnung macht deutlich, dass Lichtensteig bereits befestigt war und wohl zur Kontrolle des Passübergangs über die Wasserfluh diente. Die Abtei St. Gallen gab das Pfand 1280 zusammen mit dem Hof Bütschwil an die Grafen von Werdenberg weiter. Auf ungeklärten Wegen gelangte das Städtchen im frühen 14. Jhdt. aber wieder unter toggenburgische Herrschaft. Der befestigte Platz hatte spätestens jetzt auch einen Schultheissen: 1310 wird Ulrich Gesnede, 1320 Berchtold von Wittenwil in diesem Amt genannt. Ein eigentliches Stadtrecht erhielt Lichtensteig aber erst um 1400 unter der Herrschaft von Friedrich VII., dem letzten Grafen von Toggenburg.
Nach seinem Tod gelangte das Städtchen an die Freiherren von Raron, die den Bürgern 1439 ihre bisherigen Rechte bestätigten. Im Alten Zürichkrieg, der um das Erbe der Toggenburger ausbrach, musste Lichtensteig zwar Truppen stellen, wurde selbst aber nicht in kriegerische Handlungen verwickelt. Nur 1448 rückten 60 berittene Zürcher gegen das Städtchen vor, zogen aber unverrichtetere Dinge wieder ab.

Das ursprüngliche Aussehen Lichtensteigs lässt sich nur bruchstückhaft rekonstruieren, da keine archäologischen Untersuchungen vorliegen. Im Grundriss ein Dreieck bildend, verfügte die Stadt auf der Nordost- und der Südseite über befestigte Tore, die im frühen 15. Jhdt. erstmals erwähnt werden. Es ist anzunehmen, dass die Toggenburger oder ihre Dienstleute in der Stadt über ein festes Haus oder einen Wohnturm verfügten. Sein Standort wird an der Stelle des alten Amtshauses vermutet, bei dessen Abbruch um 1920 auffallend dicke Fundamentmauern zum Vorschein kamen. Vom ehemaligen Stadtgraben findet man heute keine Spuren mehr, doch dürfte die Grabengasse auf der Ostseite der Altstadt den Verlauf angeben. Im 19. Jhdt. sollen unterhalb des westlichen Stadtwinkels Wall und Graben noch sichtbar gewesen sein. Von der Stadtmauer selbst werden Überreste in den Fassaden des westlichen Eckhauses am «Goldenen Boden» und des alten Rathauses vermutet. Auch der Friedhof der ehemaligen Pfarrkirche auf der Nordwestseite des Städtchens soll gemäss einem Text von 1437 «innerhalb der Mauern der Stadt» gelegen haben.

1468 verkauften die Herren von Raron die Grafschaft Toggenburg mitsamt ihren Burgen und der Stadt Lichtensteig für 14'500 rheinische Gulden an die Abtei St. Gallen. Fürstabt Ulrich Rösch setzte nun zu Lichtensteig einen Landvogt ein, bestätigte aber den Bürgern bereits im folgenden Jahr ihre Rechte. 1495 wird erstmals ein Zoll zu Lichtensteig erwähnt.
Während der Reformationszeit wurde die Stadt zwar von kriegerischen Ereignissen verschont, schwankte aber zwischen der alten und der neuen Glaubensrichtung hin und her, als 1531 zunächst der Zürcher Reformator Zwingli, 1532 der Fürstabt von St. Gallen das Städtchen persönlich aufsuchten. Beide Konfessionen lebten in den folgenden Jahrhunderten ohne grössere Reibereien nebeneinander.

Als wichtigstes Ereignis der Stadtgeschichte im 17. Jhdt. ist ein grosser Brand überliefert, der am 9. Mai 1640 zahlreiche Häuser zerstört haben soll. Mit dem Einmarsch der Franzosen und der helvetischen Revolution endete 1798 auch in Lichtensteig die alte Herrschaftsordnung. Die Stadtbefestigung verschwand drei Jahrzehnte später: Trotz Protesten der Katholiken entschloss man sich in Lichtensteig, als eine der ersten Städte der Schweiz die alten Stadttore zu entfernen, um die Zufahrten verbreitern zu können. Bis im Oktober 1828 wurden sowohl das Ober- als auch das Untertor vollständig abgebrochen.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel im Städtchen
Literatur
  • Edelmann, Heinrich - Liechtensteig: Geschichte des toggenburgischen Städtchens [84. Neujahrsblatt des Historischen Vereins des Kantons St. Gallen] | St. Gallen, 1944
  • Harder, August / Müller, Armin - Lichtensteig: Die Häuser im Stadtkern - Inventar, Dokumentation, Geschichte | Bd. 1-3 | Lichtensteig, 1984f.
  • Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 208-209
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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