BURG HEITNAU
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Allgemeine Informationen
Konservierte Reste eines Turmfundaments und weiterer Mauerspuren auf einem Hügel am südlichen Rand des Heitnauertobels, rund 1,2 km östlich der Johanniterkomturei Tobel und 900 Meter östlich der Burgstelle Allenwinden. Heitnau war der Sitz eines Dienstmannengeschlechts der Grafen von Toggenburg, wurde wahrscheinlich 1264 in einer Fehde durch den Abt von St. Gallen zerstört und im frühen 14. Jhdt. endgültig aufgegeben.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 30′ 49.17″ N, 09° 03′ 19.30″ E
Höhe: 602 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 721.780 / 263.790
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Frauenfeld der Hauptstrasse 14 in östlicher Richtung folgen. In Märstetten rechts auf die Hauptstrasse 16 abbiegen. In südlicher Richtung bis nach Tobel fahren. In der Dorfmitte nach der Migrol-Tankstelle links in die Braunauerstrasse abbiegen. 1,5 km nach der Abzweigung links in einen Feldweg einbiegen. Der Weg ist mit einer Wanderwegtafel markiert. Am Waldrand rechts abbiegen und bis zu einem kleinen Parkplatz im Wald weiterfahren. Von hier führt ein Weg in rund 5 Minuten hinauf zur Ruine.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Weinfelden mit der S-Bahn (Linie 10) in Richtung Wil SG bis nach Tobel-Affeltrangen fahren (Halt auf Verlangen). Ab dem Bahnhof dem ausgeschilderten Wanderweg in Richtung Braunau an der Johanniterkomturei Tobel vorbei ins Heitnauertobel hinab folgen. Nachdem der Weg den Bach auf einer Brücke überquert hat, führt er scharf nach links und biegt dann rechts in ein Seitentobel ab. 100 Meter weiter südlich zweigt links ein Weg ab, der in wenigen Schritten hinauf zur Burgruine führt.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
Feuerstelle und Rastplatz auf dem Burgareal
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Heitnau
Quelle: Knoll-Heitz, Franziska et al. - Burg Heitnau: Bericht über die Ausgrabungen 1950-1954 | In: Thurgauer Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 93 | Frauenfeld, 1956 | Tafel 8 | überarbeitet von U. Hitz, 2018
Historie
Die Ruine der Burg Heitnau steht auf einem steilen Hügel am südlichen Rand des Heitnauertobels, rund 900 Meter östlich der Burgstelle Allenwinden. Der Name, der ursprünglich wohl die «Au eines Heito» bezeichnete, erscheint zum ersten Mal in einer Urkunde vom 4. Juli 1209. Darin wird Arnold von Heitnau als Dienstmann des Grafen Diethelm II. von Toggenburg aufgeführt. Die Burg verwaltete also toggenburgischen Besitz im oberen Lauchetal. 1221 werden die Brüder Diethelm und Burkhard von Heitnau als Truchsessen von Graf Diethelm II. erwähnt.
Es gibt Hinweise darauf, dass die Heitnauer in den Blutrachemord an Diethelms jüngerem Bruder Friedrich verwickelt waren. Diese Tat hatte weitreichende Folgen. Zur Sühne wurde 1228 von den Toggenburgern unter anderem die nahegelegene Johanniterkomturei Tobel gestiftet. In den nächsten fünzig Jahren ging fast der gesamte toggenburgische Grundbesitz im oberen Lauchetal an diesen Orden. Immer wieder verkauften auch die Heitnauer Dienstmannen, mit Zustimmung der Grafen, Güter an die Johanniter.

Um die Mitte des 13. Jhdts. kam es auf der Burg zu einem grossen Brand, der eine Neukonzeption der Anlage nötig machte. Ursache war wohl ein kriegerisches Ereignis: Gemäss der spätmittelalterlichen Kuchimeister-Chronik versuchten die Heitnauer 1264, sich das Erbe der Herren von Hagenwil zu erstreiten, indem sie Rudolf von Hagenwil gefangenhielten. Daraufhin belagerte der Abt von St. Gallen, Berthold von Falkenstein die Burg, zerstörte sie und befreite den Gefangenen. Das Erbe wurde seiner Abtei übertragen.

Der Wiederaufbau konnte den Niedergang von Heitnau nicht mehr lange aufhalten. Am 26. Dezember 1275 wurde die Burg durch Graf Diethelm IV. von Toggenburg für 60 Mark Silber an die Johanniter zu Tobel übertragen. Fortan übernahm die Komturei die Funktion als Zentrum der Herrschaft, während die Herren von Heitnau nach 1296 aus den Urkunden verschwanden. Wahrscheinlich «verbauerte» das Geschlecht. Auch die Funde lassen darauf schliessen, dass die Burg im frühen 14. Jhdt. verlassen wurde.

1807 wurden Steine der Wehranlage zum Bau der reformierten Kirche in Braunau verwendet, später auch für das Schulhaus. Danach waren auf dem Burghügel kaum noch Mauerspuren sichtbar. Dies änderte sich erst, als die Anlage von 1950 bis 1954 dank einem Einsatz von Strafgefangenen unter wissenschaftlicher Anleitung freigelegt werden konnte. Dabei stellte sich heraus, dass die Fundschichten durch undokumentierte frühere Grabungen stark gestört waren. Dennoch konnten wichtige Erkenntnisse zur Baugeschichte gewonnen werden.
Das Fundament der Burg wurde beim Bau in eine mit gelbem Lehm durchsetzte Grundmoräne eingetieft. In diesem instabilen Umfeld haben sich im Laufe der Zeit verschiedene Mauerzüge verschoben. Rutschungen haben den Burghang zusätzlich verändert. Entsprechend schwierig ist es, die originale Position der ergrabenen Mauern zu deuten.

Der zentrale Turm misst 7 x 7 Meter im Grundriss bei einer Mauerstärke von 2 Metern. Er gehört zum Baubestand der ursprünglichen Anlage und wurde nach dem Brand auf der exponierten Südseite mit einer zustätzlichen, ebenfalls 2 Meter dicken Mauer verstärkt. Die erste Burg bestand vielleicht nur aus dem Turm, einem Palas auf der Nordwestseite und ein paar hölzernen Wirtschaftsbauten. Nach dem Brand wurde die Anlage auf der Südseite erweitert.
Heitnau wurde mit mehreren Becherkachelöfen beheizt. Ansonsten deuten die Funde aber auf einen geringen Wohnkomfort hin. Es wurde eine grosse Anzahl von Rinder-, Schweine- und Schafknochen gefunden. Von der Jagd zeugen hingegen nur ein paar Hasen- und Vogelknochen. An vielen Knochen, die über das ganze Areal verteilt waren, lassen sich Schnitt- und Bissspuren nachweisen. Vermutlich waren sie nach den Mahlzeiten aus dem Fenster geworfen und den Hunden überlassen worden.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 564
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 148
  • Giezendanner, Heini - Burgen und Schlösser im Thurgau | Frauenfeld, 1997 | S. 75-76
  • Iblacker, Sebastian - Hof-Ruine Heitnau | Archäologie Thurgau, PDF-Datei | o.O., 2014 | S. 1-3
  • Knoepfli, Albert - Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Bd. II: Der Bezirk Münchwilen | Basel, 1955 | S. 43-45
  • Knoll-Heitz, Franziska et al. - Burg Heitnau: Bericht über die Ausgrabungen 1950-1954 | In: Thurgauer Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 93 | Frauenfeld, 1956 | S. 7-80
  • Komission des historischen Vereins des Kantons Thurgau - Die Burgen und Schlösser des Kantons Thurgau, I. Teil | Basel, 1931 | S. 80-81
  • Meyer, Bruno - Wie das Kloster St. Gallen Wil erwarb | In: Thurgauer Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 114 | Frauenfeld, 1977 | S. 5-29
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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