BURG ALT-RHEINECK (BURGSTOCK)
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Allgemeine Informationen
Eine Burg zu Rheineck wird bereits 1164 erwähnt, doch ist unklar, ob sich diese Quelle auf Alt- oder Neu-Rheineck bezieht. Die heute noch sichtbare Anlage auf einem Hügel südwestlich des Städtchens entstand spätestens um die Mitte des 13. Jhdts., als die Herrschaft ein Reichslehen war. Im frühen 15. Jhdt. wurde die Burg mehrfach von den aufständischen Appenzellern angegriffen und 1445 schliesslich zerstört. Sichtbar ist die Ruine eines mächtigen Wohnturms inmitten des weitläufigen Burgareals.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 27’ 51.20“ N, 09° 35’ 07.60“ E
Höhe: 472 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 761.850 / 259.260
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A1 bei der Ausfahrt Rheineck verlassen und auf der Hauptstrasse 7 in südöstlicher Richtung bis nach Rheineck fahren. Kurz nach der Altstadt biegt rechts die Appenzellerstrasse in Richtung Heiden ab. Dieser bergauf folgen, bis rechts der Strasse die Ruine zu sehen ist. Unterhalb des Burghügels zweigt rechts die Hofstrasse ab und von dieser nach weiteren 500 Meter wiederum rechts die Burgstrasse, die bis hinauf zur Ruine führt. Wenige Parkmöglichkeiten direkt bei der Burg.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab St. Gallen mit der Bahn bis nach Rheineck. Vom Bahnhof aus der ausgeschilderten «Kulturspur Appenzellerland (siehe unten) durch die Altstadt bis hinauf zur Ruine folgen (Zustieg ca. 15 Min.).
Wanderung zur Burg
Die Burg liegt direkt am Wanderweg «Kulturspur Appenzellerland».
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
kleine Feuerstelle in der Turmruine
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Alt-Rheineck
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2021
Historie
12. Jhdt.: Rheineck wird zur Reichsvogtei
Das Gebiet westlich der Mündung des Rheins in den Bodensee, dessen Zentrum der Hof Thal bildete, war im Hochmittelalter Grundbesitz des Bistums Konstanz. 1164 befand sich das bischöfliche Lehen mit dem «castellum quod vocatur Rinegge» im Besitz von Graf Rudolf von Ramsperg bzw. Pfullendorf, der es von Konrad von Heiligenberg übernommen hatte. Ob sich diese erste Erwähnung auf die Burg Alt- oder Neu-Rheineck bezieht, ist in der Literatur umstritten. Eindeutig ist nur, dass die Herrschaft vor Ort in den Händen der Herren von Rheineck lag, die 1170 mit «Cuno de Rinegge» erstmals fassbar sind.
Graf Rudolf zog um 1180 ins Heilige Land, wo er im Folgejahr verstarb. Seine Besitzungen hatte er samt der Schirmvogtei über das Kloster St. Gallen Kaiser Friedrich I. Barbarossa vermacht, weshalb Rheineck fortan als Reichsvogtei galt. Nachdem 1208 aber König Philipp von Schwaben ermordet worden war, erhoben sowohl Konstanz wie St. Gallen Ansprüche auf Rheineck. Es kam zu einer heftigen, aber letztlich ergebnislosen Fehde – Rheineck blieb eine Reichsvogtei, die weiterhin von der gleichnamigen Familie verwaltet wurde.

Bauliche Merkmale
Wann die heute als Burgstock oder Alt-Rheineck bezeichnete Wehranlage gegründet wurde, lässt sich ohne archäologische Untersuchungen nicht mehr feststellen. Der als Ruine erhaltene Hauptturm dürfte erst um die Mitte des 13. Jhdts. entstanden sein und weist Ähnlichkeiten mit dem Turm der benachbarten Burg Grimmenstein auf. Das Bauwerk wurde aus Sandstein errichtet und bildete im Grundriss ein Quadrat von 10,5 Metern Seitenlänge. Die Mauerstärke war nicht einheitlich, sondern variierte zwischen 2,1 und 3,5 Metern.
Heute ist vom Turm die noch 18 Meter hoch aufragende Südwestwand erhalten. Auffällig sind am Mauerabschluss vorkragende Sandsteinplatten, die wohl einen geräumigen Aufbau aus Holz oder Fachwerk trugen. Von weiteren Bauten fehlt heute jede Spur. Die Kernburg, in deren Mitte der Turm sich erhob, bildete ein etwa 32 x 60 Meter grosses Oval. Das Areal wird heute teilweise für den Weinbau genutzt und ist von Trockenmauern eingefasst. Auf seiner Westseite schliesst eine zweite Geländeterrasse an, auf der vielleicht die Vorburg stand.

Übergang an Habsburg
Um 1300 übergab Johann von Rheineck ein Burglehen – möglicherweise Alt-Rheineck – an Dietrich von Untra. Bald darauf wechselte auch der Oberlehnsherr: 1309 verpfändete König Heinrich VII. die Reichsvogtei an Graf Hugo III. von Werdenberg-Heiligenberg.
Nach dem Aussterben der Herren von Rheineck (vor 1372) veränderte sich die Besitzstruktur erneut. 1375 kauften die Habsburger dem kinderlosen Grafen Rudolf V. von Montfort-Feldkirch seine Besitzungen ab und erhielten von König Wenzel die Erlaubnis, die Pfandschaft Rheineck auszulösen. Durch Zukäufe und Eroberungen konnten sie so bis 1395 die Herrschaft Rheineck und das angrenzende Rheintal unter ihre Kontrolle bringen. Zu Rheineck wurde Ulrich von Ems als habsburgischer Vogt eingesetzt.

Von den Appenzellerkriegen bis zur Zerstörung von 1445
Die Herrschaftsübernahme der Habsburger stiess lokal auf erbitterten Widerstand. Die umliegenden Dörfer verbündeten sich mit den aufständischen Appenzellern, die nach ihrem Sieg in der Schlacht am Stoss (1405) ins Rheintal einfielen. Das Städtchen Rheineck wurde zur Übergabe gezwungen, die beiden Burgen zerstört. Das Blatt wendete sich nach der Niederlage der Appenzeller bei Bregenz (1408). Mit königlicher Bewilligung liessen die Habsburger beide Wehranlagen wieder aufbauen. 1411 und 1423 kam es zu weiteren Überfällen durch die Appenzeller, die sich aber nie dauerhaft in Rheineck festsetzen konnten. Weil die Habsburger die Herrschaftsrechte in diesen unruhigen Jahren verschiedentlich verpfändeten, befanden sich die Rheinecker Burgen damals in den Händen verschiedener Familien. 1425 übernahmen Ulrich und Conrad Paier von Hagenwil das ganze Pfand für 6000 Gulden.
Das Ende von Alt-Rheineck kam im Alten Zürichkrieg: Im Dezember 1445 zogen die Appenzeller ein weiteres Mal vor die Stadt und zerstörten sie mitsamt beiden Burgen. Die Familie Paier stritt danach noch jahrelang um die Herrschaft und liess sich schliesslich 1460 die Pfandsumme auszahlen.

Heutige Besitzverhältnisse
Alt-Rheineck blieb eine Ruine und wurde wohl auch als Steinbruch ausgebeutet. Der Kanton St. Gallen, seit 1803 im Besitz der Anlage, liess 1939 den Turm restaurieren und mittels Grabungen seinen Grundriss erfassen. Anschliessend schenkte er die Ruine der Stadt Rheineck, die sich seither um den Unterhalt kümmert.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 481
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 124
  • Custer, Heinrich Laurenz - Die Burgen und das Schloss Rheineck | In: Unser Rheintal: Jahrbuch für das St. Galler Rheintal, Bd. 46 | Au, 1989 | S. 139-150
  • Felder, Gottlieb - Die Burgen der Kantone St. Gallen und Appenzell, 1. Teil [47. Neujahrsblatt des Historischen Vereins des Kantons St. Gallen] | St. Gallen, 1907 | S. 25
  • Felder, Gottlieb - Die Burgen der Kantone St. Gallen und Appenzell, 3. Teil [82. Neujahrsblatt des Historischen Vereins des Kantons St. Gallen] | St. Gallen, 1942 | S. 17-18
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 2: St. Gallen, Appenzell, Fürstentum Liechtenstein | Kreuzlingen, o.J. | S. 73-74
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 6: Kantone St. Gallen, Thurgau, Appenzell-Innerrhoden, Appenzell-Ausserrhoden | Zürich, 1983 | S. 23
  • Reicke, Daniel - «von starken und grossen flüejen»: Eine Untersuchung zu Megalith- und Buckelquader-Mauerwerk an Burgtürmen im Gebiet zwischen Alpen und Rhein [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 22] | Basel, 1995 | S. 152
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