CHÂTEAU DE VUISSENS
 Weltweit | Europa | Schweiz | Kanton Freiburg | District de la Broye | Estavayer

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Allgemeine Informationen
Über die Jahrhunderte stark veränderte Burg, die vermutlich um 1200 durch die Familie Fontana gegründet wurde. Die im Grundriss nahezu quadratische Anlage war früher von einem Wassergraben umgeben. Ihr ältester Teil ist der Turm in der westlichen Ecke. Ausserdem sind noch Teile der mittelalterlichen Ringmauer erkennbar. Das Château de Vuissens war bis 1798 Zentrum einer Landvogtei und beherbergt heute einen Gastronomiebetrieb.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 44’ 14.30“ N, 06° 45’ 59.80“ E
Höhe: 732 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 548.640 / 176.450
Kontaktdaten
Le Château de Vuissens | Rue du Château 5 | CH-1486 Vuissens
Tel: +41 (0)24 433 30 33 | E-Mail: lechateaudevuissens@gmail.com
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A1 bei der Ausfahrt Yverdon Süd verlassen und auf der Hauptstrasse 5 ein kurzes Stück stadteinwärts fahren, bis rechts die Route de Pomy abzweigt, die über Pomy, Cronay und Donneloy bis nach Prahins führt. In Prahins links abbiegen und der Route de Vuissens bis ins Dorf folgen. Die Burg befindet sich östlich der Kirche am Rand des Golfplatzes. Parkplätze vor Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Fribourg mit der S-Bahn (Linie 30 in Richtung Yverdon) bis nach Estavayer fahren. Nun weiter mit der Buslinie 555 bis zur Haltestelle Vuissens, école. Die Burg befindet sich gleich neben der Haltestelle.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Zugang zum Burghof jederzeit möglich. Die Innenräume sind nur für Restaurant- und Übernachtungsgäste zugänglich.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
Restaurant in der Burg (Mittwoch bis Sonntag), geöffnet nur über Mittag und abends ab 19 Uhr:
www.lechateaudevuissens.com
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
Die Anlage verfügt über zwei Gästezimmer:
www.lechateaudevuissens.com/chambres-d-hotes
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Vuissens
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2020 | teilweise auf Basis von: De Raemy, Daniel - Châteaux, donjons et grandes tours dans les Etats de Savoie (1230-1330), Vol. 2 [Cahiers d'archéologie romande 99] | Lausanne, 2004 | S. 558
Historie
Entstehung von Burg und Herrschaft Vuissens um 1200
Die Siedlung von Vuissens entstand – anders als viele der umliegenden Dörfer – vermutlich erst im Zuge des hochmittelalterlichen Landesausbaus im 11. oder 12. Jhdt. Der erste Hinweis auf das Dorf entstammt einem um 1180/90 verfassten Eintrag im Schenkungsbuch des Klosters Hauterive, wo ein «Turumbertus sacerdos de Guicens» erwähnt wird. Dieser mit klerikalen Aufgaben betraute Turumbert war vermutlich ein Adliger aus dem Umfeld der Herren von Surpierre.
Eindeutig zur Familie der Ritter von Vuissens gehörte «Petrus miles de Vicens», der 1217 in den Quellen auftaucht. Sein Vater war Hugo Fontana, ebenfalls aus dem Umkreis der Herren von Surpierre. 1236 tritt zudem ein Ritter Wilhelm Fontana als Zeuge für Graf Rudolf von Gruyère auf, wahrscheinlich war er ein Sohn von Peter von Vuissens.

Mangels bauhistorischer Untersuchungen konnten die Anfänge der Burg bislang nicht datiert werden. Als ältester Bestandteil wird der Turm in der Westecke der nahezu quadratischen Anlage angesehen. Von der Typologie her könnte er um 1200 entstanden sein. Auch Teile der Ringmauer, die mit einem Wehrgang ausgestattet war, könnten noch zum ursprünglichen Baubestand gehören. Im nordöstlichen Teil der Burg stand offenbar schon damals ein Wohntrakt. Die ganze Anlage war zudem von einem Wassergraben umgeben, der heute aber vollständig eingeebnet ist.

Zahlreiche Besitzerwechsel im Spätmittelalter
1283 tauchen die Herren von Saint-Martin als neue Besitzer von Vuissens auf. Weil sie sich bereits vier Jahrzehnte zuvor den Grafen von Savoyen angeschlossen hatten, galt das Haus Savoyen fortan als oberster Lehnsherr über Vuissens. 1303 kam es zu einer Erbteilung bei den Saint-Martin: Vuissens fiel an Richard IV., Chorherr an der Kathedrale von Lausanne. Wer ihn nach seinem Tod (nach 1319) beerbte, ist unklar.
1336 treten in den Quellen Jeannette de Joux und ihr Ehemann Mermet de Portalban als Inhaber auf. Die Portalban besassen Vuissens über drei Generationen, dann kamen Burg und Herrschaft um 1369 via Heirat zunächst an die Herren von Fernay und um 1390 an die Familie von Châtonnaye. Rudolf von Châtonnaye nahm Wohnsitz zu Vuissens und liess hier um 1393 eine Burgkapelle einrichten.

1433 starben die Châtonnaye in männlicher Linie aus, die Herrschaft Vuissens fiel nun erbweise an die Herren von Challant aus dem Aostatal. Diese scheinen sich allerdings kaum für diesen Besitz interessiert zu haben, ihre Anwesenheit vor Ort ist nicht belegt. Vielmehr nutzten sie Vuissens zusammen mit weiteren Herrschaften zur Absicherung eines Kredits, den sie um 1442 vom Rat der Kaufleute der Stadt Freiburg erhielten. Doch die Challant versanken immer tiefer in ihren Schulden und konnten die Zinsen nicht mehr begleichen. Nach längerem Zuwarten besetzte Freiburg 1461 Vuissens und setzte einen Kommissar für die Verwaltung der Herrschaft ein.
Drei Jahre später konnte Bernard de Menthon, Herr zu Pont-en-Ogoz und Ehemann der Margaretha von Challant, das Pfand auslösen. Er versuchte, die lange vernachlässigte Herrschaft zu ordnen, wurde jedoch 1479 in einer Fehde erstochen. Nominell verwaltete fortan seine Witwe Vuissens, tatsächlich war es aber sein Schwiegersohn, Amadeus IV. von Viry. Auch dieser steckte schon bald in Geldschwierigkeiten und belastete Vuissens mehrfach mit Hypotheken. 1507 verkaufte er die Herrschaft schliesslich für 9300 Gulden an die Brüder Michael und Wilhelm Musard, Bürger von Estavayer.

Umbauten und Verkäufe im 16. Jahrhundert
Die Musard, obwohl vom Herzog von Savoyen zu «nobles Seigneurs» erhoben, waren die ersten nicht-adligen Besitzer der Burg. Sie wohnten zumindest zeitweise in Vuissens und reaktivierten die alten Herrschaftsrechte. Unter ihnen oder einem der nachfolgenden Besitzer muss der neue Wohntrakt entstanden sein, der die ganze nordöstliche Seite der Anlage ausfüllt. Es handelt sich um ein langgezogenes Gebäude, in dessen Mitte hofseitig ein Treppenturm angebracht ist. Das Mauerwerk lässt vermuten, das man den mittelalterlichen Bering zumindest teilweise integriert hat. Dazu gehört auch der Stumpf eines runden Erkertürmchens an der nördlichen Ecke.
Der Aufschwung unter den Musard war nur von kurzer Dauer. Zunächst beendete die Eroberung der Waadt durch Bern und Freiburg 1536 die savoyische Oberherrschaft. Dann starb nach seinem Bruder auch Michael Musard kinderlos und das Erbe wurde 1541 unter drei verschiedene Parteien aufgeteilt. Erst 1554 konnte es Petermann Amman, Schultheiss von Freiburg, wieder in einer Hand vereinen. Er verkaufte Vuissens 1566 für 8000 Taler an die Familie von Neuenburg-Gorgier. Diese beschwerte sich aber bald, dass der Preis zu hoch gewesen sei – der Handel wurde annulliert. 1570 ging Vuissens für nur noch 7500 Taler an Schultheiss Niklaus von Praroman, der noch im gleichen Jahr verstarb. Die Herrschaft erbte seine Tochter Ursula, verheiratet mit Ulrich von Englisberg, Söldnerführer in französischen Diensten. Von Englisberg ging 1591 Konkurs, die Liquidation seiner Besitzungen dauerte mehrere Jahre. Aus diesem Verfahren existiert eine genaue Beschreibung des Inventars des Château vom Dezember 1591. Aufgezählt werden 14 bewohnte Räume, darunter der «grosse Herrensaal», sowie Möbel und viele weitere Einrichtungsgegenstände, die auf einen gehobenen Lebensstil der Bewohner schliessen lassen.

Landvogteisitz bis 1798 und anschliessender Zerfall.
Als das Verfahren 1598 endlich abgeschlossen werden konnte, wurde die Stadt Freiburg neue Herrin über Vuissens. Sie vereinigte die alte Herrschaft 1603 mit Font und La Molière zur neuen Landvogtei Font-Vuissens. Das Château de Vuissens wurde zu deren Hauptsitz und blieb es bis zum politischen Umsturz von 1798. Im 18. Jhdt. wurden verschiedene Reparaturen vorgenommen, Stallungen und Scheune wurden sogar ganz neu gebaut.
Nachdem die alte Burg nicht länger als Vogteisitz diente, kam sie 1804 in den Besitz der Gemeinde, die sie aufteilte und an Private veräusserte. Die Gebäude wurden in der Folge stark vernachlässigt. Um diese Zeit verschwand auch die Burgkapelle, die Gräben wurden verfüllt und um 1850 der alte Torbau neben dem Turm abgebrochen. Noch im 20. Jhdt. befand sich das Château de Vuissens in einem bedauernswerten Zustand. Erst jüngste Renovationsarbeiten und die Einrichtung eines Gastronomiebetriebs konnten den weiteren Zerfall aufhalten.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 222
  • De Raemy, Daniel - Châteaux, donjons et grandes tours dans les Etats de Savoie (1230-1330), Vol. 2 [Cahiers d'archéologie romande 99] | Lausanne, 2004 | S. 558-559
  • De Vevey, Bernard - Châteaux et maisons fortes du Canton de Fribourg [Archives de la société d'histoire du Canton de Fribourg, Tome XXIV] | Freiburg i.Ü., 1978 | S. 330-336
  • Reiners, Heribert - Die Burgen und Schlösser des Kantons Freiburg, II. Teil | Basel, 1937 | S. 106-109
  • Tremp-Urz, Kathrin / Tremp-Urz, Ernst - Herrschaft und Kirche in Vuissens im Mittelalter und in der frühen Neuzeit [Freiburger Geschichtsblätter, Bd. 62] | Freiburg i.Ü., 1980
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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