TORRE DI ATTONE
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Allgemeine Informationen
Dieser sechsstöckige Wohnturm im alten Dorfkern von Giornico wird fälschlicherweise dem im 10. Jhdt. lebenden Bischof Atto von Vercelli zugeschrieben. Entstanden ist er jedoch in der Zeit um 1300 und war der Wohnsitz eines lokalen Beamten und Versammlungsort des Talrats der Leventina. Das heutige Erscheinungsbild geht auf einen tiefgreifenden Umbau um die Mitte des 19. Jhdts. zurück.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 24' 10.80“ N, 08° 52' 36.70“ E
Höhe: 401 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 710.600 / 140.090
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Gotthard-Autobahn (A2) bei der Ausfahrt Giornico verlassen und der Hauptstrasse 2 nach Norden bis ins Dorf folgen (Parkmöglichkeiten vor Ort). Der Turm steht im alten Dorfkern, nordwestlich der Piazza Fontana.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Bellinzona mit der Bahn bis nach Bodio. Ab hier weiter mit der Buslinie 120 (in Richtung Airolo) bis zur Haltestelle Giornico, Paese. Der Turm steht unweit nördlich der Haltestelle im alten Dorfkern.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
nur Aussenbesichtigung möglich
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
für Aussenbesichtigung möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Torre di Attone
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2022
Historie
Über den Ursprung des «Torre di Attone» genannten Wohnturms in Giornico ist schon viel spekuliert worden. Bis heute wird er in manchen Publikationen Bischof Atto von Vercelli zugeschrieben († um 960), der dem langobardischen Adel entstammte und gemäss seinem Testament umfangreiche Güter in den Alpentälern nördlich von Mailand besass. Doch der Bau weist keine Merkmale auf, die eine Datierung ins 10. Jhdt. rechtfertigen würden.
Die Forschung geht heute davon aus, dass der Torre im späten 13. oder frühen 14. Jhdt. als Sitz eines lokalen Beamten im Dienste Mailands errichtet wurde. Erstmals direkt erwähnt wird der Turm zu Giornico in einer Urkunde vom 18. Oktober 1311. Damals gehörte er einem gewissen Herrn Hugo («ser Ugonis»), der wohl das Amt des Podestà der Leventina ausübte. Der Talrat traf sich hier zu seinen Versammlungen. Das Bauwerk scheint aber bald in privaten Besitz übergegangen zu sein – die Schriftquellen vermelden nichts über seine weitere Verwendung. Die heutige Bezeichnung als «Turm des Atto» taucht erst im 17. Jhdt. auf.

Der Torre verfügt über einen trapezförmigen Grundriss und vergleichsweise dünne, maximal 0,9 Meter dicke Mauern. Diese wurden aus Bruchsteinen errichtet, nur in den Eckverbänden lassen sich einzelne Bossenquader finden. Die Fassaden mit ihren Fensteröffnungen wurden über die Jahrhunderte vielfach verändert. Nur in der Nordwand ist noch eine mittelalterliche Schmalscharte erhalten geblieben. Ursprünglich umfasste der Turm fünf Stockwerke, wurde aber im Laufe des Spätmittelalters auf sieben Etagen erhöht.

Offenbar verwahrloste das Bauwerk in nachmmittelalterlicher Zeit zusehends. 1846 stürzte das oberste Stockwerk ein, worauf man den Turm umfassend erneuerte. Auf der Südwestseite wurde der Bau bis aufs Erdgeschoss hinunter abgetragen und neu aufgemauert. Die oberste Etage wurde allerdings nicht wieder hergestellt, weshalb der Turm heute noch sechs Stockwerke und eine Gesamthöhe von 17 Metern aufweist. Auf der Südseite baute man damals eine neue Zugangstreppe, während im Innern eine neue Kaminanlage und Wohnungen eingerichtet wurden.
Im 20. Jhdt. verwahrloste das Bauwerk erneut. Zwar gab es verschiedentlich Bemühungen, es zu erhalten und zu erforschen – doch es blieb bei kleineren Massnahmen. So wurden im nördlichen, jüngeren Anbau 1918 Wandfresken aus dem 15. Jhdt. entdeckt. 1967 wurden einige Restaurierungsmassnahmen umgesetzt und 1994 vermass die kantonale Denkmalpflege den Torre, der sich mittlerweile im Besitz der Gemeinde Giornico befindet. Letztere hat ein auf 1,5 Millionen Franken veranschlagtes Gesamtsanierungsprojekt mehrfach aufgeschoben.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. aktuelle Medienberichte
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 622
  • Clemente, Emilio - Castelli e torri della Svizzera Italiana | In: Bollettino storico della Svizzera Italiana, Bd. 86/Heft 2 | Bellinzona, 1974 | S. 100-101
  • Fusco, Vincenzo - Guida ai castelli della Svizzera Italiana | Viganello, 1988 | S. 88-89
  • Fusco, Vincenzo - Guida illustrata ai castelli, torri e rovine della Svizzera Italiana | Lugano, 1981 | S. 22-24
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 9: Graubünden 2 und Tessin | Kreuzlingen, 1973 | S. 111-112
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 2: Kantone Tessin und Graubünden (italienischsprachiger Teil) | Zürich, 1982 | S. 39-40
  • Rahn, Johann Rudolf - Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler, Canton Tessin | In: Anzeiger für schweizerische Alterthumskunde, 24. Jhg./Nr. 2 | Zürich, 1891 | S. 517
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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