BURG STEINSBERG
 Weltweit | Europa | Schweiz | Kanton Graubünden | Region Engiadina Bassa/Val Müstair | Scuol

Klicken Sie in das Bild, um es in voller Grösse ansehen zu können!
Allgemeine Informationen
Sehenswerte Anlage mit der Ruine der Kirche St. Luzius und der Kernburg mit dem weitherum sichtbaren Turm auf einem Felsklotz über dem Dorf Ardez (Gemeinde Scuol). Das Burgareal ist nur über einen schmalen Pfad auf der Ostseite zugänglich. Steinsberg wurde im 12. Jhdt. wahrscheinlich durch die Herren von Frickingen inmitten einer älteren Befestigungsanlage errichtet, 1499 im Schwabenkrieg zerstört und bald darauf aufgegeben.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 46' 27.73“ N, 10° 12' 17.60“ E
Höhe: 1521 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 811.230 / 184.080
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Auf der Hauptstrasse 27 das Engadin abwärts fahren bis nach Ardez. Kurz nach dem Ort zweigt links die Strasse Suot Chasté ab und führt zurück zum Bahnhof (Parkmöglichkeiten). Von hier ist die Ruine bereits gut zu sehen. Der Zugang führt durch das Dorf hinauf bis auf die Ostseite des Burgfelsens, wo ein markierter Pfad die letzten Höhenmeter überwindet.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Mit der Rhätischen Bahn das Engadin abwärts bis zur Station Ardez. Vom Bahnhof dem ausgeschilderten Weg hinauf zur Burg folgen (ca. 12 Minuten).
Wanderung zur Burg
Der Jakobsweg Graubünden führt nahe an der Burg vorbei.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
Klicken Sie in das jeweilige Bild, um es in voller Grösse ansehen zu können!
Grundriss
Grundriss Steinsberg
Quelle: Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 193
Historie
Der Burghügel über dem Dorf Ardez bietet eine sehr unebene bebaubare Fläche von rund 100 x 100 Metern, die auf allen Seiten von steilen Felsen gut geschützt ist. Im Frühmittelalter entstand hier ein Kirchenkastell, wie es für Rätien typisch ist: Eine weite Ringmauer mit einer Kirche (St. Luzius) im Burgareal. Im Verlauf des Hochmittelaters setzten sich eine oder mehrere Adelssippen im Kastell fest, gegen Ende des 12. Jhdts. wurde auf der höchsten Felsrippe des Hügels die heute noch sichtbare Kernburg errichtet. Abgesehen von der Kirche wurden die älteren Bauten auf Steinsberg in der Folgezeit aufgegeben.
Auf dem höchsten Punkt der Anlage steht noch heute der viergeschossige Hauptturm, er misst im Grundriss etwa 6,5 x 8,5 Meter. Der Zinnenabschluss wurde in neuerer Zeit mit einem Dach versehen. Noch gut erkannbar ist der Hocheingang im zweiten Stockwerk auf der Südseite. Der Grundriss der hochmittelalterlichen Kernburg ist, der Topografie des Hügels entsprechend, in Ost-West-Richtung langgezogen. Der einstige Wohntrakt schloss östlich an den Turm an – hier ist in der Mauer auch noch eine Abortnische erhalten.

Die ersten fassbaren Inhaber der Burg waren die Herren von Frickingen (aus der Umgebung von Überlingen am Bodensee). Der 1209 verstorbene Albert von Frickingen verkaufte noch vor seinem Tod seinen ganzen Besitz zwischen Puntota und Bozen mit allen Leuten und der Burg zu Ardez dem Bischof von Chur. In der Folgezeit machte allerdings auch Graf Albert von Tirol Rechte an der Festung geltend, auf welche er 1228 in einem Vergleich mit dem Bischof verzichtete. Das Bistum richtete auf Steinsberg ein bischöfliches Gericht ein, und die Untertanen mussten fortan ihre Zinsen auf der Burg nach eigenem Steinsberger Mass und Gewicht abliefern.

Im fortdauernden Machtstreit zwischen Graf und Bischof kam das Domkapitel zu Chur in finanzielle Engpässe. 1348 wurde deshalb «des gotzhus vesti Steinsberg mit dem burgsässe» für 150 Mark an die Familie von Planta verpfändet. 1357 kam es zu einer erneuten Aussöhnung zwischen den politischen Kontrahenten, wobei der Bischof sich verpflichtete, bei einem Angriff auf Tirol dem Grafen mit den Burgen Fürstenburg (im Vintschgau) und Steinsberg beizustehen. Weitere Geldprobleme verleiteten den Bischof dazu, die Burg 1359 wieder für 700 Gulden an die Herren von Katzenstein zu verpfänden.

Gegen Ende des 14. und zu Beginn des 15. Jhdts. stritt sich das Bistum Chur mit den einflussreichen Herren von Matsch um verschiedene Rechte im Unterengadin. Dazu gehörten auch die Pfandrechte auf Steinsberg, welche von den Katzenstein offenbar an die Matsch übergegangen waren. 1395 plünderten sie die Burg. Erst 1421 kam es zu einem schlichtenden Schiedsspruch, der Steinsberg dem Bischof zusprach, falls die Pfandsumme bis zum 29. September zurückbezahlt werde. Das Bistum Chur zahlte zwei Tage vor Ablauf der Frist die geforderten 825 Gulden. Steinsberg wurde allerdings bald wieder als Pfand ausgegeben, und einem der nächsten Inhaber, Georg Scheck, entriss der Bischof die Burg ohne Rückzahlung. Dies machte einen erneuten Schiedspruch nötig, der den Bischof zur Rückgabe der Burg verpflichtete.

Im Schwabenkrieg von 1499 war Balthasar Scheck Burgherr zu Steinsberg. Als die kaiserlichen Truppen ins Unterengadin vordrangen, wurde die Anlage am 25. März erobert, niedergebrannt und der Burgherr nach Meran verschleppt und dort umgebracht. Steinsberg wurde danach wohl nur noch notdürftig in Stand gestellt, das Pfand übernahm spätestens 1502 Hans von Planta. Auch er und nach ihm sein Sohn Hartmann von Planta stritten sich mit dem Bischof noch über fällige Zinsen. Im Verlauf des 16. Jhdts. scheint die Burg verlassen worden zu sein. Auch die St. Luzius-Kirche, für die noch 1521 ein Kaplan bezeugt ist, wurde in der Reformationszeit aufgegeben.
Die Drei Bünde sprachen dem Bischof zudem wiederholt das Recht ab, einen Vogt für Steinsberg zu ernennen. Hingegen wurde noch 1846 ein Lehnsbrief für Steinsberg ausgestellt. Emanuel von Planta-Wildenberg löste die bischöflichen Rechte an der Burg erst 1861 mit einer Zahlung von 1000 Gulden endgültig ab. Eine umfassende Restaurierung der Ruine erfolgte 1964.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 258
  • Caminada, Pieder - Region Scuol-Tarasp | Chur/Bottmingen, 1988 | S. 19-23
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 192-195
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 9: Graubünden 2 und Tessin | Kreuzlingen, 1973 | S. 11-14
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 68
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 284-285
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. III: Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin | Basel, 1940 | S. 500 und 505
  • Von Castelmur, Anton - Die Burgen und Schlösser Graubündens, III. Teil: Viamala, Schams, Schyn, Albulatal, Oberhalbstein, Bergell, Engadin | Basel, 1944 | S. 72-76
Webseiten mit weiterführenden Informationen
zurück nach oben | zurück zur letzten besuchten Seite Download diese Seite als PDF-Datei
Alle Angaben ohne Gewähr! | Die Bilder auf dieser Webseite unterliegen dem Urheberrecht! | Letzte Aktualisierung dieser Seite: 10.03.2019 [OS]