STADTBEFESTIGUNG SION (SITTEN)
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Quelle: Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 324
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Allgemeine Informationen
Sion, in keltischer Zeit Hauptort der Seduner, war auch in der römischen Spätantike besiedelt. Im späten 6. Jhdt. verlegte der Bischof von Martigny seinen Sitz hierher und erhielt 999 die Grafschaftsrechte im Wallis. Nun legte der Ort rasch an Bedeutung zu, wurde wahrscheinlich im 11. Jhdt. erstmals befestigt und im Laufe des Hochmittelalters durch mehrere Burgen ergänzt. Die jüngste, teilweise noch sichtbare Stadtbefestigung entstand um 1300. Nebst einem Mauerstück an der Rue des Tonneliers sind mit dem Tour des Sorciers und dem Tour du Guet noch zwei Türme erhalten.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 14’ 05.60" N, 07° 21' 27.50" E
Höhe: 523 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 593.750 / 120.390
Kontaktdaten
Office du Tourisme de Sion | Place de la Planta 2 | CH-1950 Sion
Tel: +41 (0)27 327 77 27 | E-Mail: info@siontourisme.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A9 bei der Ausfahrt Sion-Est verlassen und in westlicher Richtung die Rhone überqueren. Im ersten Kreisel in Richtung Sion abbiegen, der Rue de Loêche bis ins Zentrum folgen und beim nächsten Kreisel in die Avenue Ritz einbiegen, welche direkt am Tour des Sorciers vorbeiführt. Parkmöglichkeiten vor Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Die Altstadt von Sion liegt rund 400 Meter nördlich des Bahnhofs.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Die Befestigungsanlagen sind nur von aussen zu besichtigen.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Sion (Stadtbefestigung)
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2022
Historie
Sion als Hauptort der Seduner
Das Gebiet von Sion ist ausserordentlich reich an Funden aus der Urgeschichte. Bereits um 6200 v.Chr. hinterliessen Menschen auf dem Stadtgebiet ihre Spuren, und ab der frühen Jungsteinzeit wurde Landwirtschaft betrieben. Im 1. Jhdt. v.Chr. entstand hier der Hauptort des keltischen Stamms der Seduner, der unter Kaiser Augustus ins römische Reich integriert wurde. Wie gross die damalige Siedlung war, ist unsicher. Die Forschung lokalisiert ihr Zentrum westlich des Flüsschens Sionne (Sitter).
Um die Mitte des 1. Jhdts. n.Chr. wurde Martigny zum Hauptort des römischen Wallis bestimmt. Sion verlor damit zwar an Bedeutung, blieb gemäss hier gefundener Grabinschriften aber dennoch der Wohnsitz wichtiger Personen, darunter auch Provinzgouverneure. In der Spätantike verlagerte sich das Siedlungszentrum nach Osten in den Einschnitt zwischen den Burgfelsen von Majoria und Valeria. Dieser Ort war wohl besser zu verteidigen – allerdings konnten bislang keine spätantiken Wehranlagen nachgewiesen werden.

Früh- und Hochmittelalter: Bischofssitz und Mittelpunkt des Wallis
Im späten 6. Jhdt. wurde der Bischofssitz von Martigny nach Sion verlegt, womit die Stadt einen grossen Bedeutungszuwachs erfuhr. Um diese Zeit dürfte auch eine erste Mauer entstanden sein, die den Siedlungskern gegen die westliche Ebene hin abriegelte. Teile davon konnten 1988/89 bei Ausgrabungen in der Kirche der Jesuiten nachgewiesen werden.
Sions Stellung wurde noch wichtiger, nachdem König Rudolf III. von Hochburgund im Jahr 999 dem Bischof die Grafschaftsrechte im Wallis übertragen hatte. Dies manifestierte sich im 11. oder frühen 12. Jhdt. wahrscheinlich auch in einer Erweiterung der Stadtbefestigung bis ans Ufer der Sionne. Obwohl die Schriftquellen die Existenz dieser zweiten Stadtmauer zu bestätigen scheinen, konnte sie bislang archäologisch nicht nachgewiesen werden.

Die spätmittelalterliche Stadtmauer
Westlich der Sionne entwickelte sich bis zum 12. Jhdt. ein neues Quartier mit den Einrichtungen der Gemeinde und einem Marktplatz. Und bis zum späten 13. Jhdt. entstanden auch entlang der Ausfallstrassen nach Norden und Süden weitere Siedlungsflächen. Um die gleiche Zeit erhielten die Bürger mehr Rechte: Eine Urkunde von 1217 hält neben Vorschriften für den Markt auch erstmals gewisse Freiheiten für die Stadtbewohner fest. 1338 stieg Sion schliesslich zur freien Reichsstadt auf.
Die vorgelagerten Siedlungsgebiete wurden um 1300 in die neue, viel weiter gefasste Stadtbefestigung miteinbezogen. Sie entstand vermutlich während der Herrschaft von Fürstbischof Boniface de Challant (1289-1308), der um die gleiche Zeit hoch über der Stadt die Burg Tourbillon erbauen liess. Die Stadtbefestigung umfasste zwei Haupttore gegen Norden und je eines gegen Westen und Süden. Ausserdem war die westseitige Mauer durch eine Reihe von Halbrundtürmen verstärkt. Umgeben war das Ganze von einem breiten Graben mit Contrescarpe. Nach der Vollendung dieses Neubaus wurde die Stadtbefestigung nie mehr erweitert. Denn einerseits verlor Sion bald an Bedeutung, weil die Verkehrsroute über den Simplonpass seltener genutzt wurde. Andererseits dezimierten zwei Pestwellen im 14. Jhdt. und diverse Kriegshandlungen die Stadtbevölkerung deutlich. 1352 eroberte Graf Amadeus VI. von Savoyen (genannt «der grüne Graf») die Stadt und liess sie plündern. Amadeus VII. («der rote Graf») wiederholte dies 1384. Aber auch beim Aufstand gegen die Herren von Raron (1418) und in den Burgunderkriegen (1475) wurde Sion angegriffen.

Die Entfestigung der Stadt
Im Dezember 1740 kam es zu einer grösseren Überschwemmung: Die Sionne trat über die Ufer, setzte den südlichen Teil der Stadt unter Wasser und lagerte viel Geschiebe ab. Um dies künftig zu verhindern, wurde in der südlichsten Ecke der Stadtbefestigung ein zusätzliches Tor angebracht – die Porte Neuve. Der grosse Stadtbrand von 1788 scheint die Befestigungsanlagen hingegen nicht beschädigt zu haben.
Als man allerdings 1830 die Ausfallstrasse nach Norden ausbauen wollte, stand die Porte de Lôeche im Weg. Man entschied sich für den Abbruch, und es sollte nicht der letzte bleiben. 1838 folgte die Porte de Conthey, danach wurde über die Jahre beinahe die gesamte Stadtbefestigung abgerissen. Das markanteste Überbleibsel der mittelalterlichen Wehranlagen ist heute der Tour des Sorciers – ein gut erhaltener runder Turm an der nordwestlichen Ecke der Altstadt. Noch grösstenteils erhalten ist auch der Tour du Guet, ein Wachturm an jener Stelle, wo die Stadtmauer am Abhang des Burghügels von Valeria endet. Ein längeres Stück der Mauer findet sich zudem nördlich der Burg Majoria an der Rue des Tonneliers. Weitere Teile der Befestigungsanlagen konnten in diversen archäologischen Untersuchungen im Altstadtgebiet nachgewiesen werden.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Antonini, Alessandra / Guex, Marie-Paule - Sion, place et rue des remparts: Les vestiges médiévaux et romains | Sion, 2009
  • Blondel, Louis - Les origines de Sion et son développement urbain au cours des siècles | In: Vallesia, Bd. 8 | Sion, 1953 | S. 19-47
  • De Wolff, Albert - Plans visuels inédits de Sion (XVIe - XIXe siècle) | In: Vallesia, Bd. 24 | Sion, 1969 | S. 133-152
  • Donnet, André / Blondel, Louis - Burgen und Schlösser im Wallis | Olten, 1963 | S. 235-238
  • Dubuis, François-Olivier / Lugon, Antoine - Sion jusqu’au XIIe siècle: Acquis, questions et perspectives | In: Vallesia, Bd. 40 | Sion, 1985 | S. 1-60
  • Duruz, Albert (Solandieu) - Les Châteaux Valaisans | Lausanne, 1912 | S. 111-112
  • Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 320-327
  • Wiblé, François u.a. - Sitten (Gemeinde) | In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Stand vom 12.02.2022: hls-dhs-dss.ch
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