BURG ORTENSTEIN
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Allgemeine Informationen
Auf imposantem Felsvorsprung gelegene Burg mit zentralem Wohnturm aus der Zeit um 1270 und daran angegliederten spätmittelalterlichen und neuzeitlichen Bauten. Ortenstein war ein bischöfliches Lehen im Besitz der Freiherren von Vaz und der Grafen von Werdenberg-Sargans. Wieder aufgebaut nach der 1451 erfolgten Zerstörung in der Schamser Fehde.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 45' 35.09" N, 09° 26' 06.97" E
Höhe: 754 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 752.520 / 180.670
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Chur auf der Autobahn A13 bis zur Ausfahrt Rothenbrunnen am Eingang des Domleschgs. Nun der Hauptstrasse bergauf in Richtung Tomils folgen. Die Burg liegt von weitem sichtbar auf einem markanten Felsvorsprung rechts der Strasse. Wenige Parkmöglichkeiten am Abzweiger zur Burg.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Stündliche Bahnverbindungen von Chur nach Rhäzüns. Ab hier weiter mit dem Bus in Richtung Thusis bis zur Haltestelle Tomils, Ortenstein.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Die Burg befindet sich in Privatbesitz und kann nur von aussen besichtigt werden.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Ortenstein
Quelle: Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 148 | bearbeitet von O. Steimann, 2008
Historie
Die heute noch bewohnte Burg Ortenstein thront majestätisch über dem nördlichen Teil des Domleschgs und ihr Name scheint auf ebendiese Lage hinzuweisen. Die Anlage wird überragt von einem siebenstöckigen Wohnturm, der seit jeher ihr Zentrum bildet. Er misst im Grundriss rund 11 x 11 Meter, bei einer Mauerdicke von 1,6 Metern. Ursprünglich war dieser Bau von einem trapezförmigen Bering umgeben, der über die Jahrhunderte nach und nach überbaut wurde.
Ortenstein entstand wahrscheinlich im dritten Viertel des 13. Jhdts. auf bischöflichem Boden als Zentrum der Herrschaft Tomils. Dendrochronologische Datierungen haben ergeben, dass der Hauptturm um 1270 errichtet wurde. Ob der Bischof von Chur selbst Bauherr war oder seine Lehnsträger, die Freiherren von Vaz, lässt sich nicht mehr entscheiden. Die frühesten Erwähnungen der Burg sind aus den Jahren 1309 und 1312 überliefert, als Donat von Vaz hier Urkunden ausstellte. Mit seinem Tod um 1338 starben die Vazer in der männlichen Linie aus.

Über Ursula von Vaz erbten die Grafen von Werdenberg-Sargans die vazischen Güter im Domleschg. Gräfin Ursula nahm Ortenstein samt Meierhof und Kirchensatz Tomils noch 1338 vom Bischof zu Lehen. Sie und ihre Familie residierten oft auf der Burg und stellten hier zahlreiche Urkunden aus. Auch die späteren Vertreter des Hauses Werdenberg-Sargans wurden vom Churer Bischof bis 1492 immer wieder mit Ortenstein belehnt.
Da die Grafen nicht ständig auf der Burg wohnten, oblag die Burghut einem Vogt oder Ammann. Bereits im 14. Jhdt. taucht eine Ministerialenfamilie von Ortenstein auf, ab 1411 amtete dann Oswald von Marmels auf der Burg. Weitere Vögte im 15. Jhdt. waren Halbgraf Marquard von Werdenberg-Sargans, Conradin Jecklin der Ältere, Peter Mängel von Splügen und Conrad Jecklin der Jüngere.

In der Schamserfehde wurde Ortenstein 1451 zusammen mit etlichen anderen Burgen im Domleschg zerstört. Im Friedensspruch vom 21. Juli 1452 wurde festgehalten, dass die Grafen von Werdenberg-Sargans die Burg zwar wieder herrichten, jedoch nie gegen den Oberen und den Gotteshausbund verwenden dürften. Der Wiederaufbau erfolgte in stark veränderter Form. Zwar ist die Baugeschichte nicht restlos geklärt, doch ist der Trakt nördlich des Turms, insbesondere die spätgotische Kapelle im dritten Stockwerk, ins 15. Jhdt. zu datieren. Ebenfalls um jene Zeit muss das Burgtor, das sich zunächst auf der Nordostseite befand, auf die Südseite verlegt worden sein. Damals wurde auch der Tor- oder Glockenturm errichtet.
Die Grafen von Werdenberg-Sargans mussten die Burg 1455 an Peter von Griffensee verpfänden. Weitere Verpfändungen erfolgten an die Grafen von Montfort (1463) und an Glarus (1471). Graf Georg von Werdenberg-Sargans blieb dennoch Burgherr, bis er 1505 verstarb. Nun kam das Lehen an die Turchsessen von Waldburg, unter denen ein Victor von Bühlen als Vogt diente. 1523 veräusserten sie Ortstein an Ludwig Tschudi den Jüngeren von Glarus, der die Burg samt den damit verbundenen Herrschaftsrechten 1527 an die Gemeinde Tomils verkaufte.

1528 kam die Anlage als Privatbesitz an Victor von Bühlen, den vormaligen Vogt. Seine Tochter brachte Ortenstein in ihre Ehe mit Jakob Travers ein, dem Vertreter eines der bedeutendsten Patriziergeschlechter der Drei Bünde. Viele seiner Nachfahren waren als Söldnerführer in fremden Armeen tätig. Bis 1846 blieb ein Zweig der Familie im Besitz von Ortenstein und nannte sich auch nach der Burg. Der wirtschaftliche Ruin der Familie brachte die Anlage in die Hände ihrer Gläubiger, die sie 1856 an Pater Theodosius Florentini verkauften. Dieser wollte in der alten Burg eine «Anstalt für verwahrloste Kinder» einrichten, musste die Pläne wegen finanzieller Schwierigkeiten aber bald wieder begraben. Ortenstein wurde 1860 für 103’000 Franken an den Historiker Wolfgang von Juvalta veräussert. Dieser investierte bedeutende Mittel, um die vom Zerfall bedrohte Burg wieder herzurichten und umzugestalten. Durch eine Heirat kam die Anlage 1893 schliesslich an die Familie von Tscharner, welche sie heute noch besitzt.

Das «Schloss» Ortenstein erinnert heute nur noch entfernt an eine mittelalterliche Burg. Vor allem im 17. und 18. Jhdt. ist erneut viel verändert worden. Die letzte grosse Bauperiode fällt in die Jahre 1720 bis 1740. Der Westtrakt wurde damals verlängert, der Torturm aufgestockt, der Osttrakt neu erbaut und alle Innenräume wurden neu ausgestattet. Auch die direkte Umgebung der Burg wurde im Laufe der Zeit stark verändert. Den einstigen Abhang östlich der Anlage prägt heute eine Gartenterrasse. Und das südliche Vorgelände, wo einst wohl eine Vorburg mit Ökonomiegebäuden zu finden war, ist heute ein Schlossgarten.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Berger, Ric - Burgen und Schlösser in der Schweiz, Bd. 1 | Neuenburg, o. J. | S. 112-113
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 365
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 110-111
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 146-149
  • Fravi, Paul - Ortenstein | In: Ribi, Hilde et al. - Graubündens Schlösser und Paläste, 1. Teil | Chur, 1969 | S. 58-69
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 8: Graubünden 1 (Nordbünden) | 2. überarb. und erg. Aufl. | Kreuzlingen, 1981 | S. 104-110
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 283
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 3: Kanton Graubünden (deutschsprachiger und romanischer Teil) | Zürich, 1983 | S. 70-71
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 54-56
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 190-193
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. III: Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin | Basel, 1940 | S. 170-176
  • Von Castelmur, Anton - Die Burgen und Schlösser des Kantons Graubünden, I. Teil: Herrschaft, Prätigau, V Dörfer, Chur und Umgebung, mit Schanfigg, Domleschg | Basel, 1940 | S. 84-88
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