EHEMALIGE BURGSTELLE NÄNIKON
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Allgemeine Informationen
Ehemalige Burgstelle auf dem Näniker Bühl, heute durch Häuser und Strassen vollständig überbaut. Archäologische Untersuchungen erbrachten den Nachweis eines Wohnturms mit Zisterne und Umfassungsgraben aus dem 12. Jhdt., der im 13. Jhdt. durch eine Kapelle mit Friedhof abgelöst wurde. Die Burg lag in Sichtweite zum nur 1,4 km entfernten Schloss Greifensee.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 22' 07.75" N, 08° 41' 37.53" E
Höhe: 462 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 694.800 / 247.200
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Der Ort Nänikon liegt nordöstlich des Greifensees, auf halbem Weg zwischen Volketswil und Uster. Bei der Hauptkreuzung im Dorf (Parkmöglichkeiten) in südlicher Richtung in die Bühlstrasse einbiegen. Von dieser zweigt nach 100 Metern links die Bühlgasse ab. Wo diese die Hügelkuppe des Bühls erreicht, stand einst die Burg.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Die S-Bahn-Linien S9 und S14 verkehren alle 30 Minuten ab Zürich oder ab Uster nach Nänikon-Greifensee.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
Am südlichen Abhang des ehemaligen Burghügels befindet sich ein öffentlicher Spielplatz.
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Nänikon
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2009, gemäss: Hoek, Florian et al. - Burg - Kapelle - Friedhof: Rettungsgrabungen in Nänikon bei Uster und Bonstetten [Monographien der Kantonsarchäologie Zürich, Bd. 26] | Zürich/Egg, 1995 | S. 11
Historie
Von 1992 bis 1994 führte die Zürcher Kantonsarchäologie auf dem «Bühl» genannten Hügel bei Nänikon Rettungsgrabungen durch, weil in diesem Gebiet Bauprojekte anstanden. Der Befund bestätigte Vermutungen und Quellenhinweise, wonach sich an dieser Stelle ein hochmittelalterlicher Adelssitz befunden haben soll. Es wurden die Grundmauern eines Wohnturms freigelegt, dazu Spuren einer Filterzisterne und eines Umfassungsgrabens.
Der Turm mass im Grundriss 9,3 x 10 Meter, das aufgehende Mauerwerk aus Bollen- und Kalkbruchsteinen war rund 1,1 Meter dick. Bautypologisch und auf Grund dendrochronologischer Datierungen lässt sich der Bau grob ins 12. Jhdt. einordnen. Zur gleichen Zeit entstand wohl auch die Zisterne mit einem Durchmesser von 5 Metern. Ihre Schuttschichten enthielten unter anderem Scherben von Ofenkacheln und Reste von Tierknochen. Der bis zu 2,5 Meter tiefe Umfassungsgraben konnte archäologisch über eine Länge von rund 50 Metern nachgewiesen werden. Er umfasste einst ein Gelände von 2000 bis 2500 Quadratmetern. Von einer Palisade oder Umfassungsmauer wurden keine Spuren gefunden.

Als Erbauer und Bewohner dieser Turmburg kommen am ehesten die Ritter von Nänikon in Frage. In Zusammenhang mit einer Jahrzeitstiftung am Zürcher Grossmünster wird 1232 erstmal ein «R. militis de Nenichon» erwähnt. Ebenfalls ein «R. de Nenichon» tritt 1233 als Zeuge in einer Urkunde des Grafen Rudolf von Rapperswil auf. Eine Generation später, 1254, wird Theoderich von Nänikon genannt, während die Jahrzeitbücher des Zürcher Grossmünsters für die Zeit vor 1300 die Todestage von Rudolf und «Mecht. uxor Uolr. dicti de Neninkon» verzeichnen. Spätere Erwähnungen lassen sich nicht mit Sicherheit mit der Ritterfamilie in Verbindung bringen.

Die Ausgrabungen haben ergeben, dass der Turm im ersten Drittel des 13. Jhdt. einer Brandkatastrophe zum Opfer gefallen sein muss. In den Schuttschichten wurden 212 mittelalterliche Geschossspitzen gefunden – vermutlich der Inhalt einer Truhe, die beim Brand aus einem der oberen Stockwerke herabgestürzt war. Das Fundmaterial umfasst unter anderem auch einen Schlüssel, Reste von Truhen- und Türgriffen, ein Messer, einen Schlossriegel und eine mailändische Münze aus dem 12. Jhdt.
Die Burg wurde beim Brand so stark beschädigt, dass sie aufgegeben werden musste. Sie blieb offenbar noch einige Zeit als Ruine stehen, bevor sie ganz abgebrochen wurde.

Noch im 13. Jhdt. entstand neben dem Burgturm eine Kapelle, die aber erst 1418 erstmals als Tochterkirche von Uster Erwähnung findet. Sie war Johannes dem Täufer geweiht und jeweils am 24. Juni Ziel einer Prozession. Möglicherweise war der Bau noch durch die letzten Burgherren zu Nänikon initiiert worden und überdauerte danach die Burganlage.
Im 15. Jhdt. wurde die Kappelle umgestaltet, und südlich von ihr wurde eine Friedhofmauer angelegt. Bei den Ausgrabungen kamen zahlreiche Grabstätten zum Vorschein, darunter eine auffallend hohe Zahl von Kinderbestattungen. Im frühen 16. Jhdt. wurde das Gotteshaus dann aufgegeben, nachdem im Dorfzentrum von Nänikon eine neue Kapelle gebaut worden war.

Von den mittelalterlichen Anlagen ist auf dem Bühl heute nichts mehr zu erkennen. Nach dem Abgang von Burg, Kapelle und Friedhof ging die Erinnerung an ihren genauen Standort bald verloren. Allerdings bilden die Grenzen der Grundstücksparzellen den Umfang des einst befestigten Areals teilweise heute noch ab.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bühler, Heinrich - Geschichte der Gemeinde Nänikon | Zürich, 1922 | S. 8-9
  • Hoek, Florian et al. - Burg - Kapelle - Friedhof: Rettungsgrabungen in Nänikon bei Uster und Bonstetten [Monographien der Kantonsarchäologie Zürich, Bd. 26] | Zürich/Egg, 1995 | S. 9-84
  • Zeller-Werdmüller, Heinrich - Zürcherische Burgen | In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 48./49. Jhrg. | Zürich, 1894-1895 | S. 349
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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