BURGSTELLE MULTBERG
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Allgemeine Informationen
Rundum steil abfallende, durch Gräben geschützte Burgstelle auf dem Gipfel des Multbergs. Von der 1953 ausgegrabenen Anlage sind heute keine Mauerspuren mehr sichtbar. Die Burg wurde um die Mitte des 13. Jhdts. durch die Freiherren von Wart gegründet und 1309 durch die Habsburger zerstört, weil Rudolf III. von Wart an der Ermordung von König Albrecht I. beteiligt war.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 30' 40.20" N, 08° 38' 49.88" E
Höhe: 550 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 691.040 / 262.970
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Winterthur in westlicher Richtung auf der Kantonsstrasse 7 bis nach Pfungen fahren (Parkplätze beim Bahnhof). Ab hier dem ausgeschilderten Wanderweg über zahlreiche Treppenstufen hinauf auf den Multberg folgen (ca. 30 Minuten). Die Burgstelle befindet sich auf dem bewaldeten Gipfel.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Winterthur regelmässige Bahnverbindungen (S41) nach Pfungen-Neftenbach. Vom Bahnhof aus dem markierten Weg folgen.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
Der Wanderweg über den Multberg führt ca. 550 Meter östlich der Burg an einem schönen Rastplatz mit Feuerstelle und Kinderspielplatz vorbei.
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Multberg
Quelle: Steiner, Heini - Pfungen: Ortsgeschichte und Heimatbuch | Pfungen, 1954 | S. 69 | überarbeitet von O. Steimann, 2011
Historie
Der Multberg erhebt sich südöstlich des Dorfes Pfungen im unteren Tösstal. Das rund 45 x 25 Meter messende Gipfelplateau ist auf der West- und der Ostseite durch Gräben geschützt, rundum fällt das Gelände steil ab. 1953 wurde diese markante Burgstelle archäologisch untersucht. Verschiedene Kleinfunde belegen, dass das Areal bereits in der späten Bronzezeit besiedelt war. Möglicherweise stammen sogar die Gräben aus jener Zeit. Von der hochmittelalterlichen Burg fanden die Archäologen einen fünfeckigen Bering aus Sandsteinquadern. Er wies Mauerstärken von 1,8 bis zu 3,4 Meter auf und folgte dem Plateaurand, war gegen Süden hin aber offen. Diese Seite der Anlage scheint über eine Länge von 22,4 Metern nur durch eine Holzpalisade geschützt gewesen zu sein. Weder ein Wohntrakt noch ein Turm konnte auf Multberg nachgewiesen werden – hingegen stiess man auf Pfostenlöcher, Kieskalkböden und Spuren von Öfen und Herdstellen. Gewohnt wurde hier offenbar in einfachen Holzbauten, die sich inwendig an den steinernen Bering anlehnten. Zu den mittelalterlichen Fundgegenständen vom Multberg gehören diverse Keramikfragmente, Schnallen, Spitzen von Pfeilen und Armbrustbolzen, Schlüssel, Ziernägel aus Bronze und Eberzähne. Nach Abschluss der Untersuchungen wurden die freigelegten Mauern wieder zugedeckt.

Den Ergebnissen der Ausgrabung zufolge wurde die Burg Multberg um die Mitte des 13. Jhdts. errichtet. Offenbar erfolgte der Bau unter Zeitdruck und eher behelfsmässig. Ob die Burg jemals als dauerhafter Wohnsitz gedient hat, ist fraglich. Als ihre Erbauer gelten die Freiherren von Wart, denen damals auch die benachbarten Burgen Pfungen und Wart gehörten. Wie die Anlage ursprünglich hiess, ist nicht bekannt. Ihr Untergang erfolgte im Frühjahr 1309. Nachdem sich Rudolf III. von Wart im Vorjahr aktiv an der Ermordung von König Albrecht I. von Habsburg beteiligt hatte, fiel Multberg zusammen mit Wart dem habsburgischen Rachefeldzug unter Herzog Leopold I. von Österreich zum Opfer. Der Chronist Johannes von Winterthur berichtet, er habe damals zwei Burgen brennen sehen: Es muss sich dabei um Wart und Multberg gehandelt haben.
Zu grösseren Kampfhandlungen scheint es bei der Eroberung von Multberg nicht gekommen zu sein - die Burg war zuvor gründlich geräumt worden. Nach ihrer Zerstörung wurde die Anlage nicht mehr aufgebaut. Rudolf III. von Wart wurde noch im selben Jahr festgenommen und in Brugg hingerichtet. Sein älterer Bruder, der Minnesänger Jakob III., löste bis 1322 den Familienbesitz im unteren Tösstal auf.

Es ist denkbar, dass der Multberg erst zu jener Zeit zu seinem Namen kam. 1308 hatte nämlich Rudolf III. Güter in Oberbuchsiten (SO) an den Solothurner Bürger Ulrich Multen verkauft. Möglicherweise übernahm diese Familie nun auch Besitztümer der Warter im unteren Tösstal. Eine zweite Erklärung führt den Burgnamen auf das mittelhochdeutsche Wort «multe» zurück: Eine Bezeichnung für von der Sonne ausgetrocknete, zerbröckelnde Erde in Äckern und Rebbergen. Am Südwesthang des Multbergs standen lange Zeit Weinreben.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 154
  • Gubler, Hans Martin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. VII: Der Bezirk Winterthur, südlicher Teil | Basel, 1986 | S. 193-195
  • Meyer, Werner - Die Burgen in der Blutrachefehde von 1308/09 gegen die Mörder König Albrechts I.: Historische und archäologische Befunde [Vortragsmanuskript Kolloquium Château Gaillard Nr. 19] | Graz, 1998
  • Stauber, Emil - Die Burgen des Bezirkes Winterthur und ihre Geschlechter [285. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur] | Winterthur, 1953 | S. 193-194
  • Steiner Heini / Bont, Mario - 993 Pfungen 1993 | Pfungen, 1993 | S. 88-106
  • Steiner, Heini - Pfungen: Ortsgeschichte und Heimatbuch | Pfungen, 1954 | S. 67-70
  • Zeller-Werdmüller, Heinrich - Zürcherische Burgen | In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 48./49. Jhrg. | Zürich, 1894-1895 | S. 349
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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