SCHLOSS KASTELN
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Allgemeine Informationen
Kasteln entstand im frühen 13. Jhdt. als Wohnsitz habsburgischer Dienstleute und bildete zusammen mit Ruchenstein eine Doppelburg. Im Spätmittelalter wurde die Anlage unter der Familie von Mülinen erweitert, bevor sie ab 1642 durch General Hans Ludwig von Erlach zum Barockschloss umgestaltet wurde. Heute ist Kasteln ein Schulheim. Im Hauptbau des Schlosses sind noch die Mauern des mittelalterlichen Palas enthalten.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 26’ 30.00“ N, 08° 07’ 08.60“ E
Höhe: 438 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 651.320 / 254.760
Kontaktdaten
etuna Kasteln | Kasteln 2 | CH-5108 Oberflachs
E-Mail: info.kasteln@etuna.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von Aarau der Hauptstrasse 24 in nördlicher Richtung bis auf die Passhöhe der Staffelegg folgen. Hier rechts abbiegen und auf der Kantonsstrasse das Schenkenbergertal abwärts über Thalheim in Richtung Oberflachs fahren. Kurz vor Thalheim erhebt sich das Schloss auf der Nordseite der Strasse. Parkmöglichkeiten vor Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Brugg mit der Buslinie 371 (in Richtung Thalheim) bis zur Haltestelle Oberflachs, Kasteln fahren.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
nur Aussenbesichtigung möglich, Innenhof frei zugänglich
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Kasteln (AG)
Quelle: gemäss Infotafel auf dem Schloss und weiteren Vorlagen neu gezeichnet von O. Steimann, 2024
Historie
Die Burg der Schenken von Kasteln
Kasteln erhebt sich auf einem langgezogenen Felsgrat zwischen Thalheim und Oberflachs, von dem aus sich das Schenkenbergertal gut überblicken lässt. In der älteren Literatur wird die Burg stets als kyburgischer Besitz ausgewiesen, was jedoch auf einer Verwechslung mit der Burg Kastelen bei Alberswil (LU) beruht. Das aargauische Kasteln wurde sehr wahrscheinlich im frühen 13. Jhdt. gegründet und bildete zusammen mit dem weiter oberhalb gelegenen Ruchenstein eine Doppelburg. Als erster Burgherr ist 1238 Berchtold Schenk von Kasteln nachweisbar, ein Gefolgsmann der Grafen von Habsburg. Sein Enkel veräusserte die Herrschaft 1311 an Berchtold I. von Mülinen, der zehn Jahre zuvor bereits Ruchenstein erworben hatte und somit nun beide Burgen besass.
Wie die Wehranlage zu jener Zeit aussah, lässt sich nur noch teilweise rekonstruieren. 1907 wurde bei Bauuntersuchungen festgestellt, dass der Kern des neuzeitlichen Schlossbaus aus einem mittelalterlichen Palas besteht. Dieser misst im Grundriss rund 20 x 11 Meter und hat gegen Norden hin 2 Meter dicke Mauern. Auf der Nord- und Nordostseite war ihm einst ein weiter Burghof vorgelagert.

Ausbau im Spätmittelalter
Die Herren von Mülinen konnten die beiden Burgen über viele Generationen hinweg in ihrem Besitz halten. Ihr neuer Lehnsherr wurde nach 1460 Bern, das in jenem Jahr den benachbarten habsburgischen Stützpunkt Schenkenberg erobert hatte. Die Mülinen konnten ihre Herrschaft aber auch unter neuer Oberhoheit erweitern und kauften 1491 die benachbarten Burgen Wildenstein und Auenstein hinzu. Kasteln wurde zu jener Zeit ausgebaut: Bei Ausgrabungen von 2007 bis 2009 konnten die Fundamente eines spätmittelalterlichen Rundturms nachgewiesen werden, der zur Verstärkung der Ummauerung des Burghofs angelegt worden sein muss.

Der Umbau zum Barockschloss
In den Jahren 1631 bis 1634 gelangte die Doppelburg teils durch Verkauf, teils durch Erbschaft an die Familie von Erlach. General Hans Ludwig von Erlach liess 1642 das bereits baufällige Ruchenstein vollständig abbrechen, um Baumaterial für die Umgestaltung von Kasteln zu gewinnen. Bis zu seinem Tod 1650 trieb er die Umbauarbeiten voran, deren Abschluss er aber nicht mehr erlebte. Im Ergebnis entstand ein prunkvolles barockes Schloss mit reichverzierten Giebeln, umgeben von Ökonomiegebäuden, einer Toranlage und grosszügigen Gartenterrassen. Abgesehen vom integrierten Palas wurden die mittelalterlichen Vorgängerbauten vollständig abgebrochen.

Landvogteisitz und Erziehungsanstalt
Nach dem Tod des Generals fiel das Schloss seinen drei Töchtern zu, die mit deutschen Adligen verheiratet waren. Nach weiteren Wechseln in den Besitzverhältnissen verkaufte 1732 der Baron von Riedesel die gesamte Herrschaft für 90’000 Taler an Bern. Der Stadtstaat gründete nun das Oberamt Kasteln und setzte einen Landvogt auf dem Schloss ein. Mit dem politischen Umsturz von 1798 wurde die Vogtei aufgehoben, und 1804 kam Kasteln in den Besitz des Kantons Aargau. Dieser veräusserte das Anwesen 1836 an Private. Die Bauten befanden sich damals in sehr schlechtem Zustand, Teile der Anlage mussten 1840 abgebrochen werden. Erst als die Brüder Friedrich und Louis Schmuziger das Schloss 1855 in eine Erziehungsanstalt für Waisen und Kinder aus armen Familien umwandelten, kam es zu umfangreicheren Renovationsarbeiten.

Brand und Wiederaufbau
Im August 1907 kam es auf Kasteln zu einem verheerenden Brand, der die Dächer und die Inneneinrichtung des Hauptbaus komplett zerstörte. Erst bei der anschliessenden Untersuchung wurde entdeckt, dass im Schloss noch der mittelalterliche Palas enthalten war. Die Anlage konnte bis 1910 wieder hergestellt werden, wobei die barocken Stilformen teilweise verschandelt wurden. Diese Fehler wurden bei einer umfassenden Aussenrestauration 1963 wieder korrigiert. Heute ist Kasteln ein modernes Wocheninternat für Kinder und Jugendliche mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen. Die eindrückliche Anlage gilt als das besterhaltene Barockschloss des Aargaus.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafeln auf dem Schloss
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 30
  • Bosch, Reinhold - Die Burgen und Schlösser des Kantons Aargau | Aarau, 1949 | S. 76-78
  • Frey, Peter - Die Burgen des Kantons Aargau: Mittelalterliche Adelssitze | Brugg, 2023 | S. 159
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 3: Aargau | Kreuzlingen, 1967 | S. 78-80
  • Jahn, V. - Der Brand des Schlosses Kasteln am 24. August 1907: ein Stimmungsbild | In: Brugger Neujahrsblätter, Bd. 19 | Brugg, 1908 | S. 18-25
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 181
  • Maier, Franz - Sichere Plätze: sichtbare Objekte | In: as. Archäologie Schweiz, 29. Jhg./Nr. 2 | Basel, 2006 | S. 65
  • Merz, Walther - Unbekannte Bilder von Schenkenberg und Kasteln | In: Argovia: Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau, Bd. 44 | Aarau, 1932 | S. 209-211
  • Stettler, Michael / Maurer, Emil - Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. II: Die Bezirke Lenzburg und Brugg | Basel, 1953 | S. 370-379
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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