CHÂTEAU DE FRANQUEMONT
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Allgemeine Informationen
Die Entstehung der Burg Franquemont ist ungeklärt, dürfte aber im 12. oder 13. Jhdt. erfolgt sein. Später gehörte sie den Herren von Montfaucon und ab 1397 einer Seitenlinie, die sich nach Franquemont benannte. 1474 wurde die Burg durch Truppen des Fürstbischofs von Basel erobert, der damit neuer Lehnsherr wurde und 1677 den Abbruch der Wehranlage durchsetzte. Auf dem abgelegenen und nur selten besuchten Burgfelsen sind nur noch wenige Mauerspuren zu sehen.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 15’ 08.50“ N, 06° 57’ 06.70“ E
Höhe: 691 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 563.150 / 233.610
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A16 bei der Ausfahrt Glovelier verlassen und anschliessend der Hauptstrasse 18 in südwestlicher Richtung über St-Brais und Montfaucon bis nach Saignelégier folgen. Auf der Hauptkreuzung im Ort rechts abbiegen auf die Route de France. Diese führt über mehrere Kehren bergab in Richtung Goumois. Nach der zweiten 180-Grad-Kurve biegt beim Hof Belfond-Dessus links ein Strässchen ab zum Weiler Belfond-Dessous. Hier parkieren. Südwestlich der Häusergruppe beginnt am Waldrand der noch schwach erkennbare Burgweg, der in nordwestlicher Richtung hinauf zur Ruine führt. Genaue Karte empfehlenswert.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Delémont mit der Bahn in Richtung Delle bis nach Glovelier. Ab hier mit der Buslinie 134 bis zur Endhaltestelle Saignelégier, von da mit der Buslinie 32 bis nach Goumois, Belfond. Weitere Wegbeschreibung: siehe oben.
Wanderung zur Burg
Die Route Au fil du Doubs führt unterhalb des Burgfelsens dem Doubs entlang (markierter Abzweiger nach Belfond).
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Franquemont
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2015/2020
Historie
Anfänge als Rodungsherrschaft
Die Burg Franquemont bildete im Mittelalter das Zentrum einer Rodungsherrschaft, die sich beidseits des Doubs über die Dörfer Goumois, Montbaron, Gourgouton, Belfond und Vautenaivre erstreckte. Wann und durch wen sie erbaut wurde, ist nicht abschliessend geklärt. Wahrscheinlich waren es aber die Freiherren von Montfaucon, die ab dem 12. Jhdt. in dieser Region neues Siedlungsgebiet erschlossen.
Die Montfaucon waren ab 1163 auch Grafen von Montbéliard (Mömpelgard), und als solche erwarben sie 1247 die Rechte über das Dorf Goumois. Nachdem der Grafentitel durch Heirat an Reinald von Burgund übergegangen war, schenkte er Goumois 1304 seinem Cousin Gauthier (Walter) II. von Montfaucon. Gauthier II. gilt der älteren Forschung als Erbauer der Burg Franquemont, doch gibt es dafür keine Belege. Die Wehranlage dürfte als Herrschaftszentrum schon früher entstanden sein.

Gauthiers Sohn Henri I. wurde durch Heirat wiederum Graf von Montbéliard. Weil 1397 kein legitimer männlicher Nachfolger mehr lebte, fiel die Grafschaft ans Haus Württemberg. Henri, Bastardsohn des letzten Herrn von Montfaucon, wurde mit der Herrschaft Franquemont abgefunden. Er und seine Nachkommen nannten sich fortan nach der Burg.

1474: Übergang ans Fürstbistum Basel
Zu Beginn der Burgunderkriege besetzten Truppen von Herzog Karl dem Kühnen die Wehranlage, um den Übergang über den Doubs zu sichern. Dies geschah offenbar gegen den Willen des Burgherren Claude de Franquemont. Der Basler Fürstbischof Johann V. von Venningen nahm dies zum Anlass, die Burg im November 1474 von rund 500 Mann belagern und mit Geschützen beschiessen zu lassen. Nach vier Tagen gab die Besatzung auf. Die Eroberer erstellten ein Inventar der Burg, das den gesamten Hausrat vom Bratspiess bis zum Pferdeharnisch aufzählt.
Der Bischof von Basel beanspruchte Franquemont nach der Eroberung für sich und liess die Bewohner der Herrschaft den Treueeid leisten. Es folgte ein längerer Rechtsstreit, bis die Grafen von Württemberg-Montbéliard 1481 für 200 Gulden auf ihre Lehnshoheit verzichteten. Nach Vermittlung durch die Eidgenossen belehnte der Bischof im Folgejahr Claude de Franquemont wieder mit der Herrschaft. Doch 1488 nisteten sich erneut unerwünschte Gäste auf der Burg ein. Diesmal war es eine Räuberbande um den Bieler Benoît Beppet, die von hier aus die Gegend unsicher machte, bis sie verhaftet werden konnte.

16. Jhdt: Aufstieg zur Reichsbaronie mit Münzrecht
Claude de Franquemont starb 1519 ohne Nachkommen. Der Bischof setzte zunächst einen Kastellan ein, bis alle Rechtsansprüche geklärt waren. Das Lehen wurde schliesslich an Girard d’Aroz vergeben, einen Neffen des letzten Burgherrn. Bereits 1537 wurde jedoch Ritter Nicolas de Gilley neuer Herr von Franquemont, das nun durch Kaiser Karl V. zur Reichsbaronie mit eigenem Münzrecht erhoben wurde. Der Bischof von Basel wehrte sich gegen diese Aufwertung. Und als die Familie de Gilley die Baronie 1594/95 für 44’000 Taler wieder an die Grafen von Württemberg-Montbéliard verkaufte, legte er Protest ein. Es kam zu einem langen Rechtsstreit, der erst 1658 beigelegt werden konnte, indem die Grafen die bischöfliche Oberherrschaft über Franquemont anerkannten.

Zerstörung im 17. Jhdt.
Im Dreissigjährigen Krieg wurde Franquemont wie so viele Burgen der Region durch schwedische Truppen verwüstet: 1636 nahme sie die Anlage nach kurzer Belagerung ein und steckten die Dächer in Brand. Das Ende der Burg besiegelte aber erst der französische Angriff auf die Freigrafschaft Burgund im Jahr 1675. Der Bischof von Basel sah eine günstige Gelegenheit, die Burg auf seinem Hoheitsgebiet loszuwerden. Unter dem Vorwand, dass die Wehranlage von den Franzosen besetzt werden könnte, erliess er 1676 den Befehl, das Château de Franquemont zu zerstören. Die Württemberger protestieren vergeblich: Im Frühjahr 1677 wurde die Burg durch Gefolgsleute des Bischofs abgebrochen und blieb seither eine Ruine.

Die Burganlage heute
Die wenigen noch erhaltenen Mauerreste ergeben kein klares Bild der einst stattlichen Burganlage. Eine um 1850 entstandene Grundrissskizze ist stark schematisiert und hat mit den realen Verhältnissen nur wenig zu tun. Klar ist, dass auf dem länglichen, zerklüfteten Felsklotz im Zentrum der Anlage einst die Kernburg stand. Sie umfasste einen mehrteiligen Gebäudekomplex, dessen Aussenmauern der unregelmässigen Geländekante folgten. In der südöstlichen Ecke ist noch ein starker Mauerwinkel erhalten, weitere Mauerspuren finden sich auf der Ost- und der Nordseite.
Gegen Westen hin fällt das Gelände zuerst über zwei Stufen ab, bevor es in eine Felswand übergeht, die senkrecht zum Doubs hin abfällt. Auf allen anderen Seiten ist die Kernburg vom Gelände der Unterburg umgeben, die teils durch eine Felsrippe, teils durch einen Wall gegen aussen begrenzt ist. Auf der Nordseite zeichnet sich zwischen dem zentralen Felsen und einem vorgelagerten Plateau der Kellerraum eines Gebäude ab. Noch viel besser zu erkennen ist ein solches auf der Südseite, wo neben Mauerspuren auch ein kleiner Durchgang nach Osten erhalten geblieben ist. Ebenfalls noch gut sichtbar ist der alte Burgweg, der von Südosten her heranführt und neben einem Felsklotz in die Unterburg mündet.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Aeschbacher, Paul - Die Burgen und Schlösser des Kantons Bern: Jura und Seeland, I. Teil | Basel, 1934 | S. 70-73
  • Beuret-Frantz, J. - Le Vallon de Goumois et la Seigneurie de Franquemont | In: Actes de la Société jurassienne d’émulation, 2. Serie | Bd. 19, Année 1913 | Saignlégier, 1914 | S. 233-292
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 394
  • Macquat, Paul-F. - Seigneuries et Châteaux des bords du Doubs dans le Jura | In: Actes de la Société jurassienne d’émulation, 2. Serie | Bd. 36, Année 1931 | La Chaux-de-Fonds, 1932 | S. 345-375
  • Meyer, Werner - Burgen von A bis Z: Burgenlexikon der Regio | Basel, 1981 | S. 171
  • Schweizerischer Burgenverein (Hg.) - Das Inventar einer Ritterburg von 1475 | In: Nachrichten der Schweizerischen Vereinigung zur Erhaltung der Burgen und Ruinen, 24. Jhg./Nr. 3 | Zürich, 1951 | S. 193-194
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