CHÂTEAU DE BOSSONNENS
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Allgemeine Informationen
Weitläufige Ruine einer mehrteiligen Wehranlage mit Burgsiedlung auf dem bewaldeten Hüdel südlich von Bossonnens. Ein erster Bau wurde im späten 12. Jhdt. durch Herren von Blonay errichtet, bevor die Burg im 13. und 14. Jhdt. unter den Herren von Oron bedeutend erweitert wurde. 1536 gelangte Bossonnens an Freiburg, das hier vorübergehend einen Landvogteisitz einrichtete. Durch die von 2004 bis 2011 ausgegrabene Ruine führt ein Lehrpfad mit zahlreichen Informationstafeln.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 31’ 13.90“ N, 06° 50’ 54.60“ E
Höhe: 764 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 554.720 / 152.310
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von Vevey am Genfersee auf der Hauptstrasse 12 bergauf über Jongny und weiter in nordöstlicher Richtung fahren, bis kurz vor La Chaux links die Hauptstrasse 193 (Route du Mont) abzweigt und nach Norden über Attalens nach Bossonnens führt. Die Ruine befindet sich am Waldrand unmittelbar südlich des Dorfes. Parkmöglichkeiten direkt bei der Burg.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Vevey mit der Buslinie 216 in Richtung Bossonnens bis zur Haltestelle Village fahren. Die Burg befindet sich unmittelbar südlich der Busstation.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nur teilweise möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Bossonnens
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2020 | auf Basis einer Infotafel auf der Burg
Historie
Die Anfänge unter den Herren von Blonay:
Der Ort Bossonnens wird als «Bucenens» ums Jahr 1000 erstmals schriftlich erwähnt. Zu den lokalen Besitzverhältnissen jener Zeit gibt es allerdings kaum Hinweise. Belegt ist, dass die Herren von Blonay 1068 hier Besitz erwerben konnten. Den archäologischen Erkenntnissen zufolge erbauten sie auf der kleinen Anhöhe südlich des heutigen Dorfes im späten 12. Jhdt. eine erste Burg.
Diese früheste Wehranlage umfasste den nördlichsten Teil des späteren Burgareals und bestand offenbar aus einem starken Turm mit Nebenbauten. Davon sind heute nur noch geringe Spuren vorhanden.

Ausbau unter den Herren von Oron:
1221 besass Rudolf III. von Oron die Herrschaft Bossonnens. Er hatte sie wohl kurz zuvor von seinem Onkel mütterlicherseits, Vaucher III. von Blonay, übertragen bekommen. Unter der Familie von Oron wurde die Burg um 1270 massiv ausgebaut. Nun entstanden der weite Bering, der das ganze Areal umfasste, sowie ein Rundturm (Donjon) auf der südlichen Anhöhe. Im Bereich zwischen der alten Burg und dem Donjon erstreckte sich nun eine Burgsiedlung, von der beim Tor auf der Westseite noch Grundmauern vorhanden sind. 1297 wird die Burg in den Schriftquellen erstmals direkt genannt.
1307 starb Amadeus I. von Oron, der zugleich Herr von Bossonnens und Attalens war. Unter seinen Nachfahren wurde die Herrschaft aufgeteilt. Bossonnens erbte Wuillerme V., der später auch als savoyischer Kastellan auf der Burg Les Clées tätig war. Unter ihm dürfte der nächste Ausbauschritt erfolgt sein: Mit dem Tour Maîtresse errichtete man damals am westlichen Bering einen Bergfried mit quadratischem Grundriss (ca. 10 x 10 Meter) und rund 3 Meter dicken Mauern. Nördlich davon wurde ein neuer Zwinger geschaffen.

Unter Aymon II. von Oron, der Bossonnens 1344 geerbt hatte, wütete die Pest in der Region. Gemäss den Ausgrabungsergebnissen wurden um 1350 zwei Gebäude innerhalb der Burgmauern abgebrochen. Dafür wurde eine neue, heute verschwundene Kapelle erbaut, die St. Andreas und St. Theodul geweiht war.
1374 konnte Aymon II., der in savoyischen Diensten zu Ruhm und Reichtum gelangt war, die Herrschaft wieder mit Attalens vereinen, doch belehnte er bereits im Folgejahr seine Tochter Marguerite mit Bossonnens. Sie vererbte die Burg 1410 an ihre beiden Söhne aus erster Ehe, Aymon und Nicod de La Sarraz. Diese wohnten aber spätens ab 1418 nicht mehr in Bossonnens, sondern liessen die Herrschaft durch einen Burgvogt verwalten. Wahrscheinlich setzte bald darauf der Niedergang der Burgsiedlung ein. 1446 wurde der Besitz erstmals aufgeteilt, und 1455 verkauften die Burgherren den gemeinschaftlichen Backofen an die Bewohner der Siedlung, die ihn ausserhalb der Mauern neu errichteten.

Übergang an Freiburg und Niedergang:
Zu Beginn der Burgunderkriege zogen am 28. Oktober eidgenössische Truppen aus Freiburg und Bern durch Bossonnens und steckten es in Brand. Die alte Burgsiedlung wurde nun ganz aufgegeben, fortan wohnte nur noch der Vogt innerhalb der Wehranlage. Georges de La Sarraz verkaufte in den folgenden Jahren immer wieder Rechte und Güter der Herrschaft. 1513 veräusserte er Bossonnens schliesslich ganz an die Herzöge von Savoyen. Um jene Zeit wurde die letzte Ausbauetappe in Angriff genommen: Der Tour Maîtresse wurde verstärkt und ausserdem im nordwestlichen Teil der Burg eine neue Bastion mit dicken Mauern erstellt.

Diese Bemühungen nützten allerdings wenig: 1536 eroberten Freiburg und Bern das gesamte Waadtland in einem kurzen Feldzug, womit auch die Adelsherrschaft in Bossonnens endete. Nun bezog Christophe Pavillard als erster freiburgischer Landvogt seinen Sitz in der Burg. Diese befand sich jedoch in einem sehr schlechten Zustand. Gemäss zeitgenössischen Berichten waren nur noch drei Gebäude bewohnbar. Freiburg beschloss deshalb 1552, dem Vogt ein neues Wohnhaus zu errichten. Trotz diesen Arbeiten entschied man sich 1615, den Vogteisitz ins benachbarte Attalens zu verlegen. Bossonnens wurde nun dem Zerfall überlassen, die Anlage mit Ausnahme der Kapelle 1618 an den Privatmann Henry Lamberger verkauft. Nur 1649 intervenierte Freiburg nochmals und verbot den Abbruch eines der Türme, damit dieser in Kriegszeiten als Warte genutzt werden könne. Doch spätestens als 1716 im Dorf eine neue Kapelle geweiht wurde, überliess man auch die letzten noch intakten Bauten dem Zerfall.

Von 1798 bis zu den Ausgrabungen im 21. Jhdt.:
Als 1798 die französische Armee einmarschierte, bekam die alte Wehranlage nochmals für kurze Zeit eine gewisse Bedeutung. In aller Eile wurden aus dem Mauerschutt Artillerieplattformen gebaut, die grösste unter Einbezug des Mauersockels des Tour Maîtresse. Nach dem Untergang der alten Eidgenossenschaft versank Bossonnens aber in einen Dornröschenschlaf. Im 19. und 20. Jhdt. wurde der Burghügel als Steinbruch und Müllhalde genutzt.
Erst 1996 wurden erste Unterhaltsarbeiten in Angriff genommen. 1998 kaufte die Gemeinde Bossonnens das gesamte Gelände, und 2004 begann die Freiburger Kantonsarchäologie mit jährlichen Ausgrabungskampagnen, die bis 2011 andauerten. Dabei gelangte man zu zahlreichen neuen Erkenntnissen über die Baugeschichte der Burg. Um die konservierte Ruine der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wurde 2016 ein Lehrpfad mit einer Reihe von Informationstafeln eröffnet.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafeln auf der Burg
Literatur
  • Amt für Archäologie des Kantons Freiburg (Hg.) - Freiburger Hefte für Archäologie, Bd. 6-14 (Kurzberichte) | Freiburg i.Ü., 2004-2012
  • Andrey, Ivan - Le Château et le bourg de Bossonnens au moyen âge | Freiburg i.Ü., 1985
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 191
  • De Raemy, Daniel - Châteaux, donjons et grandes tours dans les Etats de Savoie (1230-1330), Vol. 1 [Cahiers d'archéologie romande 98] | Lausanne, 2004 | S. 105-106
  • De Vevey, Bernard - Châteaux et maisons fortes du Canton de Fribourg [Archives de la société d'histoire du Canton de Fribourg, Tome XXIV] | Freiburg i.Ü., 1978 | S. 47-51
  • Graenert, Gabriele / Kündig, Christian - Die Burg von Bossonnens, ein Lehrstück für den wissenschaftlichen Nachwuchs | In: Freiburger Hefte für Archäologie, Bd. 8 | Freiburg i.Ü., 2006 | S. 244-245
  • Kündig, Christian - Bossonnens: des ruines au sentier didactique | In: Freiburger Hefte für Archäologie, Bd. 18 | Freiburg i.Ü., 2016 | S. 150-153
  • Nicoulin, Martin - Bossonnens … une histoire en quatre temps | Bossonnens, 2015 | S. 10-26
  • Reiners, Heribert - Die Burgen und Schlösser des Kantons Freiburg, I. Teil | Basel, 1937 | S. 36-38
Webseiten mit weiterführenden Informationen
  • bossonnens.org
    Offizielle Website mit zahlreichen Informationen (französisch)
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