GROTTENBURG BALM
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Allgemeine Informationen
Die einzige Grottenburg des Kantons Solothurn liegt am Fuss der Balmfluh über dem gleichnamigen Dorf. Von der bereits im 10. Jhdt. gegründeten, dreiteiligen Anlage sind vor allem noch Mauern des Haupttrakts erhalten, der heute über eine steile Treppe erreichbar ist. Rudolf von Balm beteiligte sich 1308 an der Ermordung König Albrechts I., weshalb die Familiengüter konfisziert wurden. 1411 gelangte Balm an Solothurn und wurde bald darauf aufgegeben.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 15' 19.82" N, 07° 33' 18.55" E
Höhe: 720 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 608.820 / 233.850
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Solothurn der Oberen Steingrubenstrasse in nördlicher Richtung bis nach Rüttenen folgen. Nun auf der Galmisstrasse in nordöstlicher Richtung weiter bis nach Balm bei Günsberg. Im Zentrum des kleinen Dorfs links in die Burgstrasse einbiegen und dieser bis zum Waldrand am Fuss der Balmfluh folgen (Parkmöglichkeiten vor Ort). Hier markiert ein Wegweiser den Aufgang zur Burgruine.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab dem Hauptbahnhof Solothurn mit dem Bus in Richtung Balm bei Günsberg, Post (Endhaltestelle). Anschliessend obiger Wegbeschreibung folgen (10 Min. Fussweg).
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Balm
Quelle: Meyer, Werner - Burgen von A bis Z: Burgenlexikon der Regio | Basel, 1981 | S. 193 | bearbeitet von O. Steimann, 2013
Historie
Balm ist zweifelsohne eine der am schönsten gelegenen Grottenburgen der Schweiz. Von der mehrteiligen Anlage am Fuss der Balmfluh erstreckt sich der Ausblick weit über das Mittelland und auf die Alpen. Einzelnen Bodenfunden zufolge muss der Platz bereits in prähistorischer Zeit besiedelt gewesen sein. Die Gründung der Burganlage erfolgte im 10. Jhdt., wie verschiedene Keramikfragmente belegen. Als Bauherren gelten die Vorfahren der Herren von Balm – ein edelfreies Geschlecht, das wahrscheinlich mit den Herren von Altbüron eng verwandt war. Als erste bekannte Vertreter der Familie gelten Fridericus von der Hüli und sein Sohn Guntram, die im 12. Jhdt. im Jahrzeitenbuch von Flumenthal eingetragen wurden. Ab 1201 taucht dann ein «Burchardus de Balme» in den Schriftquellen auf.

Die Burganlage bestand aus drei Teilen: Am Fuss der mächtigen Felswand befand sich ein grösseres Bauwerk mit rechteckigem Grundriss. Wahrscheinlich war dies eine Art Vorburg mit Ökonomiegebäuden. Die Mauerspuren sind heute im Dickicht nur schwer zu finden.
Der mittlere Teil der Burg bestand aus einem langgezogenen Aufgang, der quer über die Felswand zum Haupttrakt hinauf führte. Er ist mit dem heutigen Zugang nicht identisch. Am unteren Ende auf der Nordostseite lässt sich ein kleiner Torbau vermuten. Dahinter folgte ein Rampe, die teilweise aufgemauert, teilweise aus dem Fels gehauen wurde. An mehreren Stellen deuten Balkenlöcher an, dass der Aufgang überdacht war oder durch verschiedene Holzbauten führte.
Das Zentrum der Burg bildete die 6 Meter tiefe Höhle mit vorgelagerter Terrasse, rund 20 Meter über der Vorburg. Eine 2,4 Meter dicke Sperrmauer riegelt noch heute die Felsöffnung ab. Leider sind die Durchgänge und Fensteröffnungen bei der Restaurierung stark verändert worden. Es lässt sich auch nicht mehr abschätzen, wie hoch diese Mauer einst aufragte, und ob sie von einem hölzernen Oberbau gekrönt war. Nur ein Mauerfundament deutet noch auf die einstige Aufteilung des grossen Innenraums hin. Auf der schmalen Terrasse vor der Höhle finden sich Mauerreste weiterer Bauten – möglicherweise handelt es sich um eine Erweiterung des ursprünglichen Wohntrakts.

Balm war das Zentrum einer kleinen Rodungsherrschaft, die das gleichnamige Dorf sowie Günsberg, Niederwil und Flumenthal umfasste. Spätestens im 13. Jhdt. verlegten die Herren von Balm ihren Lebensmittelpunkt aber in den Oberaargau, wo sie vornehmlich auf Altbüron residierten. Wahrscheinlich war ihnen diese Burg bereits beim Aussterben der Herren von Altbüron um 1150 zugefallen. Auf Balm wohnten fortan nur noch Dienstleute.
1308 beteiligte sich Rudolf von Balm an der Ermordung von König Albrecht I. von Habsburg Unter den Tätern befand sich auch der Ehemann seiner Schwester Getrud, Rudolf von Wart. Während der Warter gefangen genommen und aufs Rad geflochten wurde, konnte Rudolf von Balm nach Basel fliehen und sich dort im Steinenkloster verstecken. Hier starb er 1314, ohne einen männlichen Erben zu hinterlassen.

Auf ihrem Rachefeldzug zerstörten die Habsburger Altbüron an Pfingsten 1309 und töteten sämtliche Verteidiger. Die Grottenburg Balm bleib hingegen unversehrt, denn Graf Otto von Strassberg, Reichslandvogt für Burgund, erhob Anspruch auf diese Herrschaft. Nach einem längeren Rechtsstreit erhielt er Balm als Reichslehen zugesprochen, verpfändete es aber bereits 1320 an Ritter Pantaleon von Gebstrasse, Schultheiss von Solothurn. Der mit den Strassbergern verwandte Graf Rudolf von Neuenburg-Nidau konnte das Pfand 1327 auslösen und die Herrschaft Balm 1336 ganz erwerben. Seine Erben veräusserten den Besitz um 1374 an Peter Schriber, Bürger von Solothurn. Von dieser Familie ging die Burg, die kaum noch unterhalten wurde, an Arnold Bumann über, der 1411 Balm an die Stadt Solothurn verkaufte.
Die Aarestadt war zunächst noch bestrebt, die Grottenburg wieder in einen guten Zustand zu versetzen. 1417 vergab sie die Anlage gegen einen Zins an den Walliser Hans Sigrist – mit der Auflage, die Bauten zu sanieren. Die Bedingung scheint nicht eingehalten worden zu sein, denn 1421 wurde Sigrist ermahnt, bis im kommenden Frühjahr mit den Bauarbeiten zu beginnen. Gemäss den Bodenfunden, darunter viele Scherben von Ofenkacheln, wurde Balm noch bis um 1450 bewohnt und danach dem Zerfall überlassen. Nachdem der Historische Verein des Kantons Solothurn die Ruine erworben hatte, wurde sie von 1939 bis 1941 freigelegt und teilweise restauriert.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Amiet, Bruno - Die Burgen und Schlösser des Kantons Solothurn | Basel, 1930 | S. 19-21
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 519
  • Fischer, Eduard / Allemann, Otto - Solothurnische Burgen | Solothurn, 1962 | S. 20-22
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 7: Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Solothurn | Kreuzlingen, 1971 | S. 95-98
  • Högl, Lukas - Burgen im Fels [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 12] | Olten/Freiburg i.Br., 1986 | S. 59-60
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 7: Kantone Basel-Stadt, Basel-Land, Solothurn, Neuenburg, Jura und Laufental | Zürich, 1981 | S. 53-54
  • Meyer, Werner - Burgen von A bis Z: Burgenlexikon der Regio | Basel, 1981 | S. 192-194
  • Meyer, Werner - Die Burgen in der Blutrachefehde von 1308/09 gegen die Mörder König Albrechts I.: Historische und archäologische Befunde [Vortragsmanuskript Kolloquium Château Gaillard Nr. 19] | Graz, 1998
  • Tauber, Jürg - Herd und Ofen im Mittelalter [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 7] | Olten/Freiburg i.Br., 1980 | S. 219-222
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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