BURG RUNKELSTEIN | CASTEL RONCOLO
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Allgemeine Informationen
Bedeutung Runkelstein ist zweifellos die international bekannteste Burg in Südtirol. Diese Bedeutung erlangt sie vor allem wegen der wohl umfangreichsten profanen Frenskenzyklen aus der Zeit der Gotik in Europa. Sie wird deshalb auch als "Bilderburg" bezeichnet. Aber auch wegen ihres noch relativ unverfälschten romanisch-gotischen Gesamtensembles mit allen typischen Bestandteile einer mittelalterlichen Burg gehört sie zu den bedeutendsten Burganlagen Südtirols.
Die usprüngliche Anlage wurde nach 1237 von zwei Brüdern aus dem einflussreichen Geschlecht der Herren von Wangen als Lehen des Bistums Trier errichtet. Sie hatte den wichtigen, unterhalb im Tal vorbeiführenden Nord-Süd-Handelspass zu sichern und war gleichzeitig als Trienter Bollwerk gegen die Machtinteressen von Kaiser Friedrich II. gerichtet. Den Höhepunkt ihrer Geschichte erlebte sie nach 1385, als die aus dem Bozner Bürgertum stammenden, reichen Brüder Nikolaus und Franz Vintler hier ihrem Traum von einer Zugehörigkeit zum edlen und ritterlichen Adel Gestalt verliehen. Sie ließen die inzwischen bereits ihrer strategischen Bedeutung beraubte Burg renovieren, um das Sommerhaus erweitern und mit den herrlichen Fresken ausmalen. Dieser Bilder-Reichtum war es vor allem auch, der glücklicherweise immer wieder rechtzeitig vor einem völligen Verfall reiche Persönlichkeiten auf den Plan rief, die für die notwendigen Restaurierungen sorgten.
Lage Die Burg Runkelstein steht am nördlichen Ende von Bozen, aber schon auf dem Gemeindegebiet von Ritten, auf einem nach drei Seiten steil ins Sarntal abfallenden Felssporn über einem Knick des Flüsschens Talfer.
Der ursprünglicher Name des Burgfelsens "Rynchenstayn", nach dem die Burg ihren Namen erhielt, weist auf vorangegengene Rodungsaktivitäten hin.
Nutzung Die Burg wird neben dem Besichtigungsbetrieb für Ausstellungen und Konzerte genutzt.
Bau/Zustand Die Burg befindet sich in einem vorbildlichen Zustand
Man erreicht die Burg vom Tal aus auf einem den Berghang ansteigenden Pfad, der vor einem Vorwerk endet. Durch diese zieht sich der Burgweg schlängelnd auf felsigen Grund, bis man vor dem Halsgraben steht, der den Burgplatz von der überhöht liegenden Angriffsseite nach Südosten abtrennt. Über den Graben führt eine Holzbrücke, deren letzter Teil früher von einer Zugbrücke gebildet wurde, über deren Funktion sich noch heute die Fachleute streiten. Hinter dem Haupttor in einem mit Wehrgang versehenen, freien Ringmauerabschnitt erreicht man den Burghof, um den die einzelnen Burgbauten gruppieren. Linkerhand steht der Westbau, in dem sich auf drei Etagen umfangreich erhaltene Fresken mit adelig-höfischen und ritterlichen Motiven befinden. Hinter eine kurzen, mit Schwalbenschwanzzinnen versehenen, freien Ringmauerabschnitt folgt an der Nordseite das Sommerhaus. Über einer Bogenhalle befinden sich im Obergeschoss die zwei wohl bedeutendsten Freskenzyklen der Burg, die die Sagen von "Tristan und Isolde" und dem Artusritter "Garel vom blühenden Tal" erzählen. An der Außenwand befinden sich Darstellungen sogenannter Triaden, in Dreiergruppen dargestellter, vorbildlicher Gestalten der Geschichte. An das Sommerhaus schließt sich im Nordosten der Küchentrakt an, dem der Ostbau mit der Burgkapelle folgt. Er beherbergt heute vor allem wechselnde, thematische Ausstellungen zu historischen Themen und die Burgschänke. Am Südende ragt die Ummauerung der Burgzisterne in den Hof hinein, dahinter befand sich eine von den Vintler eingerichtete Badestube. Der Bergfried und ein flacher Wirtschaftsbau bilden im Südosten den Abschluss der Bauten. Beide sind im späten 19. Jahrhundert ohne Rücksicht auf historischen Standort und Aussehen neu erbaut worden.
Typologie Runkelstein ist eine Burg mit romanischen und gotischen Bauelementen. Höhenburg - Spornburg - Ministerialensitz
Sehenswert
  • das Gesamtensemble der Burg, sowohl vom Tal, als auch vom überhöhten Vorfeld im Südosten gesehen
  • die beiden Bauten mit den umfangreichen Resten gotischer Freskenmalerei, der Westbau und das Sommerhaus
  • der Ostbau mit wechselden, aber stets interessanten Ausstellungen zu historischen Themen
  • zahlreiche, baulich interessante Details
Bewertung Zweifellos ist eine Besichtigung der Burg Runkelstein besonders zu empfehlen, auch und vor allem mit Kindern.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46°31'03.0"N 11°21'31.7"E
Höhe: ca. 340 m ü. NN
Topografische Karte/n
Burg Runkelstein auf der Karte von OpenTopoMap
Kontaktdaten
Schloss Runkelstein | St.-Anton Straße/Via Sant'Antonio 15 | I-39010 Bozen
Telefon : +39 0471 329808 | Telefax : +39 0471 324026
E-Mail: runkelstein@runkelstein.info | Internet: www.runkelstein.info
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Burg Runkelstein ist über die Straße ins Sarntal (Sarntaler Straße/Via Sarentino/SS508) am nördlichen Ende von Bozen zu erreichen. Dieser am Besten bis kurz hinter der Burg folgen und dann scharf rechts in die St.-Anton Straße/Via Sant'antonio abbiegen. In dieser befindet sich gegenüber des Aufganges zur Burg ein großer Parkplatz (Geodaten: 46°30'54.7"N 11°21'30.6"E).
Ansonsten ist die Anfahrt zur Burg gut ausgeschildert.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Von Bozner Hauptbahnhof werktags mit der Linie 12 bis zum Haltepunkt Runkelstein und Sonn- und Feiertags mit der Linie 14 bis zum Haltepunkt St.-Anton Brücke fahren (von hier aus ca. 9 Minuten Fußweg entlang der St.-Anton Straße/Via Sant'antonio).
Zu bestimmten Zeiten verkehrt zwischen dem Bozner Zentrum und Runkelstein ein Shuttlebus. Bitte prüfen Sie dessen aktuelle Verfügbarkeit hier.
Wanderung zur Burg
Vom Bozner Zentrum aus kann man die Burg auf einem Spaziergang zunächst entlang der Laubengasse und vor der Talferbrücke rechts ab entlang der Wassermauerpromenade bequem erreichen (Gehzeit ca. 30 Minuten).
Öffnungszeiten
Besichtigung ohne Führung: Dienstag - Sonntag (+ Feiertag); Mitte März - Oktober von 10:00 - 18:00 Uhr / November - Mitte März von 10:00 - 17:00 Uhr (letzter Einlass ½ Std. vor Schließung)
Besichtigung mit Führung: tgl. außer Montag 15:00 Uhr
Bitte prüfen Sie hier die aktuellen Öffnungszeiten.
Eintrittspreise
Eintrittspreis bei freier Besichtigung: 8,00 € (Ermäßigung: ja)
Bitte prüfen Sie hier die aktuellen Eintrittspreise.
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
In den Innenräumen der Burg ist das Fotografieren und Filmen untersagt.
Gastronomie auf der Burg
Im Bau südlich des Bergfrieds befindet sich eine Burgschänke.
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nur Burghof
Bilder
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Grundriss
Grundriss Runkelstein
  1. Vorburg/Vorwerk
  2. Halsgraben, darüber Brücke, ehemals mit Zugbrückenteil
  3. Haupttor in der Ringmauer mit Wehrgang
  4. Burghof
  5. Westbau, westlicher Wohnbau, Westpalas
  6. Ostbau, östlicher Wohnbau, Ostpalas
  7. freier Ringmauerabschnitt mit Schwalbenschwanzzinnen
  8. Sommerhaus mit Bogenhalle/Arkadensaal im Erdgeschoss, im Obergeschoss hölzerne Galerie
  9. Küchentrakt
  10. Burgkapelle
  11. Bergfried, kompletter Neubau von 1884-1888
Quelle: Bitterli-Waldvogel, Thomas - Südtiroler Burgenkarte | Bozen 1995
(durch Autor aktualisiert)
Historie
Am 10.02.1237 erteilen der Trienter Bischof Alderich von Campo und der Tiroler Graf Albert III. den Brüdern Friedrich und Beral aus dem bedeutenden und einflussreichen Geschlecht der Herren von Wangen, Söhne des Albero, die Erlaubnis, auf dem zu ihrem Lehensterritorium gehörenden Felsen "runchenstayn" über der Talfer eine Burg zu errichten. Mit dem Bau wird offensichtlich sofort begonnen. Mit Runkelstein entsteht nach Wangen-Bellermont, Rafenstein und Ried die vierte Burg der Herren von Wangen am Eingang ins Sarntal. Die ursprüngliche Bau besteht bereits aus den zwei, allerdings noch kleineren Wohnbauten im Westen und Osten des Burgplatzes und einem Bergfried, alles umschlossen von einer Ringmauer.
1242 werden auf der Burg bereits Urkunden ausgestellt.
1250-1260 werden in einer zweiten Bauphase die beiden Wohnbauten deutlich erweitert und vermutlich die Kapelle errichtet.
1277 siegt der Tiroler Landesfürst Meinhard II. im Ringen um die weltliche Macht in Tirol über den Trienter Bischof Heinrich II.. Im Ergebnis verlieren die Herren von Wangen als Parteigänger des Bistums Trier Macht und Einfluss und all ihre Burgen bis auf Ried.
1317 fällt die Burg nach dem Tod Alberos d.J. von Wangen als erledigtes Lehen an das Trienter Bistum zurück. Wahrscheinlich wurde die Burg aber zuvor schon an den reichen Bozner Gottschalk Knoger verkauft.
1341 ist die Burg Lehen der Weirad, Frau des Tägen von Villanders.
1346 überlässt Weirad die Burg pfandweise ihrem Vetter Petermann von Schenna, Burggraf auf Tirol. Später löst Weirads Sohn, Cyprian von Villanders die Burg zurück. Das Geld für die Auslösung der Burg erhält Cyrian von seinem Schwiegervater Nikolaus Tobhan. Letzterer lässt sich zur Sicherung des Darlehens die Burg übertragen und nimmt dort seinen Sitz. Zeitweise nennt er sich "von Runkelstein".
Am 16.04.1385 veräußert Cyprian von Villanders aus Geldmangel die Burg an seinen Onkel Nikolaus von Villanders von Pardell. Dieser tritt seine Ansprüche an Nikolaus Vintler und dessen Bruder Franz ab, zwei der prominentesten und reichsten Bozner Bürger.
Am 09.12.1385 werden Nikolaus und Franz Vintler vom Trienter Bischof offiziell mit der Burg belehnt.
Um 1388 beginnen die Vintler mit der Instandsetzung und Modernisierung der Burg. Sie errichten das Sommerhaus, renovieren die Kapelle und lassen die umfangreichen Freskenzyklen anbringen.
1390 sind Umbau und Ausmalung der Kapelle abgeschlossen.
1407 werden die Arbeiten an der Burg vermutlich eingestellt. Nikolaus Vintler gerät in die Auseinandersetzungen zwischen dem aufständischen Tiroler Adel und Herzog Friedrich IV. (mit der leeren Tasche). Er verweigert dem neuen Herzog die Anerkennung, woraufhin dieser ihn aller Ämter enthebt. Die Pfandlehen werden jedoch nicht beglichen, was Heinrich von Rottenburg als Wortführer der Tiroler Adligen auf den Plan ruft.
Am 11.03.1409 treten die Vintler dem Rottenburger ihre gesamten Pfandlehen für einen Kreditbrief ab. Diesem Vergleich verweigert Herzog Friedrich die Zustimmung und beginnt mit der Belagerung der Vintler'schen Burgen, u.a. Runkelstein.
Am 11.05.1409 bekommt die Vintler nach einer Aussprache mit dem Herzog ihr Eigentümer zurück.
1413 kommt nach dem Tod Nikolaus Vintlers dessen Teil an der Burg über seine Töchter an Heinrich von Schrofenstein und Jörg Metzner. Letzterer lässt sich wahrscheinlich auf der Burg nieder, da er den Burgnamen seit 1414 als Prädikat führt.
1476 kauft Herzog Sigmund ¾ der Burganteile.
1478 kauft Herzog Sigmund das verbliebene ¼ und nennt nun die gesamte Burg sein Eigen. Zur Verwaltung werden Pfleger eingesetzt.
1508 wird der Salzburger Maler Marx Reichlich mit der Restaurierung eines Teils der profanen Freskenzyklen beauftragt.
1520 wird der gesamte Südostteil der Burg durch eine Pulverexplosion schwer beschädigt. Der Bergfried und benachbarte Mauerpartien stürzen ein und die Trümmer verfüllen den Graben.
1523 wird das Bozner Amt angewiesen, das Dachwerk der Burg Instand zu setzen.
1530 erhält Sigmund von Brandis die Burg als Erblehen. Er lässt den Torbereich der Burg erneuern.
Am 18.10.1537 stirbt Sigmund von Brandis. Seine Söhne erhalten die Burg zu Lehen.
Am 19.03.1538 wird die Burg an Graf Christian Philipp von Liechtenstein verkauft. Er lässt umfangreiche Konsolidierungsarbeiten ausführen.
Am 05.10.1579 wird Johann Jakob Graf Liechtenstein mit der Burg belehnt. Bereits wenig später bewohnen die Liechtensteiner die Burg jedoch nicht mehr.
1672 verwüstet ein Brand die bereits in baufälligem Zustand befindliche Burg, besonders deren Ostteil. Auch die Burgkapelle wird beschädigt.
1754 wird die Burg vom letzten Liechtensteiner an Kaiserin Maria Theresia abgetreten. Anschließend werden Pächter auf der Burg eingesetzt.
Um 1820/30 beginnt im Rahmen der Burgenromantik auch die Entdeckung Runkelsteins für den Tourismus. Zu den ersten prominenten Besuchern zählen 1833 Ludwig I. von Bayern und 1836 sein Sohn, König Otto von Griechenland.
1850 stürzt der Bergfried ein.
1868 stürzen Teile des Burgfelsens, vermutlich im Zusammenhang mit dem Bau der neuen Sarntalstraße, an der Nordseite ab und reißen Teile der freskengeschmückten Außenmauern des Sommerhauses mit.
1874 kauft der österreichische Erzherzog Johann Salvator die Burg.
1882 schenkt der Erzherzog die Burg Kaiser Franz Joseph.
1884-1888 wird die Burg durch den vom Kaiser beauftragte Architekten Friedrich von Schmidt wieder hergestellt. Dabei wird der Bergfried völlig neu errichtet.
1893 schenkt Kaiser Franz Joseph die Burg der Stadt Bozen. Mit der Schenkung ist die Auflage verbunden, die Burg niemals zu veräußern.
1918 und 1943 werden Fresken und Teile der Mauern durch Kriegseinwirkungen zerstört.
1959 und 1968 werden zwei große Betonpfeiler zur Sicherung des Burgfelsens eingezogen.
1095-2000 wird die Burg aufwändig restauriert.
Quelle: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente.
Literatur
  • Grebe, Anja & Großmann, G. Ulrich & Torggler, Armin - Burg Runkelstein | Regensburg, 2013
  • Stadt Bozen (Hrsg.) - Schloss Runkelstein | Bozen, 2000
  • Trapp, Oswald (Hrsg.) - Tiroler Burgenbuch, Band 5: Das Sarntal | Bozen; 1981
  • Caminiti, Marcello (dt. Riedl, Franz Hieronimus) - Die Burgen Südtirols | Calliano, 1985 | S.56-64
  • Menara, Hanspaul - Südtiroler Burgen, Schlösser und Ansitze (Ein Bildwanderbuch) | Bozen, 1999 | S. 112-113
  • Menara, Hanspaul - Kulturstätten im Süden Südtirols | Bozen, 1989 | S.100-103
  • Lorenzi, Daniele - Burgen und Schlösser im Trentino und in Südtirol | Mailand/Trient | S. 80-83
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