YENI KALE
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Allgemeine Informationen
Bedeutung Mächtige Mamlukenfestung aus dem 13. Jh auf einem schroffen Felsen hoch über dem Nymphaios-Fluss. Die Burg gliedert sich in Ober- und Unterburg und zeichnet sich insbesondere durch einen teilweise unterirdisch geführten Felsengang zu einem versteckten Wassertor sowie einem für die Mamluken typischen Taubenschloss aus. Eine Besichtigung der Festung lässt sich ausgezeichnet mit einer augedehnten Expedition zu den Kulturgütern des Kommagener Königreichs (u.a. der sagenhafte Grabberg Nemrut Dag) verbinden.
Lage Der Burgfels der Yeni Kale (türk. neue Burg) war bereits zur Zeit des Kommagener Königreichs (ca. 850 v.Chr. bis 74 n. Chr.) Teil einer befestigten Anlage. Auf dem benachbarten Felsen der Eski Kale (türk. alte Burg) nennt eine Felsinschrift des kommagenischen König Antiochos I. (1. Jh v.Chr.) dessen Vorgänger Arsames als Bauherrn der antiken Stadt Arsameia:
"(…) Dieses Arsameia, das im Busen der doppelten Brüste aus unversieglichen Quellen den Nymphenfluss trägt, hat mein Ahnherr Arsames gegründet; diese Stadt war von Natur aus auf zwei Felshügeln verteilt, und da [Arsames] sah, wie sich das göttliche Nass eines reichlich fließenden Gewässers in die abgrundtiefe Enge des Geländes stürzte, umgab er ihren zweigipfligen Körper auf beiden Seiten mit einer Mauer. Nach der Natur des Geländes erstellte er eine Doppelstadt (…) schuf er dadurch für das Land eine nie eroberte militärische Basis und gestaltete für unser Leben eine gefahrlose Zufluchtsstätte im Kriege." (Quelle: Dörner/Goell: 41.)

Archäologische Forschungen konnten auf Yeni Kale zwar keine Mauerreste aus jener Zeit fesstellen, doch ein in den 1950er Jahren entdeckter unterirdischer Gang hinüber zum antiken Burg- und Kultplatz Eski Kale lässt auf eine frühe Nutzung beider Felsen schliessen. Der Gang gilt zudem als weltweit ältester bekannter einen Wasserlauf unterquerender Bau (vgl. Lageplan).
Nutzung k.A.
Bau/Zustand k.A.
Typologie Höhenburg
Sehenswert
  • Burgmoschee
  • Zwinger
  • Unterirdische Felsgänge
Bewertung Große imposante Anlage mit Ober-,Unterburg und Vorwerk.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 37°56'53.8"N 38°39'13.9"E
Höhe: 712 m ü. NN
Topografische Karte/n
nicht verfügbar
Kontaktdaten
nicht verfügbar
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
k.A.
Anfahrt mit dem PKW
Eski Kâhta/Yeni Kale liegt ca. 15 km nördlich von Kâhta an der Strasse nach Sincik und ist von der D 360 ausgeschildert. Die Burg liegt südlich von Kocahisar/Adıyaman.
Parkplätze am Fusse des Burghügels vorhanden.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ausgangspunkt für einen Besuch der Yeni Kale ist Kâhta, das vom nächstgrösseren Zentrum Adiyaman (Busverbindungen in alle grösseren Städte der Türkei) per Bustaxi alle 30 Minuten zu erreichen ist.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Beschränkung
Eintrittspreise
Im Prinzip kostenlos, aber wie in der Türkei üblich, könnte es sein, dass je nach Saison auf einmal Öffnungszeiten angeschlagen und Eintrittspreise erhoben werden.
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
Die Besichtigung mit Kindern ist unbekannt.
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
Eine Besichtigung durch Rollstuhlfahrer ist unbekannt.
Bilder
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Grundriss


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Quelle: Friedrich Karl Dörner, Theresa Goell - Arsameia am Nymphaios. Die Ausgrabungen im Hierothesion des Mithradates Kallinikos von 1953-1956 | Berlin 1963
(durch Autor leicht aktualisiert)


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Quelle: Friedrich Karl Dörner, Rudolf Naumann - Forschungen in Kommagene. Istanbuler Forschungen, Bd. 10 | Berlin 1939 | Tafel 23
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Quelle:Friedrich Karl Dörner, Theresa Goell - Arsameia am Nymphaios. Die Ausgrabungen im Hierothesion des Mithradates Kallinikos von 1953-1956 | Berlin 1963 | Plan 12
(durch Autor leicht aktualisiert)
Historie
Im Frühmittelalter wird der Felsen der Eski Kale verlassen. Die bestehende Burg Yeni Kale wird allerdings erst im Mittelalter zur selbstständigen Wehranlage.
Ende 11. Jh. Unter dem Einfluss der Kreuzfahrer bildet sich die Grafschaft von Edessa (heute Urfa). Ihr Herrschaftsgebiet reicht zwar nördlich weit über Kâhta hinaus, ist aber mehrfach von armenischen Fürstentümern durchsetzt. So befindet sich Kâhta/Yeni Kale zu jener Zeit in der Hand des Armeniers Grigor. Bereits 1144 fällt Urfa an die Turkvölker unter dem Atabeg von Mossul, und die Grafschaft von Edessa verschwindet wieder.
1150 Im Zuge der Eroberungen durch die Turkvölker fällt Kâhta/Yeni Kale an die Artukiden (seldschukisches Emirat in Südost-Anatolien mit Hauptstadt Diyarbakir), 1101 bis 1409.
1226 Trotz eines Abkommens von 1221 mit dem Sultan von Rum (Konya), verbünden sich die Artukiden mit dem Ayyubiden-Regime in Aleppo. Kayqubad, der seldschukische Sultan von Rum wendet sich gegen diese neue Bedrohung an der Ostgrenze seines Reichs und nimmt u.a Kâhta/Yeni Kale ein. In der Folge kontrollieren die Seldschuken von Rum die Festung. Von Osten her stossen wiederholt Mongolen in die Gegend um Kâhta/Yeni Kale vor.
1243 Entscheidende Niederlage der Seldschuken gegen die Mongolen in der Schlacht bei Köse-Dagh, östlich von Sivas. Es folgt ein halbes Jahrhundert der Plünderungen und der Unterwerfung der Seldschuken durch die Mongolen. Gemäss einer nicht eindeutig datierbaren Inschrift auf der Burg erobert 1252 ein Nachkomme des Armeniers Grigor (s.o.) die Festung möglicherweise vorübergehend zurück.
1277 Truppen des ägyptisch-syrischen Mamlukenreichs (mit Hauptstadt Kairo) stossen erstmals nach Anatolien vor.
1283/84 Kâhta wird durch den Mamluken-Emir von Aleppo, Schamsaddin Qara-Sonqor al-Gukandar eingenommen, nachdem sie angeblich durch Verrat gefallen ist. Der Hinweis eines mamlukischen Geschichtsschreibers, dass Kâhta "den Christen auf Bitten seiner Einwohner abgenommen worden" sei, weist darauf hin, dass die Festung zuvor wahrscheinlich in den Händen der Armenier gewesen war (s.o. 1243).
1286 Wiederherstellung und Ausbau der Burg durch Qara-Sonqor. Als nördlichste Grenzfestung des Mamlukenreichs wird Kâhta/Yeni Kale folglich zum beherrschenden Ort Armeniens. Vermutlich stammen auch der überdachte Wassergang, das Wassertor sowie das Columbarium aus dieser Zeit. Das Columbarium (Taubenschloss) bot Platz für 32 Brieftauben und war Teil eines im Mamlukenreich hochentwickelten Nachrichtensystems.
1291-1309 Verstärkte Bauaktivität infolge Konsolidierung der Mamluken-Herrschaft im nördlichen Grenzgebiet. Unter der Leitung des Gouverneurs von Kâhta, Sarimaddin Uzbek al-Aschrafi werden grosse Türme im Quaderwerk erstellt. Yeni Kale ist nun Teil des sog. "'awasim", der äussersten Verteidigungslinie der mamlukischen Nordgrenze, die in dieser Region hauptsächlich von den Dulkadiriden, turkmenischen Vasallen der Mamluken, kontrolliert wird. Zur Burg gehört ein ausgedehntes Amt.
1400/01 Die zwei mamlukischen Städte Aleppo und Damaskus werden von Timur (Tamerlan) erobert und zerstört. Die Nordgrenze des Mamlukenreichs wird jedoch nicht behelligt.
1402 besiegen die Timuriden in der Schlacht bei Ankara auch die Osmanen.
Ab 1460 Erbfolgestreitigkeiten führen zur Schwächung des Dulkadiridenregimes und zum Eingreifen von Mamluken und Osmanen. Die Mamluken verlieren zeitweilig die Kontrolle über Kâhta/Yeni Kale.
1472/73 Uzun Hasan, ein Nachfolger Timurs und Fürst der Turkmenenverbände der "Weissen Hammel", nutzt die Schwäche der Mamluken für eine grossangelegte Offensive aus Nordosten. Im November 1472 überquert er den Euphrat und erobert nebst anderen wichtigen Grenzstädten auch Kâhta/Yeni Kale. Als Uzun Hasans Pläne, sich mit den Venezianern gegen die Osmanen und Mamluken zu verbünden, bekannt werden, wenden sich Istanbul und Kairo gemeinsam gegen den Turkmenenfürsten und reiben ihn 1473 fast vollständig auf. Die Mamluken gewinnen die Kontrolle über Kâhta/Yeni Kale zurück.
1516 Schlacht bei Marj Dabik (Aleppo), in welcher die Osmanen einen entscheidenden Sieg gegen das Mamlukenreich erringen. Eine schriftliche Quelle vom August 1516 berichtet, dass die Osmanen Kâhta/Yeni Kale eingenommen hätten. Bis 1517 erobern die Osmanen das gesamte Mamlukenreich.
1870 verlässt der Kurde Ismail Pascha die Burg endgültig. Wahrscheinlich wird die Anlage beim Verlassen mutwillig stark zerstört; später wird sie von den Bewohnern Kâhtas auch als Steinbruch benützt.
1933 Die regionale türkische Verwaltung verlässt Kâhta und zieht in das weiter südlich neu gegründete Yeni Kâhta, das heutige Kâhta (wohingegen das alte Kâhta heute als Eski Kâhta bekannt ist).
Quelle: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente.
Literatur
  • T.A. Sinclair - Eastern Turkey: An Architectural and Archaeological Survey, Volume 1 | London, 1987
  • T.A. Sinclair - Eastern Turkey: An Architectural and Archaeological Survey, Volume 2 | London, 1989
  • Friedrich Karl Dörner, Rudolf Naumann - Forschungen in Kommagene. Istanbuler Forschungen, Bd. 10 | Berlin, 1939 | 70ff.
  • Friedrich Karl Dörner, Theresa Goell - Arsameia am Nymphaios. Die Ausgrabungen im Hierothesion des Mithradates Kallinikos von 1953-1956 | Berlin, 1963 | 305ff.
  • Shai Har-El - Struggle for domination in the Middle East. The Ottoman-Mamluk War 1485-91 | Leiden, 1995
  • Gary Leiser (ed.) - A history of the Seljuks | unbekannt, 1988
  • Anne-Marie Eddé - La principauté Ayyoubide d'Alep (1183-1260). Freiburger Islamstudien, Bd. XXI | Stuttgart, 1999
  • Tilman Nagel - Timur der Eroberer und die islamische Welt des späten Mittelalters | München 1993
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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