STADTBEFESTIGUNG ZOFINGEN
 Weltweit | Europa | Schweiz | Kanton Aargau | Bezirk Zofingen | Zofingen


Quelle: Hunziker, Edith et al. - Zofingen vom Mittelalter bis 1798: Eine selbstbewusste Landstadt unter Habsburg und Bern [Veröffentlichungen zur Zofinger Geschichte, Bd. 4] | Baden, 2004 | S. 40
Klicken Sie in das jeweilige Bild, um es in voller Grösse ansehen zu können!
Allgemeine Informationen
Zofingen war bereits im Frühmittelalter ein Siedlungszentrum und wurde im 13. Jhdt. durch die Grafen von Frohburg zur Stadt erhoben und mit Mauern und Toren umgeben. Nach dem Übergang an Habsburg wurden die Befestigungsanlagen im 14. Jhdt. durch zusätzliche Türme verstärkt. Vom 15. bis zum 17. Jhdt. wurde schliesslich eine äussere Stadtmauer angelegt, die heute aber vollständig verschwunden ist. Sichtbar sind noch drei Türme und einige Abschnitte der inneren Stadtmauer.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 17’ 19.20" N, 07° 56’ 43.50" E
Höhe: 438 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 638.340 / 237.660
Kontaktdaten
Stadt Zofingen | Stadtbüro | Kirchplatz 26 | CH-4800 Zofingen
Tel: +41 (0)62 745 71 72 | E-Mail: stadtbuero@zofingen.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A1 bei der Ausfahrt Oftrigen verlassen und der Hauptstrasse 2 (Äussere Luzernerstrasse) in südlicher Richtung bis nach Zofingen folgen. Parkmöglichkeiten im Zentrum.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Aarau mit der S-Bahn (Linie 29 in Richtung Sursee) bis nach Zofingen. Die befestigte Altstadt bedindet sich gleich neben dem Bahnhof.
Wanderung zur Burg
Die ViaGottardo führt mitten durch die befestigte Altstadt.
Öffnungszeiten
Aussenbesichtigung der Wehranlagen jederzeit möglich.
Informationen zu Führungen unter: www.zofingen.ch/freizeit/tourismus
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
diverse Verpflegungsmöglichkeiten in der Altstadt
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
Klicken Sie in das jeweilige Bild, um es in voller Grösse ansehen zu können!
Grundriss
Grundriss Zofingen
Quelle: Stettler, Michael - Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. I: Die Bezirke Aarau, Kulm, Zofingen | Basel, 1948 | S. 310 | aktualisiert und Bauphasen ergänzt von O. Steimann, 2022
Historie
Die Besiedlung vor der Stadtgründung
Spätestens in der Jungsteinzeit haben sich Menschen in der Gegend von Zofingen dauerhaft niedergelassen. Verschiedene Funde von Beilen, Äxten sowie Pfeil- und Lanzenspitzen stammen aus dieser Epoche und der anschliessenden Bronze- und Eisenzeit. Vom 1. bis ins 4. Jhdt. existierte südöstlich der Altstadt, am Fuss des Heiternbergs, ein grosser römischer Gutshof, der von einer Mauer geschützt wurde.
Etwa um 600 entstand dann bei der heutigen Stadtkirche ein neuer Siedlungskern. Eine alamannische Adelsfamilie gründete hier einen Herrenhof, der auch eine frühe Kirche umfasste. In dieser wurden bald nach dem Bau zwei Personen beigesetzt, die als Stifter angesprochen werden können. Im einen Grab lag eine Frau mit kostbarem Schmuck oberitalienischer Herkunft. Das andere Grab wurde etwa zwei Generationen später ausgeräumt und für die Bestattung eines Reiterkriegers genutzt. Aus diesen Anfängen entstand im Laufe des Hochmittelalters eine Grundherrschaft mit Zofingen als Zentrum. Die Kirche spiegelt diesen Wandel: Sie wurde mehrfach erweitert und im 11. Jhdt. durch eine deutlich grössere, dreischiffige Basilika ersetzt.

Zofingen unter den Grafen von Frohburg
Ab wann Zofingen als Stadt anzusprechen ist, ist in der Forschung umstritten. Im 12. Jhdt. besass der Ort ein eigenes Mass für Getreide und eigene Münzen, was nur im Zusammenhang mit einem Marktrecht Sinn ergibt. 1201 wird das Stift Zofingen erstmals erwähnt, das damals den Grafen von Frohburg unterstand. In einer Urkunde von 1231 tauchen diese schliesslich als Herren über Stift, Stadt und Bürgerschaft von Zofingen auf. Wie lange sie sich hier bereits festgesetzt hatten, ist unklar. Die jüngere Forschung sieht in Zofingen frohburgischen Besitz, der bis ins 10. Jhdt. oder noch weiter zurückreichen könnte. Die Grafen besassen einen Herrenhof am heutigen Thutplatz, der Spitzenberg genannt wurde.
Die formale Erhebung zur Stadt dürfte im frühen 13. Jhdt. erfolgt sein. Es ist anzunehmen, dass um die gleiche Zeit auch erste Wehranlagen errichtet wurden – zunächst wohl nur Wälle und Gräben. Direkt erwähnt wird die «Porta superior» (Obertor) erstmals 1285, eine Ringmauer 1286.

Übergang an Habsburg
Im späten 13. Jhdt. gerieten die Frohburger in eine schwere wirtschaftliche Krise und mussten zahlreiche Besitzungen an die Habsburger abtreten. Nach einer unsicheren Überlieferung sollen sich die Bürger von Zofingen bereits 1285 König Rudolf I. von Habsburg unterstellt haben. Die Besitzverhältnisse in den folgenden Jahren sind unklar, denn noch 1293 siegelte Graf Ludwig V. von Frohburg als Stadtherr. Kurz darauf aber muss Zofingen endgültig verkauft worden sein – spätestens 1299 unterstand es einem habsburgischen Vogt.
Eine zweite Bauphase der Stadtbefestigung erfolgte offenbar ab 1361, denn in der 1363 ausgestellten Handfeste lobte Herzog Rudolf IV. von Habsburg die Zofinger Bürger ausdrücklich dafür, dass sie in den letzten zwei Jahren Bauarbeiten an Türmen, Ringmauer, Graben und Erkern geleistet hätten. Vermutlich entstanden in jener Zeit der Pulver- und der Strecketurm. 1396 kam es zu einem grossen Stadtbrand, woraufhin die Zofinger Stadtoberen offenbar mehrere Türme vermieteten, um die akute Wohnungsnot zu lindern.

Die Zeit unter Bernischer Herrschaft
Als König Sigismund 1415 die Reichsacht über Herzog Friedrich IV. von Habsburg verhängt hatte, stiess Bern sofort nach Zofingen vor und erzwang eine rasche Kapitulation. Weil die Stadt kooperierte, erhielt sie von den neuen Landesherrn ihre bisherigen Freiheitsrechte vollumfänglich garantiert und noch weitere hinzu. Nach einer längeren Phase der Unsicherheit wurden ihr diese 1433 auch vom König bestätigt. Nach dem Alten Zürichkrieg in Geldnot geraten, musste Bern Zofingen und andere Landstädte 1447 vorübergehend an die Innerschweizer verpfänden. Die Zofinger halfen mit einer Sondersteuer mit, dass dieses Pfand so rasch wie möglich wieder ausgelöst werden konnte.
Bereits um 1442 begann man mit dem Bau eines äusseren Mauerrings, der aber erst zwei Jahrhunderte später während des Bauernkriegs vollendet wurde. Der Unterhalt dieser äusseren Befestigung oblag der Stadt, während für die Instandhaltung der inneren Mauer die direkten Anwohner aufkommen mussten. Ein letzter Ausbau erfolgte 1712: Während des zweiten Villmergerkriegs wurde eine Schanze in den Stadtgraben gebaut.

Entfestigung im 19. Jhdt.
Der Abbau der Stadtbefestigung erfolgte etappenweise. Bereits 1755 kam es zu einem Brand entlang der inneren Ringmauer, der zahlreiche Häuser zerstörte. Und nach dem politischen Umbruch von 1798 sah man ohnehin keinen Wert mehr in der einengenden Wehranlage aus dem Mittelalter. Ab 1819 wurde der Stadtgraben eingeebnet, 1837 das Untere Tor abgebrochen. 1846 verschwand das Obere Tor. In den 1850-Jahren wurde die äussere Stadtmauer beseitigt, 1869 das Sporentürmchen, 1871 der Wasserturm. Zuletzt wurde 1872 der Hellmühleturm abgebrochen.
Trotz dieser Veränderungen ist die mittelalterliche Kernstadt heute noch gut erkennbar. Neben drei Türmen sind auch verschiedene Abschnitte der inneren Stadtmauer erhalten geblieben. Sie war ursprünglich 8 bis 9 Meter hoch und 1,2 bis 1,8 Meter dick.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bickel, August - Zofingen von der Urzeit bis ins Mittelalter [Veröffentlichungen zur Zofinger Geschichte, Bd. 1] | Aarau/Frankfurt a.M./Salzburg, 1992
  • Hunziker, Edith et al. - Zofingen vom Mittelalter bis 1798: Eine selbstbewusste Landstadt unter Habsburg und Bern [Veröffentlichungen zur Zofinger Geschichte, Bd. 4] | Baden, 2004
  • Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 25
  • Lüthi, Christian - Zofingen | In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Stand vom 26.11.2022: hls-dhs-dss.ch
  • Maurer, Hans - Zofingen [Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 376] | 2. überarb. Aufl. | Bern, 1985
  • Siegrist, Adolf - Zofingen [Schweizer Heimatbücher, Bd. 43] | Bern, 1952
  • Stettler, Michael - Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. I: Die Bezirke Aarau, Kulm, Zofingen | Basel, 1948 | S. 309-319
Webseiten mit weiterführenden Informationen
zurück nach oben | zurück zur letzten besuchten Seite Download diese Seite als PDF-Datei
Alle Angaben ohne Gewähr! | Die Bilder auf dieser Webseite unterliegen dem Urheberrecht! | Letzte Aktualisierung dieser Seite: 27.11.2022 [OS]