BURGSTELLE WESPERSBÜHL
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Quelle: Stauber, Emil - Geschichte der Kirchgemeinde Andelfingen, Bd. 1 | Zürich, 1940 | Tafel 24
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Allgemeine Informationen
Burgstelle ohne Mauerreste beim Weiler Wespersbühl, westlich von Alten. Die vermutlich im frühen 13. Jhdt. erbaute Anlage gehörte kyburgischen Dienstleuten und wurde bis ins 16. Jhdt. bewohnt. 1553 zogen die damaligen Besitzer ins neue Herrenhaus um, das unmittelbar nordwestlich der Burgstelle steht.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 35' 39.60" N, 08° 38' 32.28" E
Höhe: 394 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 690.530 / 272.210
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A4 zwischen Winterthur und Schaffhausen bei der Ausfahrt Kleinandelfingen verlassen. In Kleinandelfingen die Thur auf der alten Holzbrücke überqueren, dann auf der Flaacherstrasse weiter in westlicher Richtung. Kurz nach Andelfingen zweigt rechts die Strasse nach Alten ab. Wiederum die Thur überqueren und im Dorfzentrum links in die Ellikonerstrasse einbiegen. Nach dem Dorf der nach Süden abzweigenden Wespersbühlstrasse folgen – diese endet direkt bei der Burgstelle. Parkmöglichkeiten vor Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Der Weiler Alten ist leider weder durch öffentliche Verkehrsmittel noch durch einen Wanderweg erschlossen. Mit der S-Bahn (Linie 33) ab Winterthur nach Andelfingen. Von hier am besten der Thur flussabwärts bis zur Brücke unterhalb von Alten folgen. Bevor die Strasse zum Dorf hin ansteigt links abbiegen und dem Nebensträsschen bis zur Abwasserreinigungsanlage folgen. Von hier führt ein Fussweg bergauf nach Wespersbühl (Gehzeit ab Bahnhof rund 70 Min.).
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Wespersbühl
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2012
Historie
Die Burg Wespersbühl (ursprünglich «Westersbühl») stand unweit des Bauerndorfs Alten über dem Thurtal, an der Grenze zwischen den Besitztümern der Grafen von Kyburg und des Klosters Reichenau. Heute präsentiert sich die Burgstelle unspektakulär, denn die letzten Mauerreste sind schon lange verschwunden. Alte Abbildungen zeigen aber, dass hier einst ein starker Turm stand, daneben offenbar ein Wohntrakt, beides zusammen wahrscheinlich umgeben von einer Ringmauer. Das Areal der kleinen Burg umfasste eine Fläche von etwa 24 x 25,5 Metern.

Als erster Burgherr gilt der ab 1238 in Urkunden erwähnte Ritter Rudolf I. von «Westirsbichil». Er war ein treuer Dienstmann der Kyburger und taucht in den nachfolgenden Jahrzehnten mehrfach in ihrem Gefolge auf. Seine Nachkommen verwalteten auch Lehen der Klöster Reichenau und Rheinau und amteten als Vögte zu Dorlikon und Herblingen. Der letzte männliche Vertreter der Familie, Rudolf III. von Westersbühl, war Priester in Buch am Irchel und starb spätestens 1368. Die Burg war bereits 1346 bei einer Erbteilung seiner Schwester Elisabeth zugefallen, verheiratet mit Konrad Biberli von Zürich. Im entsprechenden Vertrag werden die einzelnen Teile der Anlage aufgeführt, darunter der Turm mit Keller und Kemenate, der Burghof, ein altes Haus, der Burggraben, eine grosse Scheune, ein Kräutergarten, ein Weinberg, Wald und Wiesen.
Rudolf, der Sohn von Elisabeth und Konrad Biberli, führte den Beinamen «von Wespersbühl» und scheint hier auch gewohnt zu haben. Er starb 1374. Wer die Burg nun erbte, ist unklar. Im späten 14. Jhdt. scheint sie den Herren von Mandach gehört zu haben, im frühen 15. Jhdt. der Familie von Jestetten zu Eglisau und um 1460 Hans Irmensee von Schaffhausen. Klarer sind die Verhältnisse erst ab 1492, denn damals gelangte die Burg an Heinrich von Rickenbach, Vogt zu Flaach. Er scheint einige Jahre hier gewohnt zu haben, bevor er Wespersbühl wieder an die Familie Irmensee verkaufte. 1502 kam es deswegen zu einigen Rechtsstreitigkeiten, die der Rat von Zürich klären musste.

Im frühen 16. Jhdt. wechselten die Burgherren in rascher Folge, bis die Familie Peyer von Schaffhausen 1532 den ganzen Besitz kaufte. Der alte Turm entsprach wohl nicht mehr den wohnlichen Ansprüchen der damaligen Zeit, weshalb die Peyer 1553 das neue Herrenhaus nordwestlich des Burgareals erbauten. Das stattliche Gebäude, auch «Jägerhaus» genannt, wird heute noch bewohnt. Es ist anzunehmen, dass die Burg nun endgültig aufgegeben wurde. Als die Erben der Familie Peyer 1650 ihren Besitz zu Wesperbühl verkauften, ist allerdings immer noch die Rede von einem «adeligen Burgstahl» und auch der Turm wird explizit erwähnt. Für den ganzen Komplex samt Fischereirechten in der Thur bezahlte der neue Besitzer, Rudolf Müller von Zürich, 5701 Gulden.
Die alte Burg zerfiel nun aber zusehends, wie Abbildungen aus dem 17. und 18. Jhdt. zeigen. Um 1781 stand nur noch eine Mauer aufrecht, bald darauf verschwanden auch diese letzten Überreste. Weil später auch der Burggraben mit Ausnahme der Westseite ausgeebnet wurde, ist die Burgstelle heute als solche kaum noch erkennbar.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Fietz, Hermann - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. I: Die Bezirke Affoltern und Andelfingen | Basel, 1938 | S. 155
  • Stauber, Emil - Geschichte der Kirchgemeinde Andelfingen, Bd. 1 | Zürich, 1940 | S. 109-122
  • Zeller-Werdmüller, Heinrich - Zürcherische Burgen | In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 48./49. Jhrg. | Zürich, 1894-1895 | S. 379-380
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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