BURG THUN
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Quelle: Von Fischer, Rudolf - Die Burgen und Schlösser des Kantons Bern: Berner Oberland, II. Teil | Basel, 1939 | S. 43
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Allgemeine Informationen
Sehr sehenswerte Burg mit monumentalem Donjon nach nordfranzösischem Vorbild, der um 1200 durch Herzog Berthold V. von Zähringen errichtet wurde. Die Anlage, später in kyburgischem und neu-kyburgischem Besitz, ist seit 1384 bernischer Amtssitz und beherbergt ein historisches Museum.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 45' 35.51" N, 07° 37' 47.54" E
Höhe: 590 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 614.610 / 178.760
Kontaktdaten
Schloss Thun | Schlossberg 1 | CH-3600 Thun
Tel: +41 (0)33 223 20 01 | E-Mail: info@schlossthun.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A6 bei der Ausfahrt Thun-Nord verlassen und dann der Zubringerstrasse ins Stadtzentrum folgen. Kostenpflichtige Parkhäuser in der Innenstadt, z.B. Grabengut oder City West.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Thun ist per Bahn von Bern aus in knapp 20 Min. erreichbar. Vom Bahnhof aus kann der Weg hinauf zur Burg zu Fuss zurückgelegt werden (ca. 15 Min.).
Wanderung zur Burg
Thun liegt am Panorama Rundweg Thunersee.
Öffnungszeiten
Februar und März: täglich 13.00 - 16.00 Uhr
April bis Oktober: täglich 10.00 - 17.00 Uhr
November bis Januar: jeden Sonntag 13.00 - 16.00 Uhr
Weihnachten bis Neujahr: täglich 13.00 - 16.00 Uhr
Eintrittspreise
Erwachsene: 10 CHF
Kinder ab 6 Jahren: 3 CHF
Familien: 20 CHF
(Stand 2015)
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
Aussenaufnahmen ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
Getränkeverkauf an der Museumskasse und Restaurant in der Burg
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
Teile der Burg dienen als Hotel: www.schlosshotelthun.ch
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
Rittertrail für Kinder und besondere Angebote für Schulklassen
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
teilweise möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Thun
Quelle: Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 9: Kantone Bern und Freiburg | Zürich, 1983 | S. 43 | bearbeitet von O. Steimann, 2010
Historie
Die Gegend von Thun war bereits in vorrömischer Zeit relativ dicht besiedelt, der Ortsname wird denn auch vom keltischen Begriff «Dunum» (Zaun) abgeleitet. Die fränkische Fredegar-Chronik erwähnt um 660 n.Chr. erstmals den «lacus dunensis» (Thunersee).
Wann auf dem Burghügel die erste Wehranlage entstand, ist bis heute umstritten. Einiges deutet darauf hin, dass hier bereits die zwischen 1130 und 1175 in den Urkunden auftauchenden Herren von Thun eine Burg besassen. Im Bereich der Schlosskirche, östlich der heutigen Burg, konnten zudem ein Graben und Teile einer befestigten Siedlung nachgewiesen werden.

Der Aufstieg Thuns zum regionalen Machtzentrum begann jedoch erst mit den Zähringern. In den Jahren 1190/1191 besiegte Herzog Berthold V. den oberländischen Adel und übernahm die Kontrolle über den verkehrstechnisch wichtigen Platz Thun. Wie dendrochronologische Untersuchungen ergaben, wurde um 1200 die neue Burg mit dem mächtigen Donjon errichtet. Entdeckt wurden auch Spuren älterer Gebäude, die beim Bau des monumentalen Turms abgebrochen worden waren. Mit einem Grundriss von 24,6 x 17,7 Metern (maximale Mauerstärke: 3,8 Meter) und einer Höhe bis zum Dachfirst von 42 Metern übertrifft dieser alle vergleichbaren Bauwerke der Region, auch den ebenfalls unter Berthold V. errichteten Haupturm der Burg Nydegg zu Bern. Verstärkt wurde der Thuner Donjon durch vier massiv gemauerte, achteckig auslaufende Ecktürme. Am oberen Abschluss befand sich eine Wehrplattform, deren Zinnen in den heutigen Fensteröffnungen noch zu erkennen sind. Auch der grosse Rittersaal im Innern des Donjons stammt aus zähringischer Zeit.

1218 starb Herzog Berthold V. und die Grafen von Kyburg übernahmen als Erben Stadt und Burg Thun. Unter ihrer Herrschaft wurde die Anlage weiter ausgebaut und der alte, nur über Leitern erreichbare Hocheingang des Donjons durch eine Treppe ersetzt. Spätestens jetzt erhielt der Turm sein hohes Walmdach, wie eine Abbildung auf dem ersten Thuner Stadtsiegel aus der Zeit um 1250 bezeugt.
1264 starb mit Hartmann IV. der letzte Graf von Kyburg, worauf sich Graf Rudolf von Habsburg, der spätere König, eines grossen Teils des Erbes bemächtigte. 1266 hielt sich Rudolf auf der Burg auf – in der entsprechenden Urkunde wird erstmals ein Palas innerhalb der Zwingermauern erwähnt. Nachdem er 1273 die kyburgische Erbtochter Anna geheiratet hatte, übernahm Rudolfs Vetter Eberhard I. von Habsburg-Laufenburg die Herrschaft. Die fortan als Neu-Kyburg bezeichnete Grafendynastie betrieb jedoch eine wenig glückliche Politik und büsste rasch an Macht ein. Im Streit um das Erbe ermordete Graf Eberhard II. auf der Burg Thun 1322 seinen älteren Bruder Hartmann II. Um seinen Besitzstand zu wahren, verkaufte er die Herrschaft im folgenden Jahr der Stadt Bern, um sie als Lehen zurück zu erhalten. Der Niedergang der Neu-Kyburger ging jedoch weiter. Graf Hartmann III. verpfändete das Lehen 1363 an Habsburg-Österreich, doch Bern konnte das Pfand übernehmen und Thun 1375 für 20'000 Gulden erwerben. 1384 mussten die Neu-Kyburger dann endgültig auf sämtliche Rechte an Burg und Stadt verzichten.

Bern setzte nun einen Schultheissen als Verwalter ein, der meistens für sechs Jahre in der Burg residierte. Dieser wohnte jedoch nicht im Hauptturm, sondern im 1429/30 errichteten «neue Schloss» im südwestlichen Teil der Anlage. Der zähringische Donjon konnte sein hochmittelalterliches Erscheinungsbild deshalb weitgehend bewahren: Um 1435/36 erhielten die Ecktürme ihren achteckigen Aufsatz und spitze Dächer. Das Hauptdach wurde damals ebenfalls erneuert. Von 1615 bis 1618 wurde der ganze Monumentalbau inwendig zum Getreidespeicher und Gefängnis umgebaut.
Von der alten Burganlage erhalten geblieben ist auch der Torturm, dessen Zugbrücke 1807 entfernt wurde. Nördlich davon erhebt sich heute das 1875 errichtete Bezirksgefängnis. Hier standen einst die Burgküche und das Brunnenhaus mit einem hölzernen Tretrad zum Heraufziehen der vollen Wassereimer. Erhalten geblieben ist hingegen der 33 Meter tiefe Sodbrunnen im Burghof.

Beim Einmarsch der französischen Revolutionsarmee 1798 legten die Berner noch einmal eine kleine Besatzung in die Burg, doch wurde sie schliesslich kampflos übergeben. Sie war anschliessend Sitz des helvetischen Regierungsstatthalters, und bis heute befinden sich Amtsräume des Verwaltungskreises in der Burg. Im Donjon, der lange Zeit leer gestanden hatte, wurde bereits 1887 ein historisches Museum eröffnet.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Berger, Ric - Burgen und Schlösser in der Schweiz, Bd. 1 | Neuenburg, o.J. | S. 60-61
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 170
  • Buchs, Hermann - Schloss Thun [Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 65] | Bern, 1964
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 10: Bern 1 | Kreuzlingen, 1974 | S. 128-133
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 144-145
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 9: Kantone Bern und Freiburg | Zürich, 1983 | S. 43-44
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 236-237
  • Schweizer, Jürg / Bähler, Anna - Schloss Thun [Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 825] | Bern, 2008
  • Von Fischer, Rudolf - Die Burgen und Schlösser des Kantons Bern: Berner Oberland, II. Teil | Basel, 1939 | S. 41-54
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