CASTELLO DI NORANTOLA
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Allgemeine Informationen
Die auf einem Hügel in der Talsohle des Misox gelegene Ruine steht inmitten eines schönen Kastanienwaldes. Die Burg entstand im 12. oder frühen 13. Jhdt. und war wohl Wohnsitz der ab 1248 erwähnten Herren von Norantola. Nach einer gewaltsamen Zerstörung wurde sie wieder aufgebaut und gelangte vor 1324 an die Sax-Misox. 1480 wurde sie mit der ganzen Talherrschaft an Gian Giacomo Trivulzio veräussert, wegen eines Streits über die Kaufsumme aber 1483 durch Truppen der Sax-Misox zerstört.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 16’ 59.60" N, 09° 10’ 35.50" E
Höhe: 389 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 733.930 / 127.240
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Bellinzona zunächst auf der Hauptstrasse 2 in nördlicher Richtung bis Arbedo fahren, dann nach Überquerung der Moesa und Unterquerung der Autobahn rechts auf die Hauptstrasse 13 einbiegen. Dieser das Misox aufwärts bis nach Cama folgen. Rund 1 km nördlich des Dorfes zweigt rechts eine Nebenstrasse zum Weiler Norantola und zur Burgruine ab. Parkmöglichkeiten im Ort. Ab hier führt ein ausgeschilderter Wanderweg in nördlicher Richtung in wenigen Schritten zur Burg.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Bellinzona mit der Buslinie 214 das Misox aufwärts fahren bis zur Haltestelle Cama, Bivio per Norantola. Nun dem markierten Wanderweg zum Weiler Norantola und weiter bis zur Burg folgen (ca. 10 Minuten).
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Norantola
Quelle: Carigiet, Augustin - Cama (Misox), Burgruine Norantola – Von der Wehrmauer zum Castello. Eine Untersuchung zur Baugeschichte | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 17. Jhg./Nr. 4 | Basel, 2012 | S. 197 | überarbeitet von O. Steimann, 2019
Historie
Die Burg von Norantola liegt mitten in der Talsohle des Misox und damit am wichtigen Verkehrsweg von Rätien über den Pass des San Bernardino nach Bellinzona und Italien. Errichtet wurde sie vermutlich im 12. Jhdt. oder frühen 13. Jhdt. von einer lokalen Adelsfamilie. 1248 wird ein «ser Locarnus de Norantola» urkundlich erwähnt, 1295 ein Petrus de Norantola. In dieser ersten Phase bestand bereits die Ringmauer, die eine Fläche von etwa 40 x 21 Metern umschliesst. Sie hatte damals eine Stärke von 1,4 Metern und verfügte auf der Nordseite über zwei Abortnischen und eine Poterne (Nebenpforte). Über die Innenbebauung des Areals ist nichts bekannt. Diese erste Burg wurde – wahrscheinlich im 13. Jhdt. – gewaltsam zerstört. Dabei entstand eine grosse Bresche in der Nordmauer und die Nebenpforte wurde aufgebrochen. Vom südseitigen Bering gibt es aus jener Zeit fast gar keine Spuren mehr.
Die Anlage wurde in sehr ähnlicher Form wieder aufgebaut. In dieser zweiten Bauphase erhöhte man den alten Bering und legte einen Wehrgang an. Auf diesem entstand eine 0,5 Meter starke Brüstungsmauer mit Schwalbenschwanz-Zinnen. Auch aus dieser Zeit sind im Innenhof keine Gebäude erhalten geblieben. Die Mauerpartien der beiden ersten Bauphasen lassen sich vor allem anhand der Gerüsthebellöcher unterscheiden. In Phase I wurden Hölzer mit rundem, in Phase II solche mit rechteckigem Profil verwendet.

Im frühen 14. Jhdt. ging die Herrschaft über Norantola an die Herren von Sax über. Diese hochadlige Familie verfügte über weitreichende Besitzungen und Rechte beidseits der Alpen. Spätestens im 12. Jhdt. hatten sich die Sax im Misox festgesetzt und die das Tal dominierende Festung Mesocco in ihren Besitz gebracht. Als treue Parteigänger der Staufer gelang es ihnen in den nachfolgenden Jahrzehnten, südlich des San Bernardino eine geschlossene territoriale Herrschaft aufzubauen. Andere Adelsgeschlechter wurden dabei verdrängt, so möglicherweise auch die Herren von Norantola. 1324 jedenfalls nennt sich Ugolinus von Sax in einer Urkunde «de Norantola».

Wohl anlässlich des Besitzerwechsels wurde die Burg in einer dritten Bauphase komplett umgestaltet. Die Ringmauer wurde deutlich – auf der Südseite um 2,5 Meter – erhöht und mit einem neuen Wehrgang und neuen Zinnen versehen. In der südwestseitigen Ecke entstand ein vierstöckiger Wohnturm, mit Hocheingang in der dritten Etage auf der Nordseite. Sein Abschluss bildete ein innenliegendes, mit Steinplatten gedecktes Satteldach, das auch für das Sammeln von Regenwasser genutzt wurde. Der südlichen Teil des Kellergeschosses war mit einem Gewölbe ausgestattet, durch das nun der Zugang zur Burg führte.
Ebenfalls in dieser Phase III entstand im Ostteil der Burg ein dreistöckiger Palas. In seinem südlichen Kellerraum wurden etliche unfertige Specksteingefässe gefunden – offenbar gab es hier eine Werkstatt. Gegen den Burghof hin war dem Gebäude eine Terrasse vorgelagert, von der noch die Stützpfeiler zu sehen sind. Entlang der nördlichen Ringmauer entstand in Phase III ein langgezogenes, ebenfalls dreistöckiges Ökonomiegebäude. In seinen Mittelteil wurde später noch ein Keller mit Tonnengewölbe und überwölbtem Vorraum eingebaut.

Im 14. und 15. Jhdt. nannten sich zahlreiche Angehörige der Familie von Sax-Misox nach Norantola. Auch beim Abtausch zweier Weideflächen zwischen den Dörfern Cama-Norantola und Verdabbio wird die Burg 1384 erwähnt: Sie lag genau auf der Grenze der beiden Grundstücke. 1439 entschied das Talgericht in einem Weidestreit zugunsten der Familie Sax-Norantola.
Eingeklemmt zwischen den Einflussgebieten des Herzogtums Mailand, der Bündner und der Eidgenossen, entschloss sich Graf Johann Peter von Sax 1480, die Herrschaft über das Misox zu verkaufen. Mailand schob den Condottiere Gian Giacomo Trivulzio als Käufer vor, der mit der Übernahme auch Norantola in seinen Besitz brachte. Bald aber gab es Streit über die Kaufsumme – Trivulzio wollte offenbar eine Restschuld nicht begleichen. 1483 zogen deshalb Truppen des Grafen vor die Burg. Sie untergruben die Südseite des Wohnturms und brachten ihn zum Einsturz, auch den Palas brannten sie nieder. Danach blieb Norantola eine Ruine. Der Familienzweig der Sax-Norantola nannte sich zwar noch bis ins 16. Jhdt. nach der Burg, hatte seinen Wohnsitz aber in Bellinzona.

Das Castello blieb lange sich selbst überlassen und zerfiel immer mehr. 1934 konnte durch die Rekonstruktion des Burgtors die Turmruine vor dem Einsturz bewahrt werden. Eine umfangreiche Sanierung des Mauerwerks erfolgte aber erst von 1988 bis 1995. Dabei wurde das aufgehende Mauerwerk durch die Bündner Denkmalpflege bauhistorisch untersucht und dokumentiert.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 266
  • Carigiet, Augustin - Cama (Misox), Burgruine Norantola – Von der Wehrmauer zum Castello. Eine Untersuchung zur Baugeschichte | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 17. Jhg./Nr. 4 | Basel, 2012 | S. 190-198
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 256-258
  • Farnum, Jerome H. - 20 Ausflüge zu romantischen Burgruinen in der Schweiz | Bern/Stuttgart, 1976 | S. 237-239
  • Fusco, Vincenzo - Guida ai castelli della Svizzera Italiana | Viganello, 1988 | S. 130-133
  • Fusco, Vincenzo - Guida illustrata ai castelli, torri e rovine della Svizzera Italiana | Lugano, 1981 | S. 141-144
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 9: Graubünden 2 und Tessin | Kreuzlingen, 1973 | S. 42-44
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 2: Kantone Tessin und Graubünden (italienischsprachiger Teil) | Zürich, 1982 | S. 86-87
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 218-219
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. VI: Puschlav, Misox und Calanca | Basel, 1945 | S. 130
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