JOHANNITERTURM
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Allgemeine Informationen
Das Pfarrhaus von Salgesch steht an der Stelle eines mittelalterlichen Wohntrakts des Johnniterordens. Die Ordensbrüder sind ab 1235 im Wallis nachweisbar. Wahrscheinlich im Jahr 1517 wurde dem damaligen Haupthaus und Sitz des Rektors ein schlanker, vierstöckiger Turm angefügt, der heute noch gut erhalten ist.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 18’ 41.25“ N, 07° 34’ 15.30“ E
Höhe: 582 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 610.190 / 128.900
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A9 bei der Ausfahrt Sierre-Est verlassen und nach Norden über die Rhone in Richtung Sierre fahren. Im ersten Kreisel am Ortseingang links halten, im gleich darauffolgenden zweiten Kreisel nach Osten auf die Route de la Gemmi einbiegen. 2 km weiter im nächsten Kreisel wiederum links in Richtung Salgesch/Salquenen halten und der Unterdorfstrasse bis ins Zentrum folgen. Parkplätze vor Ort. Der Johanniterturm befindet sich unmittelbar südlich der Kirche.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Von Sion mit der Bahn nach Sierre, anschliessend mit der Buslinie 461 (in Richtung Varen) bis nach Salgesch, Post. Der Johanniterturm befindet sich wenige Schritte südlich der Haltestelle.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Das Gebäude dient als Pfarrhaus – nur Aussenbesichtigung möglich.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
für Aussenbesichtigung möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Johanniterturm (Salgesch)
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2022
Historie
Die Johanniter von Salgesch im 13. Jhdt.
Aus den mittelalterlichen Quellen geht nicht eindeutig hervor, wann sich der Johanniterorden im Wallis niedergelassen hat. Der früheste Beleg für eine Filiale in Salgesch, die der Komturei Conflans in Savoyen unterstellt war, stammt aus dem Jahr 1235. Der Orden verpachtete damals aber bereits eigene Güter, weshalb die Gründung der Niederlassung einige Jahre früher erfolgt sein muss. Es wird vermutet, dass die Grafen von Granges diese Ansiedlung gefördert haben.
Salgesch war die zentrale Niederlassung der Johanniter im Wallis. Ihr unterstanden verschiedene Zweigstellen, insbesondere das Hospiz auf dem Simplonpass, das 1235 ebenfalls schon existierte. Der erste bekannte «commendator domus hospitalis de Salqueno» war ein Petrus de la Clusa. In späteren Jahren wurde der leitende Ordensmann jeweils als Rektor bezeichnet. Das Amt übten keineswegs nur Adlige aus, sondern in der Mehrheit einfache Priesterbrüder.
Die Johanniter zu Salgesch wurden vom Walliser Adel und vom Bischof von Sion gefördert und mit Schenkungen bedacht. Im Dorf hatten sie einen Wohntrakt, der an der Stelle des heutigen Pfarrhauses stand. Er war über einen Laubengang mit einer Kappelle verbunden, der Vorläuferin der heutigen Kirche. Ausserdem betrieb der Orden in Salgesch einen Spital und verfügte über mehrere Scheunen und Ställe.

Schrittweise Auflösung im 16. und 17. Jhdt.
Im 15. Jhdt. scheinen die Johanniter im Wallis nur noch in Salgesch residiert zu haben, die Aussenposten wurden nach und nach verpachtet. Im frühen 16. Jhdt. war der Spital im Dorf derart baufällig geworden, dass man die Kranken nun im Wohntrakt pflegte, den man 1517 zu diesem Zweck umbaute. Spätestens damals muss der schlanke, vierstöckige Turm errichtet worden sein, der bis heute als «Johanniterturm» bezeichnet wird. Zudem wurde 1537 die benachbarte Kapelle durch einen gotischen Neubau ersetzt.
Trotz dieser Investitionen setzte nun der Niedergang der Ordensniederlassung ein. Ein wichtiger Grund war die Verlegung der Reichsstrasse, die nun nicht mehr durch Salgesch, sondern südlich der Rhone durch den Pfynwald führte. Als 1618 der Orden zwei Ritter ins Wallis entsandte, um ein Verzeichnis der Vermögenswerte in Salgesch anzufertigen, gab es dort bereits keinen Rektor mehr. Von den Gebäuden der Niederlassung waren der Wohntrakt und die Kapelle noch in gutem Zustand, der alte Spital und die Ökonomiegebäude aber bereits verschwunden. Die noch anwesenden Johanniter machten damals den Vorschlag, die verbliebenen Güter der Gemeinde zu verkaufen. Dazu kam es aber nicht.

Verkauf der Ordensgüter und Umnutzung zum Pfarrhaus
Schliesslich entschied sich der Orden 1655 doch noch zum Verkauf an einen der damals einflussreichsten Männer im Wallis: Kaspar Stockalper in Brig. Dieser wurde 1678 entmachtet, ein Grossteil seiner Güter konfisziert. So gelangten die ehemaligen Besitzungen der Johanniter an die Stadt Leuk, die sie noch im gleichen Jahr an die Gemeinde Salgesch verkaufte. Somit verfügte das Dorf erstmals über eine eigene Kirche, und der alte Wohntrakt der Johanniter mit dem Turm wurde nun zum Pfarrhaus umfunktioniert.
1926 ersetzte man diesen Bau, dessen Grundmauern wohl noch ins Mittelalter zurückreichten, durch das heutige Pfarrhaus. Nur der Turm blieb bestehen und wurde in den Neubau integriert. Er ist heute das einzige Bauwerk in Salgesch, das noch aus der Johanniterzeit stammt. Zusammen mit dem Pfarrhaus wurde er in den Jahren 1989/90 umfassend renoviert.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Donnet, André / Blondel, Louis - Burgen und Schlösser im Wallis | Olten, 1963 | S. 204
  • Duruz, Albert (Solandieu) - Les Châteaux Valaisans | Lausanne, 1912 | S. 66-67
  • Kalbermatter, Philipp - Salgesch | In: Helvetia Sacra, Abteilung IV: Die Orden mit Augustinerregel, Bd. 7, Teil 1: Die Johanniter, die Templer, der Deutsche Orden, die Lazariter und Lazariterinnen, die Pauliner und die Serviten in der Schweiz | Basel, 2006 | S. 443-458
  • Mathier, Gregor - Beiträge zur Geschichte der Pfarrei Salgesch | In: Blätter aus der Walliser Geschichte, Bd. 4 | Brig, 1909 | S. 14-52
  • Mounir, Amédée - Salgesch und seine Vergangenheit | Salgesch, 2008 | S. 247-261
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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