BURG HOSPENTAL
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Allgemeine Informationen
Der um 1277 errichtete Wohnturm der Burg von Hospental bildet bis heute das Wahrzeichen des Urserentals. Er erhebt sich auf einem exponierten Felsklotz über dem gleichnamigen Dorf, ist frei zugänglich und dient heute als Aussichtspunkt. Am Turm sind noch der alte Hocheingang, ein Aborterker, die Balkenlöcher einer Holzlaube und im Innern die Reste von Schüttstein und Herdstelle erkennbar. Die Burg war im 13. und 14. Jhdt. das Herrschaftszentrum der Reichsvogtei Urserental.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 37’ 06.97“ N, 08° 34’ 00.91“ E
Höhe: 1510 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 686.420 / 163.660
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A2 bei Göschenen verlassen und auf der Hauptstrasse 2 durch die Schöllenen hinauf nach Andermatt und weiter nach Hospental. Wenige Parkmöglichkeiten im Ort. Vom Dorf führen zwei verschiedene markierte Wege in wenigen Schritten hinauf zur Burg.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Mit der Bahn auf der alten Gotthardlinie bis nach Göschenen. Ab hier weiter mit dem Regionalzug in Richtung Visp bis nach Hospental.
Wanderung zur Burg
Die Burg liegt am Trans Swiss Trail, an der ViaGottardo und an der ViaSuworow.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Hospental
Quelle: Auf der Maur, Christian / Gollnik, Ulrike - Der Turm von Hospental UR. Neue boden- und bauarchäologische Befunde | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 28. Jhg./Nr. 2 | Pfäffikon ZH, 2023 | S. 51 | überarbeitet von O. Steimann, 2024
Historie
Die Besiedlung des Urserentals im Hochmittelalter
Die Burg Hospental liegt an der Kreuzung zweier wichtiger Passstrassen durch die Alpen: Der Nord-Süd-Verbindung über den Gotthard und der Ost-West-Verbindung über den Furka- und den Oberalppass. Doch war wohl weniger die verkehrsstrategische Lage ausschlaggebend für ihre Errichtung als vielmehr die Tatsache, dass das Kloster Distentis seit der Karolingerzeit Grundherr des Urserentals war. Nach der Rodung begann im 11. Jhdt. die durch das Kloster geförderte Besiedlung des Hochtals, hauptsächlich durch deutschsprachige Walser aus dem Oberwallis.
Verwaltet wurde die Herrschaft durch klösterliche Dienstleute, die mit «Walterus prelatus de Ursaria» 1203 erstmals erwähnt werden. Ob dieser Walter oder der 1239 erwähnte «Everardus de Orsaria» die Ahnherren der späteren Herren von Hospental waren, lässt sich allerdings nicht mehr nachvollziehen.

Errichtung der Burg um 1277
Mit der Erschliessung der Schöllenenschlucht, der Verbindung zwischen Urserental und Uri, wurde der Gotthard um 1230 zur direktesten Verbindung zwischen Deutschland und Italien und ist es bis heute geblieben. Kaiser Friedrich II. zog um 1240 die nun strategisch wichtige Vogtei über das Urserental ans Reich und vergab sie als Lehen an die Grafen von Rapperswil. Unter deren Herrschaft muss die Burg von Hospental erbaut worden sein: Entgegen früherer Messungen hat eine dendrochronologische Datierung 2017 ergeben, dass der Turm um das Jahr 1277 entstanden ist. An seiner Stelle muss allerdings schon früher ein Gebäude gestanden haben, wie durch eine ältere Kalkmörtelschicht belegt werden konnte.

Das Aussehen der Wehranlage
Der von nahezu überall im Urserental her sichtbare Wohnturm weist vier Stockwerke und ein Dachgeschoss auf. Er steht auf einem felsigen Hügel über dem Dorf Hospental, misst im Grundriss 10 x 7,6 Meter und ist 18 Meter hoch. Ursprünglich war er über einen Hocheingang auf der Südostseite zugänglich. Dieser befindet sich 7 Meter über dem Turmfuss und einer Felswand – der Zugang muss daher über eine umlaufende Galerie von der Nordostseite her erfolgt sein. Im zweiten Obergeschoss ist ein Aborterker erhalten. Noch ein Stockwerk höher zeigen Balkenlöcher an, dass hier einst eine hölzerne Laube den ganzen oberen Abschluss des Turms umgab.
Auf der Nordwest- und der Südwestseite ragen hakenförmige Konsolsteine aus der äusseren Turmwand. Sie dürften als Auflage für die Dächer angrenzender Ökonomiegebäude gedient haben. Diese standen auf dem engen Platz innerhalb der bis zu 1,3 Meter dicken Ringmauer, die den Turm auf drei Seiten umgab und auf der Nord- und Nordwestseite teilweise hoch erhalten ist. Der Zugang zur Wehranlage wird auf der Südwestseite vermutet, wo ein rund 5 Meter tiefer Halsgraben den Burgfelsen vom angrenzenden Moränenhügel trennt.

Die Herren von Hospental
1283 starben die Grafen von Rapperswil in der männlichen Linie aus, König Rudolf I. von Habsburg vergab die Reichsvogtei Urseren nun an sein eigenes Haus. Und bereits 1285 wird mit Hans von Hospental erstmals ein Angehöriger jener Familie erwähnt, die die kurz zuvor erbaute Burg bewohnte. Das Geschlecht stellte nun über mehrere Generationen Untervögte und Ammänner. Seine Vertreter zogen somit die Steuern ein und übten die Gerichtsbarkeit über die Talleute aus. Doch wurde den Herren von Hospental im Thronstreit ab 1314 die Nähe zu den Habsburgern zum Verhängnis. 1317 konnte der Urner Konrad von Moos König Ludwig den Bayer dazu bewegen, Heinrich von Hospental als Ammann von Urseren abzusetzen und das Amt ihm selbst zu übertragen.
Die Herren von Hospental spielten fortan im Urnerland kaum noch ein Rolle. Zwei Familienzweige siedelten sich in Luzern und Arth an und konnten im Spätmittelalter verschiedentlich andere hohe Ämter erreichen. Mit Klaus von Hospental konnte die Familie von 1396 bis 1400 ein letztes Mal den Ammann im Urserental stellen.

Auflassung der Burg
Die Burg Hospental verlor ihre Bedeutung als Herrschaftssitz bereits 1382. Damals erlaubte König Wenzel den Talleuten von Urseren, ihren Ammann künftig selber zu bestimmen. Die Anlage blieb aber noch bis 1399 im Besitz der Familie von Moos. In jenem Jahr übertrug Elisabeth von Moos das «Schloss» an Walter Meyer aus Altdorf. 1410 schlossen sich die Dörfer des Urserentals der Talschaft Uri an – spätestens zu diesem Zeitpunkt dürfte die Burg verlassen worden sein. Als Walter Meyer die Anlage 1425 an Jenni Swifter von Urseren weiterverkaufte, war sie wohl bereits nicht mehr bewohnbar, denn sie kostete nur noch einen Ochsen.

Sanierung und Erforschung
Im frühen 18. Jhdt. wurde die Ringmauer für den Bau des neuen Kirchturms von Hospental abgebrochen. Trotz seiner exponierten Lage blieb der Burgturm aber erstaunlich gut erhalten. 1896 bis 1898 wurde er sorgfältig dokumentiert und restauriert, weitere Konservierungsarbeiten erfolgten 1932 und 1992/93. 2005 beschädigte ein Kugelblitz eine Zinne und den Hocheingang, was weitere Reperaturarbeiten nötig machte.
Ab 2016 entwickelte die Korporation Ursern als Besitzerin der Burg ein Projekt, um den Turm öffentlich zugänglich zu machen. Da dieser als national geschütztes Baudenkmal gilt, durften keine Eingfriffe am mittelalterlichen Mauerwerk vorgenommen werden. 2021/22 konnte die Idee in die Tat umgesetzt werden: Es wurden ein innerer Treppenturm und eine Aussichtsplattform aus Stahl eingebaut und der einstige Burghof mit Kies neu aufgeschüttet. Die Arbeiten wurden begleitet durch eine bauhistorische und archäologische Untersuchung. Dabei wurden nicht nur wichtige Erkenntnbisse über die Baugeschichte gewonnen, sondern auch zahlreiche Kleinfunde gemacht. Dazu zählen unter anderem Schnallen, Beschläge, Schlüssel und Pfeilspitzen, aber auch Münzen und Tierknochen.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafeln auf der Burg
Literatur
  • Auf der Maur, Christian / Gollnik, Ulrike - Der Turm von Hospental UR. Neue boden- und bauarchäologische Befunde | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 28. Jhg./Nr. 2 | Pfäffikon ZH, 2023 | S. 45-89
  • Birchler, Linus - Die Burgen und Schlösser der Urschweiz: Kantone Uri, Schwyz und Unterwalden | Basel, 1929 | S. 22-23
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin 1995 | Nr. 658
  • Brunner, Thomas - Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Bd. IV: Oberes Reustal und Ursern | Bern, 2008 | S. 372-373
  • Hälg-Steffen, Franziska - von Hospental | In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Stand vom 16.02.2024: hls-dhs-dss.ch
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 6: Urschweiz (Uri, Schwyz, Ob- und Nidwalden) und Glarus | Kreuzlingen, 1970 | S. 30-32
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 1: Kantone Uri, Schwyz, Unterwalden, Glarus, Zug | Zürich, 1981 | S. 24-25
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 102-104
  • Winet, Ines - Turm von Hospental | In: arCHaeo Suisse: Zeitschrift von Archäologie Schweiz, 1. Jhg./Nr. 4 | Basel, 2023 | S. 38
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