BURGSTELLE HEDINGEN
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Allgemeine Informationen
Östlich der Kirche von Hedingen erstreckt sich der oberste Teil des Friedhofs über einen unauffälligen Hügel, der noch im späten 19. Jhdt. duch einen tiefen Halsgraben geschützt war. Heute ist der ehemalige Standort der Burg kaum noch auszumachen. Möglicherweise durch die Herren von Hedingen im frühen 13. Jhdt. gegründet, diente die Anlage das ganze Spätmittelalter hindurch als Vogteisitz des Klosters Pfäfers. Sie dürfte um 1510 abgebrochen worden sein, als die heutige Kirche erbaut wurde.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 17’ 52.41“ N, 08° 27’ 04.21“ E
Höhe: 530 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 676.580 / 239.050
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A4 bei der Ausfahrt Affoltern am Albis verlassen und der Lindenmoosstrasse in östlicher Richtug folgen. Nach Überquerung der Bahnlinie links in die Zürichstrasse abbiegen, auf dieser Affoltern durchqueren und in nördlicher Richtung bis nach Hedingen fahren. Parkmöglichkeiten im Ortszentrum. Die Burgstelle befindet sich östlich der Kirche, im obersten Teil des Friedhofs.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Zürich mit der S-Bahn (S5 in Richtung Zug oder S14 in Richtung Affoltern am Albis) bis nach Hedingen fahren. Die Burgstelle liegt bei der Kirche im östlichen Teil des Dorfs (siehe oben).
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Hedingen
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2016
Historie
Wer heute die Burgstelle Hedingen aufsucht, wird enttäuscht. Zu sehen gibt es nämlich nichts mehr ausser einem kleinen Hügel, der von einem kreisförmig gestalteten Friedhof eingenommen wird. Enttäuscht wurden auch die Archäologen, die im Frühling 1981 eine Sondiergrabung vornahmen. Bevor der Friedhof erweitert wurde, wollte die Gemeinde abklären lassen, ob sich unter der Grasnarbe noch Mauerspuren verstecken. Man stiess aber lediglich auf die Reste eines aufgelassenen Rebbergs. Dennoch gilt die Anhöhe hinter der Kirche von Hedingen auch heute noch als Standort einer Burg, denn die schriftlichen Hinweise auf einen mittelalterlichen Wehrbau an dieser Stelle sind zahlreich.

Ein Adelsgeschlecht, das sich nach Hedingen nannte, taucht mit den Herren Ulrich und Konrad 1230 erstmals in den Urkunden auf. Beide waren immer wieder im Gefolge der Grafen von Kyburg anzutreffen. Konrads Sohn, Ritter Johannes von Hedingen, diente später den Habsburgern als Vogt von Baden und kam durch Heirat in den Besitz der Burg Brunegg im Aargau. Mit seinem Sohn Pantaleon scheint die Familie bald nach 1317 ausgestorben zu sein.
Ob die Herren von Hedingen auch die gleichnamige Burg erbaut haben, ist nicht mehr zu beweisen. Da es aber nirgendwo sonst im Dorf Hinweise auf einen Adelssitz gibt, ist dies durchaus möglich. Die Burg Hedingen bildete das Zentrum einer kleinen Vogtei des Klosters Pfäfers (SG). Sie wird 1308 zum ersten Mal direkt genannt, als hier Ritter Bruno von Ballwil eine Urkunde ausstellte. Die Herren von Ballwil stammten wahrscheinlich aus dem gleichnamigen Ort nördlich von Luzern und dienten dem Abt von Pfäfers als Vögte. Hedingen war bis 1383 ihr Wohnsitz.

Nach dem Tod ihres Mannes verkaufte Margarethe von Ballwil die Burg zum auffallend tiefen Preis von 160 Gulden an ihren Onkel Johannes von Glarus. Vermutlich wurden mit diesem Handel auch Erbansprüche geregelt. Der neue Burgherr wurde von Pfäfers als Vogt anerkannt und kaufte in Hedingen noch eine Wiese und einen Rebhang hinzu. Doch bereits 1388 musste er seinen Besitz «aus Notdurft» an Felix Trub veräussern, einen Schwiegersohn der Margarethe von Ballwil. Die Burg und ihre Güter kosteten nun bereits 500 Gulden. Da Trub nicht die volle Kaufsumme überweisen konnte, kam es bei der Handänderung zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung.
1455 gelangte die Burg an die Herren von Jestetten. Bereits damals war die Stadt Zürich an der Herrschaft über das Dorf hinter dem Albis interessiert. Sie nahm deshalb Hans von Jestetten ausdrücklich für die Zeitdauer als Bürger auf, in der er Vogt von Hedingen sei. Nach seinem Tod konnte die Limmatstadt Burg und Vogtei Hedingen 1503 von den Erben aufkaufen. Die Kaufsumme betrug 1020 Gulden.

Zürich hatte keine Verwendung mehr für die Burg und gab sie zum Abbruch frei. Als 1510 in Hedingen eine neue Kirche gebaut wurde, diente der alte Vogteisitz ziemlich sicher als Steinbruch – er lag ja nur wenige Meter nebenan. Jedenfalls wird er in der 1548 erschienenen Chronik von Johannes Stumpf mit ziemlich genauer Ortsangabe beschrieben: «Hinder unnd ob der Kirchen zu Hedingen auf einem bühel findet un sihet man noch die mauren eins zerbrochnen Burgstals.» In verschiedenen Schilderungen aus dem späten 19. Jhdt. wird zudem der tiefe Graben hervorgehoben, der die Burgstelle vom ostseitigen Berghang abgetrennt habe. Inzwischen ist leider auch dieser Graben völlig ausplaniert, weshalb der Burghügel kaum noch als solcher erkennbar ist.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Baumann, Ernst et alt. - Adel und Burgen im Knonauer Amt [Neujahrsblatt der Gemeinnützigen Gesellschaft des Bezirks Affoltern 2010] | Affoltern am Albis, 2010 | S. 9
  • Niederhäuser, Peter - Dorfkirche und Kirchengeschichte – Hedingen im Mittelalter | In: Kirchgemeinde Hedingen (Hg.) - 1513-2013: 500 Jahre Kirche Hedingen | Hedingen, 2013 | S. 53-72
  • Stauber, Emil - Die Burgen und adeligen Geschlechter der Bezirke Zürich, Affoltern und Horgen | Basel, 1955 | S. 103-105
  • Stumpf, Johannes - Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten Landen vnd Völckeren Chronik wirdiger thaaten beschreybung, Bd. 2 | Zürich, 1548 | VI. Buch, zweite Seite
  • Zeller-Werdmüller, Heinrich - Zürcherische Burgen | In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 48./49. Jhrg. | Zürich, 1894-1895 | S. 321
  • Zürcher Denkmalpflege (Hg.) - 10. Bericht: 1979-1982, I. Teil | Zürich, 1986 | S. 51
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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