GRIMMENTURM
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Allgemeine Informationen
Der Grimmenturm an der Spiegelgasse dominiert bis heute das Zürcher Neumarktquartier. Erbaut wurde er in der zweiten Hälfte des 13. Jhdts. als repräsentativer Wohnsitz, und wie der Nachbarturm gehörte er im frühen 14. Jhdt. der Familie Bilgeri. Ab 1350 beherbergte er eine Beginengemeinschaft, später diente er als Amtswohnung, Pfarrhaus und Schreinerei. Heute sind im Turm städtische Mietwohnungen eingerichtet.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 22’ 20.35“ N, 08° 32’ 43.77“ E
Höhe: 415 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 683.600 / 247.420
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Kostenpflichtige Parkplätze in der Zürcher Innenstadt (z.B. Parkhaus Urania). Dem östlichen Ufer der Limmat entlang bis zum Rathaus gehen. Von hier der Marktgasse bergauf folgen und dann rechts in die Münstergasse einbiegen. Nach wenigen Schritten zweigt links die Spiegelgasse ab und führt zunächst am Brunnenturm vorbei und dann geradeaus weiter zum Grimmenturm (Spiegelgasse 29).
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab dem Hauptbahnhof Zürich entweder zu Fuss limmataufwärts gehen oder mit der Tramlinie 4 in Richtung Tiefenbrunnen bis zur Haltestelle Rathaus fahren. Genauer Standort: siehe oben.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
nur Aussenbesichtigung möglich
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
Restaurant «Kantorei» im nordostseitigen Anbau des Turms:
www.restaurant-kantorei.ch
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
kleiner Park mit Spielplatz unmittelbar südlich des Turms
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Grimmenturm
Quelle: Zürcher Denkmalpflege (Hg.) - 4. Bericht: 1964/65 | Zürich, 1969 | Plan im Anhang
Historie
Als nach dem Tod des letzten Zähringer Herzogs Berchtold V. (1218) Kaiser Friedrich II. Zürich zur freien Reichsstadt erhob, begann für die Limmatstadt eine neue Ära. Ihr gestiegener Machtanspruch kam unter anderem in der baulichen Entwicklung zum Ausdruck: Während die alte Königspfalz auf dem Lindenhof spätestens um die Mitte des 13. Jhdts. aufgegeben und abgebrochen wurde, entstanden in der gleichen Zeit eine neue Stadtbefestigung und zahlreiche feste Häuser und Türme als Wohnsitze der stadtansässigen Adelsgeschlechter. Zürich wurde zu einem Zentrum ritterlicher Kultur.
Die meisten der damals entstandenen Bauten sind heute verschwunden. Von den wenigen noch sichtbaren Türmen ist der Grimmenturm im Neumarktquartier der eindrücklichste und am besten erhaltene. Wie andere Zürcher Wohntürme wurde er lange Zeit für einen Bestandteil der Stadtbefestigung aus dem 12. Jhdt. gehalten. Die neuere archäologische und bauhistorische Forschung hat diese These allerdings gründlich widerlegt.

Der siebenstöckige Grimmenturm mit seinem unregelmässigen Grundriss und schönen Eckverbänden aus Bossenquadern ist vermutlich bald nach 1250 entstanden und gehörte – wie der benachbarte Bilgeriturm – der ab 1256 in den Quellen erscheinenden Familie Bilgeri. Er weist in seiner Nordostfassade eine Sitznische mit gotischen Spitzbogenfenstern auf, die ins spätere 13. Jhdt. datiert wird. Noch vor 1300 wurde an die nordwestliche Ecke ein Wohngebäude, das sogenannte Haus «Zum Langen Keller» (Rindermarkt 26) angebaut. In seinem zweiten Obergeschoss hat man 1932 grossflächige Wandmalereien freigelegt, die teilweise bis in die Zeit um 1300 zurückreichen und u.a. Wappen und Szenen aus dem Leben eines Ritters zeigen.

In einer Urkunde vom August 1324 treten drei Vettern der Familie Bilgeri auf, die den bisher gemeinsamen Besitz von Turm und Haus aufteilten. Dies deutet darauf hin, dass der Turm zu diesem Zeitpunkt bereits über mehrere Generationen vererbt worden war. Nach der Teilung befand er sich im Besitz von Johannes Bilgeri dem Jüngeren, genannt «der Grimme». Von ihm erhielt das Bauwerk auch seinen heutigen Namen.
Beim politischen und sozialen Umsturz unter Bürgermeister Rudolf Brun wurden 1336 neben vielen anderen adligen Ratsherrenfamilien auch die Bilgeri entmachtet und teilweise aus der Stadt verbannt. Drei Vertreter beteiligten sich deshalb 1350 an der Zürcher Mordnacht und verloren dabei ihr Leben. Johannes der Grimme hingegen schenkte seinen Turm samt Wohnhaus im gleichen Jahr einer Beginengemeinschaft, die dem Spital angegliedert war. Die Beginen waren Frauen, die sich ihren Lebensunterhalt gemeinsam durch Betteln und Handarbeit verdienten – 1366 wurden sie vom Rat der Stadt unter Schutz genommen und erhielten eine regelmässige Unterstützung.
1417 kam die Stadt ganz in den Besitz des Grimmenturms. Er wurde nun äusserlich in einen Zeitglockenturm umgewandelt, denn im Neumarktquartier gab es keinen Kirchturm. 1541/42 liess man durch Meister Hans Asper an der Südfassade auch eine Turmuhr anbringen.

Während der Reformation wurde die Beginenstiftung aufgehoben. Ab 1525 liess die Stadt den Grimmenturm umbauen und machte ihn 1533 zur Amtswohnung des «Obmanns gemeiner Klöster». Später diente er dem Pfarrer der Predigerkirche als Wohnsitz. 1865 wurde die gesamte Liegenschaft an die Firma Orell, Füssli & Co. veräussert, die im Haus zum langen Keller eine Buchhandlung eröffnete. Nachdem 1873 der Schreinermeister Martin Merzlufft Turm und Haus übernommen hatte, wurden die Innenräume zu Werkstätten umfunktioniert. Dem Turm wurden Uhr und Glocke entfernt, der charakteristische, 13 Meter hohe Helm durch eine Flachdachzinne ersetzt und auf der Süd- und Nordseite viele neue Fenster ausgebrochen. Später diente die Leigenschaft als Wohnhaus.
1962 konnte die Stadt Zürich den Grimmenturm und das Haus zum langen Keller erwerben. Der Turm wurde 1964 bis 1966 einer gründlichen Renovation unterzogen, wobei auch die alte Dachform, die Glocke und die Turmuhr rekonstruiert wurden. Im Untergeschoss befindet sich heute ein Buchladen, in den oberen Stockwerken sind Mietwohnungen eingerichtet.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Abegg, Regine et al. - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, neue Ausgabe, Bd. III.II: Die Stadt Zürich III.II, Altstadt rechts der Limmat, Profanbauten | Bern, 2007 | S. 345-347
  • Hoffmann, Hans / Kläui, Paul - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. V: Die Stadt Zürich, zweiter Teil | Basel 1949 | S. 126-135
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 290-291
  • Schneider, Jürg E. - Fenster und Fassaden im Alten Zürich | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 7. Jhg./Nr. 2 | Basel, 2002 | S. 36-54
  • Stauber, Emil - Die Burgen und adeligen Geschlechter der Bezirke Zürich, Affoltern und Horgen | Basel, 1955 | S. 12-13
  • Wagner, R. A. - Wiederherstellung des Grimmenturms an der Spiegelgasse in Zürich | In: Unsere Kunstdenkmäler: Mitteilungsblatt für die Mitglieder der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, 17. Jhg./Heft 3 | Bern, 1966 | S. 113-115
  • Zürcher Denkmalpflege (Hg.) - 4. Bericht: 1964/65 | Zürich, 1969 | S. 137-141
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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