STADTBEFESTIGUNG GLANZENBERG
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Allgemeine Informationen
Die Ruinen der Stadt Glanzenberg befinden sich rund 300 Meter südwestlich der gleichnamigen Burganlage in einem Waldstück am Nordufer der Limmat. Das wahrscheinlich um die Mitte des 13. Jhdts. von den Freiherren von Regensberg gegründete «oppidum» soll 1267 zerstört worden sein. Sichtbar sind die konservierten Fundamente der Ostmauer mit anschliessendem Gebäude und eines weiteren Hauses im südwestlichen Teil der ehemaligen Stadt.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 24' 04.26" N, 08° 24' 58.65" E
Höhe: 387 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 673.800 / 250.500
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von Zürich in westlicher Richtung auf der Bernstrasse nach Schlieren fahren und weiter talabwärts die Limmat überqueren. Nun auf der Überlandstrasse weiter, bis diese am Waldrand die Autobahn unterquert. Parkmöglichkeit beim Abzweiger einer Waldstrasse direkt unter der Autobahnbrücke. Hier zweigt in südwestlicher Richtung eine Waldstrasse ab, die nach 150 Metern auf das ehemalige Stadtareal führt.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Regelmässige Bahnverbindungen ab Zürich zur S-Bahn-Station Glanzenberg. Ab hier ist das ehemalige Stadtareal in 5 Minuten erreichbar. Den Bahnhof in nördlicher Richtung verlassen und auf einer Fussgängerbrücke unter der Autobahn die Limmat überqueren. Bevor der Weg die Überlandstrasse überquert, links in die Waldstrasse einbiegen.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Stadt Glanzenberg
Quelle: neu gezeichnet von O. Steimann, 2005/2011, gemäss Infotafel auf dem Stadtareal
Historie
Zwischen Zürich und Baden, am Nordufer der Limmat, verfügten die Freiherren von Regensberg über zahlreiche Güter und Rechte. Zur Absicherung derselben gründete Lütold II. 1130 das Kloster Fahr und übernahm die Vogtei über dessen Besitzungen. Auf einem Hügel unweit flussabwärts vom Kloster stand damals bereits eine Burg, die vermutlich ebenfalls «Fahr» hiess. Um die Mitte des 13. Jhdts. unternahmen die Regensberger den nächsten grossen Schritt zur Herrschaftsbildung in diesem Gebiet. Vermutlich war es Lütold V., der anstelle der Burg Fahr eine neue Anlage errichten liess und diese Glanzenberg nannte. 300 Meter weiter westlich gründete er ein Städtchen gleichen Namens.

Das Stadtareal lag direkt an der damals noch weiter nördlich fliessenden Limmat und muss gemäss Keramikfunden aus dem späten 11. Jhdt. schon lange vor der eigentlichen Stadtgründung besiedelt gewesen sein. Es war 180 Meter lang und zwischen 45 (Ostseite) und 110 Meter (Westseite) breit. Die 1,2 Meter dicke Stadtmauer verfügte über ein Haupttor auf der Nordseite, während gegen den Fluss hin offenbar kleinere Durchgänge bestanden. Ein archäologisch nur noch schwach erfassbarer Graben scheint die gesamte Anlage umgeben zu haben. Neben wenigen Steinbauten erhoben sich entlang der Innenseite der Stadtmauer einfache Häuser aus Holz.

Die Regensberger hatten den Platz für eine Stadtgründung geschickt ausgewählt. Nachdem mit der Eröffnung des Gotthardpasses nur wenige Jahre zuvor der Nord-Süd-Verkehr enorm an Bedeutung gewonnen hatte, wollten sie diesen mit einem Limmatübergang bei Glanzenberg an Zürich vorbei durch ihr Gebiet leiten. Für einen Brückenbau benötigten sie aber die Einwilligung der Herren von Schönenwerd, deren Burg am gegenüberliegenden Flussufer stand. Die Stadt Zürich wollte jedoch unter keinen Umständen einen solchen Bau dulden und bedrängte die Herren von Schönenwerd, die sich 1257 dazu verpflichten mussten, kein Land für eine Brücke «gegin Glanzenberg uber» zu verkaufen. Dies ist die älteste schriftliche Erwähnung der neuen Stadt.

Die Gründung Glanzenbergs missfiel nicht nur Zürich, sondern auch Graf Rudolf IV. von Habsburg, dem späteren König. Er war Kirchherr im benachbarten Dietikon und stritt mit Probst Eberhard von Fahr um die Frage, zu welcher Pfarrei die neue Stadt gehören solle. Ein 1259 auf der Burg Glanzenberg gefällter Schiedsspruch teilte die Stadt schliesslich der Pfarrei des regensbergischen Klosters Fahr zu. Der Machtkampf fand 1264 seine Fortsetzung, als die mächtigen Grafen von Kyburg ausstarben und sowohl Rudolf von Habsburg als Haupterbe als auch die Regensberger Ansprüche geltend machen konnten. 1267 versuchten die Bischöfe von Basel und Konstanz, zwischen den beiden Parteien eine Aussöhnung herbeizuführen, was aber misslang. Die nachfolgenden Ereignisse, als «Regensberger Fehde» bezeichnet, sind nur aus den Schilderungen spätmittelalterlicher Chronisten bekannt und sehr umstritten. Neben der Zerstörung weiterer regensbergischer Burgen sollen die Zürcher und Rudolf von Habsburg im September 1267 gemeinsam Burg und Stadt Glanzenberg erobert und verwüstet haben.

Das archäologische Fundmaterial von Glanzenberg gibt keine Hinweise auf diese angebliche Zerstörung. Überreste von Keramik beweisen hingegen, dass auf dem Stadtareal noch bis weit ins 14. Jhdt. hinein Menschen gewohnt haben. Allerdings fällt auf, dass in den Schriftquellen nur bis 1267 von einem «oppidum» oder einer befestigten «villa» gesprochen wird. 1291 verkaufte Lütold der Jüngere von Regensberg das Gebiet von Glanzenberg dem Abt des Klosters Wettingen, sicherte sich aber ein Rückkaufsrecht für 10 Jahre. 1301 war er tatsächlich wieder Besitzer von Glanzenberg, verkaufte es in jenem Jahr aber endgültig ans Kloster Fahr. In anderen Urkunden ist noch bis 1322 von bewirtschafteten Höfen in Glanzenberg die Rede. 1689 erhob das Kloster Wettingen noch einmal Anspruch auf das Stadtareal, das damals als Ackerland diente. Das Kloster Fahr, das noch heute existiert, konnte seinen Besitz jedoch verteidigen.

Glanzenberg spielte in den Kriegen des 18. Jhdts. noch eine gewisse Rolle. 1712, im zweiten Villmergerkrieg, wurde hier eine provisorische Limmatbrücke errichtet. 1799, in der zweiten Schlacht von Zürich, sicherte der französische General Masséna seine Stellungen durch das Anlegen von Schanzenbauten unmittelbar westlich der ehemaligen Stadt.
Erste archäologische Untersuchungen in Glanzenberg wurden 1924 vorgenommen, die Freilegung aller noch erfassbaren Überreste erfolgte in den Jahren 1937 bis 1940. Anlässlich des Baus der nahen Autobahn unternahm die Zürcher Kantonsarchäologie 1975 bis 1976 Nachgrabungen, die noch sichtbaren Mauerreste wurden anschliessend konserviert. Der ausserhalb des Uferwaldes gelegene, nordwestliche Teil des ehemaligen Stadtareals gehört heute zu einem Golfplatz.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf dem Stadtareal
Literatur
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 192-193
  • Drack, Walter - Glanzenberg: Burg und Stadt | Unterengstringen, 1983
  • Grunder, Karl - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. IX: Der Bezirk Dietikon | Basel, 1997 | S. 329-337
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 4: Zürich, Schaffhausen | Kreuzlingen, 1968 | S. 49-52
  • Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 351-353
  • Stauber, Emil - Die Burgen und adeligen Geschlechter der Bezirke Zürich, Affoltern und Horgen | Basel, 1955 | S. 62-64
  • Tauber, Jürg - Herd und Ofen im Mittelalter [Schweizerische Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 7] | Olten, 1980 | S. 286-288
  • Zeller-Werdmüller, Heinrich - Zürcherische Burgen | In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 48./49. Jhrg. | Zürich, 1894-1895 | S. 312-313
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