BURG OBERMONTANI | CASTEL OBERMONTANI
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Quelle: Quelle: Malfer, Anton - Es war einmal... Versuch der Wiederherstellung von Südtiroler Burgen | Beitrag in: Der Schlern, Bd. 37/1963 | S. 1-44, 126
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Allgemeine Informationen
Bedeutung Die Burg Obermontani wurde Anfang des 13. Jahrhunderts erbaut und war wegen ihrer strategisch günstigen Lage lange Zeit die wichtigste Burg im Niedervinschgau.
Nach dem Verkauf der Burg an einen Bauern 1839 entdeckte der bekannte Marienberger Benediktiner Beda Weber hier eine Original-Handschift des Nibelungenliedes (Codex I) aus dem Jahr 1323, die sich heute in der Berliner Staatsbibliothek befindet.
Lage Die Burgruine Obermontani liegt oberhalb der Latscher Fraktion Morter auf dem höchsten Punkt eines felsigen, westlich vom Plimabach umspülten Bergrückens am Eingang zum Martelltal. Nach Westen und Osten fällt der Burgplatz relativ steil ins Tal ab. Nach Norden, in Richtung der Höhenlinie des Bergrückens, liegt etwas tiefer die Burg Untermontani, die als ehemaliges Vorwerk vermutet wird. Die Angriffsrichtung lag nach Südosten, wo der Bergrücken aus dem dahinter liegenden Bergmassiv herausragt.
Nutzung 2013 hat der Eigentümer der Burg, die autonome Priovinz Bozen, einen Nutzungskonzession an den Vinschgauer Unternehmen Walter Rizzi gegen die Zusage von Millioneninvestitionen in den Erhalt der Anlage gegeben. Ein Nutzungskonzept ist allerdings noch nicht vorgelegt.
Bau/Zustand Nach einer längeren Zeit der Vernachlässigung zeigt sich die Halbruine heute leider wieder in einem relativ desolaten Zustand.
Vom ehemals dreitorige Zugang im Südosten sind noch zwei Tore erhalten, zwischen denen sich ein kleiner Zwinger befindet. Das Tor wird von einem zweietagigen Turm überragt, dessen südliche und östliche Außenwand verstärkt sind. Einen Halsgraben oder eine Zugbrücke gab es nicht. Hinter der Toranlage erreicht man den Burghof, um den sich die ehemaligen Wohn- und Wirtschaftsbauten gruppieren. Im Norden stand der Palas, im Nordwesten ein Wohnturm an der Ringmauer. Ein freier Ringmauerabschnitt im Südwesten war von Schwalbenschwanzzinnen gekrönt.
Nördlich der Burg befindet sich die Kapelle des Heiligen Stephan, die zumindest zeitweilig als Burgkapelle genutzt wurde.
Typologie Obermontani ist eine im Kern spätromanische Burg mit gotischen Umbauten.
Höhenburg - Kammburg - gräfliche Burg, später Ministerialensitz
Sehenswert Die Kapelle des Heiligen Stephan nördlich unterhalb der Burg ist auf jeden Fall eine Besichtigung wert. Der von außen eher unscheinbare, kleine Bau ist im Innern komplett mit gut erhaltenen Fresken aus dem 15. Jahrhundert ausgemalt.
Bewertung Auch wenn die Burg gegenwärtig nur von außen besichtigt werden kann, ist ein Besuch in Verbindung mit der frei begehbaren Ruine Untermontani und der Stephanskapelle lohnenswert.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46°36'03.2" N 10°49'38.8" E
Höhe: 838 m ü. NN
Topografische Karte/n
Burgruine Obermontani auf der interaktiven Karte des Vinschgau
Kontaktdaten
Tourismusverein Latsch-Martell | Hauptstraße 28a | I-39021 Goldrain
Telefon : +39 0473 623109 | Telefax : +39 0473 622042
E-Mail: info@latsch.it | Internet: www.latsch-martell.it
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Anfahrt erfolgt auf der Niedervischgaustraße SS.38. Zwischen Latsch und Schlanders von dieser nach Süden in Richtung Martelltal abbiegen und an Morter vorbei bis hinter die erste Brücke über den Plimabach fahren. Ca. 200 Meter weiter zweigt nach links der Weg zur Burg ab. Hier befinden sich Parkmöglichkeiten.
Man kann aber auch in Morter parken und über Untermontani zur Burg wandern.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
In Goldrain befindet sich eine Station der Vinschgaubahn (Meran-Mals). Von hier aus fährt eine Buslinie nach Morter.
Wanderung zur Burg
In Latsch (Parkmöglichkeit beim Sportzentrum) nimmt man den Weg 5 bis zum Eisstadion, um das man links herumgeht. So gelangt man auf den Waldweg, der zum Waalweg hinaufführt. Auf dem schönen Weg, immer mit der Markierung 5 ausgeschildert, wandert man fast eben bis nach Montani. Dort trifft man auf eine Straße und geht auf dieser ein kurzes Stück abwärts bis zur Burgruine Obermontani und weiter zur Ruine Untermontani. Der Waalweg bietet immer wieder schöne Ausblicke über den Vinschgau. Weiter geht es auf dem Mareinwaalweg durch Obstgüter und später dann bis zur Einkehr Bierkeller. Ein breiter Wirtschaftsweg bringt den Wanderer zum Eisstadion zurück, hier schließt sich der Rundwanderweg.
Quelle und genaue Beschreibung der Familienwanderung unter www.sentres.com.
Öffnungszeiten
Die Besichtigung der Burgruine ist wegen Einsturzgefahr nicht möglich. Ein verschlossenes Tor verhindert den Zugang.
Die Stephanskapelle kann zu folgenden Zeiten besichtigt werden:
Anfang April bis Ende Oktober jeweils Freitags und Samstags von 15:00-18:00 Uhr
Bitte prüfen Sie hier die aktuellen Öffnungszeiten.
Eintrittspreise
Stephanskapelle: kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
keine
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
k.A.
Bilder
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Grundriss
Grundriss Obermontani
  1. Toranlage, ehemals vermutlich aus drei Toren bestehend, dazwischen Zwinger
  2. Burghof
  3. zweietagiger Torm zur Torüberwachung, evtl. Bergfried
  4. Wohnturm
  5. Palas
Quelle: Krahe, Friedrich-Wilhelm - Burgen des deutschen Mittelalters (Grundriss-Lexikon) | Augsburg, 1996 | S. 447
Historie
Kurz vor 1228 wird die Burg durch Graf Albert III. von Tirol als Trutzburg gegen das Bistum Chur erbaut.
1228 muss der Graf das Bistum Chur jedoch nach intensiven Streitigkeiten als Lehnsherren anerkennen, da die Burg auf dessen territorialem Besitz liegt.
1259 übergibt Graf Meinhard II. von Görz-Tirol die Burg seiner Frau Elisabeth von Bayern als Hochzeitsgabe. Obermontani ist damals die bedeutendste Burg im mittleren Vinschgau.
1328 heiratet dessen Sohn, Heinrich von Kärnten, König von Böhmen und Graf von Tirol, in dritter Ehe Beatrix von Savoyen. Er gibt ihr die Burg Obermontani als Morgengabe.
Im 13. und 14. Jh scheint die Burg in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt gewesen zu sein. Dies ergibt sich aus den Mehrausgaben für Reparaturen und erhöhte Wachsamkeit, wie aus den landesfürstlichen Ausgabebüchern ersichtlich ist.
Von 1305-1332 üben Burgmannen der Tiroler Landesfürsten die Burghut auf Obermontani aus. Unter ihnen wird auch ein Ministeriale von "Montaenie" genannt.
Spätestens 1335 ist Obermontani Sitz der Herren von Montani, einer adeligen Familie des Vinschgaues, die 1299 erstmalig erwähnt und 1614 ausgestorben ist. In diesem Jahr werden Peter und Roman von "Montanye" im Lehensregister als Lehensnehmer erwähnt.
1348 stellt Kaiser Karl IV. die alten Lehnsrechte des Bistums Chur an der Burg wieder her.
1382 belehnt Herzog Albrecht von Tirol den Mattheis von Montani und seine Erben mit der Burg. Mattheis ist der zweite Ehemann der Petrissa Tarant, die aus ihrer ersten Ehe mit Konrad von St. Afra mehrere Söhne hat.
1396 belehnt Herzog Leopold IV. Petrissa und ihre Söhne Sigmund, Joachim und Sorabobel mit dem Moretscher Anteil an Burg Montani. Joachim von St. Afra erwirbt die Anteile seiner Brüder, begründet mit Dorothea von Griesinger, deren Mutter der älteren Familie von Montani entstammt, ein neues Geschlecht, und nennt sich zukünftig von Montani.
1495 wird Hans Brandis Besitzer eines Teiles von Montani.
1501 belehnt König Maximilian Viktor, den Enkel des Joachims, mit dem heimgefallenen Burganteil des Hans Brandis. Die Burg ist jetzt vollständig im Besitz der Herren von Montani und wird von ihnen weitgehend erneuert.
1614 sterben mit Balthasar die Herren von Montani aus. Die Burg kommt in den Besitz des Grafen Maximilian von Mohr.
1653 werden der Burgfrieden und die nieder Gerichtsbarkeit auf Morter und das Martelltal ausgedehnt.
1833 stirbt Graf Josef Mohr auf der Burg. Sein Schwager Ignaz von Reinhard (†1837) versucht vergeblich, die Burg zu halten.
1839 werden Ober- und Untermontani öffentlich versteigert und fallen an den Bauern Lorenz Stocker. Nach und nach wird das gesamte Inventar, darunter auch die berühmte Handschrift des Nibelungenliedes, verkauft. Die Burg beginnt zu verfallen.
1850 wird die Burg endgültig verlassen.
Um 1900 erwirbt Graf Riamo von Holst die beiden Ruinen Ober- und Untermontani.
1935 ersteigert eine italienische Gesellschaft das Areal. Es beginnt eine lange Periode der Vernachlässigung und des rapiden Verfalls.
Ab 1970 befindet sich die Burgruine im Staatsbesitz. Es werden umfangreiche Sicherungsarbeiten durchgeführt. Das es jedoch kein tragfähiges Konzept für die Nutzung der Burg gibt (Bemühungen für eine Mittelaltergastronomie scheitern), wird sie für mehrere Jahren erneut vernachlässigt.
2009 geht die Burg in das Eigen der autonomen Provinz Bozen über.
Im Dezember 2013 schließt die Provinzregierung eine Übereinkunft mit dem Vinschgauer Unternehmer Walter Rizzi, der ca. fünf Mio. Euro in die Sanierung stecken will und im Gegenzug eine Nutzungskonzession erhält.
Quelle: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente.
Literatur
  • Andergassen, Leo - Montani: Kapelle St. Stephan, Obermontani, Untermontani | Regensburg, 2011
  • Trapp, Oswald (Hrsg.) - Tiroler Burgenbuch, Band 1: Vinschgau | Bozen, 1980
  • Caminiti, Marcello (dt. Riedl, Franz Hieronimus) - Die Burgen Südtirols | Calliano, 1985 | S. 253-255
  • Menara, Hanspaul - Südtiroler Burgen, Schlösser und Ansitze (Ein Bildwanderbuch) | Bozen, 1999 | S. 38-39
  • Weingartner, Josef - Die Kunstdenkmäler Südtirols, Bd. 2 | Bozen, 1991
  • Weingartner, Josef - Tiroler Burgen | Innsbruck, 1962
  • Rampold, Josef - Vinschgau | Bozen, 1974
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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