BURG KARNEID | CASTEL CORNEDO
 Weltweit | Europa | Italien | Südtirol | Salten-Schlern | Karneid


Quelle: Braun, Wolfgang - Rekonstruktionszeichnungen von Burgen Brandenburgs, Hamburgs, Mecklenburg-Vorpommerns, des Saarlandes, Sachsens und Südtirols | 1. Auflage, 2012 | S.65
Klicken Sie in das jeweilige Bild, um es in voller Größe ansehen zu können!
Allgemeine Informationen
Bedeutung Die Burg Karneid wurde wohl in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts als Ministerialensitz errichtet. Ihr strategisch gut ausgewählter Bauplatz ermöglichte sowohl einen weiten Blick in den Bozner Talkessel, als auch die Überwachung der unterhalb der Burg liegenden Engen des Eisack- und des Eggentals.
Lage Die Burg liegt auf einem ins Eggental vorspringenden Felssporn am Hang über dem Eisacktal am östlichen Ende von Bozen. Nach Westen und Süden fällt der Burgplatz steil ins Tal ab. Nach Norden ist der Abfall nur mäßig und nach Osten auf der Zugangsseite trennt ein Halsgraben die Burg vom Vorfeld. Die Größe und Form der Burg folgt dem zur Verfügung stehenden Bauplatz.
Nutzung Die Burg Karneid befindet sich in Privatbesitz und wird von den Eigentümern in den Hochsommermonaten auch genutzt. Sie kann jedoch zu bestimmten Terminen im Rahmen einer fachkundigen Führung besichtigt werden.
Bau/Zustand Die Burg befindet sich dank der Anstrengungen der Eigentümer und der Gemeinde Karneid in einem sehenswerten Zustand.
Entstanden ist sie aus einer kleineren Burg, bestehend aus Palas, Bergfried und Ringmauer, die bis ins 16. Jahrhundert kontinuierliche umgebaut und erweitert wurde. Seit dem 16. Jahrhundert hat sie ihr spätmittelalterliche, wehrhafte Gestalt nahezu unverändert behalten.
Die kompakte, eng bebaute Kernburg auf der höchsten Stelle des Burgfelsens wird an den Angriffsseiten von einem inneren (14. Jh.) und einem äußeren Zwinger (16. Jh.) geschützt. Zusätzliche Wohn- und Wirtschaftsbauten wurden nach Westen und Osten abgefügt.
Man betritt die Burg seit dem 16. Jahrhundert über eine Halsgrabenbrücke und durch den östlichen Torturm. Nach dem Durchqueren des nördlichen, äußeren Zwingers und dreier, auf dem nackten Fels sitzender Torgänge erreicht man den kleinen inneren Burghof, um den ringsum Gebäude aufragen: der Bergfried und die Palasflügel mit Freitreppe, Loggien und einer hölzernen Galerie.
Ursprünglich erfolgte der Zugang durch den auf der Ostseite gelegenen, äußeren Burghof und den nördlichen, inneren Zwinger. Das vermauerte Tor in der östlichen Ringmauer ist heute noch zu erkennen. Wichtigstes Bauwerk des äußeren Hofes ist die Burgkapelle, der Heiligen Anna geweiht. Die besitzt Reste eines reichen Freskenschmuckes aus dem 13. Jahrhundert.
Typologie Karneid ist im Kern eine romanische Burg.
Höhenburg - Spornburg - Ministerialensitz
Sehenswert
  • das hervorragend erhaltene Ensemble einer mittelalterlichen Burganlage
  • die optimale Nutzung des Bauplatzes für die Anlage von Verteidigung- sowie Wohn- und Wirtschafstbauten
  • interessante Räume im Innern
    - vor allem der restaurierte Saal im nördlichen, alten Palasflügel
    - teilweise noch bis heute genutzten Räume mit teilweiser oder vollständiger Holztäfelung
  • die Burgkapelle mit teilweise gut erhaltenen Fresken
Bewertung Ein Besuch der Burg Karneid kann in jedem Fall empfohlen werden. Sie ist eine der am besten erhaltenen Anlagen in der Region, die ihre Gestalt aus dem späten Mittelalter weitestgehend beibehalten hat.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46°29'22.4"N 11°23'52.5"E
Höhe: ca. 425 m ü. NN
Topografische Karte/n
Die Burg Karneid auf der Karte von OpenTopoMap
Kontaktdaten
Gemeinde Karneid | Frau Carmen Zelger | Kuntersweg 2 | I-39053 Kardaun
Telefon: +39 0471 361300 | Fax: +39 0471 361399
E-Mail: info@gemeinde.karneid.bz.it | Internet: www.gemeinde.karneid.bz.it
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Brennerautobahn A22 an der Anschlußstelle Bozen Nord verlassen und über die SS12 bis nach Kardaun fahren. Am Ende des Ortes Kardaun in die Karneider Straße/Via Cornedo abbiegen und dieser in Serpentinen bis nach Karneid folgen. Am Ortseingang befindet sich auf der rechten Straßenseite ein Parkplatz (Geodaten: 46°29'22.1"N 11°24'22.6"E). Vom Parkplatz aus zur Karneider Straße zurücklaufen und dieser bergab bis hinter einer Rechtskehre folgen. Dort beginnt der Zugangsweg zur Burg an einer Gebäuderuine (Der Zugangsweg ist mit einer Schranke versperrt.)
Anfahrt mit Bus oder Bahn
keine Empfehlung
Wanderung zur Burg
keine Empfehlungen
Öffnungszeiten
Die Burg Karneid befindet sich in Privatbesitz.
Sie kann nur zu festgelegten Zeiten mit Voranmeldung im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Treffpunkt ist die Schranke an der Gebäuderuine am Zugangsweg zur Burg.
April, Mai, Juni, September und Oktober jeweils Freitags 15:00 und 16:30 Uhr
Verbindliche telefonische Voranmeldung zwingend notwendig (siehe "Kontaktdaten").
Bitte prüfen Sie hier die aktuellen Führungszeiten.
Eintrittspreise
Eintrittspreis: 7,00 € (Ermäßigung: ja)
Bitte prüfen Sie hier die aktuellen Eintrittspreise.
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
keine
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nein
Bilder
Klicken Sie in das jeweilige Bild, um es in voller Größe ansehen zu können!
Grundriss
Grundriss Karneid
Quelle: Ebhardt, Bodo - Der Wehrbau Europas im Mittelalter (Band 1) | Würzburg, 1998 | S. 584
(durch Autor leicht aktualisiert)
  1. felsiger Halsgraben auf der Zugangsseite
  2. östlicher Torturm mit dem ersten Tor
  3. nördlicher, äußerer Zwinger
  4. nordwestlicher Erweiterungsbau mit Dachterrasse, überwölbt den nördlichen, äußeren Zwinger
  5. westlicher, äußerer Zwinger
  6. westlicher, innerer Zwinger
  7. nördlicher, innerer Zwinger
  8. äußerer Hof
  9. Burgkapelle der heiligen Anna
  10. innerer Hof
  11. nördlicher Palasflügel, vermutlich der ursprüngliche Palas, mit hofseitigen Loggien
  12. südlicher Palasflügel, vermutlich Erweiterungsbau, mit hofseitiger, hölzerner Galerie
  13. Bergfried
    quadratischer Grundriss mit 7 Meter Kantenlänge, 2 Meter Mauerstärke, 20 Meter Höhe, 4 Etagen, Eingang in 8 Meter Höhe
  14. westlicher Palasflügel, eigentlich eigenständiger, durch den westlichen inneren Zwinger abgetrennter Bau mit unregelmäßigem Grundriss
  15. südwestlicher Wohnturm
  16. untere Terrasse, früher evtl. Burggarten
Historie
Zw. 1200 und 1250 wird die Burg vermutlich errichtet. Über die Erbauer gibt es unterschiedliche Vermutungen. Entweder waren es die Herren von Greifenstein oder die Herren von Völs. Die ursprüngliche Burg bestand wohl nur aus Bergfried, Palas und Ringmauer.
1297 wird Burg Karneid erstmals urkundlich erwähnt.
1341 heiratet Heinrich, der erste Völser, der sich nach Karneid nennt, in zweiter Ehe Elisabeth, eine Tochter des Friedrich de La Scala. Der Ehe entstammen sechs Kinder.
1365 sterben drei Söhne und eine Tochter des Heinrich von Karneid ohne Nachkommen zu hinterlassen. Die beiden verbliebenen Töchter Katharina von Florenz und Margaretha von Niederthor sind durch den Tod ihrer Brüder Erben des väterlichen Besitzes. Doch eine andere Linie der Völser erhebt ebenfalls Anspruch auf das Erbe.
1366 bringt ein Schiedsspruch Karneid samt Gerichtsherrschaft an die Schwiegersöhne des Heinrich von Karneid, Botsch von Florenz und Arnold von Niederthor. Die übrigen Lehen gehen an die Herren von Völs.
1370 können sich Botsch und Arnold nicht über eine Teilung von Karneid einigen und auf Grund des Heimfallrechtes verleihen die Herzöge Albrecht und Leopold von Österreich ihrem Vertrauten Heinrich Gessler den Karneider Besitz, der ihn aber schon ein Jahr später wieder zurückgibt.
1371 werden Friedrich von Greifenstein und Hans von Laßberg mit der Burg belehnt. Der Laßberger verkauft 1375 seinen Anteil an Friedrich von Greifenstein.
1385 geht mit dem Tode Friedrichs der gesamte Besitz an dessen Sohn über, der ihn 1385 an Heinrich von Lichtenstein verkauft. Die Herren von Lichtenstein sind ein angesehenes Adelgeschlecht in Tirol. Am Hofe der Fürstbischöfe von Trient nimmt Heinrich einen hervorragenden Platz ein und bekleidet mehrfach bedeutende Ämter. Unter den Lichtenstein wird die Burg mehrfach erweitert und ausgebaut.
1410 sind die Söhne Heinrichs, Hans und Wilhelm, Mitglieder des Adelsbundes "Falkenbund" gegen Herzog Friedrich IV. (mit der leeren Tasche). Hans von Lichtenstein, ein treuer Parteigänger des Heinrich von Rottenburg, befehdet von seinen Burgen aus den Tiroler Landesfürsten. Herzog Friedrich lässt Burg Karneid durch Ulrich von Matsch belagern. Wilhelm von Lichtenstein übergibt die Burg gegen freies Geleit an den Matscher. Hans von Lichtenstein stirbt bald darauf. Wilhelm muss Urfehde schwören und dem Tiroler Landesfürsten ein Öffnungsecht für seine Burgen einräumen.
1419 begründen Hans und Wilhelm von Lichtenstein nach einer gerichtlichen Auseinandersetzung zwei familiäre Linien unter denen das Schloss und die Einkünfte aufgeteilt werden.
Seit 1499 nennt sich die Linie des Hans von Lichtenstein von Castelcorno. Die Linie, die Wilhelm von Lichtenstein gründete, nennt sich nach Schloss Karneid.
1623 stirbt die Karneider Linie mit Wolfgang aus. Die Freiherren von Castelcorno sind jetzt alleinige Besitzer von Karneid.
1766 übernimmt nach dem Tode des letzten Lichtensteiners, Franz Anton von Castelcorno, die Stadt Bozen das Schloss Karneid.
1838 erwirbt Anton Ritter von Goldegg das Anwesen und lässt dringende Instandsetzungsarbeiten vornehmen.
1884 kaufen Ferdinand und Fritz von Miller aus München das desolate Schloss und renovieren es unter erheblichem Kostenaufwand.
1969 erbt Renate von Malaisé, die Enkelin von Ferdinand von Miller, den gesamten Besitz. Heute ist die Burg im Besitz von Christoph von Malaisé. Dieser hat mit der Gemeinde Karneid eine Vereinbarung getroffen, die vorsieht, dass die Gemeinde Sanierungsarbeiten auf der Burg finanziert und diese im Gegenzug für kulturelle Veranstaltungen und öffentliche Führungen nutzen darf.
Quelle: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente.
Literatur
  • Trentini, Carlo - Burg Karneid (Broschüre) | Bozen, 2009
  • Trapp, Oswald (Hrsg.) - Tiroler Burgenbuch, Band 8: Bozen | Raum Bozen | Bozen, 1989
  • Caminiti, Marcello (dt. Riedl, Franz Hieronimus) - Die Burgen Südtirols | Calliano, 1985 | S. 285-288
  • Weingartner, Josef - Tiroler Burgen | Innsbruck, 1962
  • Bitterli-Waldvogel, Thomas & Südtiroler Burgeninstitut (Hrsg.) - Südtiroler Burgenkarte | Bozen, 1995
Webseiten mit weiterführenden Informationen
  • -
Sonstiges
zurück nach oben | zurück zur letzten besuchten Seite Download diese Seite als PDF-Datei
Alle Angaben ohne Gewähr! | Die Bilder auf dieser Webseite unterliegen dem Urheberrecht! | Letzte Aktualisierung dieser Seite: 19.11.2014 [EG]