CHURBURG | CASTEL COIRA
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Allgemeine Informationen
Bedeutung Die Churburg gehört zweifellos zu den bedeutendsten Burg- und Schlossanlagen in Südtirol. Ursprünglich als Trutzfeste des Bistums Chur gegen die Machtbestrebungen der Vögte von Matsch errichtet, wurde ihre Geschichte von zwei der bedeutendsten Adelsfamilien der Region geprägt, den Herren von Matsch und denen von Trapp. Letztere sind heute noch Besitzer der Anlage.
Lage Die Churburg liegt, weithin sichtbar, südöstlich des Ortes Schluderns auf einem Berghang. Die Auswahl des Bauplatzes war (wie bei der ebenfalls Churischen Burg Fürstenburg) verteidigungstechnisch nicht besonders günstig gewählt. Die ursprüngliche Funktion als Kontrollstelle über Aktivitäten der Matscher Vögte an der Mündung des Matscher Tals ins Etschtal könnte als Erklärung dienen.
Nutzung Die Burg wird zu einem Teil noch durch die Besitzerfamilie Trapp bewohnt (östlicher/alter Palasteil, Kastellanwohnung und Gartenbereiche). Ein großer Teil mit kunsthistorisch bedeutender Ausstattung kann mit Führung besichtigt werden.
Bau/Zustand Die Churburg zeigt sich heute als ein seltenes Beispiel einer zum Renaissanceschloss umgebauten Burg, in dem die mittelalterlichen Bestandteile noch gut erhalten sind.
Die ursprüngliche Burg aus dem 13. Jahrhundert bestand aus dem Bergfried, dem östlichen Palasteil (Großer Stock), der Nikolauskapelle und einer diese Bauteile umgebenden Ringmauer. Bis zum Ende des Mittelalters änderte sich daran trotz einiger Baumaßnahmen auch wenig. Im 16. Jahrhundert erfolgte dann der Umbau zum Renaissanceschloss in zwei Bauphasen; der Palas wurde um einen Loggionhof mit herrlichen Fresken wohnlich erweitert, eine neue Burgkapelle wurde errichtet und der Burgplatz wird mit einem Turnierplatz/Gartenbereich großzügig nach Süden ausgedehnt.
Da die Churburg niemals ernshaft beschädigt und durchgängig als adliges Wohnobjekt genutzt wurde, befindet sie sich in einem historisch selten guten Erhaltungszustand und versprüht von außen und innen ein historisches Flair.
Typologie Die Churburg ist eine im Ursprung frühgotische Burganlage, die in der Spätgotik und Renaissance wohnlich ausgebaut wurde.
Höhenburg - Hangburg - ursprünglich Dynastenburg (Bischöfe von Chur), dann Ministerialensitz
Sehenswert
  • Der prachtvolle innere Burghof ist allseitig mit arkadengeschmückten Loggiengängen versehen. Er verbindet harmonisch Gratgewölbe und Rundbögen über reich gearbeiteten Pfeilern aus weißem Marmor, von denen jeder anders gestaltet und verziert ist. Große Teile der Loggien sind mit einzigartigen Fresken ausgemalt ( Äsop'sche Fabeln, Fabelwesen, Narrenbilder, Tiere mit lateinischen Sinntexttafeln, Stammbaum der Burgbesitzer mit Wappen)
  • Eine Reihe von Wohnräumen mit historischem Inventar:
    - Matscher Saal (auch Ahnensaal) mit Bildern von Angehörigen der Familie Trapp zwischen 1600 und 1800;
    - Jacobszimmer (ehemals Speisesaal) u.a. mit einem Bilderfries zu den vier Jahreszeiten un einer reich verzierten Kassettendecke;
    - Bibliothek.
  • Die Rüstkammer mit ca. 50 Rüstungen aus dem Eigentum der Burgbesitzer (Matsch und Trapp) und Hieb- und Stichwaffen (weltweit größte Sammlung dieser Art in privater Hand.
  • Die alte und die neue Burgkapelle mit interssanter Ausstattung.
  • Der Bergfried mit einer selten vorkragenden Wehrplatte und Schwalbenschwanzzinnen. Leider kann er nicht bestiegen werden.
Bewertung Die Churburg ist die am meisten besuchte Burg Südtirols. Auch für weniger Burgeninteressierte ist sie in jedem Fall eine Besichtigung wert.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46°39'48.9" N, 10°35'18.7" E
Höhe: 978 m ü. NN
Topografische Karte/n
Die Churburg auf der interaktiven Karte des Vinschgau
Kontaktdaten
Schloss Churburg | Churburg 1 | I-39020 Schludern
Tel: +39 0473 615241 | Fax: +39 0473 615113 | E-Mail: info@churburg.com | Internet: www.churburg.com
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Anfahrt zur Churburg erfolgt auf der Vinschgaustraße SS.40. In Schluderns ist die Anfahrt auf den zentralen Parkplatz unterhalb der Burg ausgeschildert.
Geodaten des Parkplatzes: 46°39'49.3" N, 10°35'15.9" E
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Schluderns ist eine Station der Vinschgaubahn (Meran-Mals). Vom Bahnhof ist die Churburg bequem zu Fuß zu erreichen.
Wanderung zur Burg
keine Angaben
Öffnungszeiten
20. März - 31. Oktober | täglich außer Montag | 10:00-12:00 Uhr und 14:00-16:30 Uhr, 12:00 und 16:30 Uhr Beginn der jeweils letzten Führung
Die Churburg kann innerhalb der Öffnungszeiten nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Die Führungen beginnen etwa alle 15 Minuten und finden bedarfsweise in deutsch, englisch oder italienisch statt.
Bitte prüfen Sie hier die aktuellen Öffnungszeiten.
Eintrittspreise
Eintrittspreis: 10,00 € (Ermäßigung: ja)
Bitte prüfen Sie hier die aktuellen Eintrittspreise.
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
Im Innenhof und den Innenräumen der Burg ist das Fotografieren und Filmen streng verboten.
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine Einschränkungen
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
Eine Besichtigung durch Rollstuhlfahrer ist nicht möglich.
Bilder
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Grundriss
Grundriss Sigmundskron
Quelle: Stampfer, Helmut / Südtiroler Burgeninstitut (Hrsg.) - Churburg Wohnkultur und Rüstkammer | Regensburg, 2009 (aus dem Archiv der Churburg)
  1. Bergfried
    28 Meter Höhe, quadratischer Grundriss bei 8,6 Meter Kantenlänge, 2,3 Meter Wandstärke, 5 Etagen, ursprünglicher Eingang in 8,5 Meter Höhe
  2. Alter Wehrgang
  3. Palas "Großer Stock"
  4. Burgweg
  5. Alte Burgkapelle (St. Nikolaus-Kapelle)
  6. Äußerer Burghof
  7. Glockenturm
  8. "Hinterer Stock"
  9. Rondell
  10. Turnierplatz, heute Garten
  11. Amorbrunnen
  12. Taubenturm
  13. Hinteres Tor
  14. Vorderer Torturm
  15. Zwinger "Die Wehr"
  16. "Thurndl"
  17. Neue Burgkapelle (St. Jakobs-Kapelle)
  18. Innerer Loggienhof mit Arkadengängen
  19. EG Archiv, OG Matschersaal
  20. Zisterne
  21. Küche
  22. Erker von 1518
  23. EG Stallung, OG Rüstkammer
Historie
Obwohl die Herren von Matsch als Vögte der Klöster Marienberg und Müstair Ministerialen des Bistums Chur sind, stehen sie mehrfach in Fehde mit diesem und versuchen ständig, ihre Macht im Vinschgau mit allen Mitteln auszubauen.
1253 wird nach einer dieser Fehden in einem Schiedsspruch dem Bischof von Chur, Heinrich IV. von Montfort, nach dem siegreichen Abschluss eine Fehde mit den Matschern das Recht eingeräumt, an einer beliebigen Stelle zwischen Cleven und Latsch eine Burg zu errichten. Der Bischof entscheidet sich bewusst für den Ausgang des Matscher Tals, in dem sich der Stammsitz der gleichnamigen Vögte befindet, um deren Machtgelüste einzudämmen.
1259 wird die neuerrichtete Burg erstmals erwähnt, als Bischof Heinrich in ihr eine Urkunde ausstellt.
Die ursprüngliche Burg besteht aus dem starken Bergfried, dem Palas (heute westlicher Teil) und der Nikolauskapelle, alles von einer Ringmauer eingeschlossen.
Bereits wenige Jahre später befindet sich die Burg im Besitz des Grafen Meinhard II. von Tirol, dem es zu dieser Zeit gelungen ist, mit Skrupellosigkeit und Diplomatie die Macht in großen Teilen des heutigen Südtirol gegen die weltliche Herrschaft der Bistümer Chur, Brixen und Trient an sich zu reißen.
1297 befindet sich die Burg im Besitz der Vögte von Matsch, vermutlich als Lehen des Tiroler Landesfürsten. Über den Zeitpunkt, zu dem sie ihren Stammsitz hierher verlegen, gibt es unterschiedliche Aussagen.
1363 werden mit der Abtretung Tirols an Herzog Rudolf IV. von Habsburg aus den bis dahin freien rätischen Edelleuten von Matsch Vasallen der Landesfürsten.
Im 14. Jh liefern sich die einzelnen Familienzweigen der Matscher blutige Fehden, in denen u.a. der unterhalb der Burg als Vorwerk stehende Pfaffenturm zerstört wird.
Im 14. und 15. Jh nehmen die Matscher Um- und Erweiterungsbauten an der Burg vor, ohne jedoch deren bauliche Grundstruktur zu verändern. Spätestens jetzt ist die Churburg ihr Stammsitz.
Ende des 15. Jh führt die Misswirtschaft des Gaudenz Matsch zum wirtschaftlichen Niedergang des Geschlechtes. Schließlich muss er sich von seinen Neffen, den Brüdern Trapp, unterhalten lassen.
1499 wird die Burg im Schwabenkrieg von landesfürstlichen Truppen unter Wolfgang von Hammersbach besetzt. Nach der Niederlage an der Calven leistet die Burg tapferen Widerstand gegen die Bündner und kann sich halten.
1504 stirbt mit Gaudenz der letzte Matscher. Es beginnen jahrelange Erbstreitigkeiten zwischen Erhard von Polhaim, seinem Schwiegersohn, und den Söhnen seiner Schwester, Barbara Trapp-Matsch, Jakob V. und Karl von Trapp. Die Hälfte der Burg wird durch den Bischof von Chur an die Trapp zu Lehen gegeben.
1516 besucht Kaiser Maximilian I. die Burg. In diesem Zusammenhang entsteht angeblich die Idee zum Anlegen der Rüstkammer.
1517 wird das Gerichtsgebiet Glurns und Mals an die Herren von Trapp verpfändet. Die Trapp versuchen die Unabhängigkeit ihres Gerichts vom Landesherren zu waren und üben tatsächlich eine fast uneingeschränkte Herrschaftsgewalt aus.
1537 kommt es durch einen Schiedsspruch endlich zum Ausgleich der Erbansprüche mit den Herren von Polhaim. Die Churburg und der Matscher Besitz im Vinschgau fallen nun komplett an die Herren von Trapp.
Im 16. Jh lassen die Trapp die Burg in zwei großen Bauphasen (Spätgotik + Renaissance) zur heutigen Gestalt modernisieren und ausbauen. Sie erweitern den Palas, bauen eine neue Kapelle und lassen den prachtvollen Loggienhof errichten.
1541 erfolgt die erste landesfürstliche Belehnung der Trapp mit der Burg.
1561 wird die neue Burgkapelle geweiht.
1605 wird das Gericht Matsch der Tiroler Gerichtsbarkeit unterstellt. Im gleichen Jahr wird die Familie Trapp in den Freiherrenstand erhoben.
1655 erlangen die Trapp den österreichischen Grafenstand mit dem Prädikat "von Matsch".
1850 wird die Churburg letztmalig als landesfürstliches Lehen an die Grafen Trapp vergeben. Seit dem ist die Burg freies Eigentum der Familie Trapp, die sie bis heute bewohnt.
Quelle: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente.
Literatur
  • Stampfer, Helmut / Südtiroler Burgeninstitut (Hrsg.) - Churburg Wohnkultur und Rüstkammer | Regensburg, 2009
    empfehlenswerte Broschüre zu Geschichte, Baubeschreibung und Besichtigung der Burg mit vielen Bildern
  • Trapp, Oswald (Hrsg.) - Tiroler Burgenbuch, Band 1: Vinschgau | Bozen, 1980
  • Caminiti, Marcello (dt. Riedl, Franz Hieronimus) - Die Burgen Südtirols | Calliano, 1985 | S. 259-264
  • Menara, Hanspaul - Südtiroler Burgen, Schlösser und Ansitze (Ein Bildwanderbuch) | Bozen, 1999 | S. 26-27
  • Lorenzi, Daniele - Burgen und Schlösser im Trentino und in Südtirol | Mailand/Trient | S. 152-155
  • Weingartner, Josef und Weingartner-Hörmann, Magdalena - Die Burgen Tirols (Ein Burgenführer durch Nord-, Ost- und Südtirol) | Innsbruck, 1981
  • Graziadei, Helga - Burgenland Südtirol | Lana, 1998
  • Donati, Roberto - Schlösser des Trentino und Südtirol | Mailand, k.A.
  • Rampold, Josef - Vinschgau | Bozen, 1974
  • Aufsess, Hans Max von - Burgen | München, 1988
Webseiten mit weiterführenden Informationen
  • Churburg
    Webseite zur Burg
    inhaltliche und Besucherinformationen
Sonstiges
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