BURG BOYMONT | CASTEL BOYMONT
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Allgemeine Informationen
Bedeutung Die Burg Boymont wurde um 1230 in der Hochzeit des Tiroler Burgenbaus als Ministerialensitz der gleichnamigen Herren errichtet. Um 1425 brannte sie komplett aus und verfiel anschließend komplett zur Ruine. 1977 beendete der Hotelier und Gastwirt Fritz Dellago den Dornröschenschlaf und ließ Boymont aufwändig restaurieren und sichern.
Lage Dort, wo sich das Bergmassiv auf der südwestlichen Seite der Etsch über dem kleinen Ort Missian erhebt, steht auf einem nur mäßig erhöhten, ins Tal vorstehenden Felsrücken die Ruine der Burg Boymont. Nach Norden wird der Burgplatz in einiger Entfernung vom ansteigenden Berg überhöht. Hier befand sich die Angriffsseite. Aber auch nach den anderen Seiten fällt der Burgplatz nicht sofort ins Tal ab.
Nutzung Die Burgruine ist im Besitz der Hoteliersfamilie Dellago, die hier eine Burgschenke betreibt.
Bau/Zustand Nach der umfangreichen Restaurierung in den 1970er Jahren zeigt sich die Burgruine in einem vorbildlichen Zustand.
Boymont nimmt innerhalb der Südtiroler Burgen in mehrerer Hinsicht eine Sonderstellung ein. Zum einen hatten bei ihrem Bau offensichtlich die Aspekte der Wohnkomforts Vorrang vor denen eines soliden Schutzes der Bewohner. So bietet der Burgplatz nur sehr bedingt natürlichen Schutz und bei der im Grundriss rechteckigen, kastellartigen Anlage dominieren die klaren Linien. Zum anderen ist die gesamte Anlage offensichtlich in einem Zug im spätromanischen Stil erbaut und später kaum noch verändert worden. Außerdem scheint das Mauerwerk nach der Brandkatastrophe im 15. Jahrhundert nur wenig geplündert worden zu sein, so dass die vorhandenen Bautenreste relativ umfangreich und aussagefähig sind.
Der Zugang zur Burg erfolgt durch ein relativ ungeschütztes Tor auf der Ostseite. Der Torbau beherbergte im Obergeschoss die Burgkapelle, von deren einstiger Pracht sich jedoch nichts erhalten hat. Dahinter verläuft ein früher wahrscheinlich überbauter Hofgang, von dem aus der Zugang zum Palas, dem großen Bergfried (1) und weiteren Wohn- und Wirtschaftsbauten gewährt wurde. Gegen die Angriffsseite im Norden war die Burg durch zwei in den Mauerecken stehende Bergfriede geschützt, zwischen denen eine hohe Schildmauer verläuft. Beide Türme besitzen dreifach gekuppelte Rundbogenfenster (Triforien) und waren bewohnbar. Der größere von beiden, der in der Nordostecke steht, weist in der Ostwand eine sehr große, rundbogige Fensteröffnung auf, wie sie auch bei den nahen Burgen Payrsberg und Neuhaus vorkommt. Der große, ehemals dreigeschossige Palas befindet sich in der Südostecke der Burg. In den beiden Obergeschossen besitzt er Reihen romanischer Triforien. Das Erdgeschoss besitzt eine massive Mittelsäule, die die ehemals darüber liegende Etagendecke zu stützen hatte. Erwähnenswert ist außerdem die Außenwand eines dem Palas westlich vorgelagerten Baus. Sie weist zwei Reihen beidseitig getrichterter Öffnungen auf, denen man, jedoch nicht unumstritten, Belüftungsfunktionen zuordnet (siehe unter Links). Den westlichen Abschluß der Burg am relativ großen Burghof bilden der kleine Bergfried (2) im Norden und ein wohnturmartiger Bau im Süden. Beide Gebäude werden heute von der Burgschenke genutzt. Der kleine Bergfried kann nicht betreten werden.
Typologie Boymont ist eine spätromanische Burg mit Übergangselementen zur Frühgotik
Höhenburg - Gipfelburg - Ministerialensitz
Sehenswert
  • das Gesamtensemble der Burg
  • der große Bergfried mit Triforien, einem rundbogigen Panoramafenster, einer Treppe in der Mauerstärke und einem Gang in die Schildmauer
  • die Reste des ehemaligen Palas mit den Reihen dreibogiger, romanischer Rundbogenfenster
  • eine Vielzahl weiterer, interessanter baulicher Details
Bewertung Boymont zählt zweifellos zu den interessantesten und sehenswertesten Burgruinen in ganz Südtirol. Ihre besondere Bedeutung erlangt sie vor allem dadurch, dass sie uns heute ein fast unverfälschtes Bild einer hochmittelalterlichen Wohnburg bietet, die in ihren baulichen Ausführung der Spätromanik zuzuordnen ist.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46°29'01.3"N 11°14'43.5"E
Höhe: ca. 585 m ü. NN
Topografische Karte/n
Burg Boymont auf der Karte von OpenTopoMap
Kontaktdaten
Resort Schloss Hotel Korb | Hocheppanerweg 5 | I-39050 Missian/Eppan
Telefon: +39 0471 636000 oder +39 333 1503760 (mobil)
E-Mail: info@schloss-hotel-korb.com | Internet: www.schloss-hotel-korb.com/boymont
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die MEBO (Schnellstraße zwischen Bozen und Meran) am Abzweig Eppan/Appiano auf die SS42 in Richtung Eppan (Süden) verlassen. Nach ca. 2,5 Kilometer rechts nach St. Pauls/San Paolo abbiegen. Diese Eppaner Fraktion durchfahren und den Hinweisschildern zum Schloss Korb folgen.
Parkmöglichkeiten am Schloss Hotel Korb. Koordinaten: 46°28'57.0"N 11°14'58.4"E
In der Saison ist der Parkplatz oft restlos belegt. Alternativ kann man am Ortrand von Missian parken. Koordinaten: 46°28'58.9"N 11°15'17.0"E
Vom Schloss Hotel Korb zu Fuß dem ausgeschilderten Weg bergauf zur Burg oder der Wegführung unter "Wanderung zur Burg" folgen.
Man kann die Burg alternativ von der Eppaner Fraktion Perdoning auf einem berab führenden Wanderweg erreichen.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Vom Busbahnhof Bozen mit der Linie 130.1 in Richtung Kaltern bis zum Bahnhof St. Michael fahren. Hier in den Eppaner Citybus 135.2 Richtung Frangart umsteigen und bis zum Haltepunkt Missianerweg fahren. Anschließend dem Missianerweg/Hocheppanerweg zu Fuß bis zum Schloss Hotel Korb folgen.
Vom Schloss Hotel dem ausgeschilderten Weg bergauf zur Burg (Gehzeit ca. 45 Min.) oder der Wegführung unter "Wanderung zur Burg" folgen.
Wanderung zur Burg
"Drei-Burgen-Wanderung" oder "Eppaner Burgenweg"
Die beschriebene Wanderung ist gut ausgeschildert und kann selbstverständlich in beiden Richtungen begangen werden.
Vom Schloss Hotel Korb zu Fuß auf der schmalen Asphaltstraße kurz nordwärts, dann bei Wegzeiger links ab und der Markierung 9 B folgend durch schönen Laubwald in ca. 45 Min. hinauf zur Ruine Boymont. Nun auf dem beschriebenen Herweg wieder rund 300 Meter zurück, dann links ab (Wegweiser "Burgenweg Korb - Boymont - Hocheppan«) und auf Steig 9 A zunächst leicht ansteigend und später eben durch Buschhänge zum Rand einer Schlucht. Jetzt über eine steile, aber gut abgesicherte Treppenanlage hinab zum Bach und jenseits auf gutem Fußweg hinauf zum Schloß Hocheppan. Nach der Besichtigung weiter der Beschilderung "Burgenweg" folgend durch Buschwald hinab gegen den Kreidenturm und dann südwärts, an zwei Weinhöfen vorbei, wieder zurück zum Schloß Korb.
Höhenunterschied: ca. 200 Meter | Gesamtgehzeit: ca. 2 - 2,5 Std. | Orientierung und Schwierigkeit: relativ unkomplizierte Wanderung, lediglich das Durchqueren der Schlucht auf dem Weg zwischen Hocheppan und Boymont erfordert etwas Kondition und vernünftiges Wanderschuhwerk
Quelle: Menara, Hanspaul - Südtiroler Burgen, Schlösser und Ansitze (Ein Bildwanderbuch) | Bozen, 1999 | S. 90-93
Öffnungszeiten
April bis Anfang November / Dienstag - Sonntag: 11:00 - 17:00 Uhr (Montag Ruhetag)
Bitte prüfen Sie hier die aktuellen Öffnungszeiten.
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
keine
Gastronomie auf der Burg
In der Burg befindet sich eine Burgschenke.
Öffnungszeiten: April bis Anfang November / Dienstag - Sonntag von 11:00 - 17:00 Uhr
Link zur Webseite des Burgschenke Boymont
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
Die Burgruine ist auf einem befestigten Fahrweg zu erreichen, der jedoch relativ lang und steil ist.
Bilder
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Grundriss
Grundriss Boymont
  1. Torhaus am Zugang zur Burg mit der Burgkapelle im Obergeschoss
  2. Palas
  3. Bergfried 1
    quadratischer Grundriss mit 9 Meter Kantenlänge, 26 Meter hoch, 2,4 Meter Mauerstärke, Eingang in 12 Meter Höhe
  4. Bergfried 2
    quadratischer Grundriss mit 8 Meter Kantenlänge, 20 Meter hoch
  5. Schildmauer
    16 Meter hoch, 2,4 Meter Mauerstärke
  6. Wohnturm
  7. Burghof
  8. Hofgang, vermutlich überbaut
  9. Wohn- und Wirtschaftsbauten unterschiedlicher Nutzung
Quelle: Krahe, Friedrich-Wilhelm - Burgen des deutschen Mittelalters (Grundriss-Lexikon) | Augsburg, 1996 | S. 116/117
(durch Autor leicht aktualisiert)
Historie
Um 1230 wird die Burg in der Blütezeit des Tiroler Burgenbaus errichtet. Auftraggeber sind die Grafen von Eppan, die ihren Stammsitz nur wenige 100 Meter entfernt haben. Sie übergeben die Burg als Lehen an ihre Ministerialen, die Herren von Boymont und Korb.
1239 wird ein Heinrich von Boymont (gest. um 1245) in einer Urkunde erwähnt.
1244 erfolgt die erste schriftliche Erwähnung der Burg.
1413 gelangt die Burg durch Erbschaft an Ulrich Kässler, Sekretär des Tiroler Herzogs Friedrich "mit der leeren Tasche", der mit Barbara von Boymont verheiratet ist. Die Kessler nennen sich anschließend Kessler-Boymont.
Um 1425 wird die Burg, vermutlich im Zusammenhang mit Erbstreitigkeiten, durch einen Brand zerstört. Es bleibt nur das stehen, was aus Stein gebaut ist. Die Burg wird anschließend nicht wieder aufgebaut und verfällt vollends zur Ruine.
1425 , bereits nach dem Brand, erwerben die Grafen von Wolkenstein-Trostburg die Ruine.
1884 kaufte Josef von Zastrow Boymont.
1910 erwirbt Anton Graf Enzenberg die Burg.
1977 erwirbt Fritz Dellago die Burg und lässt sie aufwändig restaurieren und sichern. Seither befindet sie sich im Besitz seiner Familie und wird mit einer Burgschenke bewirtschaftet.
Quelle: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente.
Literatur
  • Hörmann-Weingartner, Magdalena - Tiroler Burgenbuch, Band 10: Überetsch und Südtiroler Unterland | Bozen, 2011
  • Caminiti, Marcello (dt. Riedl, Franz Hieronimus) - Die Burgen Südtirols | Calliano, 1985 | S. 143-144
  • Menara, Hanspaul - Südtiroler Burgen, Schlösser und Ansitze (Ein Bildwanderbuch) | Bozen, 1999 | S. 90-93
  • Bitterli-Waldvogel, Thomas & Südtiroler Burgeninstitut (Hrsg.) - Südtiroler Burgenkarte | Bozen, 1995
  • Mahlknecht, Bruno - Burgen, Schlösser und Ansitze in Eppan | Eppan, 1978
  • Weingartner, Josef und Weingartner-Hörmann, Magdalena - Die Burgen Tirols (Ein Burgenführer durch Nord-, Ost- und Südtirol) | Innsbruck, 1981
  • Weingartner, Josef - Bozner Burgen | Bozen, 1959
  • Weingartner, Josef - Tiroler Burgen | Innsbruck, 1962
Webseiten mit weiterführenden Informationen
Sonstiges
  • Sage: Schloss Boymont in Flammen
    Schloss Boymont in Flammen

    Eines der größten und schönsten Schlösser des ganzen überetscher Gebietes war einst Boymont, auf einem aussichtsreichen Hügel hoch über Missian gelegen. Es gehörte den Herren von Boymont und dann, nach deren Aussterben, ihren Erben, den adeligen Herrn Kaßler von Boymont. Als sich an einem Fronleichnamstage die Kaßler mit ihrem Gesinde herab nach St. Pauls in die Kirche begeben hatten und eben mit den vielen Gläubigen an der feierlichen Fronleichnamsprozession durch die gesegneten Güter von St. Pauls teilnahmen, ertönte plötzlich der Ruf: "Schloss Boymont brennt, Schloss Boymont brennt!"
    Nach anfänglichem Zögern machten sich die Männer sogleich auf nach Boymont, um zu löschen. Doch es war bereits zu spät: Boymont stand hellauf in Flammen und sank binnen kurzem in Asche. Es wurde nie wieder aufgebaut.
    Die Ursache des Brandes wurde nie bekannt: Während die einen vermuteten, der Brand sei durch das übertriebene Schmalzsieden der Köchin - der einzigen im Schloss zurückgebliebenen Person - entstanden, munkelten andere gar, die Feinde, deren die reichen Kaßler sehr viele hatten, müßten die Köchin bestochen haben, auf daß sie ihnen Einlaß in die Burg gewähre und sie diese dann anschüren könnten. Da jedoch die Köchin in den Flammen umkam, konnte nie etwas Gewisses herausgefunden werden.

    Quelle: Weber, P. Beda - Die Stadt Bozen und ihre Umgebungen | Bozen, 1849 | S. 435
  • Video: Schloss Boymont aus der Luft auf peer.tv
  • Video: Drei Burgen Wanderung bei Eppan auf peer.tv
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